Überprüft

Alsfeld-Leusel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Leusel
Stadt Alsfeld
Koordinaten: 50° 46′ N, 9° 14′ OKoordinaten: 50° 45′ 33″ N, 9° 13′ 59″ O
Höhe: 267 m ü. NHN
Fläche: 7,14 km²[1]
Einwohner: 669 (31. Dez. 2021)[2]
Bevölkerungsdichte: 94 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 36304
Vorwahl: 06631

Leusel ist ein Stadtteil von Alsfeld im mittelhessischen Vogelsbergkreis.

Der Ort liegt auf 267 m über dem Meer am Erlenbach, etwa drei Kilometer westlich der Kernstadt Alsfeld an der Bundesstraße 62. Benachbarte Ortschaften sind die Kernstadt Alsfeld samt deren Stadtteilen Angenrod, Billertshausen und Reibertenrod, sowie Vockenrod (Gemeinde Antrifttal) und Zell (Stadt Romrod).

Evangelische Kirche in Leusel

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Leuselerfolgte unter dem Namen Liuzzelaha im Jahr 1107 in einer Urkunde der Reichsklosters Hersfeld.[1] Der Name setzt sich zusammen aus althochdeutsch luzzil ‚klein‘ und dem Hydronym -aha.[3]

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Leusel:

„Leusel (L. Bez. Alsfeld) evangel. Pfarrdorf; liegt 34 St. von Alsfeld, hat 73 Häuser und 493 Einwohner, die alle evangelisch sind, sodann 1 Kirche, 1 Schulhaus und 1 Mahlmühle. – Der Ort kommt 1107 unter dem Namen Liuzziliha vor. Er gehörte zur Burg Romrod, wurde 1369 von Metze von Lißberg, einer Romrodischen Erbtochter, an Adelheid von Schrecksbach, auf Wiederkauf, verkauft, und scheint späterhin von den Landgrafen eingelößt worden zu seyn. In kirchlicher Hinsicht gehörte Leusel im 15. Jahrhundert zu Alsfeld.“[4]

Am 31. Dezember 1971 wurde Leusel im Zuge der Gebietsreform in Hessen in die Stadt Alsfeld eingegliedert.[5] Für den Stadtteil Leusel, wie für die übrigen Stadtteile von Alsfeld, wurde ein Ortsbezirk eingerichtet.[6]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Leusel angehört(e):[1][7][8]

Gerichte seit 1803

In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit für Leusel durch das Amt Alsfeld. Nach der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurden die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Landgerichte übertragen. „Landgericht Alsfeld“ war daher von 1821 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht in Alsfeld, das heutige Amtsgericht, das heutige Amtsgericht, das für Leusel zuständig war.

Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglich hessischen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in Amtsgericht Alsfeld und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[15]

Einwohnerstruktur 2011

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Leusel 735 Einwohner. Darunter waren 9 (1,2 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 126 Einwohner unter 18 Jahren, 269 zwischen 18 und 49, 204 zwischen 50 und 64 und 126 Einwohner waren älter.[16] Die Einwohner lebten in 303 Haushalten. Davon waren 87 Singlehaushalte, 81 Paare ohne Kinder und 102 Paare mit Kindern, sowie 27 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 51 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 213 Haushaltungen lebten keine Senioren/-innen.[16]

Einwohnerentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
• 1791: 362 Einwohner[17]
• 1800: 380 Einwohner[18]
• 1806: 391 Einwohner, 64 Häuser[10]
• 1829: 493 Einwohner, 73 Häuser[4]
• 1867: 439 Einwohner, 72 Häuser[19]
Leusel: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2015
Jahr  Einwohner
1791
  
362
1800
  
380
1829
  
493
1834
  
458
1840
  
452
1846
  
439
1852
  
446
1858
  
425
1864
  
454
1871
  
460
1875
  
441
1885
  
450
1895
  
517
1905
  
544
1910
  
569
1925
  
585
1939
  
629
1946
  
879
1950
  
842
1956
  
759
1961
  
710
1967
  
686
1970
  
669
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2006
  
825
2011
  
735
2015
  
689
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS:[1]; Stadt Alsfeld: 2006:[20], 2015[21], 2020[22]; Zensus 2011[16]

Historische Religionszugehörigkeit

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
• 1829: 493 evangelische Einwohner[4]
• 1961: 646 evangelische (= 90,99 %), 60 römisch-katholische (= 8,45 %) Einwohner[1]

Für Leusel besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Leusel) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[6] Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 58,56 %. Alle Kandidaten gehörten der Liste „Bürger für Leusel“ an.[23] Der Ortsbeirat wählte Heinz Stump zum Ortsvorsteher.[24]

Das Vereinsleben im Ort prägen folgende Vereine:

  • SV LEUSEL (SpVgg Leusel, Fußball-Gruppenliga Gießen/Marburg)
  • Burschenschaft Leusel
  • Freiwillige Feuerwehr Leusel
  • MVL (Musikverein Leusel)
  • Jagdgenossenschaft
  • LCC (Leuseler Carneval Club)
  • Obst und Gartenbauverein
  • Pflanzergemeinschaft Leusel

Kulturdenkmäler

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe: Liste der Kulturdenkmäler in Leusel

Wirtschaft und Infrastruktur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wirtschaftsstruktur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort ist hauptsächlich geprägt von Neubauvierteln sowie dem historischen Ortskern. Neben landwirtschaftlichen Betrieben (im Haupt- als auch Nebenerwerb) gibt es ferner auch ein textilverarbeitendes Gewerbe.

Ansässige Unternehmen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den großen und kleinen Unternehmen im Ort gehören: Wenzel und Hoos GmbH (textil Gewerbe) Franz Transporte, Fateev Immobilien und International GbR und weitere Bau u. GALA Bauunternehmer (M. Breiderhof und A. Haupt) die Feinschmeckerei C. Heiser und der Bäcker Lind an der B62(Alsfeld-Marburg)

Öffentliche Gebäude

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Ortsmitte befindet sich die evangelische Kirche, welche 1696–97 erbaut wurde. Die Kirche ist eine Barockkirche mit Holztonnendecke. Im Jahre 2004 wurde die Kirche aufwändig restauriert und gilt seitdem als vorzügliches Beispiel einer ländlichen Barockkirche. Zu weiteren öffentlichen Gebäuden gehört auch das 1984 errichtete Dorfgemeinschaftshaus bis 300 Gäste, das für kommunalpolitische und regionale Veranstaltungen jeglicher Art genutzt wird. Bis zum Jahr 1976 war Leusel auch Schulstandort (Grundschule).

Mit der Bahn kann man über den nahe gelegenen Bahnhof Alsfeld, mit der Vogelsbergbahn in die Oberzentren Gießen und Fulda (dort mit ICE-Anschluss) gelangen. Eine Buslinie (RMV-Linie VB-13) verbindet Leusel mit den Städten Alsfeld, Kirtorf und Homberg (Ohm). Mit dem Fahrrad kann man über einen Radweg die Innenstadt von Alsfeld in etwa zehn Minuten erreichen.

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Gustav Korell (1871–1935), Landtagsabgeordneter und 1904 bis 1906 Bürgermeister in Leusel
  • Anna Kassautzki (* 1993), Bundestagsabgeordnete (SPD), verbrachte Kindheit in Leusel
Commons: Leusel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Infolge der Rheinbundakte.
  3. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Alsfeld) und Verwaltung.
  4. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs. Infolge des Deutschen Krieges wurde die Provinz Oberhessen dort zwangsweise Mitglied.
  5. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurden die Provinz Oberhessen aufgelöst.
  6. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  7. Am 31. Dezember 1971 als Ortsbezirk zur Stadt Alsfeld.

Einzelnachweise

  1. a b c d e Leusel, Vogelsbergkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 7. Mai 2021). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Leusel. In: Webauftritt. Stadt Alsfeld, abgerufen im März 2024.
  3. Albrecht Greule: Deutsches Gewässernamenbuch. Walter de Gruyter, Berlin / Boston 2014, ISBN 978-3-11-057891-1, S. 328, „Lütz-“ (Auszug in der Google-Buchsuche).
  4. a b c Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 163 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 347 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  6. a b Hauptsatzung. (PDF; 208 kB) § 8. In: Webauftritt. Stadt Alsfeld, abgerufen im Februar 2012.
  7. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  8. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Die Zugehörigkeit des Amtes Romrod anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  10. a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 230 (Online in der HathiTrust digital library).
  11. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 6 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 422 (online bei Google Books).
  13. Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 6 ff. (online bei Google Books).
  14. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  15. Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
  16. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 34 und 74, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  17. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 179 (Online in der HathiTrust digital library).
  18. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 189 (Online in der HathiTrust digital library).
  19. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 54 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  20. Leusel im Webauftritt der Stadt Alsfeld, abgerufen im Oktober 2017.
  21. Haushaltsplan 2017, Vorbericht.
  22. Einwohner 2020.
  23. Ortsbeiratswahl Leusel. In: Votemanager. Kommunales Gebietsrechenzentrum, abgerufen im September 2023.
  24. Ortsvorsteher. In: Webauftritt. Stadt Alsfeld, abgerufen im September 2023.