Alter Friedhof (Neustadt am Rübenberge)
Der Alte Friedhof in Neustadt am Rübenberge, Region Hannover, ist ein im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts angelegter Friedhof. Die denkmalgeschützte Anlage findet sich an der Nienburger Straße vor der Kreuzung mit der Bahntrasse.[1]
Geschichte und Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Zugang zu der Grünanlage, deren ältesten Beisetzungen durch zwei um die Jahre 1824 und 1835 datierte „Zippoi“ vor Ort dokumentiert sind, erfolgt durch zwei Pforten aus Sandstein. Diese wurden plastisch als mit Trauerflor verzierte Baluster mit einem aufgelegten Kreuz beziehungsweise in Form von Urnen gearbeitet.[1]
Zu den Zeugnissen der Sepulkralkultur zählen als Portal gestaltete Grabmäler und trauernde Genien aus der Zeit des späten 19. Jahrhunderts. In diesem Zeitraum wurde auch die um 1890 aus Ziegelstein errichtete kleine Leichenwagen-Remise erbaut; ähnliche, mit Eck- und Staffel-First errichtete Funktionsbauten der Bestattungskultur finden sich heute nur noch selten in Deutschland.[1]
Aus der Kolonialgeschichte unter Kaiser Wilhelm II. findet sich das mit Palme, Löwe, Säbel und Gewehr sowie Kolonialhut aufwendig halbplastisch illustrierte Grabmal des Max Dettmann.[2] Der auch als Afrikastein bekannte Grabstein[3] erinnert ausweislich der Inschrift an den am 14. Juni 1873 in „Cassel“ geborenen[2] Max Hermann Dettmann,[3] der 1903 unter dem deutschen Gouverneur Woldemar Horn als Stations-Assisistent[4] der Kaiserlichen Polizeitruppe in „Togo-Deutsch-Afrika“ diente,[2] genauer in der lediglich durch insgesamt drei Nicht-Einheimische besetzten Kolonial-Station Sokodé („Paratau“) unter seinem unmittelbaren Vorgesetzten, dem Arzt und Kolonialbeamten Hermann Kersting.[5] Während eines Heimaturlaubes[4] starb Max Dettmann am 17. August 1903 in Neustadt am Rübenberge an Malaria[6] im 30. Lebensjahr, als er zu Besuch bei Verwandten war.[3]
Aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg bis unmittelbar vor der Schließung des Alten Friedhofs finden sich vor Ort zudem einige mit Reliefs verzierte Grabstelen.[1]
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Trauernde Genie mit Lorbeerkranz
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Remise für den Leichenwagen
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Eine der beiden Eingangspforten
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Plastisch mit Waffen illustriertes Grabmal Max Dettmanns (Vorderseite)
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jüdischer Friedhof (Neustadt am Rübenberge)
- Liste der Baudenkmale in Neustadt am Rübenberge (Ortsteile rechts der Leine)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d Carolin Krumm (Bearb.) et al.: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen Band 13,2: Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark, Hameln: Niemeyer 2005, ISBN 3-8271-8255-7, S. 340; Digitalisat der Universitätsbibliothek Heidelberg
- ↑ a b c Vorderseite des Dettmannschen Grabmals
- ↑ a b c Stephanie Jans et al. (Text), Ingolf Heinemann (Fotos): Der Afrikastein. in dies.: Auf Safari zu den Neustädter Löwen. Eine löwenstarke Tour mit den Gästeführerinnen in Neustadt am Rübenberge, hrsg. mit Unterstützung der Hannoverschen Volksbank, [o. D., unpaginert]; Digitalisat über yumpu.com
- ↑ a b Deutsche Kolonialzeitung, Band 20 (1903), S. 347; Vorschau über Google-Bücher
- ↑ Rudolf Fitzner (Hrsg.): Deutsches Kolonial-Handbuch. Nach amtlichen Quellen bearbeitet, Ergänzungsband 1903, Berlin: Hermann Paetel, v. a. S. 25; durchsuchbares Digitalisat über das Internet-Archiv archive.org oder als herunterladbares PDF-Dokument aus der Kolonialbibliothek der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg in Frankfurt am Main
- ↑ Deutsche Kolonialzeitung, Band 20 (1903), S. 389; Vorschau über Google-Bücher
Koordinaten: 52° 30′ 22,2″ N, 9° 27′ 4,9″ O