Andrea Keller (Publizistin)
Andrea Keller (* 1. September 1981 in Glattfelden) ist eine Schweizer Kulturpublizistin, Autorin, Kreativschaffende und Künstlerin[1]. Sie lebt in Thalwil.
Schaffen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]2017 erzielte Kellers Kunst-Projekt „Fundbüro 2“[2] internationale[3][4][5] Aufmerksamkeit[6][7][8]. Zusammen mit Patrick Bolle eröffnete sie direkt neben der Zürcher Bahnhofstrasse ein Fundbüro für immaterielle Gegenstände. Aus den Beiträgen von Besucherinnen und Besuchern, die zum Beispiel Glück gefunden oder Liebe verloren hatten, entstand das Buch Guten Tag, haben Sie mein Glück gefunden?[9] Der damalige deutsche Innenminister Thomas De Maizière thematisierte das Projekt in einer Rede[10] auf dem Demografiegipfel der Bundesregierung vor Bundeskanzlerin Angela Merkel[11].
2021 lancierte Keller in einem Kollektiv das partizipative Kulturfestival «Hallo, Tod!»,[12] das zum Ziel hat, das Thema der Vergänglichkeit mitten ins Leben zu tragen[13][14]. Im Rahmen des Festivals gab sie den Podcast «Tod und Leben»[15] heraus, in dem sie unter anderem mit Hildegard Elisabeth Keller und Tom Warrior über das Ableben spricht. Zusätzlich lud Keller – zusammen mit Tanja Kummer – Interessierte dazu ein, im Rahmen eines Schreibworkshops ihren eigenen Nachruf zu verfassen. Das Konzept wurde 2023 mit dem Segeberger Preis ausgezeichnet[16].
2023 initiierte Keller «Oh, Darling, du zerfällst mir sehr»[17]. Anstoss und Aufhänger für das multidisziplinäre Kunst- und Literaturprojekt ist ein altes, zerfallendes Gebäude an der Autobahn A3 und am Schienenstrang auf Höhe Mels bei Sargans. Es gehört zum Steinbruch Tiergarten, wo seit 1854 Verrucano abgebaut wird. Das Projekt feierte Ende April 2024 seine Vernissage. Entstanden sind ein Buch, ein filmisches Werk sowie nostalgische Zeitreisen: partizipative Gesprächsrundfahrten zum Thema Zeit und Vergänglichkeit[18][19][20].
Im Rahmen ihrer Masterarbeit an der Zürcher Hochschule der Künste setzte sich Keller 2014 vertieft mit der psychologischen Wirkung von autobiografischem Schreiben auseinander. Titel der Thesis: Schreiben. Über die Kraft eigener Texte, wenn man’s schwer hat[21] – inspiriert auch von ihrer Arbeit für die Schweizer Hilfsorganisation Caritas Zürich,[22] in deren Auftrag sie 2010 zusammen mit Tanja Kummer die erste Schreibwerkstatt für Armutsbetroffene durchführte, die dann 2014 bis 2019 jährlich wiederholt wurde. Die Texte der armutsbetroffenen Autoren wurden auch beim Literaturfestival «Zürich liest» vorgestellt. Im Rahmen einer zweiten Masterarbeit (2023) an der Alice Salomon Hochschule in Berlin (Master Biografisches und Kreatives Schreiben) beschäftigte sie sich mit der Frage, wie das Schreiben unsere Beziehung zur Natur revolutionieren und zu mehr Nachhaltigkeit beitragen kann.
2006 bis 2014 gab Keller im Kollektiv, u. a. mit dem Grafikdesigner Paolo Monaco, das Zürcher Kuss-Magazin[23][24] heraus. Für Kuss schrieben unter anderem Patrick Frey, Tanja Kummer, Micha Lewinsky, Simon Libisg, Sunil Mann, Thomas Meyer und Julia Weber.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Internetpräsenz. In: kreativ-komplizin.com
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Andrea Keller: Kreativ Komplizin. In: kreativ-komplizin.com. Andrea Keller, abgerufen am 11. Mai 2021.
- ↑ Fundbüro2. In: fundbuero2.ch. Abgerufen am 11. Mai 2021.
- ↑ Stefan Sommer: Fundbüro für Immaterielles in Zürich: Grüzi wohl, haben Sie mein Selbstbewusstsein gefunden? In: br.de. Bayerischer Rundfunk, 20. Februar 2017, abgerufen am 11. Mai 2021.
- ↑ Elisabeth Zoll: Kunst: In Zürich gibt es ein Fundbüro für Immaterielles. In: Südwest Presse Online-Dienste. 2. Dezember 2017, abgerufen am 11. Mai 2021.
- ↑ Kathrin Zinser: Kunstprojekt in Zürich: Im Fundbüro des Lebens. In: Stuttgarter Zeitung. 7. Mai 2017, abgerufen am 11. Mai 2021.
- ↑ Lina Giusto: Interview – Andrea Keller vom Fundbüro 2: «Es ist die Antithese zum Smalltalk». In: Limmattaler Zeitung. 22. September 2018, abgerufen am 11. Mai 2021.
- ↑ Lina Giusto: Interview. Andrea Keller vom Fundbüro 2: «Es ist die Antithese zum Smalltalk». In: Limmattaler Zeitung. 22. September 2018, abgerufen am 11. Mai 2021.
- ↑ Nina Kunz: Das skurrilste Amt Zürichs. In: NZZ. 6. Februar 2017, abgerufen am 7. Februar 2017 (Schweizer Hochdeutsch).
- ↑ Andrea Keller, Patrick Bolle: Guten Tag, haben Sie mein Glück gefunden? Im Fundbüro für Gefühle, Hoffnungen und Wünsche. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2018, ISBN 978-3-499-63367-6 (Originalausgabe).
- ↑ Rede des Bundesministers des Innern, Dr. Thomas de Maizière, auf dem Demografiegipfel der Bundesregierung „Zusammenhalt stärken – Verantwortung übernehmen“ am 16. März 2017 in Berlin. In: bundesregierung.de. Bundesregierung, 16. März 2017, abgerufen am 11. Mai 2021.
- ↑ Demografieportal: Demografiegipfel 2017 – Reden von Bundeskanzlerin Merkel und Bundesinnenminister de Maizière auf YouTube, 13. April 2017, abgerufen am 14. Mai 2021 (48:27 Min.).
- ↑ Festival | Hallo-Tod. In: hallo-tod.com, abgerufen am 14. Mai 2021.
- ↑ Kulturplatz - «Hallo, Tod» Festival - Play SRF. Abgerufen am 3. Mai 2024.
- ↑ Tagesschau - Festival «Hallo, Tod!» nun auch in Zürich - Play SRF. Abgerufen am 3. Mai 2024.
- ↑ Podcast. Tod & Leben. In: Spotify, abgerufen am 14. Mai 2021.
- ↑ Segeberger Preis 2023 – Preisträgerin und Projekt. Abgerufen am 3. Mai 2024 (deutsch).
- ↑ Oh, Darling, du zerfällst mir sehr. Abgerufen am 2. Mai 2024.
- ↑ Kunstprojekt in Mels thematisiert lustvollen Umgang mit der Vergänglichkeit. Abgerufen am 3. Mai 2024 (Schweizer Hochdeutsch).
- ↑ Kunstprojekt zu Lost Place in Mels. 28. März 2024, abgerufen am 3. Mai 2024.
- ↑ Franziska Hidber: «Das Häuschen liess mir keine Ruhe». In: Magazin «active & live». www.studio-narrativ.com, März 2024, abgerufen am 3. Mai 2024.
- ↑ Studienprojekte. Schreiben. Über die Kraft eigener Texte, wenn man’s schwer hat. Master Art Education – Kulturpublizistik. Abschlussarbeit Andrea Keller. In: zhdk.ch, abgerufen am 15. Mai 2021. –
Schreiben. Über die Kraft eigener Texte, wenn man’s schwer hat. In: medienarchiv.zhdk.ch, abgerufen am 15. Mai 2021 (Abstract). –
Elena Ibello, Andrea Keller, Daniel Perrin: Schreiben statt schämen – Mit Sprache aus der Enge finden. Zwei Projektberichte. (PDF; 2,7 MB) In: kulturpublizistik.ch, 21. September 2015, abgerufen am 15. Mai 2021. - ↑ Schreibwerkstatt für Armutsbetroffene. In: caritas-zuerich.ch. Caritas Zürich, abgerufen am 14. Mai 2021.
- ↑ Andrea Keller: (div. Beiträge). In: Andrea Keller, Paolo Monaco, Sabine Schweizer, Sonja Anderegg (Hrsg.): Kuss. Langstrassenunterführung. Nr. 12, 21. Januar 2012, S. 14 ff., 22 f., 26 f. (filesusr.com [PDF; 13,5 MB; abgerufen am 11. Mai 2021]).
- ↑ Andrea Keller: (div. Beiträge). In: Paolo Monaco, Andrea Keller, Sabine Schweizer (Hrsg.): Kuss. Innereien. Nr. 13, 28. Januar 2013, S. 171 (filesusr.com [PDF; 13,3 MB; abgerufen am 14. Mai 2021]).
Personendaten | |
---|---|
NAME | Keller, Andrea |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Kulturpublizistin und Künstlerin |
GEBURTSDATUM | 1. September 1981 |
GEBURTSORT | Glattfelden, Schweiz |