Steatohepatitis

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Alkoholische Steatohepatitis)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Klassifikation nach ICD-10
K76.0 Fettleber [fettige Degeneration], anderenorts nicht klassifiziert
K70.1 Alkoholische Hepatitis
K71 Toxische Leberkrankheit
K73 Chronische Hepatitis, anderenorts nicht klassifiziert
K75 Sonstige entzündliche Leberkrankheiten
K75.2 Unspezifische reaktive Hepatitis
{{{07-BEZEICHNUNG}}}
{{{08-BEZEICHNUNG}}}
{{{09-BEZEICHNUNG}}}
{{{10-BEZEICHNUNG}}}
{{{11-BEZEICHNUNG}}}
{{{12-BEZEICHNUNG}}}
{{{13-BEZEICHNUNG}}}
{{{14-BEZEICHNUNG}}}
{{{15-BEZEICHNUNG}}}
{{{16-BEZEICHNUNG}}}
{{{17-BEZEICHNUNG}}}
{{{18-BEZEICHNUNG}}}
{{{19-BEZEICHNUNG}}}
{{{20-BEZEICHNUNG}}}
Vorlage:Infobox ICD/Wartung {{{21BEZEICHNUNG}}}
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Eine Steatohepatitis (umgangssprachlich Fettleber-Hepatitis) ist eine Erkrankung, bei der entzündliche Veränderungen in einer Fettleber (lat. Steatosis hepatis) auftreten, wobei es keine infektiöse Ursache wie z. B. durch Viren gibt.

Bei einer reinen Fettleber treten keine Beschwerden auf. Bei einer Steatohepatitis kommt es in etwa der Hälfte der Fälle zu unspezifischen Beschwerden, wie zum Beispiel Druckempfindlichkeit bei vergrößerter Leber, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Völlegefühl, Gewichtsabnahme. In schweren Fällen kann eine Gelbsucht (Ikterus), Fieber und Verschlechterung des Allgemeinzustandes auftreten.

Laborchemisch sind bei der Steatohepatitis im Gegensatz zur reinen Fettleber sowohl die Cholestase-Parameter (insbes. Gamma-GT) als auch die Transaminasen als Zeichen der Entzündung in der Leber erhöht. Häufig zeigen sich auch eine leichte Vermehrung der weißen Blutkörperchen (Leukozytose) sowie unter Umständen eine geringe Erhöhung des C-reaktiven Proteins. An bildgebender Diagnostik wird in der Routine-Diagnostik eine Sonographie eingesetzt. Unter Umständen können zur Vervollständigung der Diagnosestellung und zum Ausschluss anderer Erkrankungen der Leber auch weitergehende Untersuchungen notwendig werden, wie zum Beispiel die Endosonographie, MRT-Untersuchungen oder eine ERCP-Untersuchung. Histologisch gesichert wird die Diagnose durch eine Biopsie-Entnahme im Rahmen einer Leberpunktion. Histologisch kann jedoch nicht unterschieden werden zwischen einer alkoholischen (alkoholbedingten) Steatohepatitis (ASH) oder einer nichtalkoholischen Steatohepatitis (NASH).

Die Steatohepatitis ist eine entzündliche Reaktion aufgrund immunulogischer Faktoren bei bereits vorbestehender Fettleber (Steatosis hepatis), die durch eine vermehrte Fetteinlagerung in die Leberzellen (Hepatozyten) gekennzeichnet ist. Durch Störungen des Zellstoffwechsels kommt es zu Zellballonierungen und Zelluntergängen. Bei einer Steatohepatitis tritt zusätzlich zur Fettleber das Bild einer Leberentzündung (Hepatitis) auf.

Einteilung nach Ursache

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwei Formen werden aufgrund der Pathogenese unterschieden:

  • Alkoholische Steatohepatitis (auch Alkohol-Hepatitis oder alkoholische Fettleberhepatitis genannt, abgekürzt ASH): Übermäßiger Alkoholkonsum kann eine Fettleber und Hepatitis verursachen.
  • Nichtalkoholische Steatohepatitis (oder nichtalkoholische Fettleberhepatitis, abgekürzt NASH): alle Formen einer Fettleberhepatitis, die nicht durch Alkohol ausgelöst worden sind

Einteilung nach Schweregrad

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Man kann zwei Formen in Bezug auf den Schweregrad der Erkrankung unterscheiden:

  • die chronisch-persistierende Hepatitis
  • die chronisch-aktive (früher: chronisch aggressive) Hepatitis.

Die chronisch-persistierende Hepatitis ist die leichtere Form der Steatohepatitis. Sie verursacht in den meisten Fällen keinerlei Symptome. In manchen Fällen treten jedoch uncharakteristische Beschwerden wie allgemeine Oberbauchbeschwerden, Verdauungsstörungen, Druck- und/oder Völlegefühl auf.

Die chronisch-aktive Hepatitis tritt in ca. 15–20 % aller Fälle von Fettleber-Hepatitis auf. Sie ist die schwerere Form der Erkrankung und verursacht ausgeprägtere Symptome (zum Beispiel Appetitlosigkeit, Übelkeit, Gewichtsabnahme, Ikterus und Fieber). Das Risiko des Fortschreitens in eine Leberzirrhose ist bei der chronisch-aktiven Hepatitis deutlich erhöht.

Alkoholische Steatohepatitis (ASH)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die alkoholische Steatohepatitis (ASH), auch als alkoholische Fettleber-Entzündung oder alkoholische Fettleberhepatitis bekannt, tritt bei regelmäßigem, übermäßigem Alkoholkonsum auf. Die Abgrenzung ergibt sich aus dem täglichen Alkoholkonsum. Die Verträglichkeit von Alkohol ist von Mensch zu Mensch sehr verschieden und ist unter anderem von möglichen Vorerkrankungen sowie vom Geschlecht abhängig. Die schädliche Grenze liegt im Durchschnitt bei über 40 g Ethanol bei Männern und über 20 g bei Frauen.[1]

Therapie und Prognose

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch im Stadium einer akuten alkoholbedingten Steatohepatitis (ASH, Alkohol-Hepatitis) hilft die Alkoholkarenz, d. h. der strikte Verzicht auf jede Form von Alkohol. Solange die Leberzellen noch nicht zu narbigem Bindegewebe umgebaut wurden, kann das Organ seine Funktionsfähigkeit wiedererlangen. Während die Prognose bei der chronisch-persistierenden Form recht gut ist, erscheint sie bei der chronisch-aktiven Form abhängig vom Krankheitsstadium: Bei strikter Abstinenz kann einerseits eine völlige Rückbildung der Symptome erfolgen, andererseits ist bei zunehmendem Ikterus ein Übergang ins Leberkoma oder in die Zirrhose möglich.

Nichtalkoholische Steatohepatitis (NASH)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine nichtalkoholische Steatohepatitis (NASH) oder nichtalkoholische Fettleber-Entzündung oder nichtalkoholische Fettleberhepatitis liegt vor, wenn zwar eine Steatohepatitis vorliegt, der tägliche Alkoholkonsum jedoch unter 40 g bei Männern, bzw. unter 20 g bei Frauen liegt und die Leberwerte (Transaminasen) auch nach einer dreimonatigen absoluten Alkohol-Abstinenz erhöht bleiben. Die NASH ist zwar wesentlich seltener als die ASH, kommt aber immerhin noch bei etwa einem Prozent der Allgemeinbevölkerung vor.[2] Im Gegensatz zur ASH tritt kein Ikterus auf.[3]

Zu einer NASH kommt es meistens durch Stoffwechselstörungen, es gibt aber andere, verschiedene Ursachen.

Die häufigsten Ursachen sind:

Seltenere Ursachen sind:

Gelegentlich bleibt die Ursache aber auch unklar oder es kommen mehrere mögliche Ursachen zusammen.[4]

Therapie der NASH

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Therapie besteht in der Therapie der zugrundeliegenden Grundkrankheit (z. B.: bessere Einstellung des Diabetes mellitus, Gewichtsabnahme bei Adipositas, Umstellung einer Medikation bei z. B. Bluthochdruck oder Fettstoffwechselstörung). Vermehrte körperliche Aktivität und Ernährungsumstellung sowie eine moderate Gewichtsreduktion um min. 7 bis 10 % kann zur Heilung einer NASH führen.

Pioglitazon sowie Vitamin E führten in einigen Studien zu einer Reduktion von Steatose und Entzündung, jedoch zeigte sich kein Einfluss auf die Fibrose.[5] In der S2k-Leitlinie der DGVS werden diese Ansätze nicht empfohlen.[6] Laut EASL-Leitlinie kann Pioglitazon bei NASH-Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 erwogen werden.[7]

Falls bereits eine fortgeschrittene Leberzirrhose eingetreten ist, besteht eine Therapiemöglichkeit in der Lebertransplantation (LTx).

Weitere medikamentöse Ansätze werden in präklinischen und klinischen Studien untersucht.[8][9]

Im April 2019 präsentierte das US-amerikanische Pharmaunternehmen Gilead Sciences auf dem internationalen Leber-Kongress in Wien Daten einer Proof-of-Concept-Studie hinsichtlich der Fixkombination zweier Substanzen, nämlich des FXR-Agonisten Cilofexor und des ACC-Inhibitors Firsocostat.[10]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Gerd Herold: Innere Medizin 2009. Herold-Verlag, Köln 2009, ISBN 1-111-15195-4
  2. Eintrag zu NICHT SELTENE KRANKHEIT IN EUROPA: Steatohepatitis, nicht-alkoholische. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten)
  3. Lucey et al.: Alcoholic Hepatitis. New England Journal of Medicine (2009) Band 360 (26), S. 2758–2769
  4. M. Dietel, J. Dudenhausen, N. Suttorp: Harrisons Innere Medizin. ABW Wissenschaftsverlagsgesellschaft, 17. Aufl. 2008, ISBN 978-3-936072-82-2
  5. Sanyal et al.: Pioglitazone, Vitamin E, or Placebo for Nonalcoholic Steatohepatitis. In: The New Englang Journal of Medicine. 6. Mai 2010, abgerufen am 24. Oktober 2019.
  6. Roeb et al.: S2k-Leitlinie nicht alkoholische Fettlebererkrankungen. In: AWMF Register Nr. 021-025. Januar 2015, abgerufen am 24. Oktober 2019.
  7. EASL–EASD–EASO Clinical Practice Guidelines for the management of non-alcoholic fatty liver disease. In: Journal of Hepatology. European Association for the Study of the Liver (EASL), European Association for the Study of Diabetes (EASD), European Association for the Study of Obesity (EASO), 2016, abgerufen am 24. Oktober 2019.
  8. Weijun Wang, Jinfang Zhao, Wenfang Gui, Dan Sun, Haijiang Dai, Li Xiao, Huikuan Chu, Fan Du, Qingjing Zhu, Bernd Schnabl, Kai Huang, Ling Yang, Xiaohua Hou: Tauroursodeoxycholic acid inhibits intestinal inflammation and barrier disruption in mice with non‐alcoholic fatty liver disease. In: British Journal of Pharmacology. Band 175, Nr. 3, Februar 2018, S. 469–484, doi:10.1111/bph.14095, PMID 29139555 (wiley.com [abgerufen am 14. November 2023]).
  9. Monika Rau, Andreas Geier: Nicht-alkoholische Fettlebererkrankung. In: Arzneimitteltherapie. Ärztekammer Baden-Württemberg, Dezember 2017, abgerufen am 24. Oktober 2019.
  10. Gilead Presents New Data in Nonalcoholic Steatohepatitis (NASH) at the International Liver Congress™ 2019, PM Gilead vom 11. April 2019, abgerufen am 19. April 2019