Bünzli

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Bünzli ist einerseits ein Schweizer Familienname, anderseits im Schweizerdeutschen eine abwertende Bezeichnung für eine geistig unbewegliche, kleinkariert denkende und ausgeprägt gesellschaftskonforme Person, mithin ein Synonym für Spiessbürger.

Der Familienname Bünzli ist im Zürcher Oberland alteingesessen.[1][2]

Die sprachliche Herkunft ist nicht klar; im Wesentlichen gibt es zwei Thesen.

  • Eine Interpretation führt den Namen auf das mittelhochdeutsche binez, binz «Binse, grasartige Sumpfpflanze» zurück, das auch als Ortsbezeichnung auftritt, beispielsweise Binz in der Gemeinde Maur (Kanton Zürich) oder im (nicht mehr zuweisbaren) Hofnamen (bi den) Binzen. Nach dieser Interpretation wäre Bünzli ein Wohnstättenname.[2]
  • Eine andere Interpretation führt den Namen auf das mittelhochdeutsche bunze «geeichtes Weinfass» zurück. Damit stünde am Ursprung der Übername für einen dicken Menschen.[3]
  • Die Rückführung von Bünzli auf einen althochdeutschen Vornamen Bunzo ist hingegen zweifelhaft, da die Existenz eines solchen fraglich ist.[4]

Bekannte Namensträger (Auswahl):

  • Franz Bünzli (1811–1872), Nationalrat und Stadtpräsident von Solothurn

«Spiessbürger»

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Die appellativische Bedeutung «Spiessbürger», die im modernen Schweizerdeutsch geläufig ist, hat das Wort erst im Laufe des 20. Jahrhunderts bekommen. Der vierte Band des Schweizerischen Idiotikons, der 1901 abgeschlossen wurde, kennt sie noch nicht.[5]

Ausgangspunkt für den Wandel vom Familiennamen zum Appellativ dürfte die ordentliche und sparsame Züs Bünzlin aus Gottfried Kellers Novelle Die drei gerechten Kammmacher (1856) sein. Zum Durchbruch aber hat der heutigen Bedeutung «Spiessbürger» wohl Fredy Scheim mit seiner populären Bühnenfigur Heiri Bünzli verholfen, die in seiner Dialektposse Käsefabrikant Heiri Bünzli und in den von ihm geschriebenen Filmen Bünzli’s Grossstadt-Erlebnisse (1930; Regie: Robert Wohlmuth) und Ohä lätz! De Bünzli wird energisch! (1935) die Hauptrolle spielt.[6] Beide Filme sind verschollen.

Wiktionary: Bünzli – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise und Quellen

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  1. Familiennamenbuch der Schweiz. Hrsg. von der Schweizerischen Gesellschaft für Familienforschung unter Mitwirkung des Eidgenössischen Amtes für Zivilstandswesen und der Zivilstandsämter der Schweiz. Zürich 1940 (und später zweimal neu aufgelegt), unter Bünzli (auch online).
  2. a b Viktor Schobinger, Alfred Egli, Hans Kläui: Zürcher Familiennamen. Entstehung, Verbreitung und Bedeutung der Namen alteingesessener Zürcher Familien. Zürich 1994, S. 52.
  3. Josef Karlmann Brechenmacher: Eymologisches Wörterbuch der Deutschen Familiennamen. 2 Bände. Limburg/Lahn 1957–1963; hier Bd. I, S. 248; vgl. auch den Wortartikel Bunze im Deutschen Wörterbuch Bd. II Sp. 531.
  4. Ernst Förstemann: Altdeutsches namenbuch, Erster Band: Personennamen. Zweite, völlig umgearbeitete Auflage. P. Hanstein’s Verlag, Bonn 1900, Sp. 345.
  5. Das Lemma Bünzli, welches das Schweizerische Idiotikon in Bd. IV Sp. 413 in der Bedeutung «Pustel, Knötchen» anführt, ist hiervon fernzuhalten. Am angegebenen Ort wird das nur einmal belegte bünzlein als Druckfehler für häufiges bützlein interpretiert.
  6. Wortgeschichten, veröffentlicht vom Schweizerischen Idiotikon, Beitrag vom 4. Juli 2012.
  7. Martin A. Klaus: Ludwig Thoma: Ein erdichtetes Leben. dtv Verlag, München 2016, ISBN 978-3-423-28103-4, S. 212.