Anton Rheinländer

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Anton Rheinländer

Anton Rheinländer (* 26. August 1866 in Geisleden bei Heiligenstadt; † 23. März 1928 in Berlin) war ein deutscher Politiker der Zentrumspartei.

Leben und Beruf

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Nach dem Besuch der Volksschule in Geisleden besuchte Rheinländer, der römisch-katholischen Glaubens war, von 1881 bis 1886 die Lehrerbildungsanstalt in Heiligenstadt. Nach erfolgreichem Abschluss der Lehrerprüfung war er zunächst in Torgau und in Dittelstedt tätig. Zwischenzeitlich absolvierte er 1887 seinen Wehrdienst beim 71. Infanterie-Regiment. 1893 wechselte er nach Hagen in Westfalen, wo er 1895 zum Mittelschullehrer und - nach Bestehen der Rektoratsprüfung - ein Jahr später zum Hauptlehrer befördert wurde. Seit 1900 war er Schulrektor, ab 1923 Schulrat in Münster. Er war Vorsitzender des Katholischen Lehrervereins Westfalen, ab 1921 Vorsitzender des Katholischen Lehrerverbandes des Deutschen Reiches.

Seit 1897 war er verheiratet mit Anna Humpert (1872–1949) und hatte mit ihr fünf Töchter und drei Söhne, unter ihnen Paul Rheinländer (1903–1979), langjähriges Vorstandsmitglied des Vereins deutscher Hüttenleute, der Salzgitter AG, von 1967 bis 1968 deren Vorsitzender. Ein Enkel ist der Genetiker Rüdiger Schmitt.

Rheinländer trat in einer Rede vor der Weimarer Nationalversammlung 1919 für eine Abwendung vom soldatischen Vorbild ein, das die Ideologie des Ersten Weltkriegs bestimmt hatte. An Stelle dessen forderte er für die Kinds- und Jugenderziehung, dass Arbeiter, Handwerker und Landwirte in die Vorbildfunktion rücken sollten. Die durch den Krieg in Teilen verrohte Jugend sollte durch solches Denken in ein gesittetes Friedensdenken zurückgeführt und ihr Leben mit geistiger Betätigung und körperlicher Leistungsfähigkeit ausgefüllt werden. Die Hochschätzung der Arbeit wurde von Rheinländer als Grundlage für eine intakte Gesellschaft gesehen, ohne dass Arbeit hierfür glorifiziert werden musste. Das galt es der Jugend zu vermitteln. Dafür sollte die Arbeitsfreude bereits den Kindern „in ihr Herz gelegt und das Arbeitsbedürfnis und die Arbeitsfähigkeit schon früh geweckt werden“.[1]

Rheinländer war 1919/20 als Vertreter des Wahlkreises Regierungsbezirk Arnsberg Mitglied der Weimarer Nationalversammlung. Anschließend war er bis zu seinem Tode als Repräsentant des Wahlkreises Westfalen-Süd Reichstagsabgeordneter. Zugleich war er 1924 bis 1928 Mitglied im Vorstand der preußischen Zentrumspartei.[2] Sein besonderer Einsatz in den Debatten um das Reichsschulgesetz galt der Bekenntnisschule.

Veröffentlichungen

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  • Theo Rheinländer: Die Rheinländer. Hannover 1971 (Vertrieb durch Starke-Verlag, Limburg).
  • Wilhelm Diete: Orts-Chronik von Geislden. F. W. Cordier, Heiligenstadt (Eichsfeld) 1924, bes. S. 192.212f.
  • Karin Jaspers / Wilfried Reinighaus: Westfälisch-lippische Kandidaten der Januarwahlen 1919. Eine biographische Dokumentation, Münster: Aschendorff 2020 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen – Neue Folge; 52), ISBN 9783402151365, S. 160.
Commons: Anton Rheinländer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Julia Alexandra Luttenberger: Verwaltung für den Sozialstaat. Sozialstaat durch Verwaltung. Die Arbeits- und Sozialverwaltung als politisches Problemlösungsinstrument in der Weimarer Republik. LIT Verlag, Berlin 2013
  2. Josef Pilvousek. Katholische Kirche in der Weimarer Republik: „Politischer Katholizismus“ zwischen Monarchie und Demokratie (Memento vom 29. Oktober 2016 im Internet Archive) (PDF) 2009