Am Südbahnhof (Hannover)

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Am Südbahnhof
Wappen
Wappen
Straße in Hannover
Am Südbahnhof
Am Südbahnhof
Basisdaten
Stadt Hannover
Stadtteil Südstadt
Hist. Namen Schlageterplatz
Name erhalten 1945
Anschluss­straßen Bischofsholer Damm, Marienstraße
Querstraßen Anna-Zammert-Straße, Große Düwelstraße, Stolzestraße
Technische Daten
Straßenlänge 640 m
Karte
Karte
Teils leerstehende ehemalige Fabrikgebäude am Südbahnhof hinter Eisenbahn-Gleisen, 2011

Am Südbahnhof lautet der Name einer Straße in Hannover, die im heutigen Stadtteil Südstadt die Marienstraße mit dem Bischofsholer Damm verbindet, von dem sie früher ein Teil war. Erst 1924 erhielt dieser Teil[1] der zum Forsthaus Bischofshol führenden Wegeverbindung[2] seinen heutigen Namen, aufgrund seiner Lage am damaligen Südbahnhof.[1] Zur Zeit des Nationalsozialismus war die Straße nach dem Freikorpsleutnant Albert Schlageter in Schlageterplatz umbenannt worden.[3]

Über die Straße führt eine um 1872 erbaute, heute denkmalgeschützte Eisenbahnbrücke.[4]

Anfang des 21. Jahrhunderts lag das Gelände des ehemaligen Südbahnhofes bereits mehrere Jahre brach, wodurch sich auf der Fläche eine relativ ungestörte Flora und Fauna mit einer eigenen Biodiversität ausbilden konnte. In den 2010er Jahren wurde die Brache der „Großstadt im Grünen“ zugunsten der wachsenden Bevölkerung und der innerstädtischen, strategisch geplanten Nachverdichtung zunächst als großflächige Einzelhandels- und Gewerbeflächen in Nutzung genommen.[5]

Anfang Oktober 2017 legten das Wohnungsunternehmen Hanova und die Immobilienfirma Aurelis in Anwesenheit von Bürgermeister Thomas Hermann und Stadtbaurat Uwe Bodemann auf einer großen Dreiecksfläche an der Straße Am Südbahnhof am nördlichen Ende der Anna-Zammert-Straße den Grundstein für ein vielstöckiges Wohn- und Bürogebäude mit 142 Wohnungen von 50 bis 140 m² Fläche, zusätzlich 1900 m² Raum für Geschäfte und Büros und 140 Stellplätzen für Automobile.[6]

Der Südbahnhof

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Der Südbahnhof auf einem Stadtplan von 1895

Die private Hannover-Altenbekener Eisenbahn-Gesellschaft erbaute mit dem Bau der Bahnstrecke nach Altenbeken westlich der vorhandenen Hannoverschen Südbahn einen Endbahnhof. Diese am 13. April 1872 eröffnete Station wurde Localbahnhof oder Altenbekener Bahnhof genannt. Bald führte von hier aus eine Pferdebahn-Linie bis zum Aegidientorplatz und erweiterte den schienengebundenen Nahverkehr der hannoverschen Straßenbahn auf nunmehr 8,3 km.[7]

In den Jahren von 1875 bis 1879,[8] während der spätere Centralbahnhof durch Hubert Stier errichtet wurde und laut Vertrag zwischen dem Magistrat der Stadt Hannover und der Eisenbahndirektion die Bahngleise auf einen aufzuschüttenden Damm mit 23 Straßenunterführungen und zwei Fußgängerbrücken verlegt wurden, endeten auch die Züge der Südbahn hier und Reisende mussten auf ein provisorisches Empfangsgebäude gegenüber dem Südbahnhof ausweichen.[9]

Erst 1880, nach Eröffnung des neuen Hauptbahnhofes führte die Altenbekener Strecke weiter bis zu diesem.[4] Als Personenbahnhof wurde der Localbahnhof danach aufgegeben.

Ab 1880 diente er aber weiter als Güterbahnhof, insbesondere zum Be- und Entladen von Waggons.[10] Zu den technischen Anlagen der Einrichtung zählte auch ein Wasserturm.[11]

1903 datierter Briefkopf von Louis Voss: Zwischen den Fabriken im Volgersweg mittig die Ansicht „Speicher mit Gleisanschluss am Südbahnhofe Bischofsholer Damm 10/15“

In der Folge siedelten sich mehrere Unternehmen in der Bahnhofsnähe an. 1899 richtete die Eisen- und Metallgroßhandlung Schwemann & Stücke am Südbahnhof in der Kleinen Düwelstraße ein Lager[12] mit Anschlussgleis und Krananlage ein.[13] Im selben Jahr begann am Südbahnhof der Eisen- und Stahlhändler P. H. Brauns eine eigene Lagerhaltung.[14]

Wenige Tage nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges – zumindest in Hannover –, als am 2. Mai 1945 die „Exhumierung, Überführung und Beisetzung der ermordeten Russen und anderer NS-Opfer“ durch die Britischen Militärbefehlshaber angeordnet worden war, durfte zur Versorgung der Bevölkerung am selben Tag auch ein mit Kohlen beladener Zug von Barsinghausen bis zum hannoverschen Südbahnhof fahren.[15] Im Hungerwinter 1945–1946 mussten sogar Kinder zur Lebenserhaltung ihrer Familien beitragen: Um bei schneidender Kälte bis zu Minus 15 Grad zu überleben, gingen Eltern regelmäßig mit ihren Kindern zum Kohlenklau zu dem Südbahnhof.[16]

In der Nachkriegszeit konnte sich der Rasensportverein Hannover von 1926 im Jahr 1953 eine alte Eisenbahn-Werkhalle zur Sporthalle ausbauen, die später um eine Kegelbahn erweitert wurde.[17]

Im März 1979 wurde der alte Wasserturm am Südbahnhof abgerissen.[11]

Mit dem Wegzug von immer mehr Anschließern endete auch die Bedienung des Bahnhofes.

Industrie-Brache mit Kopfsteinpflaster und geschnittenem Astwerk, 2011
Commons: Am Südbahnhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Helmut Zimmermann: Am Südbahnhof, in ders.: Die Strassennamen der Landeshauptstadt Hannover. Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 22.
  2. Helmut Zimmermann: Bischofsholer Damm. in ders.: Die Strassennamen ... S. 41.
  3. Helmut Zimmermann: Verschwundene Straßenamen in Hannover. In: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge Band 48 (1994), S. 355–378; hier: S. 373
  4. a b Wolfgang Neß: Entwicklung im Zusammenhang mit dem Eisenbahnbau. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover (DTBD), Teil 1, Band 10.1, hrsg. von Hans-Herbert Möller, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Institut für Denkmalpflege, Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig 1983, ISBN 3-528-06203-7, S. 118f.; sowie Südstadt im Addendum zu Teil 2, Band 10.2: Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege), Stand: 1. Juli 1985, Stadt Hannover, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege, S. 7ff.
  5. Dietmar Drangmeister: Aspekte der Beeinträchtigung und Gefährdung. in ders.: An der Schwelle: Ein Naturführer für die Region Hannover, Stuttgart: ibidem, 2016, ISBN 978-3-8382-0820-6, S. 311; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  6. Mathias Klein: So soll der neue Gebäudekomplex am Südbahnhof aussehen ... Artikel auf der Seite der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 3. Oktober 2017, zuletzt abgerufen am 25. Mai 2018.
  7. Jahrbuch der Geographischen Gesellschaft zu Hannover, Hannover: Geographische Gesellschaft zu Hannover, 1978, S. 115; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  8. Helmut Knocke, Hugo Thielen: Ernst-August-Platz 1, in Dirk Böttcher, Klaus Mlynek (Hrsg.): Hannover. Kunst- und Kultur-Lexikon (HKuKL), Neuausgabe, 4., aktualisierte und erweiterte Auflage, zu Klampen, Springe 2007, ISBN 978-3-934920-53-8, S. 105f.; hier: S. 106.
  9. Dieter Brosius: Verbesserung der Lebensqualität: Energie, Verkehr, Versorgung, Erholung, in Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.): Geschichte der Stadt Hannover, Band 2: Vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart, Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft, 1994, ISBN 3-87706-364-0, S. 369–377; hier: S. 372; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  10. Sabine Meschkat-Peters: Tabelle 53: Personen- und Güterverkehr auf den Bahnhöfen Hannover-Nord, Hainholz, Hannover-Süd, Herrenhausen 1875–1903/04 in dies.: Eisenbahnen und Eisenbahnindustrie in Hannover 1835–1914 (= Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens, Band 119, Hrsg.: Historischer Verein für Niedersachsen), leicht überarbeitete Druckfassung der im WS 1997/98 an der Philosophischen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen abgelegten Dissertation, Hannover: Verlag Hahnsche Buchhandlung, 2001, ISBN 3-7752-5818-3, S. 319ff. (Anm. 10)
  11. a b Waldemar R. Röhrbein: 1979. In: Hannover Chronik. S. 278ff.; hier: S. 279; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  12. Waldemar R. Röhrbein: Schwemann & Stücke, Eisen- und Metallgroßhandlung. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 558; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  13. Paul Siedentopf (Hauptschriftleiter): Schwemann & Stücke ... in ders.: Das Buch der alten Firmen der Stadt Hannover im Jahre 1927, unter Mitwirkung von Karl Friedrich Leonhardt (Zusammenstellung des Bildmaterials), Jubiläums-Verlag Walter Gerlach, Leipzig 1927, S. 203.
  14. Waldemar R. Röhrbein: Brauns - P.H.B. Eisen- und Stahl GmbH & Co. KG. In: Stadtlexikon Hannover. S. 81.
  15. Waldemar R. Röhrbein: 1945. In: Hannover Chronik. S. 189–203; hier: S. 193.
  16. Heinz Koberg: Hannover 1945: Zerstörung und Wiedergeburt. Bilddokumente eines Augenzeugen, Hannover: Schlütersche Verlagsanstalt und Druckerei, 1985, ISBN 3-87706-198-2, S. 25; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  17. Karl-Heinz Grotjahn M.A.: Rasensportverein (RSV) Hannover v. 1926 e.V. In: Stadtlexikon Hannover. S. 514; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche

Koordinaten: 52° 22′ 10,1″ N, 9° 45′ 38,4″ O