Universität Altdorf

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Academia norica Altdorfina
Universität Altdorf
Aktivität 1622 bis 1809
Ort Altdorf bei Nürnberg
Land Reichsstadt Nürnberg
(Heiliges Römisches Reich)

Die Universität Altdorf, auch Altdorfina oder Academia norica, war die Hochschule der Reichsstadt Nürnberg in Altdorf bei Nürnberg, die 1575 als Akademie eingeweiht und 1622 zur Universität erhoben wurde. 1809 wurde sie vom bayerischen König Maximilian I. aufgelöst.

Die Nürnbergische Universität Altdorf (1714)
Außenansicht des Universitätsgebäudes (2020)
Johann Georg Puschner, Der fleißige Student, um 1725, im Hintergrund die charakteristische Architektur des Altdorfer Universitätsgebäudes mit Innenhof und Torhaus
Johann Georg Puschner, Der rauffende Student, Kupferstich um 1725, im Hintergrund ist der Universitätsfechtboden von Altdorf zu erkennen

Im Mai 1526 wurde in Nürnberg unter Beteiligung einer Reihe bekannter Humanisten und Reformatoren, unter ihnen Philipp Melanchthon und Martin Luther, das Gymnasium St. Egidien gegründet, das jedoch nur neun Jahre Bestand hatte. Im 19. Jahrhundert wurde es in Nürnberg als Königliches Altes Gymnasium neu gegründet und 1933 in Melanchthon-Gymnasium umbenannt.

1565 gab Joachim Camerarius, der ehemalige Gründungsrektor des Gymnasiums St. Egidien, mit einem Schreiben an den Nürnberger Rat den Anstoß für einen neuen Gründungsversuch. Nach der Besichtigung mehrerer infrage kommender Standorte in der Nähe von Nürnberg entschied sich eine Delegation des Nürnberger Rats für Altdorf. Am 30. September 1571 erfolgte die Grundsteinlegung für das durch Spenden des wohlhabenden Nürnberger Patriziats finanzierte Kollegiengebäude; im Gegenzug erwarben die Spender ein Wohnrecht für ihre studierenden Söhne. Nach knapp vierjähriger Bauzeit fand am 29. Juni 1575 die feierliche Einweihung statt. Im Jahre 1582 wurde der durch Sebald Welser finanzierte Ostflügel mit dem größten Hörsaal, ein Jahr später das Torhaus mit einem Buchladen und der Wohnung des Pedells fertiggestellt. Die räumlichen Ausmaße des Gebäudekomplexes lassen vermuten, dass die Nürnberger schon früh über ein einfaches Gymnasiums hinausdachten. So erreichte der Vertreter des Nürnberger Rates am kaiserlichen Hof in Prag schließlich die Erhebung zur Akademie. Im Jahre 1581 wurden an der nun nicht mehr nach Klassen, sondern nach Fakultäten gegliederten Einrichtung die ersten Magistertitel verliehen.

Erhebung zur Universität und Dreißigjähriger Krieg

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Da die Altdorfer Akademie florierte und sich eines großen Zustroms von Studenten erfreute, erhob sie Kaiser Ferdinand II. am 3. Oktober 1622 auf Drängen des Nürnberger Rates zur Universität. Im Gegenzug musste Nürnberg aus der Protestantischen Union ausscheiden und 25.000 Gulden Hilfsgelder an den Kaiser entrichten. Das offizielle Gründungsdatum wurde auf den 29. Juni 1623 gelegt, den Tag, an dem 1575 die Einweihung des ehemaligen Gymnasiums stattgefunden hatte. Die evangelische St. Laurentiuskirche wurde zur Universitätskirche ernannt. Dort wurden bis 1809 über 1100 junge protestantische Geistliche ordiniert. Acht Jahre nach der Universitätsgründung hatte der Dreißigjährige Krieg auch Altdorf erreicht, als Tillys Truppen im November 1631 Stadt und Universität besetzten und mit Plünderung drohten. Nach einer Zahlung von 1000 Reichstalern zogen die Truppen schließlich ab. Im Juni 1632 wurden Angehörige der Universität auf ihrem Weg von Nürnberg nach Altdorf von kroatischen Reitern überfallen. Der Universitätsrektor Nößler musste als Arzt im Heer Wallensteins bleiben. Die Einschreibungen an der Universität erreichen in dieser Zeit ihren Tiefstand; Studenten und Professoren suchten Schutz im benachbarten Nürnberg.

Blütezeit, Niedergang und Auflösung

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Nach Kriegsende hatte die Universität Altdorf bis ins erste Viertel des 18. Jahrhunderts eine Zeit der Blüte und ständigen Erweiterung. 1650 wurde die Anatomie eingerichtet, 1657 die Sternwarte, 1682 das chemische Laboratorium. Das theologische Promotionsrecht erhielt Altdorf durch ein kaiserliches Privileg vom 10. Dezember 1696, nachdem ein Vorstoß der Stadt noch 1690 gescheitert war. Die Rangerhöhung zur Volluniversität wurde am akademischen Jahrtag 1697 feierlich verkündet.

Am 29. Juni 1723 wurde die Hundertjahrfeier mit großem Pomp gefeiert. Doch die jährlichen Neueinschreibungen gingen immer weiter zurück. Eine zur Verbesserung der Universität im Jahr 1729 eingesetzte Kommission mahnte eine höhere Disziplin bei Studenten und Professoren an und erwog erstmals eine Verlegung der Universität nach Nürnberg. Die Studentenzahlen fielen nach 1740 deutlich ab und verringerten sich nach 1770 stetig weiter bis auf zeitweilig nur gut 20 Neuimmatrikulationen.

Mit der Übernahme Nürnbergs fiel 1806 auch die Reichsstädtische Universität Altdorf an das Königreich Bayern. Infolge der neu gegründeten bayerischen Landesuniversitäten musste an anderen Stellen gespart werden. Weil die finanziellen Mittel fehlten, wurde – wie schon 1803 die Universität Dillingen – auch die Altdorfina am 24. September 1809 von König Maximilian I. Joseph aufgelöst. Die Bestände der Bibliothek mitsamt den Bücherschränken gelangten auf Betreiben Friedrich Immanuel Niethammers in die Universitätsbibliothek Erlangen.

Von 1824 bis 1924 bestand ein Schullehrer-Seminar. 1925 wurden im Seminargebäude durch den Landesverband für Innere Mission Einrichtungen für Körperbehinderte geschaffen.

Die „Affäre Wallenstein“

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Am 29. August 1599 schrieb sich der damals sechzehnjährige Albrecht von Waldstein, der Sohn eines protestantischen Gutsbesitzers und später unter dem Namen „Wallenstein“ berühmt gewordene Feldherr des Dreißigjährigen Krieges, in die Altdorfer Matrikel ein. Nur wenige Wochen später war er auch schon in den Skandal um die Ermordung von Wolff Fuchs, einem Fähnrich der Altdorfer Bürgerwehr, verwickelt, der kurz vor Weihnachten nach einem Streit von dem Studenten Johann Hartmann von Steinau erstochen wurde. Die Vorwürfe, die daraufhin gegenüber Wallenstein erhoben wurden, betrafen nicht allein seine Anwesenheit bei der Tat selbst, sondern auch, dass er in der kurtzen Zeit her, so er zu Altorff gewesen und studirn sollen, sich in mancherley weiß allerley unruhe und muetwillens unterstanden habe, wie ein Brief des Nürnberger Rats an den Rektor der Altdorfina vom 12. Januar 1600 bezeugt. Die Bestrafung fiel ungewöhnlich milde aus; Wallenstein wurde nur mit einem kurzen Hausarrest belegt. Wenig später, am 14. Januar, kam es zu einem weiteren Vorfall, als Wallenstein seinen Diener mit Peitschenhieben schwer misshandelte, weil dieser untätig aus dem Fenster auf den Markt hinausgeschaut hatte. Das daraufhin eingeleitete Verfahren endete damit, dass Wallenstein die Arztkosten für die Behandlung seines Dieners übernehmen und eine Strafe von 30 Gulden zahlen musste. Mitte März 1600 taucht sein Name zum letzten Mal in den Universitätsannalen auf. Wallenstein verschwand aus Altdorf und unternahm eine Grand Tour nach Frankreich und Italien, wo er sein Studium an den Universitäten in Padua und Bologna fortsetzte.

Bedeutende Gelehrte

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In Klammern ist jeweils das Jahr der Berufung nach Altdorf angegeben oder die Lebensdauer

Bedeutende Studenten

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Ehemalige Universität Altdorf im Jahr 2014, Turmuhr von Isaak Habrecht, im Hof der Springbrunnen mit der Figur der Pallas Athene von Georg Labenwolf

Das Universitätsgebäude ist heute Teil des Wichernhauses, eines Internates für Körperbehinderte und Altersheim.

Zur Erinnerung an Wallensteins Studienzeit finden in Altdorf in regelmäßigem Abstand die sogenannten „Wallensteinfestspiele“ statt, bei denen über 600 Bürger Altdorfs in historischen Kostümen Szenen aus dem Studentenleben zu Beginn des 17. Jahrhunderts nachspielen. Das nächste Festspieljahr ist 2025.

Weniger als hundert Meter neben dem Universitätsgebäude befindet sich heute ein Universitätsmuseum.

Seit September 2002 setzt sich die Initiative „Internationales Netzwerk Universität Altdorf“ (INUA) für eine Wiederbelebung der Universität Altdorf ein.

Wills, Geschichte und Beschreibung der Nürnbergischen Universität Altdorf, Altdorf 1795.

Quellen

  • Ludwig Krauß: Die Altdorfer Gedächtnisrede auf Sebald Welser (gest. 1589). Der lateinische Text mit Übersetzung, Einleitung und Erläuterungen. Nürnberg: Melanchthon-Gymnasium, 1976, 53 Seiten (Einheitssachtitel: Oratio in obitum et memoriam domini Sebaldi Welseri senatoris consularis Norimbergensis)
  • Johann Martin Trechsel: Amoenitates Altdorfinae oder Eigentliche nach dem Leben gezeichnete Prospecten der Löblichen Nürnbergischen Universität Altdorf, Nürnberg, ca. 1720
  • Johann Georg Puschner: Natürliche Abschilderung des academischen Lebens in gegenwärtigen Vierzehn schönen Figuren ans Licht gestellt von D. Nürnberg ca. 1725
  • Die Matrikel der Universität Altdorf. Stürtz : Würzburg (Digitalisat)

Darstellungen

  • Georg Andreas Will: Geschichte und Beschreibung der Nürnbergischen Universität Altdorf. Neudruck der 2. Ausgabe Altdorf 1801, mit Nachtrag von Christian Conrad Nopitsch, Aalen 1975, ISBN 3-511-10095-X. (Google-Books)
  • Horst Claus Recktenwald (Hrsg.): Gelehrte der Universität Altdorf. Nürnberg 1966.
  • Horst Claus Recktenwald: Die fränkische Universität Altdorf, 2. Auflage, Nürnberg 1990, ISBN 3-88929-073-6.
  • Hans Recknagel: Die Nürnbergische Universität Altdorf, Altdorf bei Nürnberg 1993.
  • Hans Recknagel: Die Nürnbergische Universität Altdorf und ihre großen Gelehrten, Altdorf 1998, ISBN 3-00-003737-3.
  • Wolfgang Mährle: Academia Norica. Wissenschaft und Bildung an der Nürnberger Hohen Schule in Altdorf (1575-1623). (Contubernium. Tübinger Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte 54). Franz Steiner, Stuttgart 2000. (Google-Books; eingeschränkte Vorschau)
  • Hanns Christof Brennecke / Dirk Niefanger / Werner Wilhelm Schnabel (Hrsg.): Akademie und Universität Altdorf, Studien zur Hochschulgeschichte Nürnbergs, Köln, Weimar, Wien 2011 (Beihefte zum Archiv für Kulturgeschichte, 69), ISBN 978-3-412-20640-6.
  • Werner Wilhelm Schnabel (Hg.): Athena Norica. Bilder und Daten zur Geschichte der Universität Altdorf, Nürnberg 2012 (gff digital – Reihe A: Digitalisierte Quellen, 3), ISBN 978-3-929865-93-6 (DVD-ROM)
Commons: Wichernhaus Altdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Universitätsgeschichte – Quellen und Volltexte

Koordinaten: 49° 23′ 5,5″ N, 11° 21′ 24,5″ O