Starrsinn
Starrsinn bezeichnet abwertend die Geisteshaltung einer Person, die von Unnachgiebigkeit, Eigensinn, Engstirnigkeit oder auch geistiger Unbeweglichkeit und Vorurteilen geprägt ist. Ähnliche Bedeutung haben die Schimpfwörter Dickkopf, Dickschädel, Pedant, Sturkopf oder (veraltet) Starrkopf.[1]
Etymologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Johann Christoph Adelungs Grammatisch-kritisches Wörterbuch definierte Starrheit 1801 als „ein starrer Sinn, eine unbiegsame Gemüthsfassung, da man allen Gründen hartnäckig widerstehet“, abgeleitet vom Adjektiv starr „in einem hohen Grade steif und unbiegsam“. In Hamburg auch „sturr, im Schwedischen stark und starr, […]. Es ist mit störrig nahe verwandt, und wie aus dem verdoppelten r erhellet, ein Intensivum von einem veralteten star, von welchem auch stark abstammet. Ehedem war im Oberdeutschen für starr auch rag üblich, welches augenscheinlich zu dem Geschlechte des Lat. rigidus gehöret.“[2]
Altersstarrsinn
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Besonders gebräuchlich ist der Begriff Starrsinn im Zusammenhang mit älteren Menschen, wofür häufig der Begriff „Altersstarrsinn“ benutzt wird. Damit einher geht oft die Annahme, dieser sei ein krankhafter Zustand (im Sinne von Geisteskrankheit), ein Symptom einer beginnenden Demenz. Dazu hat das Bayerische Oberste Landesgericht festgestellt, dass Altersstarrsinn für sich allein betrachtet keine psychische Krankheit oder geistige oder seelische Behinderung darstellt, die etwa das Einschalten eines Vormundes oder eines Betreuers nötig mache.[3]
Der Psychologe Clemens Tesch-Römer, Institutsleiter des Deutschen Zentrums für Altersfragen in Berlin, bezeichnet die Ausprägung als abhängig von der individuellen Lebenseinstellung. Eine Einschränkung der geistigen Flexibilität sei keine Frage des Alters, sondern die „Offenheit für Erfahrung hängt maßgeblich mit dem Lebenslauf einer Person zusammen“. Die Fähigkeit der kristallinen Intelligenz entspräche dem Potenzial, Wissen und Erfahrung anzusammeln und zu nutzen. „Diese Fähigkeit lässt Politiker, Schriftsteller und andere produktiv-kreativ arbeitende Menschen auch noch im hohen Alter Höchstleistungen vollbringen“ und sei bis ins hohe Alter verhältnismäßig konstant.[4]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Herbert Riehl-Heyse: Jugendwahn und Altersstarrsinn. Blessing 2003, ISBN 978-3896671936.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 701; Volltext auf zeno.org.
- ↑ Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 302; Volltext auf zeno.org.
- ↑ BayObLG, Beschluss vom 24. August 2001, Az. 3Z BR 246/01, Volltext = BayObLG BtPrax 2002, 37.
- ↑ Von wegen Altersstarrsinn! Focus vom 22. April 2005.