American Studies
Die American Studies (deutsch auch: Amerikastudien, Amerikakunde) sind ein interdisziplinäres Kulturfach, das sich mit Geschichte, Politik, Gesellschaft, Kultur und Sprache der Vereinigten Staaten befasst.[1][2]
American Studies vs. Amerikanistik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die American Studies sind von der Amerikanistik zu unterscheiden, deren Beschäftigung sich auf Sprache und Literatur der Vereinigten Staaten beschränkt.[3]
Geschichte der American Studies
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Begründer der American Studies gilt der amerikanische Literaturhistoriker Vernon Louis Parrington, der für sein einflussreiches dreibändiges Werk Main Currents in American Thought 1928 den Pulitzer-Preis für Geschichte gewonnen hat.[4]
American Studies im deutschsprachigen Raum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Geschichte und Vertreter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die American Studies wurden in Deutschland erstmals unter dem Nationalsozialismus begründet, mit Friedrich Schönemann als erstem Lehrstuhlinhaber. Obwohl das Fach offiziell als „Amerikanistik“ bezeichnet wurde, zielte Schönemann, ein überzeugter Nationalsozialist, auf eine umfassende Kulturanalyse der USA; im Mittelpunkt seiner Arbeit stand dann die Kritik an den amerikanischen Werten: Freiheit und Demokratie. Wie die Historiker Willi Paul Adams und Philipp Gassert aufgewiesen haben, wurde die NS-Geschichte des Faches bis heute noch nicht aufgearbeitet.[5]
Ein weiterer früher Verteidiger des Konzepts in Deutschland war Arnold Bergstraesser. Als Pioniere der American Studies in der Bundesrepublik Deutschland gelten Hans Galinski und Ursula Brumm.
Viele der in dem Bereich wirkenden Frauen stehen heute dem Feminismus (Hanna Beate Schöpp-Schilling, Carmen Birkle) bzw. den Gender Studies (Gabriele Dietze, Sabine Sielke, Astrid Böger, Nicole Waller) nahe.
American Studies und Canadian Studies
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Kanadistik (Canadian Studies, „Kanada-Studien“) wird an vielen Universitäten im deutschsprachigen Raum als Teildisziplin der American Studies behandelt (so etwa im John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikastudien der FU Berlin), als Studienfach also oft nur in Kombination mit American Studies angeboten. Wegen der engen historischen Verbindungen zu Großbritannien ergeben sich jedoch vielfach Überschneidungen mit der Anglistik. Tatsächlich entwickelte sich die Kanadistik als landeskundliche Disziplin weniger aus der American Studies heraus, als aus den Commonwealth Studies.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Einführungen
- Neill Campbell, Alasdair Kean: American Cultural Studies. Routledge 1997.
- Udo J. Hebel: Einführung in die Amerikanistik / American Studies (Broschiert), Stuttgart: Metzler, 2008, ISBN 3-476-02151-3
- Geschichte
- Christian H. Freitag: Die Entwicklung der Amerikastudien in Berlin bis 1945 unter Berücksichtigung der Amerikaarbeit staatlicher und privater Organisationen. Dissertation, Berlin 1977.
- Levke Harders: American Studies. Disziplingeschichte und Geschlecht (= Transatlantische Historische Studien 48). Franz Steiner, Stuttgart 2013. ISBN 978-3-515-10457-9
- Michael Dreyer, Markus Kaim und Markus Lang (Hrsg.): Amerikaforschung in Deutschland: Themen und Institutionen der Politikwissenschaft nach 1945. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 978-3-515-08466-6 (= Transatlantische historische Studien 22).
- Lucy Maddox (Hrsg.): Locating American Studies: The Evolution of Discipline. Johns Hopkins University Press 1998. ISBN 0-8018-6056-3
Einen guten Einblick in die Entwicklung der American Studies bietet die Jubiläumsnummer der Zeitschrift Amerikastudien/American Studies (50.1/2, 2005), die 1956 als Jahrbuch für Amerikastudien gegründet wurde. Die American Studies Association wurde 1950 gegründet. Sie publiziert die Zeitschrift American Quarterly, die wichtigste amerikanistische Zeitschrift seit 1949. Die British Association for American Studies unterstützt American Studies in Britain und publiziert das Journal of American Studies.
- Aktuelle Diskussion
- Donald E. Pease und Robyn Wiegman: The Futures of American Studies. Duke University Press, Durham NC 2002, ISBN 0-8223-2965-4.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Klaus Lubbers: Einführung in das Studium der Amerikanistik. Max Niemeyer, 1970, S. 3.
- ↑ Udo J. Hebel: Einführung in die Amerikanistik/American Studies. J. B. Metzler, Stuttgart, Weimar 2008, ISBN 978-3-476-02151-9, S. 1 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Klaus Lubbers: Einführung in das Studium der Amerikanistik. Max Niemeyer, 1970, S. 1.
- ↑ Vernon L. Parrington. Abgerufen am 2. Oktober 2019.
- ↑ Phillip Gassert: Vor der DGfA: Deutsche Amerikaforschung zwischen Erstem Weltkrieg und früher Bundesrepublik. In: Michael Dreyer, Markus Kaim, Markus Lang (Hrsg.): Amerikaforschung in Deutschland: Themen und Institutionen der Politikwissenschaft nach 1945. Franz Steiner, Wiesbaden 2004, ISBN 3-515-08466-5, S. 20 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).