Arbeitskreis für deutsche Dichtung

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Der Arbeitskreis für deutsche Dichtung (AfdD) ist ein 1957 in Göttingen von dem Germanisten und Pädagogen Walther Jantzen gegründeter literarischer Verein mit Schwerpunkt auf der Dialektliteratur, Heimatdichtung, den Autoren deutscher Sprachinseln und Ostgebiete des deutschen Reichs, dessen Mitglieder aus dem Umfeld der bündischen Jugendbewegung kamen.

Im Dezember 1956 richtete Walther Jantzen (1904–1962) einen Aufruf zur Gründung des Arbeitskreises an seinen Freundes- und Bekanntenkreis, der zu einem großen Teil aus Mitgliedern der Bünde der Jugendbewegung bestand. Eine vorbereitendes Treffen fand am 5. Januar 1957 statt. Die ersten Aktivitäten des Arbeitskreises beruhten überwiegend auf den persönlichen Beziehungen seines Gründers zu den geladenen Gästen. An Wochenendtagungen stellte sich jeweils ein Autor mit seinem Werk vor. 1957 erschien mit der Festschrift zum 60. Geburtstag von Heinz Steguweit die erste Publikation des Arbeitskreises. Die ersten drei große Tagungen fanden auf Burg Ludwigstein und in der Altwanderherberge „Hans-Breuer-Haus“ in Inzmühlen in der Lüneburger Heide statt. Es wurden dramatische Vorstellungen, Rezitationen, Vorträge, Lesungen und Konzerte veranstaltet. Am 20. November 1966 gab sich der Arbeitskreis während einer ersten offiziellen Mitgliederversammlung eine Satzung.

Durch den AfdD wird laut dem Literaturwissenschaftler Malte Lorenzen „die völkische Ideologie, der Geschichtsrevisionismus und die antimoderne Kulturkritik, die im Rahmen der scheinbar unpolitischen Beschäftigung mit Literatur wiederholt propagiert“. Lorenzen verortet den Verein „im politischen Spektrum zwischen Rechtskonservatismus und Rechtsextremismus“.[1] Mitglieder im AfdD-Vorstand sind Rechtsradikalen-Szene-Anwalt Björn Clemens,[2] langjähriges Vorstandsmitglied und Pressesprecher der von Angehörigen der NSDAP und SS gegründeten Gesellschaft für freie Publizistik[3] sowie Merlind Dröse, jahrelang aktives Mitglied im neurechten Freibund und der Deutschen Volksunion (DVU).[4] Der konservative niederdeutsche Schriftsteller Moritz Jahn war bis zu seinem Tod Ehrenvorsitzender des Vereins. Der Arbeitskreis beteiligte sich ab 2014 an der seit 2011 auf Initiative des Freien deutschen Autorenverbandes Thüringen herausgegebenen Literaturzeitschrift Lindenblatt: Jahresschrift für Schöne Literatur,[5] für das Sebastian Hennig bis Band 7/2018 (ISBN 3-944064-92-5) als Herausgeber fungierte[6] und in dem Autoren wie Rolf Schilling, Björn Clemens, Baal Müller oder Jens Lange[7] (unter dem Künstlernamen „Johann Felix Baldig“) regelmäßig publizieren.[8]

Bevorzugte Tagungsstätten waren die Jugendgästehäuser in Einbeck und Duderstadt. Ein Anruf aufgrund der vermuteten rechtsintellektuellen Ausrichtung des Vereins führte 2017 zur Unterbrechung der bislang letzten Tagung des AfdD in Duderstadt mitten im Vortrag. Der Herbergsleiter kündigte am Nachmittag in Absprache mit dem Träger des Jugendgästehauses, der djo – Deutsche Jugend in Europa den Vertrag mit dem Verein und sprach ihm ein Hausverbot aus.[9] Nach dem Umzug aller Anwesenden in das Hufhaus Ilfeld wurde die Tagung noch am selben Abend fortgesetzt.[10] Nach Einschätzung der Landesregierung Thüringen gilt das Hufhaus als Treffpunkt der rechten Szene aus ganz Deutschland.[11]

Vereinsvorsitzende

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  • 1966 Paul Kurt Herrmann
  • 1974 Gero Kutzleb
  • 1977 Hans-Joachim Sander
  • 2004 Wolf-Dieter Tempel
  • 2012 Gabor Schuster
  • 2014 Uwe Lammla
  • 2024 [vakant]

Gastautoren des Arbeitskreises für deutsche Dichtung waren unter anderem: Joachim Werneburg, Rolf Schilling, Michael Beleites, Reinhard Falter, Sebastian Hennig, Eva Strittmatter, Margarete Dierks, Siegmar Faust, Willi Fährmann, Gabriele Engelbert, Will Vesper, Ulrich Schacht, Friedrich Schnack, Hans Lipinsky-Gottersdorf, Hans Venatier, Mirko Jelusich, Bruno Brehm, Agnes Miegel, Arno Surminski, Wolf von Aichelburg, Manfred Hausmann, Georg Schwarz.

Vereinspublikationen (Auswahl)

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  • Festgabe des Arbeitskreises für deutsche Dichtung zum 85. Geburtstag von Ernst Bacmeister. Göttingen 1959
  • Dorothea Hollatz. Eine Auswahl aus Poesie und Prosa. Geburtstagsgabe der Bezirksgruppe Rhein-Main des "Arbeitskreises für deutsche Dichtung e.V." in Zusammenarbeit mit der Pommerschen Landsmannschaft, Hamburg 1960
  • Walther Jantzen. Gedenkgabe. Göttingen 1962
  • Festschrift für Ernst von Dombrowski zum 70. Geburtstag. Wien 1966
  • Rudolf Otto Wiemer. Freundesgabe zum 70. Geburtstag des Dichters. Göttingen 1975
  • Ernst Behrends. 19. Mai 1891 – Freundesausgabe. 1977
  • Friedrich Franz von Unruh 16. April 1893 – Freundesgabe. Göttingen 1978
  • Gerhart Schinke: Karl Heinrich Waggerl. Mensch und Werk. Göttingen 1981
  • Otthinrich Müller-Ramelsloh. 6. Oktober 1904. Freundesgabe zum 80. Geburtstag. Göttingen 1984
  • Erwin Neustädter. Freundesgabe zum 85. Geburtstag. Göttingen 1987
  • Werner Schriefer. Freundesgabe. Göttingen 1976
  • Dittker Slark. Friedrich Schnack. Im Gedenken an seinen 100. Geburtstag. 5. März 1988. Göttingen 1992
  • Elisabeth von Ulmann – Freundesgabe zum 21. April 1999. Göttingen 1999
  • Liselotte Greife: Vortrag zum 125. Geburtstag von Hans Grimm. Klosterhaus Verlag. Wahlsburg 2000
  • Wolf-Dieter Tempel (Hg.): Fünfzig Jahre im Dienst deutscher Dichtung 1957–2007, Arbeitskreis für deutsche Dichtung. Göttingen 2008

Einzelnachweise

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  1. Barbara Stambolis, Markus Köster: Die Jugendburg Ludwigstein als Zentrum der rechtsradikalen Literaturszene. In: Jugend im Fokus von Film und Fotografie. Zur visuellen Geschichte von Jugendkulturen im 20. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, 2016, ISBN 978-3-8470-0590-2, S. 421 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Arbeitskreis für deutsche Dichtung e.V.: Impressum. Abgerufen am 10. März 2021.
  3. Gesellschaft für freie Publizistik: Jahreskongress 2018: Europas Reconquista. Von der Überfremdung zur Selbstbehauptung. Abgerufen am 10. März 2021.
  4. Jugendbildungsstätte Burg Ludwigstein: Liebe Burgfreunde in den Bünden. (PDF) Abgerufen am 24. März 2021.
  5. Arbeitskreis für deutsche Dichtung: Das Lindenblatt. Abgerufen am 10. März 2021.
  6. Das Lindenblatt: Arnshaugk Verlag. Abgerufen am 10. März 2021.
  7. Joel Stubert: Kreistagsfraktion wirft Höcke-Büroleiter Jens Lange raus. Abgerufen am 10. März 2021.
  8. Hausverbot für rechten Kulturverein. Blick nach Rechts, abgerufen am 10. März 2021.
  9. Kuno Mahnkopf: Hausverbot für rechten Arbeitskreis. In: goettinger-tageblatt.de. 28. April 2017, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. April 2021; abgerufen am 31. März 2021.
  10. Sebastian Hennig: Vertreibung in ein Paradies. In: poeterey.de. Arbeitskreis für deutsche Dichtung, 1. Mai 2017, S. 16, abgerufen am 31. März 2021.
  11. Antwort auf Kleine Anfrage Drucksache Nr. 7/911. (PDF) Thüringer Landtag, abgerufen am 24. März 2021.