al-Shati (Flüchtlingslager)

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al-Schati-Flüchtlingslager
مخيّم الشاطئ
Das al-Schati-Flüchtlingslager, 2011
Verwaltung: Palastina Autonomiegebiete Palästinensische Autonomiegebiete
Gebiet: Staat Palästina
Gouvernement: Gaza
Koordinaten: 31° 32′ N, 34° 27′ OKoordinaten: 31° 31′ 56″ N, 34° 26′ 42″ O
Einwohner: 90.173 (2023)
Zeitzone: UTC+2
Gemeindeart: Flüchtlingslager
al-Schati-Flüchtlingslager (Palästinensische Autonomiegebiete)
al-Schati-Flüchtlingslager (Palästinensische Autonomiegebiete)
al-Schati-Flüchtlingslager

Das al-Schati-Flüchtlingslager (arabisch مخيّم الشاطئ Muchayyam asch-Schati, DMG Muḫayyam aš-Šāṭiʾ, auch als asch-Schati transkribiert), auch Strand-Lager (englisch Beach Camp) genannt, ist ein palästinensisches Flüchtlingslager im Gouvernement Gaza an der Mittelmeerküste. Das Flüchtlingslager gilt als das drittgrößte palästinensische Flüchtlingslager im Staat Palästina und hat laut UNRWA 90.173 Einwohner.[1]

Das Lager für palästinensische Flüchtlinge wurde 1948 mit 0,52 km² Größe nach dem Palästinakrieg durch das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) errichtet.[1]

Infrastruktur und Fischerei

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Das Schati-Flüchtlingslager umfasst insgesamt 17 Einrichtungen der UNRWA. Unter diesen Einrichtungen befinden sich 15 Schulgebäude, von denen vier im Ein-Schicht-Betrieb arbeiten (vier Schulen) und 11 im Doppel-Schicht-Betrieb (insgesamt 22 Schulen), um den Bildungsbedarf von 26 Schulen zu decken.

Ein Nahrungsmittelausgabenzentrum ist ebenfalls vorhanden, das jedoch dringend einer Rehabilitation bedarf, um den reibungslosen Ablauf der Lebensmittelversorgung sicherzustellen. Des Weiteren gibt es ein Gesundheitszentrum, das medizinische Versorgung für die Bewohner des Lagers bietet. Zusätzlich beherbergt das Lager ein Büro für Gebietsentlastung und soziale Dienste, das als Anlaufstelle für verschiedene soziale Unterstützungsleistungen dient.[1]

Das Lager ist bekannt für seinen Fischmarkt, dieser ist ein zentraler Ort im Gazastreifen für Fischerei und Fischhandel.

Fischerei in Gaza ist von Beschränkungen im Fischereibereich stark betroffen, die vom benachbarten Israel zur Prävention von Waffenschmuggel und Terrorismus auferlegt wurden. Auf fast 20 Seemeilen hatte man sich im Oslo-Abkommen von 1995 ursprünglich geeinigt; nach dem Wahlsieg der Hamas 2006 hatte Israel das Meer schließlich faktisch bis auf elf Kilometer (6 Seemeilen) abgeriegelt.[2] Die restriktiven Maßnahmen haben besonders das Beach Camp im Schati-Flüchtlingslager beeinträchtigt.

Fischmarkt in al-Schati, 2011

Die eingeschränkte Fischerei hat zu einem Rückgang der Fangerträge geführt, was wiederum Existenzgrundlagen vernichtet und die Armut in der Region erhöht hat. Die israelische Marine setzt verschiedene Praktiken ein, um die Fischereibeschränkungen durchzusetzen, darunter den Einsatz von scharfer Munition.[2] Bei Zwischenfällen mit der israelischen Marine seien seit 2006 zehn Fischer ums Leben gekommen. Über 500 Fischer seien gefangen genommen und mehr als 200 Boote konfisziert worden, konstatiert eine palästinensische Dokumentationsstelle.[2]

Nach dem Zweiten Weltkrieg sah der 1947 entworfene UN-Teilungsplan (mit einer Zwei-Staaten-Lösung für ein arabisches Palästina und ein jüdisches Israel) auch den Gazastreifen innerhalb eines zukünftigen Staates Palästina vor. Die arabischen Nachbarstaaten Israels bzw. die Arabische Liga lehnten diesen Plan im Gegensatz zur israelischen Führung allerdings ab.[3]

Am 15. Mai 1948 marschierte zu Beginn des Palästinakriegs die ägyptische Armee in den schmalen Küstenabschnitt um die Stadt Gaza ein. Nach Ende des Palästinakriegs errichtete das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) für etwa 23.000 Menschen das 0,52 km² große Lager.[1]

Die meisten Einwohner waren entweder aus den Städten Jaffa, Lod und Beerscheba sowie den umliegenden Dörfern geflohen oder wurden von der jüdischen Miliz Hagana vertrieben[4].

Noch vor Kriegsende verabschiedeten die Vereinten Nationen am 11. Dezember 1948 die Resolution 194 der UN-Generalversammlung, die unter anderem in Artikel 11 den Regierungen der Kriegsparteien vorschreibt, friedenswilligen Flüchtlingen die Rückkehr in ihre Herkunftsorte so bald wie möglich zu gestatten und die übrigen zu entschädigen und ihre Umsiedlung und Integration zu fördern. Eine vollständige Umsetzung der Resolution kam allerdings bis 2024 nicht zustande.

Der Gazastreifen stand bis zum Sechstagekrieg 1967 unter ägyptischer Militärherrschaft.[5] Im Gegensatz zum Westjordanland, das durch Jordanien annektiert wurde und in dem die dortigen Bewohner die jordanische Staatsbürgerschaft erhielten, blieben Palästinenser auf ägyptisch besetztem Gebiet staatenlos und ohne entsprechende bürgerliche Rechte.

Im Juni 1967 eroberte und besetzte Israel im dritten arabisch-israelischen Krieg neben dem Westjordanland mit Ost-Jerusalem, den syrischen Golan-Höhen, der ägyptischen Sinai-Halbinsel auch den Gazastreifen.

Im Jahr 1971 rissen die israelischen Behörden aus Sicherheitsgründen über 2.000 Schutzhütten ab, um die Straßen zu verbreitern. Etwa 8.000 Flüchtlinge mussten das Lager verlassen und in das nahegelegene Wohnprojekt in Sheikh Radwan in Gaza-Stadt fliehen.[6]

Mit der Unterzeichnung des Gaza-Jericho-Abkommens 1994 stand der Gazastreifen überwiegend unter der Selbstverwaltung der Palästinensischen Autonomiebehörde. 2005 folgte der vollständige Abzug Israels inklusive der Räumung sämtlicher jüdischer Siedlungen.[7] Im entstehenden Bürgerkrieg zwischen der Hamas und der Fatah um die Regierungskontrolle im Rahmen des blutigen Fatah-Hamas-Konflikt 2006 übernahm die Hamas die vollständige Kontrolle über den Gazastreifen.[8]

Während des Gazakrieges 2009 sorgte ein israelischer Luftangriff auf eine UN-Schule im Flüchtlingslager für internationale Kritik. Dort hatten rund 450 Menschen Schutz gesucht, drei wurden getötet.[9]

Am 9. Oktober 2023 führte die israelische Armee (IDF) einen Luftangriff auf das dicht besiedelte Flüchtlingslager al-Schati durch.[10] Palästinensische Medien berichteten, dass dieser Angriff zu zahlreichen Opfern unter der Zivilbevölkerung und zur Zerstörung von vier Moscheen geführt habe, darunter der al-Gharbi-Moschee, der Yassin-Moschee und der al-Sousi-Moschee, deren Zerstörung durch Satellitenaufnahmen bestätigt wurde.[11]

Al-Schati und Gouvernement Gaza, das Lager befindet sich im Gazastreifen

Im November 2023 übernahmen die israelischen Streitkräfte nach eigenen Angaben die vollständige Kontrolle über das Lager.[12]

Persönlichkeiten

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Commons: asch-Schati – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d UNRWA: JABALIA CAMP. Abgerufen am 13. Januar 2024 (englisch).
  2. a b c Naher Osten: Die Fischer von Gaza. 11. Dezember 2019, abgerufen am 1. August 2024.
  3. Zwischen Besetzung, Rückzug und Unabhängigkeit. 27. Oktober 2004, abgerufen am 1. August 2024.
  4. Rami Almeghari: 75 years after the Nakba, Palestinians still dream of return. 11. Mai 2023, abgerufen am 14. Januar 2024 (englisch).
  5. deutschlandfunk.de: Krieg in Nahost: Wie der Gazastreifen zum Pulverfass wurde. Abgerufen am 1. August 2024.
  6. PIJ.ORG: Refugee Resettlement: The Gaza Strip Experience By Norma Masriyeh. Abgerufen am 14. Januar 2024 (britisches Englisch).
  7. deutschlandfunk.de: Krieg in Nahost: Wie der Gazastreifen zum Pulverfass wurde. Abgerufen am 1. August 2024.
  8. How Hamas took over the Gaza Strip. 15. Juni 2007 (bbc.co.uk [abgerufen am 1. August 2024]).
  9. Gaza-Krieg: Israelische Bombe trifft Uno-Schule. In: Der Spiegel. 6. Januar 2009, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 14. Januar 2024]).
  10. Raja Abdulrahim, Ameera Harouda: Israeli Airstrikes Hit Marketplace and Mosques in Gaza, Killing Dozens. In: The New York Times. 9. Oktober 2023, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 14. Januar 2024]).
  11. Lauren Leatherby, Karen Yourish, Elena Shao, Eli Murray, Scott Reinhard, Josh Holder, Agnes Chang, Eleanor Lutz, Weiyi Cai, Pablo Robles, Leanne Abraham, Zach Levitt, Tim Wallace, Yousur Al-Hlou, Aric Toler, Ishaan Jhaveri, Robin Stein, Ashley Wu, Riley Mellen, John Ismay, Hiba Yazbek, Christoph Koettl, Molly Cook Escobar, Charlie Smart, Patrick Kingsley, Ronen Bergman, Amy Schoenfeld Walker, Bora Erden, Jon Huang: Maps: Tracking the Attacks in Israel and Gaza. In: The New York Times. 7. Oktober 2023, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 14. Januar 2024]).
  12. Tamar Michaelis Sugam Pokharel: Israeli military says it has taken control of Al-Shati refugee camp in northern Gaza. 14. November 2023, abgerufen am 14. Januar 2024 (englisch).