Bahnstrecke București–Galați–Roman
Die Bahnstrecke Bukarest–Galați–Roman ist eine Hauptbahn in Rumänien. Sie führt im Osten des Landes von der Hauptstadt Bukarest überwiegend nordwärts durch die Walachei und die Moldau.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Grundlagen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Regierungen Rumäniens setzten sich nach der Vereinigung des Landes 1859 das Ziel, das für europäische Verhältnisse zurückgebliebene Land – das immer noch unter Oberhoheit des Osmanischen Reiches stand – durch den Bau von Bahnstrecken wirtschaftlich voranzubringen. Dazu sollten die größeren Städte des Landes verbunden werden. Von Bukarest aus wurden zwei größere Strecken geplant: eine nach Westen bis zur österreich-ungarischen Grenze, eine nach Norden in die Moldau. 1868 erhielt der deutsche Unternehmer Bethel Henry Strousberg die Konzessionen zum Bau der geplanten Strecken und ließ noch im gleichen Jahr die Arbeiten beginnen.
Die Strecke führte überwiegend durch ebenes Gelände. Dort erschwerten allerdings zahlreiche Flüsse den Bau, die – auch durch die unkontrollierte Abholzung der Wälder in der Walachischen Tiefebene – häufig ihren Lauf änderten und die Errichtung kostspieliger Brücken erforderlich machten. Wegen der schlechten Verkehrsverhältnisse zu Land mussten Schienen und andere Baumaterialien über die Donauhäfen Brăila und Galați eingeführt werden. Die Facharbeiter stammten überwiegend aus dem Ausland.[1]
Betriebsbeginn
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bis 1870 konnte das Strousberg-Konsortium etwa drei Viertel der Strecke fertig stellen und nahm auf diesen Teilstrecken den Betrieb auf. Die unerwartet hohen Kosten, juristische Probleme bei der Akquirierung der erforderlichen Grundstücke und der zögernde Fortgang des Baus führten zu zunehmenden Streitigkeiten zwischen dem Konsortium und dem rumänischen Staat.[2]
1871 entzog die rumänische Regierung Strousberg die Konzession für Bau und Betrieb. Diese wurden von einer „Rumänischen Eisenbahngesellschaft AG“ unter Führung der Bankiers Gerson Bleichröder und Adolph von Hansemann übernommen.[1]
Am 13. September 1872 konnte die Bahnstrecke durchgehend eröffnet werden[3], der Ausbau zog sich jedoch noch bis 1875 hin.[1] 1880 übernahm die neugegründete staatliche rumänische Eisenbahngesellschaft CFR die Strecke.[3]
20. und 21. Jahrhundert
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Abschnitt von Bukarest nach Ploiești wurde 1909 als erste Eisenbahnlinie Rumäniens zweigleisig ausgebaut.[4]
Am 31. Mai 1966 ereignete sich bei Streckenkilometer 8 ein schwerer Eisenbahnunfall: Ein Schnellzug, der kurz zuvor in Bukarest nach Galați abgefahren war, kollidierte mit einem Nahverkehrszug. 38 Menschen starben, 65 wurden darüber hinaus verletzt. Aufgrund des Unfalls wurde der Verkehrsminister wegen „Duldung wiederholter Disziplinmängel“ entlassen.[5]
2010 vergab der Infrastrukturbetreiber CFR SA einen Auftrag zur Ausrüstung eines 37 km Streckenabschnitts zwischen Bukarest und Ploiești mit ETCS Level 2 (mit Signalen). Die Erstanwendung von ETCS in Rumänien hat einen Umfang von 271 Millionen Lei. Beauftragt wurden Thales, Siemens und Nokia. Die Inbetriebnahme erfolgte am 12. Dezember 2015.[6]
Aktuelle Situation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die gesamte Strecke ist zweigleisig und mit Wechselstrom (25 kV, 50 Hz) elektrifiziert. Sie ist sowohl vom Personen- als auch vom Güterverkehr stark frequentiert. Sie wird heute allerdings nicht mehr von Personenzügen befahren, die die gesamte Strecke nutzen, da später Strecken gebaut wurden, die die hier beschriebene Strecke abkürzen (z. B. Buzău–Mărășești).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Lothar Maier: Rumänien auf dem Weg zur Unabhängigkeitserklärung 1866–1877: Schein und Wirklichkeit liberaler Verfassung und staatlicher Souveränität. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 1989. S. 170–179
- ↑ Carsten Burhop: Die Kreditbanken in der Gründerzeit. Fritz Steiner-Verlag, 2004. S. 219. ISBN 3-515-08413-4
- ↑ a b Website der CFR, abgerufen am 8. April 2009 ( vom 11. Juni 2005 im Internet Archive).
- ↑ Website der CFR, abgerufen am 8. April 2009 ( vom 11. Juni 2011 im Internet Archive).
- ↑ Peter W. B. Semmens: Katastrophen auf Schienen. Eine weltweite Dokumentation. Transpress, Stuttgart 1996, ISBN 3-344-71030-3, S. 171.
- ↑ Lick Kingsley: ’Rail can contribute more’. In: Railway Gazette International. Band 172, Nr. 1, 2016, ISSN 0373-5346, S. 27–29.