Anastassija Alexejewna Bizenko

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Anastassija Bizenko (1918)

Anastassija Alexejewna Bizenko (russisch Анастасия Алексеевна Биценко; * 10. November 1875 in Alexandrowka, Ujesd Bachmut, Gouvernement Jekaterinoslaw[1]; † 16. Juni 1938[1]) war eine russische Revolutionärin.

Anastassija Alexejewna Bizenko wuchs in einer Bauernfamilie in der Ukraine auf. Sie war, ebenso wie ihr Mann, Mitglied der Partei der Sozialrevolutionäre.[2]

Am 22. November 1905 verübte sie ein Attentat auf den Generaladjutanten Wiktor Sacharow, der als der „Schlächter von Saratow“ galt. Wegen Mordes verurteilte sie das Gericht zunächst zum Tod, aufgrund von Petitionen, die mit ihrer „ungenügenden intellektuellen Entwicklung“ und ihrem „weiblichen Geschlecht“ argumentierten, wurde sie nach Sibirien verbannt. Sie verbrachte die Verbannung zusammen mit fünf weiteren Frauen, die alle zum revolutionären Untergrund gehörten und als die Schesterka (russisch: Sechs) bekannt wurden[3], darunter Marija Alexandrowna Spiridonowa. Während ihres Prozesses verweigerte Bizenko monatelang, ihre Identität preiszugeben und stand als Namenlose vor Gericht.[2][4][5]

Die russische Delegation in Brest-Litowsk. Sitzend (von links): Lew Kamenew, Adolf Joffe, Anastassija Bizenko. Stehend: V. Lipskiy, Pēteris Stučka, Leo Trotzki, Lew Karachan (1918)

Nach ihrer Befreiung durch die Revolution 1917 wurde Anastassija Alexejewna Bizenko als einzige Frau in die Delegation berufen, die den Friedensvertrag von Brest-Litowsk aushandelte und in der sie die Partei der Linken Sozialrevolutionäre vertrat. Während der Verhandlungen mit den Deutschen lehnte ihre Partei den Friedensvertrag ab, und Bizenko schloss sich der Partei des revolutionären Kommunismus an, einer Splittergruppe der bisherigen Linken Sozialrevolutionäre. Später schloss sie sich der KPdSU an.[6][7]

1938 wurde Bizenko im Zuge der Stalinschen Säuberungen erschossen und bei Kommunarka begraben.[1]

  • Walentin Janin u. a.: Otetschestwennaja istorija: istorija Rossii s drewneischich wremen do 1917 goda: Tom 1. Bolschaja Rossijskaja enziklopedija, Moskau 1994, ISBN 5-85270-076-2, S. 238 (russisch).
  • Richard Stites: The Women's Liberation Movement in Russia. Feminism, Nihilism, and Bolshevism, 1860–1930. Princeton University Press, Princeton (New Jersey) 1978, ISBN 978-0-691-10058-6, S. 273 (englisch).
  • Anthony Anemone (Hrsg.): Just Assassins. The Culture of Terrorism in Russia. Northwestern University Press, Evanston (Illinois) 2010, ISBN 978-0-8101-2692-3, S. 135 ff. (englisch).
Commons: Anastasia Bitsenko – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c Liste der während des Großen Terrors ermordeten Personen im Gebiet Moskau (russisch); abgerufen am 27. Mai 2013
  2. a b Anthony Anemone (Hrsg.): Just Assassins. The Culture of Terrorism in Russia, Northwestern University Press, Evanston (Illinois) 2010, S. 135 ff.
  3. Sally A. Boniece: The Shesterka of 1905–06: Terrorist Heroines of Revolutionary Russia. In: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas, 58. Jg., Nr. 2, 2010, ISSN 0021-4019, S. 172–191 (Zusammenfassung online) (Memento vom 17. April 2016 im Internet Archive).
  4. Prit Buttar: Between Giants. The Battle for the Baltics in World War II. Osprey Publishing, Oxford 2013, ISBN 978-1-4728-0288-0 (online).
  5. Mitteilungen Des Österreichischen Staatsarchivs. Band 41, 1990, S. 268 (online).
  6. Jane MacDermid, Anna Hillyar: Midwives of the revolution: female Bolsheviks and women workers in 1917, Ohio University Press 1999, ISBN 978-0-8214-1289-3, S. 55 ff.
  7. Winfried Becker: Frederic von Rosenberg (1874–1937). Diplomat vom späten Kaiserreich bis zum Dritten Reich, Außenminister der Weimarer Republik. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011, ISBN 978-3-525-36076-7, S. 277.