Anarchismus in Korea
Der Anarchismus in Korea geht auf die koreanische Unabhängigkeitsbewegung unter der Besetzung durch Japan Anfang des 20. Jahrhunderts zurück. Die koreanischen Anarchisten schlossen sich über ihre nationalen Grenzen hinweg zusammen, jedoch wurden ihre Bemühungen durch regionale Konflikte und Weltkriege behindert.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die japanische Besetzung Koreas im Jahr 1910 förderte eine nationale Befreiungsbewegung, deren radikalere Befürworter sich zum Anarchismus bewegten. Japanische Anarchisten arbeiteten mit koreanischen Anarchisten zusammen und unterstützten sie. Der japanische Anarchist Ōsugi Sakae hatte einen starken Einfluss auf die koreanischen Radikalen. 1921 wurde die koreanische anarchistische Gruppe Heukdo hoe (흑도회, 黑濤會, deutsch Schwarze Welle Gesellschaft) gegründet. Dies geschah mit Unterstützung von japanischen Anarchisten. Die Zeitung der Gruppe hieß Schwarze Welle, dessen Chefredakteur war der koreanische Anarchist Bak Yeol.[1]
Der, nach der Annexion Koreas nach China emigrierte, Shin Chae-ho schrieb 1923 den Entwurf für das Korean Revolutionary Manifesto, das die Koreaner davor warnte, einen Unterdrücker durch einen anderen zu ersetzen oder eine Gesellschaft zu werden, die einen anderen ausbeuten würde. Er drängte auf die Revolution, nicht nur um die ausländische Herrschaft abzuschaffen, sondern auch um für neue Freiheiten und materielle Verbesserungen zu sorgen.[2] Die koreanischen Anarchisten nannten ihre Zeitung Talhwani (deutsch Eroberung) und waren für einen Kommunistischen Anarchismus. Im Exil schloss sich Shin Chae-ho mit anderen koreanischen Anarchisten zusammen. Darauf hin trat er 1927 der Eastern Anarchist Federation (kor. 동방 무정부주의 연맹, 東方無政府主義聯盟) bei welcher die Mitglieder aus China, Japan und Vietnam stammten.[3]
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war Korea die erste südostasiatische Region, in der sich eine beträchtliche anarchistische Bewegung aufbaute. Dies lag vor allem am Staatskommunismus in China und der Repression im besetzten Japan. Während sich die Korean Anarchist Federation vor dem Krieg gegen eine vereinte nationale Front aussprach, schlossen sich einige Anarchisten während des Krieges ihrer Exilregierung im Kampf für die Unabhängigkeit an. Einige Anarchisten ermutigten zu einer Allianz mit der Regierung, um Korea vor ausländischen Invasoren zu schützen. Andere hingegen setzten sich weiterhin für eine Föderation autonomer Verbände im ganzen Land ein.[3]
Filme
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]2017 wurde die Filmbiografie Anarchist from Colony über den Anarchisten Bak Yeol (auch Park Yeol) veröffentlicht. Regisseur Lee Jun-ik fokussierte sich dabei auf die Zeit von 1923 bis 1926, als es nach dem Großen Kantō-Erdbeben zu Übergriffen auf Koreaner in Japan kam und daraufhin Park Yeol sowie Kaneko Fumiko eingesperrt und als Sündenböcke angeklagt wurden. Beide nutzten die Gerichtsverhandlung, um die Aufmerksamkeit auf das Massaker zu lenken, bei dem etwa 6000 Koreaner ermordet worden sein sollen.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dongyoun Hwang: Anarchism in Korea. Independence, Transnationalism, and the Question of National Development, 1919–1984 (= SUNY series in global modernity). State University of New York Press, Albany 2017, ISBN 978-1-4384-6168-7 (englisch, Online [abgerufen am 15. November 2018]).
- George N. Katsiaficas: Asia’s unknown uprisings 1. South Korean social movements in the 20th century (= Asia’s unknown uprisings. Band 1). PM Press, Oakland 2012, ISBN 978-1-60486-457-1 (englisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Steven Hirsch, Lucien van der Walt: Anarchism and Syndicalism in the Colonial and Postcolonial World, 1870–1940: The Praxis of National Liberation, Internationalism, and Social Revolution. 2010, S. 102–110 (englisch).
- ↑ Robert Graham: Anarchism: A Documentary History of Libertarian Ideas. Black Rose Books, Montreal 2013, ISBN 978-1-55164-337-3, S. 539 (englisch).
- ↑ a b Robert Graham: Anarchism: A Documentary History of Libertarian Ideas. Black Rose Books, Montreal 2013, ISBN 978-1-55164-337-3, S. 540 (englisch).