Alina Gross
Alina Gross, bürgerlich: Alina Casselmann (* 22. Februar 1980 in Czernowitz), ist eine deutsch-jüdische Fotografin und experimentelle Künstlerin, die mit einer Spezialisierung auf Selbstporträts immer wieder sich selbst und ihren Körper thematisiert. Im Mittelpunkt ihres insbesondere von Frida Kahlos künstlerischem Werk inspirierten Schaffens steht die Frau und die Suche nach der Persönlichkeit zwischen Selbst- und Fremdbild, Selbstbestimmung, Rollenerwartung und Anpassungsdruck. Einflüsse und Anregungen verdankt sie Robert Mapplethorpe sowie Louise Bourgeois.[1] Alina Gross ist in der Bodypositivity-Bewegung aktiv. Ihre Bilder werden u. a. vom Trunk Archive in New York City lizenziert und vertrieben.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Alina Gross wurde 1980 als Kind ukrainischer, tatarischer und transsilvanischer Vorfahren in Tschernowitz geboren und erlebte ihre Kindheit als eine Blütezeit der Sowjetunion kurz vor ihrem Zusammenbruch. Ihr Leben vor der Emigration in die Bundesrepublik war trotz Glasnost und Perestroika geprägt von Kindheitserinnerungen an das Pathos kommunistischer Paraden, an aktive Disziplin in Ferienlagern und Sportaktivitäten. Einige Zeit nach dem Putsch gegen Gorbatschow emigrierten sie und ihre Eltern 1992 als jüdische Kontingentflüchtlinge nach Deutschland, wo Alina verschiedene Schulen besuchte und im Jahr 2000 am Gymnasium Wuppertal-Vohwinkel ihr Abitur mit den Schwerpunkten Deutsch und Geschichte ablegte.
1998 machte Alina Gross erste Erfahrungen als Model und erhielt Einblicke in das Fotobusiness, das sie fortan aus der Perspektive des Models, aber auch aus der des Fotografen zu interessieren begann.
Nach der Jahrtausendwende absolvierte sie ein Praktikum bei Thomas Philippi (Werbe- und Industriefotografie) und assistierte bei Thomas Rusch in Paris. Erste Arbeiten für den KunstKlub K21 und die Kunstsammlung NRW schlossen sich an sowie ein Praktikum bei Svenson (Mode- und Werbefotografie) und ein Studiengang Kommunikationsdesign an der Bergischen Universität Wuppertal (2006 Abschluss zum Dipl. Des. mit Spezialisierung auf inszenierte Fotografie). In den folgenden Jahren war sie als Fotografin für die renommierte Agentur Thomsen Models (vormals Cockroach) in Düsseldorf und Hamburg tätig.
Seit 2012 ist sie freie Fotografin in Düsseldorf, war Gastdozentin für Modefotografie beim Düsseldorfer Fashion Design Institut von 2011 bis 2017 und ist seit 2020 bis heute Dozentin an der Hochschule Niederrhein. University of Applied Sciences. Im Laufe ihrer Karriere hatte sie die Gelegenheit, mit unter anderen Thomas Rusch, Mert Alaş (Quarantine Days), Sydney LaFaire, Daniel Roseberry (Schiaparelli), Alessandro Michele (Gucci) oder Sofia Lucas (Vogue) zusammenzuarbeiten.
Alina Gross lebt in Bochum, ist verheiratet und hat drei Kinder.
Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein Großteil der Arbeiten von Alina Gross thematisiert den menschlichen, insbesondere den weiblichen Körper und fotografiert ihn – zumeist in seiner Nacktheit. Durch die intensive und neuartige Darstellung der weiblichen Form während Schwangerschaft und Mutterschaft positioniert und transponiert Gross die Perspektive auf den menschlichen Körper vom Tabu zu einer neuen Natürlichkeit.
Ausstellungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2004: Köln, Canon ProFashional Photo Award
- 2005: Wuppertal, Stadthalle, „Les grand bourgeoises“[2]
- 2006: Wuppertal, Artfabrik, „Narcissus Suite“[3]
- 2007: Düsseldorf, IGEDO Fashion Fairs, CPD
- 2009: Wuppertal, Backstubengalerie, “Der nackte Mensch”
- 2011: Wuppertal, “Die unheimliche Frau”[4]
- 2012: Liegnitz/Polen, “Näher”[5]
- 2013: Paris, Fotofever Festival, Carrousel du Louvre
- 2015: Düsseldorf, NRW Forum, ego update #selfieausstellung
- 2016: Wuppertal, Kolkmannhaus, Tentacled[6]
- 2018: Mailand, Base Milano, #anewrenaissance
- 2020: London, “how to save theVagina Museum”[7]
- 2020: Köln, Photoszene Festival, #picturesfromhome
- 2021: Berlin, Alte Münze, “Corona Culture”[8]
- 2021: Athen, Siilk Gallery “QueerArchive”
- 2022, Berlin, Sechsmal Kunst aus der Partnerstadt Wuppertal im Rathaus Schöneberg[9]
- 2022: Mailand, Just Woman, Fondatione Luciana Matalon[10]
- 2022: Athen, Queer Archive Festival
- 2022: Lissabon, Portugal, Thirdbase, “New Femininity”[11]
- 2023: Berlin, The Knast, Queer Archive Festival "Tom of Finnland Foundation"[12]
- 2023: Köln, Kunstwerk: „Normalität“[13]
- 2023: Mailand, Photovogue Festival[14]
Preise und Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2004: Köln, Canon ProFashional Photoaward[15]
- 2018: Hasselblad Masters Finalist Category Fashion & Beauty[16]
- 2018: Mailand, Photovoguefestival Finalist / Anewrenaissance[17]
- 2022: Berlin, GoSeeAwards, Silver / Beauty in Everything[18]
Presse (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Modefotografie ohne Models?, Martina Mettner, Januar 2010 (über Alina Gross' historisierende Pin-up-Fotografie)
- Ein Augenzwinkern und viele Frauenbilder. Alina Gross setzt sich und ihre Kunst im Kolkmannhaus in Szene, in: Westdeutsche Zeitung, Juli 2010
- Kunstvolle Liebes-Stempel, in Wuppertaler Rundschau, August 2017 (Inszenierung des hebräischen Alphabets durch menschliche Modelle)
- Body Positivity? Frauen(-Körper) in der Kunst und Medien, in: CREME GUIDES LIFESTYLE, März 2021 (u.a. über Alina Gross' Instagram-Sperren etc.)
- PROFIFOTO 3, 2021: Frauen in der Fotografie. Die benachteiligte Frau?!, Seite 25
Hardcover
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Inszenierte Fotografie. Bergische Universität Wuppertal, Prof. Susan Lamér 2001–2006. Seite 74–75
- Blickfang: Deutschlands Beste Fotografen 2019/2020, Norman Beckmann Verlag & Design, ISBN 978-3-939028-88-8 (Alina Gross: Seite 151,152)
- The Curators Journal. EROS, 2021, Seite 49
- Giorgio Bonomi, The solitary body. The self-timer in contemporary photography, vol. III, 2021 Rubbettino Editore, Seiten 84, 274 (Selbstporträts von Alina Gross während ihrer Schwangerschaft)
- Giorgio Bonomi, Il corpo solitario (vol III). L'autoscatto nella fotografia contemporanea. Rubbettino Arte Contemporanea, 2021, ISBN 978-88-498-7129-6
- Riga Photography Biennial / NEXT 2021, No future. The trials and tribulations of photography on instagram, Essay by Jorg Kolberg, Seite 8–18
- The Beauty of Imperfection. Snap Collective Publishing, 2022. ISBN 978-1-915600-10-3. (Neuauflage 2023. ISBN 978-87-94484-53-4)
Videos
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Alina Gross, interview for purplehaze Magazine, April 2020
- ALINA GROSS a „Ciao Fotografo“ - Da modella a fotografa (Fotochiacchiere), September 2020
- INTERVIEW MIT ELKE KUHLEN; PHOTOSZENE Köln (Sommer 2022)
- Interview with Daria Migalova about female gaze, feminism, fashion business and more ... (Dezember 2022)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Kunst entsteht aus meinem Leben
- ↑ „Les grandes bourgeoises“. Alina Gross inszeniert Labyrinthe der Lust
- ↑ Kunst aus Art Fabrik geht nach Köln
- ↑ Die Nordrhein-Westfälische Bibliographie
- ↑ Galerie Sztucki, Liegnitz, Polen, Blizej
- ↑ wuppertaler rundschau: Mit acht Armen
- ↑ Vagina Museum - opensoon
- ↑ Corona Culture. EXHIBITION CATALOGUE
- ↑ Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg
- ↑ JUST WOMEN Collater.al Photography 2023
- ↑ A Nova Feminilidade Exhibition
- ↑ TOM OF FINLAND. Art & Culture Festival - Berlin 2023. The Queer Archive gallery joined Tom of Finland's Art and Culture festival in Berlin with the work of 14 international artists.
- ↑ Normalität. Ausstellung des Female Photoclub NRW
- ↑ 13 Artists Redefining Beauty
- ↑ InterModa.ru: Лучшие снимки лучших фотографов моды и самое большое fashion фото в мире на выставках моды IGEDO в Дюссельдорфе
- ↑ Insta: Hasselblad Masters 2018
- ↑ [https://web.archive.org/web/20180704114402/https:/www.vogue.it/en/photo-vogue-festival/2018/05/10/huawei-a-new-renaissance-photo-vogue-festival-2018/ Photo Vogue Festival 15-18 November 2018 - Milan]
- ↑ GOSEE.NEWS: and the winner is ...
Personendaten | |
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NAME | Gross, Alina |
ALTERNATIVNAMEN | Casselmann, Alina (wirklicher Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Fotografin |
GEBURTSDATUM | 22. Februar 1980 |
GEBURTSORT | Czernowitz |