Anton Dumm

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Anton Dumm (* 10. Februar 1937[1]; † 25. Februar 2024[2]), genannt „Dummse Tünn“, war ein deutscher Zuhälter. Er wurde in den 1960er Jahren eine Persönlichkeit des Kölner Rotlichtmilieus.

Dumm absolvierte eine Lehre als Rohrleger[3] und wurde bereits als Jugendlicher durch Straftaten auffällig. Anfang der 1960er wurde er als Zuhälter überregional bekannt und galt als Sinnbild des Kölner Rotlichtmilieus.[4] Zahlreiche Anzeigen und Anklagen gegen Dumm blieben erfolglos, bis zur Bekämpfung der Kriminalität in Köln ein Sonderbevollmächtigter des Innenministeriums von Nordrhein-Westfalen berufen wurde, der sich auch insbesondere den Ermittlungen gegen Dumm widmete. Im Dezember 1965 wurde er schließlich festgenommen[3] und später wegen Vergewaltigung, Zuhälterei, Körperverletzung und Fahren ohne Führerschein im Oktober 1966 zu einer dreijährigen Freiheitsstrafe verurteilt.[5] Im Verlauf der Verhandlungen kam es zu Attentatsdrohungen gegen das Gericht und Einschüchterungsversuchen gegen Richter und Staatsanwälte.[4]

Auch nach der Haft blieb Dumm im Milieu aktiv und stritt mit „Schäfers Nas“ um die Vorherrschaft. Im September 1975 kam es zu einer Auseinandersetzung auf offener Straße, bei der Dumm von Schäfer bewusstlos geschlagen wurde. Der Film Heißes Pflaster Köln (Premiere: 31. August 1967) von Ernst Hofbauer mit Arthur Brauss und Klaus Löwitsch lehnt sich an die Geschichte des „Dummse Tünn“ an.[6][7]

Dumm wurde auch als Leibwächter von Romy Schneider bekannt.[8] Später betrieb er einen Reiterhof in Köln-Rath. 2009 geriet er erneut in die Schlagzeilen, weil sich auf dem Hof eine Entführung ereignete, in die sein Sohn verwickelt war.[9] Mit der ehemaligen Gastwirtin Ruth war Dumm über 25 Jahre liiert und von 1998 bis zu ihrem Tod im Jahr 2008 verheiratet.[10] 2016 erlitt er einen Schlaganfall.[11] Anton Dumm starb im Februar 2024 im Alter von 87 Jahren in einem Pflegeheim.[12]

In Vorbereitung der Beisetzung kam es zwischen Dumms Sohn und einem Bestatter zu einer Auseinandersetzung um die Bezahlung der Begräbniskosten, wobei der Bestatter mit einer Heugabel verletzt wurde.[13]

  • Peter F. Müller und Michael Mueller: Chicago am Rhein – Geschichten aus dem kölschen Milieu. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2011, ISBN 978-3-462-03830-9, S. 15–39.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Markus Krücken: Streitbar bis nach dem Tod: Die letzte Ruhe der Milieu-Originale. In: Loss mer schwade. 16. März 2024, abgerufen am 17. März 2024.
  2. Markus Krücken: Streitbar bis nach dem Tod: Die letzte Ruhe der Milieu-Originale. In: Loss mer schwade. 16. März 2024, abgerufen am 17. März 2024.
  3. a b Wasser für den Stärksten. In: Der Spiegel. Nr. 1, 1966 (online).
  4. a b Der Kölner Lotterlord. In: Die Zeit, Nr. 11/1966.
  5. Hildegard Damrow: Drei Jahre Zuchthaus für Schläger „Dummse Tünn“. (pdf) In: Hamburger Abendblatt Nr. 253. 29. Oktober 1966, S. 34, abgerufen am 26. Mai 2022.
  6. Heißes Pflaster. (Memento des Originals vom 7. Oktober 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.koeln-im-film.de Köln im Film
  7. Interview mit Arthur Brauss vom 27. Januar 2002, terrorverlag.de
  8. Mit Schäfers Nas und Dummse Tünn. In: Kölner Stadtanzeiger, 28. August 2010
  9. Hendrik Pusch: Urteil im Amtsgericht Entführung auf dem Hof von Dummse Tünn. In: Kölner Express. 9. April 2009, S. 32, abgerufen am 18. Juni 2022.
  10. Oliver Meyer: Leiche untersucht Dummse Tünn: Frau starb nach Embolie. In: Kölner Express. 16. Februar 2008, S. 35, abgerufen am 18. Juni 2022.
  11. Kölner Milieu-Schrecken Dummse Tünn (82): Bei der Ringschlacht war ich stänevoll, express.de, 8. Januar 2021
  12. Er war der Rivale von „Schäfers Nas“Rotlicht-Größe „Dummse Tünn“ (†86) im Pflegeheim verstorben, in: Express vom 25. Februar 2024
  13. Sohn von Dummse Tünn attackiert Bestatter mit Heugabel, Jonas Reihl, Tag24.de, 2. März 2024