Apollonios (Dioiket)

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Apollonios (griechisch: Ἀπολλώνιος) war der Dioiketes (Leiter der Zivilverwaltung, Finanz- und Innenminister) von Ägypten während der Regierungszeit von Ptolemaios II. Philadelphos (regierte 283–246 v. Chr.).

Apollonios war Grieche und stammt wohl aus Karien.[1] Über sein Leben ist wenig bekannt; in antiken Dokumenten wird er einfach „Apollonios der Dioiketes“ genannt, ohne seine Heimatstadt oder den Namen seines Vaters zu erwähnen. Aber eine große Menge an Informationen über seine öffentliche Rolle ist in den Papyri, die von seinem Assistenten Zenon von Kaunos (griechisch: Ζήνων) verfasst wurde, erhalten geblieben.[2]

Apollonios hatte das Amt des Dioiketes von etwa 262 bis 245 v. Chr. inne. Neben seiner offiziellen Funktion war er ein bedeutender Kaufmann und Landbesitzer in der ägyptischen Chora.[3] Er besaß Ländereien sowohl im Ausland (in Galiläa) als auch im Gebiet der ägyptischen Stadt Philadelphia (unter anderem ein etwa 2800 ha großes Gut im arsinoitischen Gau (Fayum)).[4][5] 252 v. Chr. begleitete er Berenike die Jüngere, die Tochter des Ptolemäus, vor ihrer Heirat mit dem Seleukidenkönig Antiochos II. bis nach Sidon.[6] Obwohl das Ausmaß seines Einflusses auf die Politik des Königs umstritten ist,[7] entwickelte sich während seiner Amtszeit das Wirtschafts- und Verwaltungssystem des ptolemäischen Königreichs zu seiner höchsten Komplexität und Ägypten wurde dadurch zum bei weitem wohlhabendsten der hellenistischen Staaten.[8]

Im Jahr 260/259 v. Chr. war sein Privatsekretär Zenon für Apollonios geschäftlich in Syrien, Palästina und Anatolien unterwegs; ab 258 v. Chr. wurde er sein Sekretär in Alexandria und 256 v. Chr. Verwalter seines Landgutes in und um Philadelphia.[9] Auch Apollonios’ Tätigkeit für Ptolemaios II. Philadelphos wurde von seinem Privatsekretär Zenon ausführlich aufgezeichnet.[10] Im Rahmen seiner Aufgaben erstellte Zenon umfangreiche schriftliche Aufzeichnungen über verschiedene rechtliche und geschäftliche Vereinbarungen zwischen Bürgern, Reiseangelegenheiten sowie die alltäglichen Aufgaben bei der Verwaltung eines großen Landguts.[11] Auch teilweise sehr detaillierte Informationen zur Architektur und Infrastruktur in Philadelphia und der Umgebung sind enthalten, unter anderem zu einem Sport- und Bildungszentrum (Gymnasion) mit Säulenhof (Palästra), zu einer Badeanlage mit reicher Mosaikausstattung und zu Privatvillen bedeutender Würdenträger. Auch die Neuerrichtung eines Theaters und weiterer Gebäude wird in den Dokumenten thematisiert.[12]

Im Winter 1914–1915 wurden die über 2.000 Papyrusdokumente in der Oase Fayum zufällig bei landwirtschaftlichen Arbeiten entdeckt.[13] Bei diesen Dokumenten handelte es sich um Aufzeichnungen, die Zenon überwiegend in griechischer, teilweise auch in demotischer Sprache oder zweisprachig, verfasst hatte.[14] Diese Papyri, die heute als „Zenonarchiv“ bezeichnet werden, haben Historikern detaillierte Kenntnis der Rolle von Apollonios und das ptolemäische Ägypten des 3. Jahrhunderts v. Chr. geliefert.[15] Der Althistoriker Michael Rostovtzeff hat diese Papyri ausführlich in seinem Hauptwerk „The Social and Economic History of the Hellenistic World“ (Oxford 1941, deutsche Übersetzung 1955) verarbeitet.[16]

Einzelnachweise

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  1. Apollonios. In: Carl Andresen, Hartmut Erbse u. a. (Hrsg.): Lexikon der Alten Welt. Band 1. Artemis, Zürich / München 1990, ISBN 3-89350-960-7, S. Spalte 215.
  2. Hans Volkmann: Zenon. In: Konrat Ziegler, Walther Sontheimer (Hrsg.): Der Kleine Pauly. Lexikon der Antike. Band 5. dtv, München 1975, ISBN 3-423-05963-X, S. Spalte 1497.
  3. Günther Hölbl: Geschichte des Ptolemäerreiches. Ideologie und religiöse Kultur von Alexander dem Großen bis zur römischen Eroberung. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1994, ISBN 3-534-10422-6, S. 58 f.
  4. Apollonius. In: Carl Andresen, Hartmut Erbse u. a. (Hrsg.): Lexikon der Alten Welt. Band 1. Artemis, Zürich / München 1990, ISBN 3-89350-960-7, S. Spalte 215.
  5. Moses I. Finley: Die antike Wirtschaft. 3. Auflage. dtv, München 1993, ISBN 3-423-04277-X, S. 112.
  6. Günther Hölbl: Geschichte des Ptolemäerreiches. Ideologie und religiöse Kultur von Alexander dem Großen bis zur römischen Eroberung. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1994, ISBN 3-534-10422-6, S. 44.
  7. Eric Gardner Turner: Ptolemaic Egypt. In: Frank W. Walbank, Alan E. Astin, Martin W. Frederiksen (Hrsg.): The Cambridge Ancient History. 2. Auflage, Band 7,1: The Hellenistic World. Cambridge University Press, Cambridge 1984, S. 118–174, hier S. 143.
  8. Günther Hölbl: Geschichte des Ptolemäerreiches. Ideologie und religiöse Kultur von Alexander dem Großen bis zur römischen Eroberung. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1994, ISBN 3-534-10422-6, S. 63.
  9. Hans Volkmann: Zenon. In: Konrat Ziegler und Walther Sontheimer (Hrsg.): Der Kleine Pauly. Lexikon der Antike. Band 5. dtv, München 1979, ISBN 3-423-05963-X, S. Spalte 1497.
  10. Zenon. In: Carl Andersen, Hartmut Erbse (Hrsg.): Lexikon der alten Welt. Band 3. Artemis, Zürich / München 1990, ISBN 3-89350-960-7, S. Spalte 3326.
  11. What do the Zenon Papyri record? Website der University of Michigan, abgerufen am 23. September 2022.
  12. Judith McKenzie: The Architecture of Alexandria and Egypt, C. 300 B.C. to A.D. 700. Yale University Press, New Haven/London 2007, ISBN 978-0-300-11555-0, S. 152.
  13. Where do the Zenon Papyri come from? Website der University of Michigan, abgerufen am 23. September 2022.
  14. Pieter Willem Pestman (Hrsg.): Greek and Demotic Texts from the Zenon Archive (= Papyrologica Lugduno-Batava. Band 20). E. J. Brill, Leiden 1980, ISBN 90-04-06113-4.
  15. Hans Volkmann: Zenon. In: Konrat Ziegler und Walther Sontheimer (Hrsg.): Der Kleine Pauly. Lexikon der Antike. Band 5. dtv, München 1979, ISBN 3-423-05963-X, S. Spalte 1497.
  16. Michael Rostovtzeff: Gesellschafts- und Wirtschaftsgeschichte der hellenistischen Welt. Band 1, 2. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2013, ISBN 978-3-534-25617-4, S. passim.