Antje von Dewitz

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Antje von Dewitz, beim Klimastreik 2021

Antje von Dewitz (* 18. September 1972 in Ebingen) ist eine deutsche Unternehmerin. Sie ist seit 2009 Geschäftsführerin des Bergsportausstatters Vaude.[1]

Leben und Karriere

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Antje von Dewitz wuchs in Untereisenbach bei Tettnang auf. Sie ist die mittlere der drei Töchter von Albrecht von Dewitz, der 1974 das Familienunternehmen Vaude gegründet hat.[2] Die Familie bildet einen Zweig des ursprünglich mecklenburgisch-pommerischen Adelsgeschlechtes derer von Dewitz. Im Alter von siebzehn Jahren verbrachte Antje von Dewitz ein Schuljahr in der Stadt Chattanooga im US-amerikanischen Bundesstaat Tennessee.[3]

Von Dewitz studierte an der Universität Passau Wirtschafts- und Kulturraumstudien, im Jahr 1998 schloss sie mit dem Diplom ab.[4] Von 2002 bis 2005 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Hohenheim angestellt,[4] wo sie eine Dissertation mit dem Titel Die Gestaltung eines leistungsstarken Arbeitsverhältnisses durch ‚Talent Relationship Management‘ anfertigte.[5][6][7] 2005 wurde sie zur Dr. oec. promoviert.

Von Dewitz wollte eigentlich eher im Bereich Umweltschutz tätig werden und hatte zunächst nicht geplant, in das Unternehmen ihres Vaters einzusteigen.[8] Als sie ab 1998 erstmals bei Vaude beschäftigt war, baute sie den Bereich „Taschen und Reisegepäck“ auf.[5] Von 2000 bis 2002 war sie für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich, 2005 übernahm sie die gesamte Marketingleitung. Im Jahr 2009 übergab Albrecht von Dewitz ihr die Geschäftsführung.[9]

Von Dewitz richtet seitdem immer mehr Prozesse im Unternehmen an Kriterien der Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit aus. Dies solle möglichst auch entlang der gesamten Wertschöpfungskette geschehen, d. h. auch in der Logistik der Produkte und bei Zulieferbetrieben im Ausland.[10] Von Dewitz wurde von der Fraktion der Grünen des Baden-Württemberger Landtages in die 16. Bundesversammlung entsandt, um im Februar 2017 den Bundespräsidenten zu wählen.[11]

Antje von Dewitz lebt mit ihrem Partner und den vier gemeinsamen Kindern in Tettnang.[12]

Wirtschaftspolitische Positionen

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Lieferkettengesetz

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2020 setzte sich von Dewitz aktiv für die Verabschiedung des deutschen Lieferkettengesetzes ein. Sie arbeitete dafür mit politischen Amtsträgern zusammen, z. B. mit Gerd Müller (CSU), dem damaligen Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.[13] Von Dewitz ist der Ansicht, dass das Gesetz in bestimmten Punkten nicht weit genug geht, z. B. weil es erst für Unternehmen ab 3000 bzw. später 1000 Mitarbeiter gilt.[14]

Gemeinwohl-Ökonomie

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Von Dewitz setzt sich dafür ein, dass die Leitlinien der Gemeinwohl-Ökonomie stärker beachtet werden. Sie kritisiert, dass in der Wirtschaft zu sehr auf Finanzkennzahlen geachtet würde. Gemeinsam mit Christian Felber erreichte sie, dass sich der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss 2015 für das Gemeinwohl-Ökonomie-Modell aussprach und dafür plädiert, dass dieses „sowohl in den europäischen als auch in die einzelstaatlichen Rechtsrahmen integriert werden“ sollte.[15]

Initiative Bleiberecht für Flüchtlinge und Einwanderungsgesetz

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Anfang 2018 gründete Antje von Dewitz gemeinsam mit dem Brauunternehmer Gottfried Härle die Initiative Bleiberecht für Flüchtlinge mit einem festen Arbeits- oder Ausbildungsplatz, der sich 80 Betriebe und drei Verbände aus Baden-Württemberg anschlossen. Die Unternehmer-Initiative fordert ein Bleiberecht für abgelehnte Asylbewerber, sofern diese einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz nachweisen können.[16] Am 19. April wurde die Initiative vom baden-württembergischen Innenminister Thomas Strobl empfangen. Dabei sprach sich Antje von Dewitz für die rasche Einführung eines Zuwanderungsgesetzes aus, da Unternehmen wie Vaude in bestimmten Bereichen mit einem Arbeitskräftemangel zu kämpfen hätten, der durch Anwerbung von ausländischen Arbeitskräften gedeckt werden könnte.[17]

Ämter und Funktionen (Auswahl)

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Auszeichnungen (Auswahl)

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Veröffentlichungen

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  • Wertschöpfung durch Verantwortung und Haltung, in: Alexander Herzner und René Schmidpeter (Hg.): CSR in Süddeutschland. Unternehmerischer Erfolg und Nachhaltigkeit im Einklang, Wiesbaden 2022, S. 243–253.
  • Mut steht uns gut! Nachhaltig, menschlich, fair – mit Haltung zum Erfolg, Benevento, Salzburg-München 2020, ISBN 978-3-7109-0072-3.
  • Die Gestaltung eines leistungsstarken Arbeitsverhältnisses durch „Talent Relationship Management“. Ein praxisorientiertes Konzept für mittelständische Unternehmen. Dissertation Universität Hohenheim, 426 Seiten, Shaker Verlag, Aachen 2006, ISBN 978-3-8322-5048-5.

Einzelnachweise

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  1. Öffentlich zugänglicher Abschnitt im Munzinger-Archiv, 50/2016, 13. Dezember 2016, abgerufen am 6. März 2017
  2. Lisa Nienhaus: Vaude-Chefin Antje von Dewitz: Die Wandersfrau, FAS, 23. August 2011, abgerufen am 6. März 2017
  3. Antje von Dewitz: Mut steht uns gut! Nachhaltig, menschlich, fair – mit Haltung zum Erfolg, Salzburg und München 2020, S. 31.
  4. a b Georg Hohenester: Powerfrau vom Bodensee, DAV Panorama, 4/2011 (PDF, ca. 637 kB), abgerufen am 6. März 2017.
  5. a b Tina Groll: Was machen Sie mit Ihrem Erbe? In: Die Zeit. 4. November 2010, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 7. November 2023]).
  6. Antje von Dewitz: Die Gestaltung eines leistungsstarken Arbeitsverhältnisses durch "Talent-Relationship-Management": ein praxisorientiertes Konzept für mittelständische Unternehmen (= Berichte aus der Betriebswirtschaft). Shaker, Aachen 2006, ISBN 978-3-8322-5048-5 (dnb.de [abgerufen am 7. November 2023]).
  7. Christian Thiele: Antje von Dewitz: Die Frau fürs Grüne. In: zeit.de. 17. August 2014, abgerufen am 7. November 2023.
  8. Antje v. Dewitz, Unternehmerin, Vaude. In: dw.com. 8. März 2015, abgerufen am 7. November 2023.
  9. Dagmar Deckstein: Vaude – Nachhaltigkeit als Strategie. In: Süddeutsche Zeitung. 5. Oktober 2016, abgerufen am 6. Juni 2017.
  10. Kristin Lüders, Dominic Veken: Gegen den Wind. Interview mit Antje v. Dewitz In: Enorm, 05/2016, S. 43f.
  11. Ulrich Mendelin: Löw darf Bundespräsidenten wählen. In: schwaebische.de. 20. Dezember 2016, abgerufen am 7. November 2023.
  12. Dagmar Deckstein: Portrait: Unternehmerin Antje von Dewitz (Memento vom 12. März 2017 im Internet Archive), Character 1, August 2013, S. 6–15 (PDF, ca. 3,4 MB), Bethmann Bank, abgerufen am 7. November 2023.
  13. Buch-Talk mit Antje von Dewitz und Gerd Müller über die globalen Fragen unserer Zeit. In: ots.at. 22. September 2020, abgerufen am 7. November 2023.
  14. Pressemitteilung: Das deutsche Lieferkettengesetz kommt! Doch was bringt es wirklich? In: VAUDE Deutschland. 1. März 2021, archiviert vom Original am 19. Juni 2021; abgerufen am 7. November 2023.
  15. Dagmar Deckstein: Verantwortung übernehmen. In: sueddeutsche.de. 5. Oktober 2016, abgerufen am 7. November 2023.
  16. Moritz Schildgen: Oberschwäbische Unternehmer wollen Abschiebung von Migranten verhindern. In: schwaebische.de. 20. April 2018, abgerufen am 7. November 2023.
  17. Unternehmer-Initiative: Bleiberecht für Flüchtlinge in Ausbildung und Arbeit gefordert, in: Die Wirtschaft zwischen Alb und Bodensee, 06/2018 (Memento vom 12. Juni 2018 im Internet Archive), S. 6, IHK Ulm (PDF, ca. 6,8 MB).
  18. Impressum - VAUDE Sport Albrecht von Dewitz Stiftung. Abgerufen am 10. Juli 2023.
  19. Projektbeirat - Naturkapital Deutschland. In: ufz.de. Abgerufen am 7. November 2023.
  20. Kuratorium. In: dbu.de. Abgerufen am 7. November 2023.
  21. BNW-Vorstand gewählt: Produzierende Unternehmen des deutschen Mittelstands stärken Bundesverband. In: BNW Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft. 1. November 2021, archiviert vom Original am 1. November 2021; abgerufen am 7. November 2023.
  22. Leonie Müller: Antje von Dewitz, Ausstellungstafel, Erinnerungen und Geschichten von Menschen aus den 90er, Ausstellung Jungsein im Land, Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (PDF, 325 kB).
  23. Umwelt- und Nachhaltigkeitspreis. In: B.A.U.M. Abgerufen am 7. November 2023.
  24. Martin-Werner Buchenau, Joachim Hofer: Antje von Dewitz: Die Gipfel-Stürmerin, Handelsblatt, 11. Januar 2017, abgerufen am 7. November 2023.
  25. Kurzvitae der Ordensprätendenten, Staatsministerium Baden-Württemberg, 6. Mai 2017, S. 2 (PDF; 130 kB).
  26. Regina Henkel: Vaude-Chefin Antje von Dewitz erhält Ehrenpreis „Brand Manager of the Year“. In: fashionunited.de. 2. Juli 2018, abgerufen am 7. November 2023.
  27. Unternehmerin Antje von Dewitz: Die nachhaltige Gipfelstürmerin. In: Der Standard, 31. Mai 2019, abgerufen am 31. Mai 2019.
  28. Martin Kaelble: „Ökologisch-sozial zu wirtschaften, ist schwerer als es sein sollte“. In: capital.de. 4. März 2019, abgerufen am 7. November 2023.
  29. Michelle Jana Chan: 2020 Vision. In: vanityfair.com. 7. Februar 2020, abgerufen am 7. November 2023 (amerikanisches Englisch).
  30. Michael Reidel: Vaude: Antje von Dewitz ist CMO of the Year 2021. In: horizont.net. 29. September 2021, abgerufen am 7. November 2023.
  31. Antje von Dewitz – Role Model für Teenager. In: Südwesttextil e. V. 15. Dezember 2021, abgerufen am 7. November 2023.
  32. Entrepreneur of the Year 2021: EY und mm zeichnen Dürr Dental, Hermann Ultraschalltechnik, Vaude und Emma Sleep als Sieger aus. In: manager magazin. 5. November 2021, abgerufen am 7. November 2023.
  33. Marc Pradel: G·E·M Award 2021 – VAUDE. In: gem-online.de. Abgerufen am 7. November 2023.
  34. Ordensverleihung zum Tag der Deutschen Einheit. In: bundespraesident.de. Abgerufen am 21. September 2024.