Alte weise Männer
Alte weise Männer ist ein Interviewbuch von Nena Brockhaus und Franca Lehfeldt aus dem Jahr 2023. Der Titel wurde als Anspielung auf Sophie Passmanns Bestseller Alte weiße Männer gedeutet.[1]
Inhalt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Alte weise Männer ist ein Interviewbuch mit zehn Männern, die in ihrer Zeit erfolgreich waren: den Schauspielern Mario Adorf und Heiner Lauterbach, den Journalisten Stefan Aust und Heiner Bremer, den Politikern Herbert Reul, Peer Steinbrück und Edmund Stoiber sowie den Unternehmern Wolfgang Reitzle, Thomas Strüngmann und Claus-Holger Lehfeldt, Franca Lehfeldts Vater.[2] Auch Reinhold Messner war angefragt worden, sich als Interviewpartner an dem Buch zu beteiligen. Er sagte jedoch ab.[3]
Die Interviews wurden nicht gemeinsam geführt, sondern getrennt. Frau Lehfeldt interviewte Stefan Aust, ihren früheren Förderer bei RTL, Heiner Bremer, den früheren BMW- und Linde-Manager Wolfgang Reitzle, ihren Vater und Peer Steinbrück, den Vorgänger ihres Ehemanns Christian Lindner als Finanzminister. Die Interviews mit den Schauspielern Mario Adorf und Heiner Lauterbach, den Politikern Peer Steinbrück und Edmund Stoiber und dem Gründer des Pharmaunternehmens Hexal führte ihre Co-Autorin Nena Brockhaus.
Mit dem Buch beklagen Brockhaus und Lehfeldt, dass eine Schieflage die deutsche Debattenkultur präge. Das Buch soll in ihren Augen dieser Generation von Männern wieder eine Stimme geben. Sie seien Garanten für Tugenden wie Leistungsprinzip, Opferbereitschaft und Pflichterfüllung.[4]
Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit der politischen Positionierung setzten sich nach der Veröffentlichung von Alte Weise Männer: Hommage an eine bedrohte Spezies sowohl Der Stern als auch Der Spiegel auseinander. In ihrem Interview mit dem „Stern“ bezeichnet Lehfeldt diejenigen, die die Phrase „alte, weiße Männer“ als „Feindbild“ verwenden, als Vertreter eines „Zeitgeist-Feminismus“. Ihr aber sei es „gleich, welches Geschlecht, Alter oder Hautfarbe jemand hat.“ Tatsächlich gebe es Lehfeldt zufolge in Deutschland kein Patriarchat und keine Gesellschaft mehr, „in der Frauen unterdrückt werden.“ Dem „Stern“ gegenüber bekennt sich Franca Lehfeldt zu dem Glauben daran, dass sich im Jahr 2023 Leistung durchsetze, unabhängig davon, wer sie erbringe.[5]
Dem Spiegel-Journalisten Arno Frank zufolge ist es das Anliegen der Autorinnen Lehfeldt und Brockhaus, in ihrem Buch Alte Weise Männer die „pauschale Verunglimpfung“ von „verdienten Vertretern der Nachkriegsgeneration“ als „Popanz“ darzustellen und der „bedrohten Spezies“ „gönnerhafter Vaterfiguren“ eine „Hommage“ zuteilwerden zu lassen. „Gönnerhafte Vaterfiguren“ hätten – so Franca Lehfeldt – mehr Gutes für ihren Werdegang bewirkt als „manche Frauen, die sich als Freundinnen, Schwestern oder Team bezeichnen“. Frank bewertet diese Haltung als „reaktionär“. Manche Stellen in dem Buch läsen sich so, als habe Lehfeldts Ehemann Christian Lindner die Worte diktiert.[6]
Das RND Redaktionsnetzwerk Deutschland merkt an, dass Lehfeldt und Brockhaus ihre Interviewpartner aus ihrem Leben plaudern lassen. Das lese sich oft dicht, nah, flüssig. Aber es gebe kein kritischen Nachfragen, denn es solle ja eine Hommage sein.[7] Im Kölner Stadt-Anzeiger merkt Anne Burgmer an, dass alte weiße Männer solch ein Buch über „eine bedrohte Spezies“ nicht verdient hätten. Für sie ist das Buch Ausdruck eines schwer erträglichen Anhimmelns, weil kritische Distanz nicht vorhanden sei. Sie meint, das Buch sei aus dem Kalkül entstanden, mit steilen Thesen viele Bücher zu verkaufen.[8] Zu einer ähnlichen Einschätzung gelangten Rebekka Endler und Annika Brockschmidt in einer mehrteiligen Besprechung des Buches im Podcast "Feminist Shelf Control".[9]
Das Buch startete in Kalenderwoche 9 auf Platz 3 in den Sachbuch-Charts (Paperback) des Börsenblatts.[1] Ende März 2023 stand es auf Platz 6 der Spiegel-Bestsellerliste.[8]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- DNB 1269037153
- Verlagsseite zum Buch bei Gräfe und Unzer
- "Alte Weise Männer" Hommage an WT actual F. Neunteilige Buchbesprechung von Rebekka Endler und Annika Brockschmidt unter Beteiligung von Anja Rützel und Friederike Häuser. April bis Juni 2023.
- DEBATTE UM „ALTE WEISE MÄNNER“: Alt, weiß, missverstanden? Artikel in der FAZ
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b "Alte weise Männer" starten auf Platz 3 boersenblatt.net
- ↑ „Alte Weise Männer“ thepioneer.de
- ↑ Franca Lehfeldt bekam einen Korb von Reinhold Messner sueddeutsche.de
- ↑ „Alte weise Männer“: Eine Liebeserklärung von Franca Lehfeldt und Nena Brockhaus berliner-zeitung.de
- ↑ Rollenbilder. Die Autorinnen Franca Lehfeldt […] und Mirijam Trunk streiten darüber, was gerecht ist zwischen Männern und Frauen. In: Der Stern. Ausgabe 11/2023. 9. März 2023, S. 34–38
- ↑ Arno Frank: Liebesbriefe an Platzhirsche. In: „Der Spiegel“. Ausgabe 10/2023. 4. März 2023. S. 115.
- ↑ Hommage an den alten weisen Mann: „Seine Stute ist ein Siegertyp, er ist auch ein Siegertyp“ rnd.de
- ↑ a b Buch über „eine bedrohte Spezies“ Kölner Stadt-Anzeiger
- ↑ Annika Brockschmidt, Rebekka Endler: Feminist Shelf Control. In: podcasts.apple.com. Abgerufen am 17. Juni 2023.