AquaVentus Förderverein
Der AquaVentus Förderverein ist eine 2021 auf Helgoland gegründete Offshore-Wasserstoffinitiative. Der Förderverein hatte im Dezember 2024 über 100 juristische Mitglieder.
Zielsetzung und Konzept
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der AquaVentus Förderverein hat zum Ziel, für die Defossilisierung von Industrie, Verkehr und Energiesystemen bis zu 1 Millionen Tonnen Offshore erzeugten Grünen Wasserstoff jährlich zur Verfügung zu stellen.
Hierzu sollen 10 Gigawatt (GW) Elektrolyseleistung auf See installiert werden. Diese Anlagen sollen mithilfe von Offshore-Windenergie Grünen Wasserstoff produzieren, der anschließend über die Sammel-Pipeline AquaDuctus an Land transportiert wird. Von dort aus soll der Wasserstoff direkt in die dann bestehende Infrastruktur des Wasserstoff-Kernnetzes eingespeist werden.
Kontext Deutschland: Nationaler Wasserstoffbedarf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Derzeit produziert Deutschland jährlich etwa 55 Terawattstunden (TWh) Wasserstoff, fast ausschließlich aus fossilem Erdgas.[1] Der Nationale Wasserstoffrat (NWR) prognostiziert jedoch für 2030 einen Bedarf von 94 bis 125 TWh, der bis 2035 auf etwa 166 TWh steigen könnte.[2] Diese Zahlen stimmen mit den Zielen der aktualisierten Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS) von Juli 2023 überein, die ebenfalls einen Bedarf von 95 bis 130 TWh für 2030 vorhersieht.[3] Zusätzlich sieht die NWS ein Elektrolyseausbauziel von 10 GW bis 2030 vor, von denen 1 GW explizit für Offshore-Anlagen bestimmt sind.[3]
Kontext Nordsee: Energy-Hub für Europa
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ausbau der Offshore-Energie ist ein entscheidender Schritt zur Erreichung der Klimaziele und zur Transformation des Energiesystems hin zu einer dekarbonisierten Versorgung. Die Nordsee, oft auch im politischen Kontext als „Grünes Kraftwerk“ bezeichnet,[4] bietet dafür ideale Bedingungen, insbesondere in der Doggerbank, einer zentral gelegenen, flachen Meeresregion mit Wassertiefen zwischen 20 und 50 Metern und bis zu 3.900 Volllaststunden pro Jahr.[5]
In Deutschland wurden die Ausbauziele für Offshore-Windenergie durch die Novellierung des Windenergie-auf-See-Gesetzes (WindSeeG) im Jahr 2022 deutlich angehoben: Bis 2030 sollen 30 GW, bis 2035 40 GW und bis 2045 70 GW Leistung installiert sein. Zum Vergleich: Bis Juni 2024 waren in Deutschland 1.602 Offshore-Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 8,9 GW in Betrieb.[6]
Bisher sind die von AquaVentus anvisierten 10 GW Elektrolyseleistung nicht Teil der Ausbaupläne nach dem Windenergie-auf-See-Gesetz (WindSeeG).
Auf europäischer Ebene setzen die Ziele der Ostende-Deklaration vom April 2023 neue Maßstäbe, indem die Nordseeanrainerstaaten eine Erhöhung der Offshore-Windkapazität auf 120 GW bis 2030 und 300 GW bis 2050 beschlossen.[7] Diese ehrgeizigen Zielsetzungen verdeutlichen die zentrale Rolle der Nordsee bei der nachhaltigen Energieversorgung Europas.
Kontext Europa: European Hydrogen Backbone Initiative und IPCEI Status
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Hydrogen Backbone Initiative (European Hydrogen Backbone) fördert den Aufbau eines europaweiten Wasserstoff-Pipelinenetzwerks, um eine grenzüberschreitende Versorgung mit Grünem Wasserstoff sicherzustellen. Das einzige Offshore-Pipeline-Projekt zur Realisierung des European Hydrogen Backbone in der deutschen Nordsee ist AquaDuctus.[8]
Die Offshore-Pipeline AquaDuctus wurde mit dem IPCEI-Status (Important Project of Common European Interest) ausgezeichnet,[9] was ihre strategische Bedeutung für die deutsche und europäische Wasserstoffwirtschaft unterstreicht und staatliche Förderung sowie regulatorische Unterstützung ermöglicht.
AquaDuctus: Pipeline für Grünen Wasserstoff aus der Nordsee
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die „open access“-Pipeline AquaDuctus ist als Offshore-Wasserstoff-Transportleitung konzipiert und Teil des nationalen Wasserstoff-Kernnetzes.[10] Die geplante Transportkapazität der Pipeline liegt bei 20 GW.[11] Im Falle einer Vollauslastung entspräche das circa 160 Terawattstunden (TWh) Grünen Wasserstoffs pro Jahr. Zum Vergleich: Deutschland produzierte 2023 circa 272 TWh Strom aus erneuerbaren Energien.[12] Bei voller Auslastung könnte AquaDuctus somit etwa 63 % dieser Menge in Form von zusätzlichem Grünem Wasserstoff bereitstellen.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Der Kompass | Das Wichtigste in Kürze. In: wasserstoff-kompass.de. Abgerufen am 16. Dezember 2024.
- ↑ Grundlagenpapier Update 2024: Treibhausgaseinsparungen und der damit verbundene Wasserstoffbedarf in Deutschland. In: Nationaler Wasserstoffrat. Nationaler Wasserstoffrat, 3. Mai 2024, abgerufen am 16. Dezember 2024.
- ↑ a b Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie. Die Bundesregierung, Juli 2023, abgerufen am 16. Dezember 2024.
- ↑ Die Nordsee als größtes Kraftwerk Europas entwickeln. Die Bundesrergierung, 23. April 2024, abgerufen am 16. Dezember 2024.
- ↑ Report: Deutschland auf dem Weg zur Klimaneutralität 2045 – Szenarien und Pfade im Modellvergleich. In: ariadneprojekt.de. Kopernikus Projekte, Oktober 2021, abgerufen am 16. Dezember 2024.
- ↑ Status des Offshore-Windenergiezubaus in Deutschland 1. Halbjahr 2024. Stiftung Offshore-Windenergie, 30. Juni 2024, abgerufen am 16. Dezember 2024.
- ↑ Ostend Declaration of Energy Ministers on The North Seas As Europe’s Green Power Plant. (PDF) In: kefm.dk. 18. Mai 2022, abgerufen am 16. Dezember 2024 (englisch).
- ↑ Nordsee wird zum Wasserstoffkraftwerk Europas. German Trade and Invest, 2. Mai 2024, abgerufen am 16. Dezember 2024.
- ↑ Übersicht der deutschen IPCEI Hy2Infra-Projekte. Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, 15. Juli 2024, abgerufen am 16. Dezember 2024.
- ↑ Genehmigung eines Wasserstoff-Kernnetzes. In: bundesnetzagentur.de. Oktober 2024, abgerufen am 16. Dezember 2024.
- ↑ Entwurf des Szenariorahmens für den Netzentwicklungsplan Gas und Wasserstoff 2025. Koordinierungsstelle Netzentwicklungsplanung für Gas und Wasserstoff, 16. August 2024, abgerufen am 16. Dezember 2024.
- ↑ Erneuerbare Energien nehmen 2023 weiter Fahrt auf. In: umweltbundesamt.de. 8. März 2024, abgerufen am 16. Dezember 2024.