Alfred Daiber

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Alfred Daiber (* 9. Juni 1886 in Böblingen; † 27. Juni 1961 in Stuttgart) war ein deutscher Architekt, der zunächst freiberuflich in Stuttgart, von 1936 bis 1942 als Baubeamter in Hamburg und nach 1945 wiederum selbstständig arbeitete.

Alfred Daiber war Sohn des Fabrikdirektors Fritz Daiber.[1] Von 1904 bis 1909 absolvierte er ein Architekturstudium an der Technischen Hochschule Stuttgart, u. a. bei Theodor Fischer und Paul Bonatz, zwei Vertreter der „Stuttgarter Schule“.[1] Nach Ablegung des Diploms wurde er Leiter des Stadterweiterungsamtes in Neukölln (heute Berlin).[1] Am Ersten Weltkrieg nahm er als Hauptmann teil.[1]

Nach Ende des Krieges machte Daiber sich als Architekt in Stuttgart selbständig. Ab Mitte der 1920er Jahre war er u. a. am Bau der Raitelsbergsiedlung beteiligt und entwarf die Raitelsbergschule. Außerdem zeichnete er für das Verwaltungsgebäude des Württembergischen Revisionsvereins (1928) und das AOK-Haus (1932) verantwortlich – beide geprägt von Vorstellungen des Neuen Bauens.[1] Schließlich erreichte er mit dem Bau der Brenzkirche (1933) einen vorläufigen Höhepunkt seines Schaffens.[1]

Alfred Daiber war bereits 1932 in die NSDAP eingetreten und wurde 1936 zum Leiter des Hochbauamtes in Hamburg ernannt – zuständig für den Entwurf öffentlicher Bauten, insbesondere Kliniken.[1] Während seiner Tätigkeit als Baudirektor in Hamburg entwickelte er mit Carl-Friedrich Fischer ab 1937 den Gedanken, die Elbe durch eine Hochbrücke zu überqueren, den später auch Konstanty Gutschow verfolgte.[2]

Obwohl zuvor Karl Ahrens im Rahmen der planerischen Entwürfe zum Gauforum die Beteiligung aller deutschen Architekten ankündigte, wurden nur Werner March, Konstanty Gutschow, Hans Großmann, Erich zu Putlitz und zuletzt Alfred Daiber aufgefordert, Entwürfe für das in diesem Zusammenhang stehende Gauhochhaus einzureichen.[3]

In den 1950er Jahren war Daiber in Reichenbach bei Oberstdorf ansässig und selbstständig tätig.[4][5]

Sein älterer Bruder war der Architekt und Maler Hans Daiber (1880–1969).

Bauten und Entwürfe

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • 1926–1928: städtebauliche Planung der Raitelsberg-Siedlung in Stuttgart-Ost[6]
  • 1927: Wettbewerbsentwurf für das evangelische Gemeindehaus an der Altenburger Steige in Stuttgart (nicht ausgeführt)[7]
  • 1927/1928: Wettbewerbsentwurf für eine Schwimm- und Badeanstalt in Reutlingen (Ankauf, nicht ausgeführt)[8]
  • 1928 Verwaltungsbau des Württembergischen Revisionsvereins, Stuttgart-West, Bebelstr. 48[9]
  • 1928: Wettbewerbsentwurf für ein Verwaltungsgebäude des Ortskrankenkassenverbands Stuttgart (prämiert mit dem 1. Preis)[10]
  • 1928–1929: Raitelsbergschule in Stuttgart, Röntgenstraße
  • 1929: Wettbewerbsentwurf für die Neckarufer-Bebauung in Stuttgart (gemeinsam mit Max Jacobshagen; prämiert mit einem 2. Preis)
    Im Rahmen der Neubebauung der Cannstatter Wasen sollte auch die Einbindung der Villa Berg mit dem zugehörigen Park erfolgen.[11]
  • 1932: Friedhofskapelle in Winnenden[12]
  • 1932–1933: evang. Brenzkirche in Stuttgart-Weißenhof, Am Kochenhof 7 (1939 durch Rudolf Lempp mit einem Steildach aufgestockt; nach Kriegsschäden 1947 durch Lempp wiederaufgebaut; unter Denkmalschutz)[13]
  • 1936: Pläne für die neue württembergische Feuerwehrschule auf dem Stumpenhof in Plochingen (wegen Kriegsbeginn nicht ausgeführt)[14]
  • 1952: Gedächtnisstätte für die Gefallenen und Vermissten beider Weltkriege an der Nordwestseite der Pfarrkirche St. Michael in Oberstdorf-Schöllang[4]
  • Helmut Richter (Hrsg.): Landhäuser, Gärten, Wochenendhäuser. Wendt & Matthes, Berlin um 1935.
  • Ralf Lange: Vom Kontor zum Großraumbüro. Büro- und Geschäftsviertel in Hamburg 1945–1970. Verlag Langewiesche, Königstein (Taunus) 1999, ISBN 3-7845-4611-0.
  • Jan Lubitz: Daiber, Alfred. In: Franklin Kopitzsch, Dirk Brietzke (Hrsg.): Hamburgische Biografie. Band 7. Wallstein, Göttingen 2020, ISBN 978-3-8353-3579-0, S. 58–59.
  • Jan Lubitz, Reinhard Lambert Auer, Karl-Eugen Fischer, Marielle Schlüter: Die Brenzkirche. stuttgarter bauheft Nr. 01, Schaff-Verlag, Hamburg 2017, ISBN 978-3-944405-31-5 (darin Kurzbiografie).

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d e f g Jan Lubitz: Der Architekt Alfred Daiber. In: stuttgarter bauheft (Die Brenzkirche). Band 01. Schaff-Verlag, Hamburg 2017, ISBN 978-3-944405-31-5, S. 30–31.
  2. Norbert Baues: Porträt C. F. Fischer. (Memento vom 28. Mai 2008 im Internet Archive) auf den Internetseiten des Hamburgischen Architekturarchivs; abgerufen am 14. Juli 2013
  3. Claudia Ingrid Turtenwald: Fritz Höger (1877–1949). Architekt zwischen Stein und Stahl, Glas und Beton. Dissertation, Westfälische Wilhelms-Universität, Münster 2003, S. 196 ff.
  4. a b Gedächtnisstätte Oberstdorf-Schöllang. denkmalprojekt.org; abgerufen am 22. Juli 2013.
  5. Der Baumeister, 56. Jahrgang 1959, S. 126 (Erwähnung von „Architekt BDA Baudirektor a.D. Alfred Daiber, Reichenbach / Allg.“ als Fachpreisrichter ein einem Wettbewerb)
  6. Weimarer Republik – Zwischen Tradition und Moderne 1922–1935; [9] Raitelsberg. (Memento vom 8. März 2015 im Internet Archive) In: archimedium.de, abgerufen am 22. Juli 2013.
  7. Grundsteinlegung. Evangelische Steigkirchengemeinde Stuttgart-Bad Cannstatt, abgerufen am 12. April 2023.
  8. Mitteilungen. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 8, 1928, S. 125 (zlb.de – Wettbewerbe).
  9. Liste der Kulturdenkmale Stuttgart-West
  10. Mitteilungen. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 39, 1928, S. 638 (zlb.de).
  11. Entwurf Alfred Daiber und Max Jacobshagen, Stuttgart. In: Zeitschrift für Bauwesen. Nr. 6, 1929, S. 151 (zlb.de).
  12. Adolf Schahl: Die Kunstdenkmäler des Rems-Murr-Kreises. München / Berlin 1983, S. 1499.
  13. Evangelische Brenzkirche. kirchbau.de; abgerufen am 22. Juli 2013.
  14. Pläne und Akten zum geplanten Bau der Feuerwehrschule im Stadtarchiv Plochingen, Bestand Böhringer A 639 Feuerwehrschule beim Stumpenhof.