August Ferdinand Bernhardi
August Johann Christian Ferdinand Bernhardi (* 24. Juni 1769 in Berlin; † 1. Juni 1820 ebenda) war ein deutscher Sprachforscher und Schriftsteller.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seine Eltern waren Johann Christian Bernhardii (1738–1815) – Justizoberkommissar in Berlin – und dessen Ehefrau Christine Hilke aus Magdeburg. Zu seinen Vorfahren gehört Bartholomäus Bernhardi (1487–1551), der erste evangelische Rektor der Universität Wittenberg und Propst von Kemberg.
Nach dem Studium der Philosophie an der Universität Halle (Saale) wurde Bernhardi 1791 Lehrer am Friedrichwerderschen Gymnasium in Berlin – zu seinen Schülern gehörten u. a. Ludwig Tieck und Wilhelm Heinrich Wackenroder – und 1808 dessen Direktor. 1815 wurde er Mitglied des Berliner Konsistoriums und der wissenschaftlichen Prüfungskommission. Kurz vor seinem Tode wurde er zum Direktor des Friedrich-Wilhelms-Gymnasiums ernannt. Er gehörte zum inneren Kreis der Schulreformer des Neuhumanismus um Wilhelm von Humboldt.
Seit 1799 war Bernhardi mit Sophie Tieck, der Schwester des Schriftstellers Ludwig Tiecks und des Bildhauers Christian Friedrich Tiecks verheiratet. Die Ehe wurde jedoch 1805 wieder aufgelöst. Diese Beziehung brachte ihn in den Kreis der Romantiker, namentlich Friedrich und August Wilhelm Schlegel, sowie Ludwig Tieck u. a. Er trat dem 1804 von Adelbert von Chamisso und Karl August Varnhagen gegründeten Nordsternbund bei und beteiligte sich am Kollektivroman Die Versuche und Hindernisse Karls, an dem außer jenen auch Friedrich de la Motte Fouqué und Wilhelm Neumann mitschrieben. Darüber hinaus trat er 1810 der Gesetzlosen Gesellschaft zu Berlin bei.
Neben seinen sprachwissenschaftlichen Werken veröffentlichte Bernhardi auch satirische Schriften über das Berliner Gesellschafts- und Literaturleben und verfasste Beiträge für Literaturzeitschriften und Almanache (Athenäum, Europa …). Außerdem schrieb er eigene Erzählungen und Gedichte im Sinne der Romantik, das bekannteste Gedicht ist Der Löwe in Florenz. Ruhm und Ansehen erlangte August Ferdinand Bernhardi jedoch vor allem durch seine Werke als Sprachforscher, mit denen er großen Einfluss auf die Arbeiten Wilhelm von Humboldts und Franz Bopps ausübte.
Aus seiner Ehe mit Sophie Tieck entstammen der Schriftsteller Wilhelm Bernhardi und der Historiker Theodor von Bernhardi.
August Ferdinand Bernhardi starb am 1. Juni 1820 im Alter von 50 Jahren in Berlin. Er wurde auf dem Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen Gemeinden in Berlin beigesetzt. Das Grab ist nicht erhalten.[1]
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Vollständige lateinische Grammatik, 1795–1797
- Vollständige griechische Grammatik, 1797, Digitalisat
- Bambocciaden, 1797–1800
- Sprachlehre, 1801–1803, Volltext (Band 1), Volltext (Band 2)
- Anfangsgründe der Sprachwissenschaft, 1805, Digitalisat
- Ueber die ersten Grundsätze der Disciplin in einem Gymnasium, 1811, Digitalisat
- (Mitarbeit) Die Versuche und Hindernisse Karls, 1808
- Ansichten über die Organisation der gelehrten Schulen, 1818, Digitalisat
- Ueber den Philoktet des Sophokles Digitalisat
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Joachim Bräuer: August Friedrich Bernhardi, der Sprachphilosoph der älteren Romantik. Breslau 1921.
- Max Blücher: A. F. Bernhardis Leben und Schriften,. Cöthen in Anhalt 1923.
- Wilhelm Horstmann: August Ferdinand Bernhardi 1769–1820 als Pädagoge. Leipzig 1926.
- Eva Fiesel: Die Sprachphilosophie der deutschen Romantik. Tübingen 1927.
- Roswitha Wild-Schedlbauer: Einleitung. In: A. F. Bernhardi: Anfangsgründe der Sprachwissenschaft (Faks. Neudruck). Tübingen 1990, ISBN 3-7728-0786-0.
- Bernhard Hurch: Bernhardi und Humboldt und die Asymmetrie der Prosodie. In: M. Ofitsch, C. Zinko (Hrsg.): 125 Jahre Indogermanistik in Graz. Graz 2000, S. 185–192.
- Hermann Hettner: Bernhardi, August Ferdinand. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 2, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 458 f.
- Gerhard Burckhardt: Bernhardi, August Ferdinand. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 122 f. (Digitalisat).
- Matthias Wolfes: Bernhardi, August Ferdinand. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 20, Bautz, Nordhausen 2002, ISBN 3-88309-091-3, Sp. 210–213 .
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Werke August Ferdinand Bernhardis in den Quellen zur Literatur- und Kunstreflexion des 18. und 19. Jahrhunderts
- Mitglied Nr. 15 in der Gesetzlosen Gesellschaft zu Berlin
- Literatur von und über August Ferdinand Bernhardi im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über August Ferdinand Bernhardi in der Deutschen Digitalen Bibliothek
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1. S. 94.
Personendaten | |
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NAME | Bernhardi, August Ferdinand |
ALTERNATIVNAMEN | Bernhardi, August Johann Christian Ferdinand |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Sprachforscher und Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 24. Juni 1769 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 1. Juni 1820 |
STERBEORT | Berlin |