Alter Dom (Linz)
Die römisch-katholische Jesuitenkirche mit dem Patrozinium des Heiligen Ignatius von Loyola, von 1785 bis 1909 Bischofskirche der Diözese Linz und daher auch Alter Dom genannt, befindet sich im Rathausviertel der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz.
Das Kirchengebäude wurde von 1669 bis 1678 im Auftrag des Jesuitenordens errichtet. Der Architekt ist nicht bekannt; jedoch werden die Pläne dem Architekten Pietro Francesco Carlone zugeschrieben, mit Mitarbeit von Carlo Antonio Carlone. Seitdem er als Bischofskirche der Diözese Linz vom Mariä-Empfängnis-Dom (Neuer Dom) abgelöst wurde, wurde der Alte Dom bis 2023 wieder von Jesuiten betreut. Seit Herbst 2023 dient er der ukrainischen griechisch-katholischen Gemeinde als Ort für Gottesdienste im byzantinischen Ritus.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Grundsteinlegung erfolgte 1669 durch David Fuhrman im Auftrag des Jesuitenordens. Nach einer Bauzeit von knapp unter 10 Jahren wurde das Gebäude 1678 dem Gründer des Jesuitenordens, Ignatius von Loyola, geweiht.
Der Dom ist einschiffig, zeichnet sich jedoch durch seine Weiträumigkeit aus. Dem Baustil des Barock entsprechend ist das Innere leuchtend hell und hat seitliche Kapellennischen. Über dem Eingangstor befinden sich Wappen der Grafengeschlechter Starhemberg, Weissenwolf und Kuefstein.
1773 wurde der Jesuitenorden aufgehoben, und die ehemalige Ordenskirche in Linz stand daraufhin leer. Kaiser Joseph II. zwang die Diözese Passau mit einem Vertrag vom 4. Juli 1784 zum Verzicht auf ihre Pfarren in Oberösterreich und gründete die Diözese Linz. Nach der Bestätigung per päpstlicher Bulle vom 28. Januar 1785 durch Papst Pius VI. wurde der Passauer Weihbischof Ernest Johann Nepomuk Graf Herberstein als erster Bischof von Linz eingesetzt. Dieser wählte die immer noch unbenutzte ehemalige Jesuitenkirche als Kathedrale, anstelle der zuerst dafür vorgesehenen Stadtpfarrkirche.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war Linz so stark gewachsen, dass der Platz in der Kathedrale nicht mehr ausreichte. Bischof Rudigier ließ daraufhin eine neue, größere Kathedrale errichten (den heutigen Neuen Dom). Nachdem der Neue Dom 1909 die Funktion der Bischofskirche von Linz übernommen hatte, kehrten die Jesuiten in ihre ehemalige Ordenskirche zurück. Seitdem wird sie als Alter Dom bezeichnet. 2023 verließen die Jesuiten nach 400 Jahren Präsenz Linz und den Alten Dom.[1]
Architektur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hochaltar
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Hochaltar[2] ist ein Meisterwerk von Giovanni Battista Colombo und Giovanni Battista Barberini. Das Altarbild zeigt Mariens Aufnahme in den Himmel. Ursprünglich befand sich dort ein Bildnis des hl. Ignatius. Dieses Bild wurde allerdings ersetzt durch eben das Marienbild. Das Bild stammt ursprünglich aus der Schwarzspanierkirche in Wien.
Chorgestühl
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Chorgestühl stammt aus dem Stift Garsten. Bischof Rudigier erwarb es, da ihm das vorhandene zu einfach war. Das Chorgestühl kam auf dem Wasserweg bis Mauthausen und per Pferd dann nach Linz.
Kanzel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Besondere Aufmerksamkeit verdient die Kanzel mit ihrem wunderbaren Schalldeckel. An den vier Ecken befinden sich Engelsputten, dann die vier Evangelisten. In der Mitte befindet sich Jesus mit der Weltkugel als Verkünder des Evangeliums. Den Abschluss bildet die Statue von Johannes dem Täufer.
Brucknerorgel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Linzer Brucknerorgel ist in mehrerer Hinsicht eine herausragende Denkmalorgel: wegen ihrer Qualität, ihrem Bezug zu Anton Bruckner, ihrer Größe und ihres Erhaltungszustandes.
Sie wurde von 1768 bis 1770 von Franz Xaver Chrismann für die Stiftskirche Engelszell angefertigt. Nach der Säkularisation des Klosters wurde er angewiesen, das Instrument nach Linz zu verfrachten, um sie in einem neu entworfenen Orgelgehäuse in der gerade inaugurierten Domkirche einzubauen. Aus dem Protokoll des Stadtmagistrats vom 20. Juni 1786 geht hervor, dass man vorhatte, die Empore um über 3 Meter (10 Fuß = 3,16 Meter)[3] abzusenken.[4] Das Tieferlegen der Empore und die damit verbundenen Arbeiten wurden 1792 abgeschlossen; die Arbeiten an der Orgel durch Franz Xaver Chrismann dauerten noch bis 1795.[5] Bei den Renovierungs- und Umbauarbeiten im Inneren des Domes 1853–1857 wurde die Orgel wieder vollständig abgetragen, da man den Emporenboden wieder geringfügig anhob.[6] Anton Bruckner, der 1856–1868 Domorganist war, ließ sie danach peu à peu nach seinen Wünschen umgestalten. Die Arbeiten, die Josef Breinbauer durchführte, dauerten bis 1867. Unter anderem wurden das Blockwerk durch Schleifladen registrierbar gemacht und die vorhandenen Halbregister voll ausgebaut. Breinbauer setzte zudem das Rüpckpositiv in die Mitte des Gehäuses, hinter den Spieltisch.[7] Auch nach seiner Übersiedlung nach Wien kam Bruckner häufig nach Linz zurück, um auf dem nach seinen Klangvorstellungen adaptierten und von ihm geschätzten Instrument zu improvisieren. 1979/80 erneuerte Rieger-Orgelbau sämtliche Zungenstimmen, ließ die sonstige Grundstubstanz der Orgel jedoch weitgehend unangetastet.[7]
Die im hergebrachten Zustand erhaltene Schleifladen-Orgel verfügt über drei Manuale und Pedal mit insgesamt 32 Registern; die Spiel- und Registertrakturen sind mechanisch. 2016 wurde sie von Kuhn restauriert.[8][9]
Eine Gedenktafel an der Fassade des Alten Domes erinnert an Anton Bruckners Wirken als Linzer Domorganist.
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Gräber
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Alten Dom befindet sich das Grab von Maria Elisabeth, einer Tochter von Maria Theresia. Ebenso sind alle Jesuiten, die vor der Auflösung verstorben sind, hier begraben. Auch heute ist der Dom wieder Begräbnisort für die Jesuiten des Domes und des Kollegiums Aloisianum am Freinberg. Die zwischen 1785 und 1924 verstorbenen Bischöfe von Linz wurden ebenfalls im Alten Dom bestattet. Die Särge wurden nach der Fertigstellung des Neuen Doms in die neue Kathedrale verlegt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Otto Constantini: Die Linzer Jesuitenkirche (= Linzer Sehenswürdigkeiten. Band 3 (richtiger 4)), 2. Auflage, Linz 1966.
- Benedikt Pillwein (Hrsg.): Dom-Kirche in Linz, nebst den Bischöfen, Domherren und Ehren-Domherren seit der Entstehung des Bisthums, sammt einem Anhange, dann der ältesten Dekanats- und Pfarr-Eintheilung in Oesterreich ob der Enns in der dortmaligen Passauer-Diöcese. Druck der J. Weinmayr’schen Buchdruckereien, Linz 1843.
- Jesuitenkommunität St. Ignatius (Hrsg.): Gefährten Jesu – Gefährten der Menschen. 100 Jahre Jesuiten am Alten Dom 1909–2009. Linz 2009, ISBN 978-3-902330-35-2.
- Heinz Urban: St. Ignatius – Alter Dom Linz. Innsbruck 1994.
- Hans Winterberger: Die Hauptorgeln der Ignatiuskirche („Alter Dom“) in Linz. Quellenkundliche Materialien zur Baugeschichte. In: Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1971. Hrsg. vom Archiv der Stadt Linz, Linz 1972, S. 115–156 (ooegeschichte.at [PDF]).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ignatiuskirche/Alter Dom bei der Diözese Linz
- Bibliografie zur oberösterreichischen Geschichte. Bibliographie zur Ignatiuskirche. In: ooegeschichte.at. Virtuelles Museum Oberösterreich
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Nach 400 Jahren verlassen die Jesuiten Linz. In: katholisch.at. ÖBK, 17. Juli 2022, abgerufen am 17. Juli 2022.
- ↑ Ruth Pucher: Mit der Lilie durch die Kirche … . Entdeckungen und Anmerkungen zur Ikonografie ausgewählter Bilder und Altäre. In: Literatur Gefährten Jesu 2009, S. 127–136.
- ↑ Das Längenmaß „Wiener Fuß“ bzw. „Wiener Schuh“ wurde 1848 mit 31,6102 cm angegeben.
- ↑ Die Vertiefung hätte wenigstens um 10 Schuh zu geschehen […]. Zitiert nach: Winterberger: Die Hauptorgeln der Ignatiuskirche („Alter Dom“) in Linz, S. 121.
- ↑ Winterberger: Die Hauptorgeln der Ignatiuskirche („Alter Dom“) in Linz, S. 122.
- ↑ Der Boden erfährt dabei eine geringe Erhöhung. Plan vom 15. Dezember 1853. Zitiert nach: Winterberger: Die Hauptorgeln der Ignatiuskirche („Alter Dom“) in Linz, S. 124.
- ↑ a b Orgeldetails - Orgelbau Kuhn AG. Abgerufen am 21. Oktober 2024.
- ↑ Brucknerorgel. Die Brucknerorgel im Alten Dom Linz (Jesuitenkirche St. Ignatius) zählt zu den bedeutendsten Klangdenkmälern Österreichs. auf dioezese-linz.at
- ↑ Nähere Informationen zur Disposition, abgerufen am 26. März 2023.
Koordinaten: 48° 18′ 18,1″ N, 14° 17′ 16,5″ O
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