Annie Swynnerton
Annie Louisa Swynnerton (* 26. Februar 1844 in Manchester, England; † 24. Oktober 1933 in Hayling Island, England) war eine britische Malerin und Frauenrechtlerin. Sie wurde 1922 als erste Frau in die Royal Academy of Arts aufgenommen. Sie war vor allem für ihre Porträts und symbolistischen Werke bekannt.[1]
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Swynnerton war eine der sieben Töchter des Rechtsanwalts Francis Robinson und seiner Frau Ann Sanderson. Nach ihrer Ausbildung ab 1871 an der Manchester School of Art, wo sie ein Stipendium für Aquarellmalerei und eine Goldmedaille gewann, zog sie nach Paris.
Von Beginn an ihrer Karriere wollte Swynnerton menschliche Figuren und von der klassischen Mythologie inspirierte Motive malen. Ein Hindernis dabei war jedoch der fehlende Zugang zu Aktkursen. Frauen durften an der Manchester School of Art, wie an den meisten englischen Kunstschulen, nur bekleidete Figuren studieren. Um diesem Problem zu begegnen, ging sie nach Paris und besuchte die Académie Julian, an der Studentinnen Aktmalerei studieren durften. 1874 ging sie mit der aus Manchester stammenden Susan Isabel Dacre nach Rom, um weitere künstlerische Erfahrungen zu sammeln.
Gründung der Manchester Society of Women Painters
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach ihrer Rückkehr in ihre Heimatstadt gründete sie 1879 zusammen mit Dacre und sieben anderen Künstlerinnen die Manchester Society of Women Painters. Diese Initiative sollte den Mangel an künstlerischer Ausbildung für Frauen in der Stadt beheben, da die Manchester Academy of Fine Arts keine Frauen aufnahm. Bis die Manchester Academy of Fine Arts auch Frauen als gleichberechtigte Mitglieder akzeptierte, veranstaltete die Gruppe fünf Jahre lang Ausstellungen und Kunstkurse sowie Aktkurse. So konnte Swynnerton klassische Motive mit Akten malen, wie etwa Amor und Psyche, und wurde eine Pionierin dieses Genres.[2]
Malerin in England und Italien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 6. Juli 1883 heiratete sie den Bildhauer Joseph William Swynnerton (1848–1910), Sohn des Naturforschers Charles Francis Massy Swynnerton, und sie lebten abwechselnd in Italien und England. Ihr Londoner Atelier befand sich in Shepherd’s Bush. Nach dem Tod ihres Mannes 1910 lebte sie in Großbritannien in einem Atelier in Chelsea (London) und in Rom, bevor sie sich schließlich auf Hayling Island in England niederließ.
In ihren letzten Jahren führte sie ein zurückgezogenes Leben als ihr Sehvermögen nachließ. Sie malte bis wenige Monate vor ihrem Tod am 24. Oktober 1933 in ihrem Haus Sicilia auf Hayling Island.
Am 9. Februar 1934 wurde der Inhalt ihres ehemaligen Ateliers posthum bei Christie’s in London versteigert.
Frauenwahlrechtsunterstützerin
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sie unterstützte die Frauenwahlrechtsbewegung jener Zeit und unterzeichnete 1889 die Erklärung zur Unterstützung des Frauenwahlrechts der National Union of Women’s Suffrage Societies.[3]
Sie malte Porträts von Mitgliedern der Garrett-Familie, darunter Agnes Garrett (1885), Millicent Garrett Fawcett und Louisa Garrett Anderson, Mitglied der Manchester National Society for Women’s Suffrage. Sie malte auch Porträts von Menschen, die den Garretts nahestanden, darunter Henry James und Reverend William Gaskell.
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Henry James, 1922
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Rev William Gaskell, 1879
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Dame Millicent Fawcett, CBE, LLD, Tate Gallery, 1930
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Agnes Garrett, 1885
Ausstellungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu ihren Bewunderern und Förderern zählten George Frederic Watts, George Clausen und John Singer Sargent. 1879 gab sie ihr Debüt an der Royal Academy of Arts, woraufhin sie bis 1886 jährliche Ausstellungen dort veranstaltete und erneut von 1902 bis 1934. Sie hatte weitere Ausstellungen bei der Society of Women Artists (1887), der Grosvenor Gallery (1882–1887) und deren Nachfolgegalerie, der New Gallery (1890–1909), der International Society of Sculptors, Painters and Gravers sowie 1893 bei der World’s Columbian Exposition in Chicago. 1923 fand in der Manchester City Art Gallery eine Retrospektive mit 59 ihrer Werke statt. 2018 war Swynnerton in der Ausstellung Women in Paris 1850–1900 vertreten.
Sie war schon zu Lebzeiten international vertreten und ihre Gemälde waren in den Sammlungen des Metropolitan Museum of Art in New York City, der National Gallery of Victoria in Melbourne, der Johannesburg Art Gallery in Südafrika und der National Gallery of Canada in Ottawa.
36 ihrer Werke befinden sich in öffentlichen Sammlungen in Großbritannien. Ihre Werke sind in Sammlungen in England (u. a. in der Manchester Art Gallery; in der Tate Gallery, der Royal Academy), in Schottland in der Aberdeen Art Gallery und im Glasgow Museums zu sehen.[4]
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu Swynnertons beruflichen Auszeichnungen gehörten im Laufe ihres Lebens die Mitgliedschaft in der Manchester Academy (1884), die Mitgliedschaft 1885 im Komitee der Herbstausstellung in der Walker Art Gallery in Liverpool und die Mitgliedschaft in der Royal Academy (1922). Nachdem sie zweimal erfolglos nominiert worden war, wurde sie 1922 als erste Frau seit der Gründung der Akademie im Jahr 1768 zum Associated of the Royal Academy (ARA) gewählt. Angelica Kauffman und Mary Moser waren 1768 Gründungsmitglieder gewesen, wurden jedoch nie vollständig in die Angelegenheiten der Institution eingebunden oder gewählt. Da sie das Aufnahmealter von 75 Jahren überschritten hatte, erhielt Swynnerton den Titel „Senior Associate“ und wurde in Ausstellungskatalogen vor allen anderen „Associates“ aufgeführt.[5]
Werke (Auswahl)
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Tryst, 1880
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An Italian Mother and Child, 1886
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Débutante, 1891
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Cupid and Psyche, 1891
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Miss Elizabeth Williamson on a Pony, 1906
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Alice Augusta Woods, 1930
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The Young Mother, 1887
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Illusions, oil on canvas, 1900, Manchester Art Gallery
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New Risen Hope, 1904
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The Sense of Sight, 1895, National Museums Liverpool
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Evelyn
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Oleander
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Walter Shaw Sparrow: Women Painters of the World. Forgotten Books, 2017, ISBN 978-0-266-15585-0.
- P. Dunford: A biographical dictionary of women artists in Europe and America since 1850. 1990.
- Penny Morris: Annie Swynnerton – Painter and Pioneer: The First Woman Associate of the Royal Academy. Sarsen Press, 2018, ISBN 978-1-9999756-0-9.
- Hilary Fraser: Women Writing Art History in the Nineteenth Century: Looking Like a Woman. Cambridge University Press, 2014, S. 172.
- Sara Gray: Annie Louisa Swynnerton. The Dictionary of British Women Artists. Casemate Publishers, 2009, S. 255–256.
- Gladys Storey: Dickens and Daughter. New York: Haskell House Publishers, 1939, S. 200.
- Susan Thomson: The Life and Works of Annie Louisa Swynnerton. Manchester Art Press, 2018.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Biografie bei Oxford Dictionary of National Biography (englisch)
- Website mit Arbeiten von ANNIE LOUISA SWYNNERTON mit zusätzlichen Anmerkungen zu anderen Personen aus ihrem Künstlerkreis (englisch)
- Annie Louisa Swynnerton bei Tate (englisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Annie Louisa Robinson Swynnerton (1844-1933) –… Abgerufen am 21. Juni 2024.
- ↑ Annie Swynnerton: The woman who forced open the male art world. 4. März 2018 (bbc.com [abgerufen am 21. Juni 2024]).
- ↑ Annie Swynnerton. In: Fem Art Collection. Abgerufen am 21. Juni 2024 (britisches Englisch).
- ↑ Annie Swynnerton: artist and activist | Art UK. Abgerufen am 21. Juni 2024 (englisch).
- ↑ ANNIE LOUISA SWYNNERTON (1844-1933). Abgerufen am 21. Juni 2024 (englisch).
Personendaten | |
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NAME | Swynnerton, Annie |
ALTERNATIVNAMEN | Swynnerton, Annie Louisa; Robinson, Annie Louisa (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | britische Malerin |
GEBURTSDATUM | 26. Februar 1844 |
GEBURTSORT | Manchester, England |
STERBEDATUM | 24. Oktober 1933 |
STERBEORT | Hayling Island, Vereinigtes Königreich |