Korbach Hauptbahnhof
Korbach Hauptbahnhof | |
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Empfangsgebäude des Bahnhofs Korbach
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Daten | |
Lage im Netz | Trennungsbahnhof |
Bahnsteiggleise | 4 |
Abkürzung | FKOB |
IBNR | 8000210 |
Preisklasse | 6 |
Eröffnung | 15. August 1893 |
Architektonische Daten | |
Baustil | Stil der 1950er Jahre infolge Kriegsschäden |
Architekt | Alois Holtmeyer |
Lage | |
Stadt/Gemeinde | Korbach |
Land | Hessen |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 51° 16′ 42″ N, 8° 52′ 23″ O |
Höhe (SO) | 372 m ü. NHN |
Eisenbahnstrecken | |
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Bahnhöfe in Hessen |
Korbach Hauptbahnhof (bis zum 1. Februar 1935 „Corbach“; seit Ende 2018 Hauptbahnhof) ist ein am 15. August 1893 eröffneter ehemaliger Kreuzungsbahnhof und heutiger Trennungsbahnhof in der Stadt Korbach im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg an der Bahnstrecke Wabern–Brilon Wald und der Unteren Edertalbahn.
Verkehrstechnische Bedeutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Korbach war einst ein Eisenbahnknotenpunkt, an dem sich zwei Strecken kreuzten:
- Sarnau–Warburg, von Marburg (Lahn) über Frankenberg nach Volkmarsen und bis 1967 weiter nach Warburg und
- Wabern–Brilon, von Wabern über Bad Wildungen, Waldeck und Willingen nach Brilon Wald.
Alle vier waren zeitweilig ohne Personenverkehr; heute sind drei Richtungen in Betrieb: nach Kassel, Marburg und Brilon. Stündlich fahren tagsüber Züge zwischen Korbach und Kassel (ab Volkmarsen über Wolfhagen) sowie alle zwei Stunden auf dem Abschnitt zwischen Marburg und Brilon Wald / Brilon Stadt.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit Eröffnung des Korbacher Bahnhofs am 15. August 1893 und der Bahnverbindung über Volkmarsen nach Warburg bzw. Kassel begann ein bescheidener wirtschaftlicher Aufschwung für die Stadt. Der weitere Ausbau des Schienennetzes veranlasste 1907 den Unternehmer Louis Peter, die „Mitteldeutsche Gummiwarenfabrik Louis Peter AG“, die 1929 von der Continental AG übernommen wurde, zu gründen. Das Werk hatte einen eigenen Gleisanschluss. Nördlich des Personenbahnhofs entstand ein großer Güterbahnhof, dessen Areal heute überwiegend von einem Logistikunternehmen für Continental genutzt wird.
Der Abschnitt Waldeck–Korbach („Ederseebahn“) der Strecke von Wabern nach Brilon Wald wurde am 1. Juni 1912 eröffnet. Etwa fünf Jahre später, am 2. April 1917, war diese Strecke durchgehend befahrbar.
Die Strecke Wabern–Korbach wurde im Zweiten Weltkrieg als Ausweichstrecke – vor allem für die Verbindung von Kassel in das Ruhrgebiet – für den Güter- und Personenverkehr genutzt. Bei einem Bombenangriff am 18. März 1945 auf das Selbacher Viadukt wurde dieser Abschnitt unterbrochen und die Deutsche Reichsbahn wich stärker auf die Strecke Kassel–Volkmarsen–Korbach aus.
Im Rahmen des Ausbaus zum Bahnknoten wurde 1912 das alte Stationsgebäude von 1893, welches sich zweihundert Meter nordwestlich des heutigen Standortes befand, durch einen repräsentativen Neubau nach Plänen von Alois Holtmeyer ersetzt. Das Empfangsgebäude hat einen L-förmigen Grundriss mit einem Natursteinsockel sowie einem turmartig erhöhten Osttrakt. Während die Gleisanlagen im Zweiten Weltkrieg weitgehend von Zerstörungen verschont blieben, wurde das Empfangsgebäude infolge von Kriegsschäden vollständig im Stil der 1950er umgebaut.
Seit 2018 ist der Bahnhof offiziell Hauptbahnhof. Im Dezember 2018 ging die Werkstatt der Kurhessenbahn für Triebwagen des Nordwesthessen-Netzes in Betrieb.[1]
Stilllegungen und Reaktivierungen seit 1987
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bis Mitte der 1970er Jahre fuhren durchgehende Fernzüge, unter anderem nach Amsterdam Centraal sowie der Heckeneilzug zwischen Hamburg-Altona und Frankfurt am Main Hbf. Letztgenannte Verbindung verschwand 1979[2] aus den Kursbüchern, während das Schnellzug-Paar Bad Wildungen–Amsterdam noch bis 1991 verkehrte.[3][4]
Bereits zuvor hatte der Abbau des Streckennetzes begonnen, mit erheblichen Auswirkungen auch auf den Bahnhof Korbach. Auf dem Abschnitt Korbach–Volkmarsen war der Personenverkehr am 30. Mai 1987 eingestellt, der Güterverkehr jedoch weiterbetrieben worden.[5] Nachdem sich in den 1990er Jahren die Stimmen für eine Reaktivierung mehrten, wurde der Personenverkehr von Kassel über Volkmarsen nach Korbach am 4. Oktober 1998 wieder aufgenommen. Er wird heute durch die DB-Tochter Kurhessenbahn betrieben. Es gibt hier zudem noch geringen Güterverkehr.
Auf der am 1. Mai 1900 eröffneten Unteren Edertalbahn von Korbach Süd nach Frankenberg wurde der Personenverkehr am 30. Mai 1987 eingestellt. Der Hessische Landtag beschloss am 25. September 2008, die Strecke zu reaktivieren und für den regulären Bahnverkehr in Stand zu setzen. Eine Wirtschaftlichkeitsprüfung wurde mit einem Wert über 1 abgeschlossen. Im September 2012 plädierten auch der NVV und der Kreisausschuss des Landkreises Waldeck-Frankenberg dafür. Die Reaktivierung erfolgte am 11. September 2015. Der kurze Abschnitt von Korbach bis Korbach Süd war bereits am 29. September 1999 wiedereröffnet worden.
Die Ederseebahn, d. h. der Mittelabschnitt der Strecke Wabern–Brilon Wald, war im Abschnitt Bad Wildungen–Korbach seit dem 27. Mai 1995 wegen sanierungsbedürftiger Viadukte gesperrt und wurde ein Jahr später stillgelegt.[6] Später wurde die ehemalige Bahntrasse asphaltiert und zu einem Radweg umgebaut; dieser Ederseebahn-Radweg verläuft nun von Korbach bis nach Edertal-Buhlen.
Bahnanlagen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die jeweils eingleisigen Strecken der Ederseebahn und der Unteren Edertalbahn trafen im Süden der Stadt am Südring zusammen, etwa 350 m vor dem Haltepunkt Korbach-Süd, und liefen dann parallel zueinander bis zur Einfahrt in den Bahnhof Korbach. Dieser hatte im Bereich des Personenbahnhofs zwei Bahnsteige und fünf Gleise. Weichenverbindungen bestanden (und bestehen heute noch) erst im unmittelbar nördlich anschließenden Güterbahnhof. Danach teilten sich die beiden Strecken am Nordring unmittelbar nach dem Durchlaufen des Güterbahnhofs und kreuzten einander 150 Meter weiter nördlich, nach Unterquerung der B 251.
Nach den Streckenstilllegungen in den 1980er Jahren wurde auch der Personenbahnhof teilweise zurückgebaut. Gleis 1, das früher der Unteren Edertalbahn in Richtung Frankenberg diente, war zwischenzeitlich nur noch Abstellgleis; mittlerweile hält hier die RB97 in Richtung Willingen[7]. Auf Gleis 2, der „Gegenfahrbahn“ auf der Unteren Edertalbahn, halten die Züge der RB97 nach Marburg. Von Gleis 3 fuhr man einst auf der Ederseebahn nach Bad Wildungen; heute halten dort die Züge aus und nach Kassel. Gleis 4 war früher der Beginn der Uplandbahn nach Brilon-Wald, wurde dann aber bei der Erweiterung des Busbahnhofes zu einem Stumpfgleis verkürzt. Seit 2003 fahren von dort aus wieder Züge auf der Uplandbahn nach Brilon Wald, seit dem 11. Dezember 2011 weiter bis Brilon Stadt.
Umbaumaßnahmen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zum Hessentag 2018 wurden der Hauptbahnhof und der ZOB stark umgebaut. Dazu wurde der Schienenverkehr im Sommer 2017 vorübergehend eingestellt und die Züge wurden durch Busse ersetzt.[8]
Stellwerk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit November 2009 ist der Bahnhof mit einem elektronischen Stellwerk und Ks-Signalen ausgerüstet. Das alte elektromechanische Stellwerk steht seitdem leer.
Bedienung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Personenverkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Bahnhof Korbach ist trotz Einstellung des Personenverkehrs in Richtung Wabern weiterhin der zentrale ÖPNV-Knoten im Waldecker Land. Die beiden Strecken nach Kassel und Brilon-Wald werden von der Kurhessenbahn im Stundentakt betrieben, diejenige nach Frankenberg und weiter nach Marburg alle zwei Stunden.
Linie | Verlauf | Takt |
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RB4 | Korbach Hbf – Twiste – Mengeringhausen – Bad Arolsen – Külte-Wetterburg – Volkmarsen – Ehringen – Wolfhagen – Zierenberg – Ahnatal-Weimar – Vellmar-Obervellmar – Kassel-Wilhelmshöhe Stand: Fahrplanwechsel Dezember 2021 |
60 min |
RE97 RB97 |
Lahn-Sauerland-Express: Brilon Stadt – Brilon Wald – Willingen – Usseln – Korbach Hbf – Korbach Süd – Vöhl-Thalitter (nur RB 97) – Vöhl-Herzhausen – Vöhl-Schmittlotheim (nur RB 97) – Vöhl-Ederbringhausen (nur RB 97) – Frankenberg-Viermünden – Frankenberg-Goßberg – Frankenberg (Eder) – Burgwald-Birkenbringhausen – Wiesenfeld – Ernsthausen – Münchhausen – Simtshausen – Wetter (Hessen) – Cölbe – Marburg (Lahn) Stand: Fahrplanwechsel Dezember 2021 |
60/120 min |
Angegliedert ist ein Busbahnhof, welcher weitere Anschlussmöglichkeiten bietet.
Güterverkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Güterverkehr wurde seit den 1970er Jahren nach und nach eingestellt. Heute werden nur noch vier Unternehmen, darunter die Continental AG, regelmäßig mit Güterzügen bedient.[9]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Eisenbahn in Hessen (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Hessen, Band 2.2). Theiss Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1917-6, S. 649 f.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gleise in Serviceeinrichtungen (FKOB). DB InfraGO (PDF; 177 kB, abgerufen am 21. Dezember 2010)
- Bilder vom Bahnhof Korbach (abgerufen am 21. Dezember 2010)
- Bahnstrecke Höringhausen-Korbach auf rostendeschienen.de
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Philipp Daum: Werkstatt eröffnet: Züge werden jetzt in Korbach repariert. In: Waldeckische Landeszeitung. 14. Dezember 2018, abgerufen am 20. Dezember 2018.
- ↑ http://www.eisenbahnfreunde-paderborn.de/heckeneilzug-bremen---frankfurt/
- ↑ D 2328
- ↑ D 2329 auf fernbahn.de, abgerufen am 12. November 2023.
- ↑ Der Personenverkehr auf der Twistetalbahn zwischen Warburg und Volkmarsen war bereits am 28. Mai 1967 beendet worden, der Güterverkehr am 10. März 1977. Dieser Streckenabschnitt wurde zum 31. Dezember 1982 stillgelegt und 1983 abgebaut.
- ↑ Liste der seit 1994 stillgelegten bundeseigenen Strecken im Land Hessen. Eisenbahn-Bundesamt, 11. September 2017, abgerufen am 13. Dezember 2018.
- ↑ Baustelle Bahnhof: Strecke Korbach–Willingen ab Montag gesperrt. In: Hessische/Niedersächsische Allgemeine. 19. Oktober 2014 (hna.de [abgerufen am 11. November 2016]).
- ↑ Bauarbeiten am Korbacher Hauptbahnhof: Zwei Monate keine Züge. In: wlz-online.de. 2. November 2016 (wlz-online.de [abgerufen am 2. November 2016]).
- ↑ Gleisanschlüsse in Hessen, PDF, S. 4 (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2022. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.