Bürgerkapitän
Bürgerkapitän war ein Ehrenamt, das es in der Neuzeit in verschiedenen Städten Deutschlands gab. In Hamburg wurde ein Befehlshaber der Bürgerwache als Bürgerkapitän bezeichnet. In der Reichsstadt Frankfurt am Main war der Bürgerkapitän der gewählte Vorsteher eines der 14 Stadtquartiere.
Hamburg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Hamburger Bürgerwache war bis in das 19. Jahrhundert hinein eine insbesondere polizeiliche Aufgaben wahrnehmende Einheit. Sie setzte sich aus wehrfähigen Männern zusammen. Zum Dienst in der Bürgerwache waren Bürger vom achtzehnten bis sechzigsten Lebensjahr verpflichtet.
Die Bürgerwache bestand aus fünf Regimentern. Diese wiesen zusammen 57 Kompanien auf. Befehlshaber der Kompanien waren die Bürgerkapitäne.[1]
Konvivium
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jährlich fand in Hamburg das Konvivium, das Ehren- und Freudenmahl der Bürgerkapitäne, statt. Für dieses erhielt ein ortsansässiger Musiker den Auftrag, die Festmusik zu komponieren.[1]
Musik für das Fest der Bürgerwache, die Kapitänsmusiken, komponierte Georg Philipp Telemann[2] ebenso wie auch Carl Philipp Emanuel Bach es tat.[3]
Frankfurt am Main
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit dem Fettmilch-Aufstand von 1614 war das Stadtgebiet innerhalb der mittelalterlichen Stadtmauern in 14 Quartiere eingeteilt.[4] Ähnlich wie heute noch die Contraden in Siena oder die Sestieri in Venedig bildeten die Quartiere soziale Gemeinschaften innerhalb der Stadtgesellschaft. Jedes Quartier bestand aus 170 bis 270 Häusern, die innerhalb der Quartiere durchnummeriert waren. Ein modernes Nummernsystem nach Straßen wurde erst in preußischer Zeit eingeführt.
In der reichsstädtischen Zeit war der Bürger-Capitain, wie der Vorsteher eines Quartieres hieß, ein in demokratischer Wahl bestimmter Repräsentant der Bürgerschaft. Zu seinen Aufgaben zählte die Organisation des Brandschutzes, des nächtlichen Wachdienstes und der Schanzarbeiten zur Instandhaltung der Stadtbefestigungen. Er war außerdem Befehlshaber der Bürgerkompanie seines Quartiers. Die Bürgerkompanien bildeten zusammen die Bürgerwehr, die allerdings keinen militärischen Wert hatte, sondern ausschließlich repräsentativen Zwecken diente.
Der Bürgerkapitän hatte auch Verwaltungsaufgaben: er führte die Quartierrolle, das Einwohnerverzeichnis, welches die Grundlage der Schatzung bildete, der Veranlagung zur Vermögensteuer.
Durch die Dalbergschen Reformen wurde das Amt 1812 abgeschafft und eine Reihe von Aufgaben, die vorher in den Quartieren gelegen hatten, auf die Stadt verlagert.
Der alte Bürgerkapitän
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Quartiere und ihre beschauliche Selbstorganisation waren bereits in der Zeit der Freien Stadt Frankfurt ein Gegenstand nostalgischer Verklärung. In dem 1821 uraufgeführten Lustspiel Der alte Bürgerkapitän von Carl Malß setzte der Dichter in der Person des Gastwirts und ehemaligen Bürgerkapitäns Kimmelmeier und seines Leibschützen Millerche dem bürgerlichen Milieu der Reichsstadt ein literarisches Denkmal. Das Mundartstück erlebte über 45 Jahre Hunderte von Aufführungen, der Schauspieler Samuel Friedrich Hassel wurde zur Verkörperung des behäbigen Alt-Frankfurter Bürgers. Bis in die Gegenwart gehört das Lustspiel zu den meistgespielten Stücken des Frankfurter Volkstheaters.[5]
Einzelne Bürgerkapitäne
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jakob von Axen (Hamburg)
- David Kindt (Hamburg)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Birgit Kiupel: Zwischen Krieg, Liebe und Ehe: Studien zur Konstruktion von Geschlecht und Liebe in den Libretti der Hamburger Gänsemarkt-Oper (1687-1738). Band 8 der Beiträge zur Kultur- und Sozialgeschichte der Musik, Centaurus Verlag & Media, Freiburg 2010, ISBN 978-3-86226-272-4.
- Wolfgang Klötzer, Vom Stadtquartier zum Stadtteil, in: Keine liebere Stadt als Frankfurt. Studien zur Frankfurter Geschichte Band 45, Verlag Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-7829-0509-1
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Programmheft der Veranstaltung am 12./13. März 2014 von barockwerk hamburg in Kooperation mit der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky im Rahmen von „300 Jahre C.P.E. Bach“.
- ↑ Georg Philipp Telemann, Oratorium der Hamburgischen Kapitänsmusik 1730 ( vom 12. September 2017 im Internet Archive), abgerufen am 12. September 2017.
- ↑ KomponistenQuartier Hamburg ( des vom 12. September 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 12. September 2017.
- ↑ Eines Erbarn Raths Der Statt Franckfurt am Mayn Quartir-Ordnung, Frankfurt am Main, 25. Oktober 1614 (Digitalisat in der Google-Buchsuche)
- ↑ Der alte Bürgerkapitän, abgerufen am 12. September 2017.