Amt Fehrbellin
Das Amt Fehrbellin, im 16. Jahrhundert noch Amt Bellin, war ein kurfürstlich-brandenburgisches Amt um die Stadt Fehrbellin (Landkreis Ostprignitz-Ruppin, Brandenburg) herum. Es gehörte ursprünglich zum Hochstift Havelberg, das ab 1553 zunächst durch das Kurfürstentum Brandenburg administriert wurde, ab 1571 auch formal mit dem Kurfürstentum Brandenburg vereinigt wurde. Das Amt Fehrbellin wurde 1872 mit der Kreisreform in Preußen aufgelöst.
Geographische Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Amt Fehrbellin umfasst nur einen kleinen Teil der heutigen (Groß-)Gemeinde Fehrbellin, die aus dem von 1992 bis 2003 existierenden brandenburgischen Amt Fehrbellin hervorgegangen war. Fehrbellin liegt rd. 60 km nordwestlich von Berlin.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1294 überließen die Markgrafen Otto, Conrad, Heinrich, Johann und Otto der Jüngere das Ländchen Bellin für 2000 Mark Silber dem Bischof von Havelberg[1]. Davon wurden 800 Mark Silber vom Bistum zur Begleichung von Schulden der Markgrafen an das Bistum Havelberg gleich einbehalten. Kirchenrechtlich gehörte das Ländchen Bellin gar nicht zum Bistum Havelberg, sondern zum Bistum Brandenburg. Erst 1337 verkaufte das Bistum Brandenburg den Bischofszehnten (⅔ des Gesamtzehnten) um 100 Mark Silber an das Bistum Havelberg. Damit gehörte das Ländchen Bellin nun de facto auch zum Bistum Havelberg[1].
Im ausgehenden Mittelalter gliederte sich das Hochstift Havelberg verwaltungstechnisch in vier Ämter: Amt Wittstock, Amt Plattenburg, Amt Schönhausen und das Amt Bellin (früher Ländchen Bellin genannt). 1553 kam das Hochstift Havelberg (und damit auch das Amt Bellin) in kurfürstlich-brandenburgische Verwaltung, blieb aber zunächst noch als Verwaltungseinheit bestehen. 1571 vereinigte Markgraf Joachim Friedrich das Hochstift mit dem Kurfürstentum, die Ämter des Hochstiftes wurden dem kurfürstlichen Domanialbesitz zugeschlagen. Um 1600 setzte sich die Bezeichnung Fehrbellin für den Ort Bellin durch, auch das Amt wurde nun Amt Fehrbellin genannt.
Zugehörige Gemeinden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Besitzverhältnisse in den brandenburgischen Dörfern des ausgehenden Mittelalters und der frühen Neuzeit waren oft sehr zersplittert und dadurch recht kompliziert. In allen Dörfern des Amtes hatte der Kurfürst das Ober- und Untergericht. Die Abgaben eines Teils der Bauern gingen aber oft noch an andere Nutznießer.[Anmerkung 1] Nach dem Ortschaftsverzeichnis von 1817[2] gehörten zum Amt Fehrbellin:
- Betzin. Die meisten Bauern mussten ihre Abgaben und Dienste zum Amt Fehrbellin leisten. Daneben hatte Rittmeister von der Hagen auf Karwesee einen Hof mit 4 Hufen in Betzin
- Brunne. Neben dem Amt Fehrbellin hatten auch Rittmeister v. Zieten und der Landrath v. Zieten noch Teilbesitz.
- Dechtow. Weitere Besitzanteile gehörten dem Amt Vehlefanz und dem General-Lieutenant v. Zieten
- Fehrbellin. In der Stadt gehört ein Vorwerk zum Amt, indem auch der Amtssitz war.
- Feldberge. Teilbesitz gehörte auch dem Rittmeister von der Hagen in Karwesee, und dem Rittmeister v. Zieten
- Hakenberg. Hier hatte neben dem Amt auch der Landrat v. Plessen und der Staatsrat Wilckens Besitz
- Karwesee. Besitztitel hatten hier auch der Dom in Berlin und der Rittmeister von der Hagen
- Lentzke. Hier waren ein Gut im Besitz der Generalin v. Byern und ein weiteres Gut gehörte den v. Lenzke Erben.
- Lentzker Mühle, ein Vorwerk und Wassermühle war im Vollbesitz des Amtes.
- Linum war im Vollbesitz des Amtes.
- Tarmow. Ein Gut im Dorf gehörte dem General-Lieutenant v. Zieten
1872 wurde das Amt Fehrbellin aufgelöst.
Amtleute
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- um 1620 Christian von Bellin, Hauptmann
- 1765 Clare, Amtmann[3]
- 1775 Johann Ludwig Fromm, Beamter[4]
- 1799 Fromme, Oberamtmann[5]
- 1800–1804 Hanisch, Oberamtmann[6][7]
- 1818–1858 Jacobs, Beamter[8][9]
- 1859–72 Keppler, Oberamtmann[10][11]
Belege
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kugler-Simmerl, Annette: Bischof, Domkapitel und Klöster im Bistum Havelberg 1522–1598, Strukturwandel und Funktionsverlust: 263 S., Lukas-Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-936872-07-4. Online-Vorschau
- Enders, Lieselott: Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil III Havelland. 452 S., Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1972.
- Berthold Schulze: Besitz- und siedlungsgeschichtliche Statistik der brandenburgischen Ämter und Städte 1540–1800. Beiband zur Brandenburgischen Ämterkarte. Einzelschriften der historischen Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin, Band 7, 190 S., im Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1935.
- Wentz, Gottfried: Die Bistümer der Kirchenprovinz Magdeburg. 2. Band, Das Bistum Havelberg. Walter de Gruyter & Co., Berlin 1933. Online-Vorschau
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Riedel, Adolph Friedrich: Codex diplomaticus Brandenburgensis. Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellenschriften für die Geschichte der Mark Brandenburg und ihrer Regenten. Haupttheil 1, Geschichte der geistlichen Stiftungen, der adlichen Familien, so wie der Städte und Burgen der Mark Brandenburg. Band 7, Morin, Berlin, 1847 Online
- ↑ Ortschafts-Verzeichniß des Regierungs=Bezirks Potsdam nach der neuesten Kreiseintheilung vom Jahre 1817, mit Bemerkung des Kreises, zu welchem der Ort früher gehörte, der Qualität, Seelenzahl, Confession, kirchlichen Verhältnisse, Besitzer und Addreß-Oerter nebst alphabethischem Register. Georg Decker, Berlin 1817/1819. Online
- ↑ Frank Göse: Friedrich der Grosse und die Mark Brandenburg. Herrschaftspraxis in der Provinz, Lukas-Verlag, Berlin 2012, S. 179. ISBN 978-3-86732-138-9. Vorschau
- ↑ Adres-Calender, der sämtlichen Königl. Preuß. Lande und Provinzien, auser den Residenzien Berlin, dem Königreiche Preussen und dem Souverainen Herzogthume Schlesien; der darinnen befindlichen hohen und niedern Collegien, Instanzien und Expeditionen, ingleichen der Königl. Bediente, Magisträte, Universitäten, Prediger etc. auf das Jahr MDCCLXXV (1775). Hrsg. Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1775, u. a. S. 72. Online SLUB Dresden
- ↑ Handbuch über den Königlich Preußischen Hof und Staat für das Jahr 1799. 454 S., George Decker, Berlin 1799, S. 65. Online
- ↑ Handbuch über den Königlich Preußischen Hof und Staat für das Jahr 1800. 459 S., nebst einem Anhang mit 106 S., Georg Decker, Berlin 1800, S. 65.
- ↑ Handbuch über den Königlich Preußischen Hof und Staat für das Jahr 1808. 528 S., mit einem Anhang von 125 S., Georg Decker, Berlin 1804, S. 66. Online
- ↑ Handbuch über den Königlich Preußischen Hof und Staat für das Jahr 1818. 459 S., Georg Decker, Berlin 1818, S. 187.
- ↑ Königlich Preussischer Staats-Kalender für das Jahr 1858. 908 S., Georg Decker, Berlin 1858, S. 389.
- ↑ Königlich Preussischer Staats-Kalender für das Jahr 1859. 912 S., Georg Decker, Berlin 1859, S. 383.
- ↑ Handbuch über den Königlich Preußischen Hof und Staat für das Jahr 1872. 1108 S., Georg Decker, Berlin 1872, S. 368.
Anmerkung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Die Besitzverhältnisse sind bisher nicht im Einzelnen geklärt. Auch im Historischen Ortslexikon ist die Geschichte der einzelnen Besitzanteile nicht weiter aufgeführt bzw. weiter aufgeschlüsselt.
Koordinaten: 52° 49′ N, 12° 46′ O