Auch ich war ein Gauner

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Auch ich war ein Gauner: Aktenzeichen XY ist die 2005 im Münchner Riva Verlag erschienene Autobiografie des Fernsehmoderators und Erfinders der Sendungen Vorsicht Falle! und Aktenzeichen XY … ungelöst Eduard Zimmermann. Er verfasste sie in Zusammenarbeit mit Stephanie Villiger.

In seiner Autobiografie thematisiert Zimmermann, der mit Aktenzeichen XY … ungelöst das erste moderne True-Crime-Format weltweit erfand, sein Aufwachsen und seine Kindheit sowie sein Leben vor seiner erfolgreichen Karriere beim Fernsehen. Er geht darauf ein, dass auch er ein Gauner war und Straftaten beging, bevor er zum „Verbrecherjäger“ im Fernsehen wurde.

Eduard Zimmermann wird 1929 im Münchner Klinikum Schwabing als sogenanntes illegitimes Kind geboren. Seine Mutter Betty ist zu diesem Zeitpunkt erst 17 Jahre alt. Sie war von einem Stammgast des Wirtshauses, in dem sie als Kellnerin arbeitete, schwanger geworden. Infolge der Schwangerschaft der noch jungen Betty kommt es in der Familie Zimmermann, die erst wenige Jahre zuvor aus dem oberbayerischen Dorf Trostberg nach München gezogen war, zu einem Streit, der darin endet, dass Zimmermanns Großmutter aus der gemeinsamen Wohnung in der Siedlung Alte Heide aus- und zurück nach Trostberg zieht.

Zimmermann wächst nach seiner Geburt anfangs in der Alten Heide auf. Seine Kindheit und Jugend wird von zahlreichen Umzügen innerhalb Deutschlands bestimmt, da seine Mutter mittlerweile in verschiedenen Gaststätten der Münchner Brauerei Hackerbräu arbeitet, die in ganz Deutschland verteilt liegen. 1934 wird er bei Pflegeeltern in Ottobrunn bei München untergebracht. Fünf Jahre später, kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges zieht er mit seiner wieder mit der Familie versöhnten Großmutter wieder zu seiner Mutter nach Magdeburg, wo diese inzwischen einen Hotelier geheiratet und mit diesem ein weiteres Kind bekommen hat. Zimmermanns Stiefvater kann allerdings kaum im Hotel, das den Namen „Zum Goldenen Löwen“ trägt, präsent sein, weil er nach Kriegsbeginn in die Wehrmacht einberufen wurde. Dazu kommt der durch den Krieg verursachte Arbeitskräftemangel, der dafür sorgt, dass im „Goldenen Löwen“ durchgängig drei bis vier Angestellte fehlen. Und so muss Zimmermann regelmäßig anfallende Arbeit im elterlichen Hotel „Zum Goldenen Löwen“ erledigen. Schließlich kommt es zum Streit zwischen ihm und seiner Mutter, da er sich überfordert und von ihr ausgebeutet fühlt. Sie reagiert darauf mit körperlicher Gewalt.

Nach seinem Volksschulabschluss im Jahr 1943 bewirbt sich Zimmermann mit der Hilfe eines befreundeten Lokomotivführers erfolgreich auf eine frei gewordene Stelle als Bauzeichner beim Wasserwirtschaftsamt. Die Stelle hatte vorher der Sohn des Lokomotivführers ausgefüllt, der jedoch kurz zuvor an Tuberkulose verstorben war. Seine neue Arbeit entbindet Zimmermann wesentlich von der Erfüllung seiner zahlreichen Verpflichtungen im Hotel, was ihm sehr entgegenkommt.

Doch Zimmermanns eigentliches Berufsziel ist ein anderes: Eine Karriere als Pilot bei der Flieger-HJ, einer Sondereinheit der Hitlerjugend. An seinem 15. Geburtstag im Jahr 1944 erreicht er das Mindestalter für eine sogenannte Vormilitärische Ausbildung bei der Flieger-HJ. Im Laufe des Jahres 1944 absolviert er gleich drei Lehrgänge auf den Schulungsgeländen in Hellberge bei Gardelegen, Salzgitter und Ballenstedt. Schließlich bricht er auch seine Ausbildung beim Wasserwirtschaftsamt ab, um sich fortan vollständig auf seine Karriere bei der Flieger-HJ konzentrieren zu können.

Nach dem Ende des Krieges verdient er seinen Lebensunterhalt Ende der 1940er Jahre nicht nur als Zeitarbeiter im Hamburger Tierpark Hagenbeck und als Garderobier des Schauspielers Willy Fritsch, sondern auch als Dieb und Schwarzmarkthändler. So verkauft er in Hamburger Rotlichtviertel illegal Zigaretten und klaut als Brotausfahrer Brotmarken und verkauft sie weiter. Er wird schließlich festgenommen und nach unter Häftlingen und im Volksmund Santa Fu genannte Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel gebracht. Schon am nächsten Tag wird er entlassen. Er geht nach Schweden, um dort als Pilot zu arbeiten. Nachdem er damit keinen Erfolg hat, findet er mit gefälschtem Ausweis und Diplom-Arbeit als Straßenbauingenieur.

Für eine Reportage im Auftrag der schwedischen Tageszeitung Dagens Nyheter reist Zimmermann 1949 als Investigativjournalist zurück nach Deutschland in die sowjetische Besatzungszone. Er fliegt auf und wird 1950 wegen Spionage angeklagt und zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Vier Jahre der Strafe sitzt er in der berüchtigten Justizvollzugsanstalt Bautzen ab. Am 17. Januar 1954 wird er im Zuge einer Amnestie im Vorfeld der Viermächtekonferenz in Berlin entlassen. Zurück in der Westdeutschland gelingt Zimmermann der Wiedereinstieg in die bürgerliche Gesellschaft. Er betätigt sich als freier Journalist für verschiedene Hamburger Zeitungen sowie später als Redakteur beim NDR und ZDF.

Im März 1964 wurde schließlich die erste Episode der von Zimmermann konzipierten und moderierten Sendung Vorsicht Falle! – Nepper, Schlepper, Bauernfänger im ZDF ausgestrahlt. Drei Jahre später, im Oktober 1967, folgte der Sendebeginn von Aktenzeichen XY ... ungelöst. Für Aktenzeichen XY ... ungelöst steht Zimmermann insgesamt 300 Mal vor der Kamera. Die Sendung ist eine der erfolgreichsten in der deutschen Fernsehgeschichte und wird bis heute ausgestrahlt. Beide Sendungen moderiert der aufgrund seiner kriminellen Vorgeschichte auch als „Ganoven-Ede“ bekannte Zimmermann noch bis 1997. Vorsicht Falle lief noch bis 2001 im ZDF. Außerdem gründete Zimmermann die Opferschutzorganisation Weißer Ring, die Opfer von Kriminalität sowie deren Angehörige unterstützt.

  • Zimmermann verfasste seine Autobiografie, nachdem er mehreren Freunden an seinem 75. Geburtstag von seinem ereignisreichen Leben berichtet hatte und diese ihn daraufhin aufforderten, sein Leben niederzuschreiben
  • Das Buch wurde den Zuschauern am Ende der Ausgabe von Aktenzeichen XY ... ungelöst vom 17. November 2005 von Rudi Cerne, der die Sendung mittlerweile als Nachfolger von Butz Peters und Zimmermanns Tochter Sabine moderiert, vorgestellt