August Greifzu
August Greifzu (* 13. April 1873 in Heidesheim; † 30. April 1949 in Biebrich) war ein deutscher Architekt des Späthistorismus.[1][2] Er war vor allem als Kirchenarchitekt tätig und hat eine Reihe von römisch-katholischen Kirchen in Rheinhessen, in Hessen, in Unterfranken und in der Pfalz erbaut.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Greifzu war ein Schüler des Architekten und nachmaligen Mainzer Dombaumeisters Ludwig Becker.[3] Im Jahre 1897 eröffnete Greifzu in Mainz ein „Büro für kirchliche Architektur und Innen-Einrichtung“.[4] Seit 1900 entstanden die ersten Kirchen nach seinen Entwürfen. Vermutlich war Greifzu um 1903 Lehrer für Architektur an der Kunstgewerbeschule in Mainz.[5] Nach seiner Ehescheidung 1910 und einer erneuten Eheschließung 1911 konnte er nicht mehr offiziell für katholische Kirchenbauprojekte verantwortlich zeichnen. Er zog von Mainz nach Ludwigshafen und arbeitete seit 1910 für den Architekten Karl Marschall, Göllheim bzw. Ludwigshafen, unter dessen Namen Greifzu von nun an seine Kirchenentwürfe fertigte.[6] In den Jahren nach 1919 hat Greifzu auch einige Wohngebäude entworfen.
Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Greifzu hat ein ansehnliches Œuvre hinterlassen, das sich zwar in Umfang und Qualität nicht mit dem seines Lehrers Ludwig Becker messen kann, aber dennoch zu den beachtenswerten Leistungen des Späthistorismus zählt. „Es ist merkwürdig, daß August Greifzu in die einschlägigen Speziallexika keine Aufnahme fand.“ (Marcus Kiefer)[7]
Bauten und Entwürfe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1900–1901: Katholische Kapelle St. Walburga in Groß-Gerau (1956 abgerissen für größeren Nachfolgebau)[8]
- 1901: Erweiterung der katholischen Kirche St. Gereon in Nackenheim[4]
- 1902: Katholische Liebfrauen-Kapelle in Nidda (1952 abgerissen und durch einen größeren Neubau ersetzt)[9]
- 1902: Katholische Christkönig-Kirche in Bischofsheim (1926 abgerissen, ersetzt durch die neue Christkönig-Kirche von Dominikus Böhm)[10]
- 1903–1904: Fassade des Hotels Metropol in Mainz, Kaiserstraße 98 / Rheinallee 5[11]
- 1903–1904: Katholische Kirche St. Bartholomäus in Groß-Zimmern[12]
- 1904: Katholische Kirche St. Martin in Siefersheim[13]
- 1904–1905: Umbau der katholischen Kirche St. Peter in Herrnsheim[14] (heute: Worms)
- 1904–1905: Katholische Kirche St. Maria Immaculata in (Wiesbaden-)Amöneburg[15]
- 1905: Katholisches Missionshaus in Lauterbach[16]
- 1905–1906: Umbau und Renovierung der katholischen Kirche St. Laurentius in Gau-Algesheim[17]
- 1906: Restaurierung der Martinskirche in Kleinbockenheim.[18]
- 1905–1907: Katholische Kirche St. Paul in Großauheim[19][20]
- 1906: Umbau der katholischen Pfarrkirche zu Mosbach[21]
- 1906: Sanierung der katholischen Kirche St. Bartholomäus in Oppenheim[4]
- 1906–1907: zwei Wettbewerbsentwürfe für die katholische Kirche St. Elisabeth in Marburg (nicht ausgeführt)[22]
- 1906–1908: Katholische Kirche St. Remigius in Wöllstein
- 1907–1908: Sanierung der katholischen Kapelle St. Mauritius in Bieber[23]
- 1907–1908: Katholische Kirche St. Bartholomäus in Bernbach[24][25]
- 1907–1908: Katholische Herz-Jesu-Kirche in Gustavsburg[26]
- 1908: Katholische Kirche St. Peter und Paul in Erlenbach am Main[27][28][29]
- 1908: Pfarrhaus der katholischen Gemeinde St. Walburga zu Groß-Gerau[30]
- 1908: Katholische Kirche St. Josef in Obernkirchen[31]
- 1908–1909: Katholische Kirche St. Christophorus in Niederselters[32][33][34]
- 1908–1909: Katholische Kirche St. Marien in Vockenrod[35][36]
- 1908–1910: Katholische Heilig-Kreuz-Kirche in Worms-Horchheim[37][38][39][40]
- 1910–1911: Katholische Herz-Jesu-Kirche in Kelsterbach[41][42]
- 1910: Erweiterung der katholischen Kirche St. Michael in Münster bei Dieburg[43][44][45]
- 1911: Umbau der katholischen Pfarrkirche St. Margaretha zu Kahl am Main (mit Karl Marschall, Göllheim)[4]
- 1911–1914: Katholische Pfarrkirche in Hammelbach[46][47]
- 1912: Katholische Kirche in Raunheim (Notkirche in Holzfachwerk-Bauweise, 1930 abgerissen für Neubau)[48]
- 1912–1913: Katholische Kirche Unbefleckte Empfängnis Mariae in Ahl (Bad Soden-Salmünster), (mit Karl Marschall, Göllheim)[49]
- 1912–1914: Katholische Pfarrkirche St. Mariä Heimsuchung in Birstein (mit Karl Marschall, Göllheim)[50]
- 1914–1920: Katholische Kirche St. Katarina in Wasserlos (mit Karl Marschall, Ludwigshafen)[51]
- 1915–1918: Katholische Kirche St. Johannes der Täufer in Ebernburg (mit Karl Marschall, Göllheim)[52]
- 1919–1920: Wohnhaus-Gruppe Gneisenaustraße 8–10 und Roonstraße 2–4 in Ludwigshafen am Rhein
- 1919–1922: Wohnhaus (späteres Viktoriastift) in Finkenbach-Gersweiler[53]
- 1921: Kriegerdenkmal mit Ehrenhain und Ehrenfriedhof in Finkenbach-Gersweiler[54]
- 1926–1927: Katholische Kirche St. Josef von Nazareth in Ludwigshafen am Rhein (1944 zerstört)
- 1946: Pläne für den Wiederaufbau der kriegszerstörten Kirche St. Maria Immaculata in (Wiesbaden-)Amöneburg.[4]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Paul-Georg Custodis: Skizzen zum Architekten August Greifzu (1873–1949) und seinen Kirchen im Mainzer Raum. In: Tobias Möllmer (Hrsg.): Stil und Charakter. Beiträge zu Architekturgeschichte und Denkmalpflege des 19. Jahrhunderts. Birkhäuser, Basel 2015, ISBN 978-3-0356-0451-1, S. 126–140.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Wesentliche Angaben zu Leben und Werk von Greifzu hat Günter Schneider zusammengetragen. Schneider ist Glockensachverständiger des Bistums Mainz. Der vorliegende Artikel basiert in großen Teilen auf den Nachforschungen Schneiders.
- ↑ Geburts- und Sterbedatum von Greifzu: Auskunft G.Schneider nach Geburtsurkunde und Pfarrchronik Mainz-Amöneburg. http://www.bistummainz.de/pfarreien/dekanat-ruesselsheim/kelsterbach/Bildergalerien/index.html
- ↑ Marcus Kiefer, Kirchenkonkurrenz in Marburg: Idee und Planung einer kath. Elisabethkirche, in: Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft, Bd. 33, 2006, S. 253–299, darin S. 268.
- ↑ a b c d e Auskunft G.Schneider.
- ↑ Kunsthandbuch für Deutschland. Verzeichnis der Behörden, Sammlungen, Lehranstalten und Vereine für Kunst, Kunstgewerbe und Altertumskunde. Hg. v. Königliche Museen zu Berlin. 6. Aufl. Berlin 1904. S. 452.
- ↑ Auskünfte von G.Schneider.
- ↑ Kiefer, Kirchenkonkurrenz in Marburg S. 268, 270 u. 296, Zitat: S. 296 Anm. 98. Michael Bringmann: Studien zur neuromanischen Architektur in Deutschland. Heidelberg 1968, S. 101.
- ↑ Auskunft G. Schneider sowie Groß-Gerau: St. Walburga. hr-online.de, archiviert vom am 6. Februar 2012; abgerufen am 23. Oktober 2011.
- ↑ Kurze Geschichte der Katholischen Pfarrgemeinde in Nidda.
- ↑ Auskunft von G. Schneider.
- ↑ Reinhard Hootz (Hrsg.): Deutsche Kunstdenkmäler. Band 2: Rheinland-Pfalz Saar. Darmstadt 1958, S. 369.
- ↑ Katholische Pfarrkirche Sankt Bartholomäus. bildindex.de, abgerufen am 2. Juni 2011. Johannes Blank (Red.): Lebendige Steine. 100 Jahre St. Bartholomäus Groß-Zimmern. Groß-Zimmern 2004. (darin ein Foto von August Greifzu)
- ↑ Katholische Kirche Sankt Martin. bildindex.de, abgerufen am 3. Juni 2011.
- ↑ Irene Spille: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz 10 = Stadt Worms. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 1992. ISBN 978-3-88462-084-7, S. 200.
- ↑ Hartwig Beseler, Niels Gutschow: Kriegsschicksale deutscher Architektur, Band 2: Süd. Neumünster 1988, S. 906.
- ↑ Auskunft G. Schneider und Adolf-Spieß-Straße 6. denkmalpflege-hessen.de, abgerufen am 23. Oktober 2011.
- ↑ St. Laurenzikirche ( vom 29. Mai 2019 im Internet Archive) und Alfons Molitor: Dachreiter der Laurenzikapelle restauriert / Spitze noch nicht aufgesetzt. (PDF; 472 kB) bistummainz.de, ehemals im ; abgerufen am 3. Juni 2011. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) (nicht mehr online verfügbar)
- ↑ Herbert Dellwing: Die Martinskirche in Bockenheim. In: Der Turmhahn 26, 1982, S. 5
- ↑ Michael Bringmann: Studien zur neuromanischen Architektur in Deutschland. Heidelberg 1968, S. 101–103.
- ↑ An der Paulskirche 3. denkmalpflege-hessen.de, archiviert vom am 7. Juli 2012; abgerufen am 2. Juni 2011.
- ↑ Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Hessen, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Vieweg, Braunschweig 1988, ISBN 3-528-06235-5, S. 294.
- ↑ Kiefer: Kirchenkonkurrenz in Marburg. S. 268, 270, 273–288 u. S. 296 Anm. 98.
- ↑ Martin Matl: Kirchliche Denkmalpflege im Bistum Fulda. In: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte, 59. Jahrgang 2007, S. 497–526, darin S. 507.
- ↑ die Chronik der Pfarrei.
- ↑ 63579 Freigericht-Bernbach: kath. Pfarrkirche St. Bartholomäus (1908). kirchbau.de, abgerufen am 3. Juni 2011.
- ↑ http://www.bistummainz.de/pfarreien/dekanat-ruesselsheim/gustavsburg/Gotteshaus/index.html
- ↑ Erlenbach a. Main im Spiegel der alten und neuen Zeitgeschichte. Erlenbach am Main 1958, S. 120. (PDF; 5,6 MB) ( vom 10. Januar 2012 im Internet Archive)
- ↑ Spessart Online / Nachrichten. Archiviert vom am 21. März 2012; abgerufen am 3. Juni 2011.
- ↑ Spessart Online / Nachrichten. Ehemals im ; abgerufen am 3. Juni 2011. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) (nicht mehr online verfügbar)
- ↑ Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Best. P 11 Nr. 1299/5
- ↑ tag-des-offenen-denkmals.de
- ↑ Norbert Zabel: 100 Jahre Pfarrkirche St. Christophorus. Niederselters 2009.
- ↑ Pastoraler Raum Selters 2009 100 Jahre Pfarrkirche St. Christophorus Niederselters ( vom 21. Februar 2014 im Internet Archive)
- ↑ 100 Jahre St. Christophorus Niederselters – Bezirk Limburg. bistumlimburg.de, 1. Juli 2009, archiviert vom am 9. Januar 2012; abgerufen am 3. Juni 2011.
- ↑ 100-jähriges Jubiläum der Marienkirche gefeiert. In: Alsfelder Allgemeine vom 11. November 2009
- ↑ 100-jähriges Jubiläum der Marienkirche Vockenrod. Archiviert vom am 10. September 2012 .
- ↑ Irene Spille (Bearb.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Band 10: Stadt Worms. Worms 1992, S. 238f.
- ↑ Hermann Schmitt: Geschichte von Horchheim, Weinsheim und Wies-Oppenheim. Aus Anlaß der Einweihung der neuen kath. Kirche zu Horchheim. (24. Oktober 1910) Worms 1910, S. 56–71.
- ↑ 1910–1985. 75 Jahre Heilig-Kreuz-Kirche Worms-Horchheim. Worms-Horchheim 1985.
- ↑ 100 Jahre katholische Pfarrkirche Heilig Kreuz Worms-Horchheim. Worms 2010.
- ↑ Hartwig Beseler, Niels Gutschow: Kriegsschicksale deutscher Architektur, Band 2: Süd. Neumünster 1988, S. 886.
- ↑ http://www.bistummainz.de/pfarreien/dekanat-ruesselsheim/kelsterbach/Bildergalerien/index.html
- ↑ Dom- und Diözesanarchiv Mainz, Pfarrakten Münster
- ↑ Pfarrarchiv Münster im Dom- und Diözesanarchiv Mainz
- ↑ Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Bestand G 15 Dieburg K 494
- ↑ Die katholische Kirche Hammelbach. gemeinde-grasellenbach.de, abgerufen am 3. Juni 2011.
- ↑ Katholische Pfarrkirche zur Heiligen Familie und Sankt Walburga. bildindex.de, abgerufen am 3. Juni 2011.
- ↑ Auskunft G. Schneider
- ↑ Kirche Unbefleckte Empfängnis Mariae
- ↑ Archivlink ( vom 1. Oktober 2013 im Internet Archive) (23. August 2011)
- ↑ Auskunft G. Schneider und Wein und Herrschaft. Zwei Schleifen durch die Kulturlandschaft im Alzenauer Süden. (PDF; 1,5 MB) alzenau.de, abgerufen am 23. Oktober 2011.
- ↑ Liste der Kulturdenkmäler in Bad Münster am Stein-Ebernburg
- ↑ Torsten Schlemmer: Vom Hofgut über ein Altenheim und Siechenhaus bis hin zum Verfall. Die Geschichte des Viktoriastiftes in Finkenbach-Gersweiler. Geschichtswettbewerb der Körber-Stiftung 1997. (unveröffentlichtes Manuskript)
- ↑ Archivlink ( vom 9. Oktober 2007 im Internet Archive) S. 22–24, gedruckt (o.Abb.): Torsten Schlemmer, Das Finkenbacher Kriegerdenkmal, in: Nordpfälzer Geschichtsblätter, 91. Jg. 2011 H. 1 (März 2011), S. 11–12. Das zentrale Denkmal Datei:EhrenmalFiba.jpg im klassizistischen Stil besteht aus einem Hexagon auf Säulenunterbau. Zum Typus des Ehrenhains vgl. Meinhold Lurz, Kriegerdenkmäler in Deutschland, Bd. 4 Weimarer Republik, Heidelberg 1985, S. 193ff, 197ff, 253ff.
Personendaten | |
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NAME | Greifzu, August |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Architekt des Späthistorismus |
GEBURTSDATUM | 13. April 1873 |
GEBURTSORT | Heidesheim |
STERBEDATUM | 30. April 1949 |
STERBEORT | Biebrich |