Awa Thiam

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Awa Thiam während einer Konferenz

Awa Thiam (* April 1950 in Dakar) ist eine senegalesische Schriftstellerin, Anthropologin, Politikerin und feministische Aktivistin.

1978 veröffentlichte Awa Thiam La Parole aux négresses. Dies war der erste afrikanische Text, in dem Phänomene wie Vielehe, Brautkauf und Genitalverstümmelung (englisch female genital mutilation, kurz FGM) offen angeprangert wurden.[1][2] Gesprächspartnerinnen aus Mali, dem Senegal und aus Guinea berichten vom Leben von Frauen in ihren Ländern und wie sie mit gewalttätigen Traditionen wie FGM und institutionalisierter Polygamie umgehen. Anhand dieser Fragen wird die Situation schwarzer Frauen analysiert und die Besonderheit ihres Kampfes dargestellt, die durch ihre kulturelle, religiöse und soziale Herkunft bestimmt ist.[3]

Ihre Arbeit brachte auch – zusammen mit Nawal Saadawi – Licht in die Praktiken der heutzutage in einigen Teilen Afrikas immer noch weit verbreiteten Genitalverstümmelung, die davor weitgehend unbekannt war. Sie ist Präsidentin der 1982 gegründeten CAMS (Commission pour l’Abolition des Mutilations Sexuelles, sinngemäß Kommission zur Abschaffung der Genitalverstümmelung).

Awa Thiam war auch die Erste, die die drei Systeme der Unterdrückung afrikanischer Frauen identifizierte: Sexismus, Rassismus und Traditionalismus als Legitimierung von Diskriminierung aufgrund der sozialen Schicht, dies auch unter Berücksichtigung der Einflüsse des Kolonialismus.[4] 2004 leitete sie das Centre Social des Femmes de Dakar, wo sie Alphabetisierungskurse für Frauen sowie Hygiene- und Kindererziehungskurse organisierte und Gründerseminare anbot.

Sie arbeitet als Anthropologin am Institut für schwarzafrikanische Grundsatzfragen (Institut fondamental d’Afrique noire Cheikh-Anta-Diop, IFAN) in Dakar.

Thiam ist Abgeordnete der senegalesischen Nationalversammlung und Präsidentin der Kommission für Gesundheit, Bevölkerungsentwicklung, Soziale Angelegenheiten und nationale Solidarität.[5]

Sie wurde in die Anthologie Daughters of Africa aufgenommen, die 1992 von Margaret Busby in London und New York herausgegeben wurde.

Veröffentlichungen

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  • La Parole aux négresses (1978), Die Stimme der schwarzen Frau : vom Leid der Afrikanerinnen, deutsche Übersetzung von Chantal Doussain und Anneliese Strauss, Reinbek bei Hamburg : Rowohlt (1992), ISBN 978-3-499-14840-8
  • Speak Out, Black Sisters (1978) in Feminist Writings from Ancient Times to the Modern World: A Global Sourcebook And History, Tiffany K. Wayne (Hrsg.), Greenwood, Santa Barbara California, 2011, ISBN 978-0-313-34580-7
  • Continents noirs (1987), Collection Femmes et sociétés[6]
  • La Sexualité féminine africaine en mutation, l’exemple du Sénégal (2015), L’Harmattan[7]

Einzelnachweise

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  1. Elena Cuasante Fernández: El personaje femenino en la obra de Myriam Warner-Vieyra. Servicio de Publicaciones de la Universidad de Cádiz, Cádiz 2005, ISBN 978-84-9828-004-3, S. 57 (online bei Google Books, spanisch).
  2. Axelle Jah Njiké: L’AFRIQUE INTIME Femme noire, femme blanche, ensemble contre l’excision. In: Le Monde. 1. Juli 2016, abgerufen am 26. Juli 2018 (französisch).
  3. Danièle Hervieu-Léger: Thiam (Awa) La Parole aux négresses. In: Archives de sciences sociales des religions, Nr. 51/2, 1981. S. 295 (online, französisch).
  4. Gertrude Mutonkoley Mianda: Reading Awa Thiam’s La parole aux Négresses through the lens of Feminisms and Hegemony of English language. In: Atlantis: Critical Studies in Gender, Culture & Social Justice. 36, Nr. 2, 2014 (online, englisch).
  5. Le député Awa Dia Thiam sur l’épidémie Ebola : «Le plan de riposte du gouvernement du Sénégal est excellent». In: Dakaractu. 5. September 2014, abgerufen am 26. Juli 2018 (französisch).
  6. Angaben zu Awa Thiam in der Datenbank der Bibliothèque nationale de France, abgerufen am 26. Juli 2018.
  7. Anthony Lattier: «La sexualité féminine africaine en mutation», selon Awa Thiam. In: Radio France Internationale. 8. März 2015, abgerufen am 26. Juli 2018 (französisch).