Avro Lancastrian
Avro 691 Lancastrian | |
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Typ | Verkehrsflugzeug |
Entwurfsland | |
Hersteller | Avro |
Erstflug | 1943 |
Stückzahl | 91 |
Die Avro 691 Lancastrian war eine Passagier- und Frachtflugzeugversion des schweren britischen Bombers Avro Lancaster, hergestellt von Avro.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Entwicklung begann 1943, als ein Bomber vom Typ Avro Lancaster für die Trans-Canada Airlines umgerüstet wurde. Dabei wurde der verglaste Rumpfbug mit dem vorderen Drehturm durch eine aerodynamische Verkleidung ersetzt und Zusatztanks für die Reichweitenerhöhung in den Bombenschacht eingebaut. Den Umbau nahm die kanadische Victory Aircraft vor.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs entstanden 30 Lancastrians für die BOAC. Da der Rumpf dem des relativ schmalen Bombers entsprach, war die Passagierkapazität sehr begrenzt. Die Maschinen dienten deswegen ab dem 31. Mai 1945 als VIP- und Luftpostflugzeuge auf der Route von England nach Australien. Weitere Betreiber waren die Flota Aérea Mercante Argentina (FAMA), British South American Airways, Silver City Airways, Skyways, Alitalia und Qantas. Eine Lancastrian wurde von der Royal Air Force für die erste Weltumrundung mit dem Flugzeug eingesetzt. Die Lancastrian diente für zahlreiche Strahltriebwerke als fliegender Prüfstand.
Die BOAC-Maschinen wurden auch während der Berliner Luftbrücke eingesetzt. Insgesamt hatten sie jedoch eine relativ kurze Einsatzzeit, da die nachfolgenden Muster (etwa die Douglas DC-6) wesentlich mehr Passagiere befördern konnten und so wirtschaftlicher waren.
Besonders bekannt wurde die G-AGWH Star Dust, die am 2. August 1947 abstürzte und über 50 Jahre verschollen blieb.
Auch der andere schwere britische Bomber Handley Page Halifax wurde als Halifax C.8 sowie H.P.70 Halton zu zivilen Passagier- und Frachtflügen verwendet.
Varianten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Lancaster XPP
- neun wurden aus Lancaster-Bombern durch Victory Aircraft Ltd Canada umgebaut.
- Lancastrian C.1
- neunsitziges Verkehrsflugzeug für BOAC und Qantas. Bei der Royal Air Force wurden sie als Lancastrian C.1 bezeichnet. Insgesamt 23 von Avro gebaut.
- Lancastrian C.2
- neunsitziges militärisches Transportflugzeug für die RAF, 33 von Avro gebaut.
- Lancastrian 3
- dreizehnsitziges Transportflugzeug für die British South American Airways. 18 von Avro gebaut.
- Lancastrian C.4
- zehn- bis dreizehnsitziges militärisches Transportflugzeug für die RAF, 8 von Avro gebaut.
Militärische Nutzer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zwischenfälle
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vom Erstflug 1943 bis zum Betriebsende 1961 kam es mit Avro Lancastrian zu 25 Totalschäden. Bei 8 davon kamen 81 Menschen ums Leben.[1] Beispiele:
- Am 30. August 1946 schwenkte eine Avro Lancastrian C.3 der British South American Airways (G-AGWJ) bei der Landung auf dem Flugplatz Jeshwang (Bathurst, Britisch-Westafrika) von der Landebahn herunter und wurde irreparabel beschädigt. Alle 6 Insassen, Besatzungsmitglieder und Passagiere, überlebten den Unfall.[2]
- Am 10. Juni 1947 streifte eine Avro Lancastrian C.4 der argentinischen Flota Aérea Mercante Argentina (FAMA) (Luftfahrzeugkennzeichen LV-ACS) bei der Landung auf dem Flughafen Natal-Parnamirim (Brasilien) einen Mast und fing Feuer. Von den 18 Insassen kamen 6 ums Leben, 4 Besatzungsmitglieder und 2 Passagiere.[3]
- Am 2. August 1947 meldete die Besatzung einer Lancastrian der British South American Airways (BSAA) (G-AGWH) auf dem Flug von Buenos Aires nach Santiago de Chile ihren Anflug auf Santiago de Chile, die Maschine kam dort aber nie an. Offenbar hatte die Besatzung die eigene Position falsch berechnet und war in einem Schneesturm in etwa 4600 Metern Höhe gegen den Berggipfel des Tupungato, Argentinien, geflogen. Alle 11 Insassen, sechs Passagiere und fünf Besatzungsmitglieder wurden getötet. Das Flugzeug blieb vermisst, bis man im Jahr 2000 einige Wrackteile in den Anden fand (siehe auch Flugunfall der Star Dust).[4]
- Am 5. September 1947 streifte eine Avro Lancastrian der British South American Airways (G-AGWK) während des Landeanflugs auf den Bermuda International Airport1) einen Funkmast und wurde irreparabel beschädigt. Alle 20 Menschen an Bord überlebten.[5]
- Am 23. Oktober 1947 machte eine Avro Lancastrian B.3 der British South American Airways (G-AGUL) bei der Landung auf dem Flughafen London Heathrow (England) einen Ringelpiez und wurde dabei irreparabel beschädigt. Alle Insassen überlebten den Unfall.[6]
- Am 13. November 1947 kehrte eine Avro Lancastrian der British South American Airways (G-AGWG) auf dem Flug vom Bermuda International Airport1) zum Flughafen Santa Maria (Azoren) wegen eines Triebwerksausfalls um. Bei der Notlandung setzte die Maschine vor der Landebahn auf und wurde zerstört. Alle 16 Insassen überlebten.[7][8]
Technische Daten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kenngröße | Daten |
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Besatzung | 5 |
Passagiere | 9 |
Länge | 23,40 m |
Spannweite | 31,10 m |
Höhe | 5,90 m |
Flügelfläche | 120,5 m² |
Leermasse | 13.800 kg |
Startmasse | 29.480 kg |
Höchstgeschwindigkeit | 500 km/h in 1520 m |
Dienstgipfelhöhe | 7000 m |
Reichweite | 6680 km |
anfängliche Steigrate | 230 m/min |
Triebwerke | vier 12-Zylinder-V-Motoren Rolls-Royce Merlin XXIV zu je 930 kW |
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Richard A.Franks: The Avro Lancaster, Manchester and Lincoln. A Comprehensive Guide for the Modeller. SAM Publications, London 2000, ISBN 0-9533465-3-6.
- Harry Holmes: Avro Lancaster. (Combat Legend series) Airlife Publishing Ltd., Shrewsbury 2002, ISBN 1-84037-376-8.
- A.J. Jackson: Avro Aircraft since 1908. 2nd edition, Putnam Aeronautical Books, London 1990, ISBN 0-85177-834-8.
- Richard Riding: Avro’s Stopgap Airliner – Part 1. In: Aeroplane Monthly April 1981, S. 188–195
- Richard Riding: Avro’s Stopgap Airliner – Part 2. In: Aeroplane Monthly Mai 1981, S. 242–248
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Liste von Unfällen mit Avro Lancastrian, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 17. Februar 2020.
- ↑ Flugunfalldaten und -bericht Lancastrian G-AGWJ im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 30. November 2023.
- ↑ Unfallbericht Lancastrian LV-ACS, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 17. Februar 2020.
- ↑ Unfallbericht Lancastrian G-AGWH, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 23. November 2017.
- ↑ Unfallbericht Lancastrian G-AGWK, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 21. Januar 2016.
- ↑ Flugunfalldaten und -bericht Lancastrian G-AGUL im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 30. November 2023.
- ↑ Air-Britain Aviation World (englisch), September 2020, S. 171.
- ↑ Unfallbericht Lancastrian G-AGWG, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 21. Januar 2016.