Arbitration Committee

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Das Arbitration Committee (abgekürzt ArbCom) ist ein gewähltes Gremium der englischsprachigen Wikipedia, das über Konflikte zwischen Benutzern entscheidet.[1] Es wurde von Jimmy Wales am 4. Dezember 2003 als eine Instanz des Entscheidungsfindungsprozess geschaffen, der ihm bis dahin formal als Eigentümer der Seite oblag.[2][3] Das ArbCom, das als letzte Instanz in Konflikten fungiert, kann Benutzer sperren, Sachverhalte feststellen und Handlungsvorgaben setzen. Es hat bislang (Stand 2015) mehrere hundert Verfahren behandelt.[4] Mitglieder des Schiedsgerichts werden durch Wahlen bestimmt.[5]

Das ArbCom war Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen zur Konfliktlösung und wurde in den Medien in Zusammenhang mit Konflikten in und um Wikipedia erwähnt.[3][6][7]

Im Oktober 2003 legte Alex T. Roshuk, damals Rechtsberater der Wikipedia, ein 1.300 Worte umfassendes Papier zu Mediation und Schiedsverfahren vor. Entsprechend den Vorschlägen dieses Papiers wurden das Mediationskomitee und das ArbCom gegründet und am 4. Dezember 2003 von Jimmy Wales der Wikiöffentlichkeit vorgestellt.[3][8] Das Konzept des Schiedsgerichts wurde im Lauf der Zeit von anderen Projekten übernommen.

Bei seiner Gründung bestand es aus zwölf Schiedsrichtern, die in drei Gruppen zu je vier Mitgliedern gegliedert waren.[2][9] Bis zum Jahr 2008 hatte es 371 Fälle bearbeitet, in denen Maßnahmen von Warnungen über Verfügungen bis hin zu Benutzersperren ausgesprochen wurden.[10][11] Die Anzahl der Fälle, die an das Arbitration Committee herangetragen wurden, hat seit dem Höhepunkt im Jahre 2006 (116 Fälle) stark abgenommen und lag seit 2010 stets bei unter 20 Fällen pro Jahr. Im Jahre 2016 waren es fünf Fälle, 2017 noch vier.

Mediale Wahrnehmung und Kontroversen

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Eine statistische Studie, die 2010 im Emory Law Journal veröffentlicht wurde, kommt zum Schluss, dass das ArbCom den Inhalt der Konflikte nicht beachtet und sich auf das Verhalten von Benutzern konzentriert. Dieselbe Studie kommt auch zum Ergebnis, dass eine Korrelation zwischen den Verhaltensweisen von Benutzern, den vom ArbCom getroffenen Entscheidungen und seinen Vorgaben besteht.[3]

2007 trat ein ArbCom-Mitglied namens Essjay zurück, nachdem bekannt geworden war, dass er falsche Angaben zu seiner Ausbildung und seinen Qualifikationen in einem Interview mit der New York Times gemacht hatte.[12][13][14] Ebenfalls 2007 wurde Carl Hewitt, Professor am Massachusetts Institute of Technology, durch das Schiedsgericht von der Mitarbeit in der Online-Enzyklopädie ausgeschlossen.[15] Im Mai 2009 trat das Mitglied des Schiedsgerichts Sam Blacketer zurück, nachdem er seine Beteiligung an einem Fall zu verdunkeln versucht hatte.[6]

2009 fand die Entscheidung des ArbCom, alle IP-Adressen, die von Scientology betrieben oder genutzt werden, zu sperren, breite mediale Aufmerksamkeit. Der im Rahmen eines Verfahrens zu Konflikten in Scientology-bezogenen Artikeln getroffenen Entscheidung war in der bis dahin achtjährigen Geschichte von Wikimedia kein Präzedenzfall vorausgegangen;[4] in Medien wie der The New York Times,[4] ABC News[16] und The Guardian[17] wurde darüber berichtet. Der Satiriker Stephen Colbert thematisierte in seiner Sendung The Colbert Report die Entscheidung.[18]

Modellwirkung für weitere Sprachausgaben

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2004 wurde mit dem comité d’arbitrage ein entsprechendes Gremium in der französischsprachigen Wikipedia gegründet.[19] 2007 kamen Schiedsgerichte in der deutschsprachigen[20] und in der polnischsprachigen Wikipedia hinzu.[21] Mit Stand 2021 bestehen Schiedsgerichte auch in der englischsprachigen Version des Projekts Wikinews und in folgenden weiteren Sprachversionen der Wikipedia: Tschechisch, Finnisch, Niederländisch, Persisch, Russisch, Ukrainisch und Ungarisch. Schiedsgerichte in verschiedenen anderen Sprachversionen der Wikipedia wurden inzwischen aufgelöst oder sind inaktiv.[22]

Ähnlich wie das Arbitration Committee hat auch das Schiedsgericht der deutschsprachigen Wikipedia einen Rückgang der Anfragen zu verzeichnen. Das Maximum lag bei 38 Anfragen im Jahre 2013; 2016 und 2017 waren es noch je neun Anfragen, 2020 wieder 19.[23]

Einzelnachweise

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  1. Stacy Schiff: Know-alls. In: The Age. Fairfax Digital Network, 2. Dezember 2006, abgerufen am 15. Juni 2009.
  2. a b Jimmy Wales: WikiEN-l Wikiquette committee appointments. In: Wikipedia. Wikimedia Foundation, 4. Dezember 2003, archiviert vom Original am 17. September 2020; abgerufen am 9. Juni 2009.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/markmail.org
  3. a b c d David A. Hoffman, Salil Mehra: Wikitruth Through Wikiorder. In: Emory Law Journal. 59. Jahrgang, Nr. 2010, 2010, SSRN: 1354424.
  4. a b c Noam Cohen: The Wars of Words on Wikipedia’s Outskirts. In: The New York Times. 7. Juni 2009, archiviert vom Original am 12. Juni 2009; abgerufen am 9. Juni 2009.
  5. John Broughton: Wikipedia: The Missing Manual. O’Reilly Media, 2008, S. 208–209 (Google Books).
  6. a b Jamie Welham: Wikipedia sentinel quits after 'sock-puppeting' scandal. In: The New Zealand Herald. APN Holdings NZ Limited, 8. Juni 2009, abgerufen am 9. Juni 2009.
  7. Matthew Moore: Church of Scientology members banned from editing Wikipedia. In: The Daily Telegraph. Telegraph Media Group Ltd, 30. Mai 2009, archiviert vom Original am 2. Juni 2009; abgerufen am 9. Juni 2009.
  8. Alex T. Roshuk: Law office of Alex T. Roshuk. Archiviert vom Original am 29. Juni 2009; abgerufen am 14. Juni 2009.
  9. Josh Hyatt: Secrets of Greatness: Great Teams. In: Fortune. Time Warner, 1. Juni 2006, abgerufen am 15. Juni 2009.
  10. Gregory M. Lamb: Online Wikipedia is not Britannica - but it's close. In: The Christian Science Monitor. 5. Januar 2006, abgerufen am 15. Juni 2009.
  11. Sam Williams: Everyone is an editor. In: Salon.com. Salon Media Group, 27. April 2004, archiviert vom Original am 21. September 2011; abgerufen am 9. Juni 2009.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/dir.salon.com
  12. Noam Cohen: After False Claim, Wikipedia to Check Degrees. In: The New York Times. 12. März 2007, abgerufen am 14. Juni 2009.
  13. Katie Hafner: Growing Wikipedia Refines Its 'Anyone Can Edit' Policy. In: The New York Times. 17. Juni 2006, abgerufen am 9. Juni 2009.
  14. Noam Cohen: A Contributor to Wikipedia Has His Fictional Side. In: The New York Times. 5. März 2007, abgerufen am 9. Juni 2009.
  15. Kleeman, Jenny: Wikipedia ban for disruptive professor. In: The Guardian. 9. Dezember 2007, abgerufen am 3. Dezember 2014.
  16. Ki Mae Heussner: Wikipedia Blocks Church of Scientology From Editing Entries. ABC News, 29. Mai 2009, archiviert vom Original am 2. Juni 2009; abgerufen am 14. Juni 2009.
  17. Caitlin Fitzsimmons: Wikipedia bans Church of Scientology from editing. In: The Guardian. 29. Mai 2009, archiviert vom Original am 11. Juni 2009; abgerufen am 14. Juni 2009.
  18. Stephen Colbert: Wikipedia Bans Scientologists. (Flash Player) In: Comedy Central. MTV Networks, 4. Juni 2009, archiviert vom Original am 7. Mai 2014; abgerufen am 14. Juni 2009.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/thecolbertreport.cc.com
  19. Florence Millerand, Serge Proulx, Julien Rueff: Web Social: Mutation de la Communication. PUQ, 2010, S. 66 (französisch, Google Books).
  20. Torsten Kleinz: Wikipedia sucht Schiedsrichter. Heise Online, 30. April 2007, abgerufen am 9. Juni 2009.
  21. Komitet arbitrażowy oraz mediatorzy w Wikipedii. Blog wikipedystyczny, 31. August 2007, abgerufen am 1. Februar 2012 (polnisch).
  22. Wikimedia Meta-Wiki: Arbitration Committee. Abgerufen am 13. Dezember 2021.
  23. Wikipedia:Schiedsgericht/Anfragen/Archiv. In: Wikipedia. Abgerufen am 22. Mai 2021.