Alphaville (Band)

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Alphaville
Alphaville (2012)

Alphaville (2012)

Allgemeine Informationen
Herkunft Münster, Deutschland bzw. Enger und Herford
Genre(s) Pop
Aktive Jahre
Gründung 1983
Auflösung
Website www.alphaville.de
Gründungsmitglieder
Marian Gold
Bernhard Lloyd (bis 2003)
Keyboard
Frank Mertens (bis 1985)
Aktuelle Besetzung
Gesang
Marian Gold
Keyboard
Carsten Brocker (seit 2014)
David Goodes (seit 1995)
Jakob Kiersch (seit 2009)
Bass
Alexandra Merl (seit 2016)
Elisabeth Markstein (seit 2024)
Backing Vocal
Ulrike Weidemüller (seit 2024)
Ehemalige Mitglieder
Keyboard, Gitarre
Ricky Echolette (1985–1997)
Schlagzeug
Robbie France (1995–1998; † 2012)
Keyboard
Martin Lister (1995–† 2014)
Bass
Maja Kim (2011–2016)

Alphaville ist eine deutsche Popgruppe, die 1983 gegründet und durch Lieder wie Big in Japan und Forever Young international bekannt wurde.

1981–1983: Gründung und Plattenvertrag

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1981 gründeten Marian Gold und Bernhard Lloyd zusammen mit anderen Musikbegeisterten in der westfälischen Stadt Münster das Künstlerkollektiv Nelson Community, mit dem sie im Dezember 1981 ihren ersten Liveauftritt hatten. Ein Jahr später gründeten Gold und Lloyd zusammen mit Frank Mertens das Pop-Trio Forever Young und absolvierten Ende 1982 ihren ersten gemeinsamen und zugleich letzten Liveauftritt für die nächsten zehn Jahre im Forum Enger. Enger bzw. Herford ist der Geburtsort aller drei Gründungsmitglieder. Auch Ricky Echolette der Mertens ersetzte, stammt aus Enger.

1983 entnahmen die drei den Namen Alphaville dem gleichnamigen Film von Jean-Luc Godard und verwendeten ihn als ihren neuen Bandnamen, unter dem sie im selben Jahr einen Plattenvertrag unterschrieben.

1984–1985: Erste Erfolge mit Big in Japan und Forever Young

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Im Januar 1984 wurde ihre erste Single Big in Japan veröffentlicht, die weltweit zu einem Hit wurde (unter anderem erster Platz in den US-Dance-Charts).[1] Im Mai und September desselben Jahres folgten die Singles Sounds Like a Melody und Forever Young vom gleichnamigen Debütalbum.

Ihren ersten Fernsehauftritt hatte die Band im Februar 1984 in der vom Wetten, dass..?-Produzenten Holm Dressler produzierten ZDF-Musikshow-Reihe Flashlights. Die Idee der Sendung war, in jeder Show einen Newcomer zu präsentieren, der mit seiner Single Premiere feierte.[2]

Nach den Erfolgen verließ Frank Mertens Ende 1984 Alphaville und wurde durch den Keyboarder und Gitarristen Ricky Echolette ersetzt. Im Frühjahr 1985 veröffentlichte die Formation mit Jet Set die letzte Single aus Forever Young, auf der als B-Seite auch Golden Feeling erschien, der Titelsong zum deutschen Kinofilm Der Bulle und das Mädchen, an dem Echolette bereits mitwirkte. Zudem beteiligte sich die Band im Januar 1985 an dem Benefiz-Projekt Band für Afrika.

1986–1991: Afternoons in Utopia und The Breathtaking Blue

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Im Juni 1986 folgte nach knapp zwei Jahren das zweite Studioalbum von Alphaville mit dem Titel Afternoons in Utopia, das jedoch nicht an den Erfolg von Forever Young anschließen konnte. Einzig die Singleauskopplung Dance with Me brachte es zu nennenswerten Chart-Platzierungen in Deutschland und anderen Ländern.

Nach der Wiederveröffentlichung von Forever Young in den USA arbeitete Alphaville weiter am Ausbau ihres musikalischen Stils, der mit der Veröffentlichung von The Breathtaking Blue im April 1989 um Musikströmungen aus Rock, Klassik, Blues und Jazz erweitert wurde. An der Entstehung dieses Albums wirkte der Pionier der elektronischen Musik Klaus Schulze mit.

Ein Projekt war die daraus resultierende Songlines, in dem neun Regisseure aus sechs Ländern die Lieder des Albums in kleinen Kurzfilmen interpretieren, darunter auch der oscarprämierte Kurzfilm Balance von Christoph und Wolfgang Lauenstein sowie ein Beitrag der 2007 für den Oscar nominierten dänischen Regisseurin Susanne Bier.

1992–1999: Erste Kompilation und weitere Alben

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Nachdem im März 1992 das erste Best-of-Album First Harvest 1984–92 veröffentlicht worden war, gaben Alphaville im Sommer 1993 (auf Einladung der deutschen Botschaft des Libanons hin) in Beirut ihr erstes Konzert seit zehn Jahren. Es war zugleich das erste Konzert einer westlichen Band im Libanon nach dem Bürgerkrieg.

Knapp fünf Jahre nach dem letzten Studioalbum erschien im August 1994 Prostitute, das den stilistischen Rahmen von Alphaville nochmals erweiterte. Hier trat zum ersten Mal der Komponist und Arrangeur Rainer Bloss als Co-Autor der neuen Alphaville-Stücke auf. 1995 begannen nach über zehn Jahren reiner Studiotätigkeit die ersten Touraktivitäten, begonnen mit der Peace-on-Earth-Tournee, bei der sich der Brite Martin Lister als zusätzlicher Keyboarder Alphavilles etablierte.

Alphaville, 2005

Im September 1997 kam das fünfte Studioalbum Salvation heraus, das eine Rückbesinnung auf den synthielastigen Ursprung der Band war und zugleich die letzte Veröffentlichung der Besetzung Gold, Lloyd, Echolette war. Im Januar 1999 folgte Dreamscapes, eine auf 5000 Stück limitierte Box mit acht CDs, die die musikalische Entwicklung der Band von ihren frühesten Anfängen bis in die Gegenwart widerspiegelt.

2000–2009: Tourneen und anderer Plattenvertrag

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Die weltweiten Tourneen fanden im Jahr 2000 ihren ersten Ausdruck in dem Album Stark Naked and Absolutely Live, das drei Wochen auf Platz eins der deutschen Alternative Charts stand. Weiterhin gab Alphaville im Juli 1999 ihre ersten US-Konzerte in Salt Lake City. Der Auftritt vom 17. Juli wurde 2001 unter dem Titel Little America auf DVD veröffentlicht.

Nach der Veröffentlichung des Remix-Albums Forever Pop in Jahr 2001 folgte 2003 eine CD-Box mit dem Titel CrazyShow. Bernhard Lloyd gab einige Monate vor der Veröffentlichung seinen Ausstieg bei Alphaville bekannt. 2007 wurde das Theaterstück Alice im Wunderland von Lewis Carroll uraufgeführt, zu dessen Bearbeitung Marian Gold den Autor und Regisseur des Satire-Musicals Leuchtturm der Leidenschaft, Nikolaus Buchholz, mit an Bord holte. Buchholz hatte eine Reihe von Promotion-Videos und die Live-Aufzeichnung des Konzerts in Salt Lake City geleitet.

Die Veröffentlichung eines für 2007 angekündigten neuen Studioalbums musste unter anderem durch die erneute Kündigung des Vertrags mit WEA verschoben werden. 2009 gab Alphaville im Rahmen des Eurocityfests in Münster, ihrer Gründungsstadt, ein kostenloses Konzert. Ihr 25-jähriges Bandjubiläum feierte die Band im Dezember 2009 mit einem Konzert im Zofin-Palast in Prag.

2010: Comeback mit Catching Rays on Giant und weitere Erfolge

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Im November 2010 erschien das bereits für 2007 angekündigte Studioalbum Catching Rays on Giant. Die erste Single I Die for You Today wurde im Oktober 2010 ausgekoppelt[3] und erreichte Platz 15 in den deutschen Charts, was die höchste Chartplatzierung seit Dance with Me im Jahr 1986 bedeutete. Auch das Album war mit Platz 9 die höchste Platzierung in den Albumcharts für Alphaville seit ihrem Debütalbum.

Im Mai 2014 starb der langjährige Keyboarder Martin Lister;[4] sein Nachfolger wurde Carsten Brocker. Im September 2014 wurde das 30-jährige Bandjubiläum mit einem Konzert im Pariser Club Divan du Monde gefeiert. Es erschien auch ein Album mit einer Kompilation früherer Erfolge.

2017 bis 2023: Alben Strange Attractor und Eternally Yours

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Im April 2017 wurde das 7. Studioalbum Strange Attractor, veröffentlicht. Schon Anfang März 2017 war die Singleauskopplung Heartbreak City erhältlich.

Im April 2022 erschien Big in Japan in neuer Sinfonieorchester-Version als erste Singleauskopplung des neuen Albums Eternally Yours, das am 23. September 2022 veröffentlicht wurde. Dafür hatte Gold 23 Songs der Band zusammen mit dem Deutschen Filmorchester Babelsberg als Orchesterversionen neu arrangiert und aufgenommen. Als zweite Single-Auskopplung erschien im Juni 2022 Sounds like a Melody, und als dritte Single aus dem Album wurde im August 2022 Forever Young veröffentlicht.

Ehemalige Mitglieder

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Frank Mertens, der Ende 1984 die Band verließ, lebt in Schwäbisch Hall; sein Nachfolger, Ricky Echolette, stieg 1997 aus der Band aus und lebt in Südfrankreich. Bernhard Lloyd ging 2002, initiierte zusammen mit seinem Musikerkollegen Max Holler das Musikprojekt Atlantic Popes und lebt in Berlin.

Studioalben

Jahr Titel
Musiklabel
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungenTemplate:Charttabelle/Wartung/ohne Quellen
(Jahr, Titel, Musiklabel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 DE  AT  CH  UK  US
1984 Forever Young
WEA Records
DE3 a
Dreifachgold
×3
Dreifachgold

(46 Wo.)DE
AT16
(5 Wo.)AT
CH4
Gold
Gold
[5]
(21 Wo.)CH
US180
(14 Wo.)US
Erstveröffentlichung: 27. September 1984
Verkäufe: + 1.500.000[6]
1986 Afternoons in Utopia
WEA Records
DE13
(14 Wo.)DE
CH12
(7 Wo.)CH
US174
(6 Wo.)US
Erstveröffentlichung: 5. Juni 1986
1989 The Breathtaking Blue
WEA Records
DE23
(5 Wo.)DE
Erstveröffentlichung: 4. April 1989
1994 Prostitute
WEA Records
DE78 b
(1 Wo.)DE
Erstveröffentlichung: 26. August 1994
1997 Salvation
WEA Records
DE66
(3 Wo.)DE
Erstveröffentlichung: 1. September 1997
2010 Catching Rays on Giant
We Love Music
DE9
(12 Wo.)DE
AT64
(1 Wo.)AT
CH59
(2 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 19. November 2010
Verkäufe: + 10.000
2017 Strange Attractor
Polydor
DE39
(2 Wo.)DE
CH94
(1 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 7. April 2017
2022 Eternally Yours
Neue Meister
DE2
(6 Wo.)DE
AT33
(1 Wo.)AT
CH27
(1 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 23. September 2022
mit Deutsches Filmorchester Babelsberg
a 
Forever Young erreichte im Jahr 2019 als Super Deluxe LP nochmals Rang acht der deutschen Albumcharts.
b 
Prostitute erreichte erstmals im November 2023, nach einer Vinyl-Wiederveröffentlichung, die deutschen Albumcharts.
  • Dirk Horst: Synthiepop – Die gefühlvolle Kälte: Geschichten des Synthiepop. 2. Aufl., Books on Demand GmbH, Norderstedt 2011, S. 107–108, ISBN 978-3-8423-3422-9.

Einzelnachweise

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  1. o. V.: 40 Jahre "Forever Young": Sänger Gold hadert mit dem Altern. In: sueddeutsche.de. Verlag Süddeutsche Zeitung GmbH & Co. KG, 4. September 2024, abgerufen am 7. Januar 2025.
  2. Alphaville (official): Alphaville - Big In Japan (Flashlights, 01.02.1984). 1. Februar 2024, abgerufen am 7. November 2024.
  3. .:: ALPHAVILLE GOLDEN FEELING ::. Abgerufen am 7. November 2024.
  4. Staff Writer: Alphaville Keyboardist Martin Lister Dies. Abgerufen am 7. November 2024 (englisch).
  5. Tanya Chang: The Alphaville Story. In: michaelowencarroll.com. Abgerufen am 11. März 2024.
  6. Die Synthie-Pop-Alben der 80er. laut.de, abgerufen am 22. April 2018.