Arthur Levysohn
Arthur Willibald Levysohn (* 23. März 1841 in Grünberg in Schlesien, Königreich Preußen; † 11. April 1908 in Meran, Grafschaft Tirol, Österreich-Ungarn) war ein bekannter Journalist. Er war langjähriger Chefredakteur des Berliner Tageblatts.
Leben und Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Herkunft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Arthur Levysohn stammte aus angesehenen jüdischen Kaufmannsfamilien in Glogau in Schlesien. Sein Vater Wilhelm Levysohn war Buchhändler, Zeitschriftenherausgeber und Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49.
Journalistische Tätigkeiten in Wien und Paris
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Arthur Levysohn begann seine journalistische Tätigkeit in Wien als Auslandskorrespondent für die Kölnische Zeitung. 1865 wechselte er für diese nach Paris.[1] 1870 leitete er für kurze Zeit den „Moniteur de Versailles“.
Danach wurde er außenpolitischer Ressortleiter des „Neuen Wiener Tagblatt“. 1876 wurde er wegen der „destruktiven Tendenz“ seiner Artikel aus Österreich ausgewiesen, nach Auseinandersetzungen mit dem Grafen Eduard Taaffe.[2]
Tätigkeit für das "Berliner Tageblatt"
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1876 holte ihn Rudolf Mosse an das Berliner Tageblatt. Dort war er zunächst Ressortleiter für Außenpolitik. 1881 wurde er Chefredakteur und leitete zugleich das Deutsche Montagsblatt. Er führte unter anderem die Übersichtsartikel der "Politische Wochenschau" ein.[3] Arthur Levysohn entwickelte das Berliner Tageblatt von einem ursprünglich reinen Annoncenblatt zu einer der wichtigsten Tageszeitungen im Deutschen Reich.
Er förderte viele junge Schriftsteller und Publizisten wie Theodor Herzl, Fritz Mauthner, Hermann Sudermann, Walther Gotheil und Julius Stinde und verstand es, einige an die Zeitung zu binden. Arthur Levysohn erwarb sich ein hohes Ansehen in der Öffentlichkeit und bei seinen Mitarbeitern durch seine warmherzige (schlesische) Art und seine vielen konstruktiven Ideen.[4] Er scheute auch nicht vor Konflikten zurück, was ihm in jungen Jahren eine Ausweisung in Österreich und 99 Tage Gefängnisstrafe in Preußen wegen Bedrohung Bismarcks 1882 eingebracht hatte.[5]
1906 trat Arthur Levysohn krankheitsbedingt nach 25 Jahren in den Ruhestand. Sein Nachfolger wurde Theodor Wolff. 1908 starb er bei einem Kuraufenthalt in Meran in Südtirol.
Arthur Levysohn unterhielt eine umfangreiche Korrespondenz mit vielen Publizisten, wie mit Bertha von Suttner.
Publikationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Monographien
- Jüngstdeutsche Lyrik und ihre hervorragendsten Charaktere. Randzeichnungen zur Literaturgeschichte. W. Levysohn, Grünberg 1865 OCLC 49810983
- Herausgeber
- Aus einer Kaiserzeit. Französische Erinnerungen eines Journalisten. Arthur Levysohn. Grünberg i. Schlesien 1878 OCLC 457363972
- Artikel
- H. Beta's "Deutsche Früchte aus England. In: Magazin für die Literatur des Auslandes vom 17. Juni 1865, S. 347–348
- Die Pariser Journale und Pariser Sommerbälle. In: Julius Rodenberg (Hrsg.): Paris bei Sonnenschein und Lampenlicht. Ein Skizzenbuch zur Weltausstellung. 2. Auflage F. A. Brockhaus, Leipzig 1867 S. 174–202 und S. 275–287
- Erckmann-Chatrian, das Elsasser Dichterpaar, in Europa, Nr. 39, 1877; Seite 1224–1230 OCLC 255333131
- Kaiser Wilhelm der Siegreiche. Ein Gedenkblatt. Separat-Abdruck aus dem Berliner Tageblatt Abend-Ausgabe vom 9. März 1888, Nr. 128. Mosse, Berlin 1888 OCLC 457363972
- Geschichtliche Rückschau. In: Fünfundzwanzig Jahre Deutscher Zeitgeschichte - 1872-1897. Jubiläums-Schrift. Hrsg. v. d. Redaktion des Berliner Tageblatts, Rudolf Mosse, Berlin 1897, S. 1–14
- Jubiläumsgedanken. In: ebenda, s. 190–194
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Deutsche Auslandskorrespondenten im 19. Jahrhundert. 2018
- Gotthart Schwarz: Theodor Wolff und das „Berliner Tageblatt“. Mohr, Tübingen 1968, S. 9
- Arthur Levysohn. In: Wilhelm Kosch: Biographisches Staatshandbuch. Lexikon der Politik, Presse und Publizistik. Fortgeführt v. Eugen Kurti. Francke, Bern, München 1963
- Isidor Kastan: Berlin wie es war. Rudolf Mosse, Berlin 1919, S. 202–206
- Arthur Levysohn †, in Berliner Tageblatt vom 11. April 1908, Abendausgabe, S. 1, Nachruf
- Arthur Levysohn. In: Adolph Kohut: Berühmte israelitische Männer und Frauen in der Kulturgeschichte der Menschheit. Band 2, A.H. Payne, Leipzig-Reudnitz, 1901, S. 156 (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
- Dr. Arthur Levysohn zu seinem fünfundzwanzigjährigen Jubiläum am Berliner Tageblatt. Gewidmet von Mitarbeitern und Freunden. Mosse, Berlin 1901
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Arthur Levysohn. In: Deutsche Biographie (Index-Eintrag).
- Literatur von und über Arthur Levysohn im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Sonja Hillerich: Deutsche Auslandskorrespondenten im 19. Jahrhundert, 2018
- ↑ zitiert nach Gotthart Schwarz: Theodor Wolff und das "Berliner Tageblatt". Mohr, Tübingen 1968, S. 9.; die Auseinandersetzungen mit Graf Taaffe wurden erwähnt in Adolph Kohut: Berühmte israelitische Männer und Frauen in der Kulturgeschichte der Menschheit. 2, 1901, S. 156
- ↑ (die später von Paul Michaelis und Friedrich Dernburg fortgeführt wurden).
- ↑ Berliner Tageblatt vom 11. April 1908, Abendausgabe, S. 1 (wahrscheinlich wurde er hier etwas zu positiv dargestellt)
- ↑ Verhandlungen Deutsche Digitale Bibliothek, Urteil des Reichsgericht im März 1882, in Geheimes Staatsarchiv Berlin I HA Rep. 84a Nr. 49791, gemeinsam mit dem Reichstagsabgeordneten Alexander Meyer
Personendaten | |
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NAME | Levysohn, Arthur |
ALTERNATIVNAMEN | Levysohn, Arthur Willibald (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | Chefredakteur des „Berliner Tageblatts“ |
GEBURTSDATUM | 23. März 1841 |
GEBURTSORT | Grünberg in Schlesien, Königreich Preußen |
STERBEDATUM | 11. April 1908 |
STERBEORT | Meran, Grafschaft Tirol, Österreich-Ungarn |