Bahnstrecke Weiden–Oberkotzau
Weiden (Oberpf)–Oberkotzau | |
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Streckennummer (DB): | 5050 |
Kursbuchstrecke (DB): | 855 |
Kursbuchstrecke: | 425 (1946) 425h (Weiden (Oberpf) – Neustadt (Waldnaab) 1946) 425q (Marktredwitz – Holenbrunn 1946) |
Streckenlänge: | 87,020 km |
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) |
Streckenklasse: | D4 |
Höchstgeschwindigkeit: | 160 km/h |
Zugbeeinflussung: | PZB, ZUB122, ZUB262 |
Zweigleisigkeit: | durchgehend |
Die Bahnstrecke Weiden–Oberkotzau ist eine zweigleisige, nicht elektrifizierte Hauptbahn in Bayern. Sie schließt in Weiden in der Oberpfalz an die Bahnstrecke Regensburg–Weiden an und führt über Marktredwitz nach Oberkotzau, wo sie in die Bahnstrecke Bamberg–Hof einmündet. Die Strecke ist Teil einer überregionalen Fernverbindung von München nach Hof und weiter nach Leipzig und Dresden.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Strecke wurde in mehreren Teilabschnitten von 1864 bis 1882 eröffnet.
Der Abschnitt zwischen Weiden und Wiesau wurde am 15. August 1864 als Teil der Strecke Weiden–Mitterteich (Abschnitt Wiesau–Mitterteich später Teil der heute stillgelegten Bahnstrecke Wiesau–Cheb), gebaut und, bis zur Verstaatlichung 1876, betrieben von der AG der Bayerischen Ostbahnen, dem Verkehr übergeben.[3]
Als Teil der Fichtelgebirgsbahn errichteten die Königlich Bayerischen Staats-Eisenbahnen den Abschnitt Marktredwitz–Oberkotzau als Verbindung der Bahnstrecke Nürnberg–Cheb mit der Bahnstrecke Bamberg–Hof. Die Strecke Oberkotzau–Holenbrunn wurde am 15. August 1877,[4] der Abschnitt Marktredwitz–Holenbrunn der Strecke Schnabelwaid–Holenbrunn am 15. Mai 1878[5] in Betrieb genommen. Am 1. Juni 1882 wurde als letzter Abschnitt zwischen Weiden und Oberkotzau die direkte Verbindung zwischen Wiesau und Marktredwitz eröffnet.[6]
Bis um 1900 war die Strecke eingleisig. Der Ausbau auf zwei Gleise bereitete im – auf dem Gebiet der Ortschaft Pechbrunn gelegenen – Bahnhof Groschlattengrün Probleme. Er lag unmittelbar am örtlichen Basaltwerk, das nicht versetzt werden konnte. Am 30. und 31. Oktober 1900 wurde daher das Empfangsgebäude von seinem Fundament abgetrennt, um vier Zentimeter angehoben und um zehn Meter verschoben. Während dieser Aktion ging der Betrieb, auch im Gebäude, ohne nennenswerte Unterbrechungen weiter.[7]
Am 9. Juli 1939 kam es zu einem schweren Eisenbahnunfall in der südlichen Bahnhofseinfahrt von Marktredwitz.[8] Der D 25 von München Hbf nach Berlin Anhalter Bf fuhr bei der Drei-Bögen-Brücke auf stehende Güterwagen auf, die von einem vorausfahrenden Güterzug abgetrennt worden waren. Die beiden Lokomotiven des Schnellzugs, die preußischen P 8 38 2145 und 38 2401, sowie die ersten Wagen des Zugs entgleisten und stürzten von der Brücke.[9]
Ausblick
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der 35,9 Kilometer lange nördliche Abschnitt Marktredwitz–Oberkotzau soll als Teil der Franken-Sachsen-Magistrale, die im aktuellen Bundesverkehrswegeplan als Projekt Nr. 14 (ABS Nürnberg – Marktredwitz – Hof / Grenze D/CZ (– Prag)) als „Neues Vorhaben“ im Abschnitt „Vordringlicher Bedarf“ aufgeführt ist, elektrifiziert werden. Der Streckenabschnitt von Weiden bis Marktredwitz soll dagegen zusammen mit der südlichen Anschlussstrecke Regensburg–Weiden als Teil des Ostkorridors Süd, der im aktuellen Bundesverkehrswegeplan als Projekt Nr. 16 (ABS Hof – Marktredwitz – Regensburg – Obertraubling) als „Neues Vorhaben“ im Abschnitt „Vordringlicher Bedarf – Priorität Engpassbeseitigung“ aufgeführt ist, elektrifiziert werden.[10][11][12][13]
Der „Ostkorridor Süd“ (TEN-Kernnetzkorridor Skandinavien–Mittelmeer) ist eines von 13 Infrastrukturprojekten des Deutschlandtakts, die laut dem im November 2021 vorgelegten Koalitionsvertrag der rot-grün-gelben Bundesregierung „beschleunigt auf den Weg“ gebracht und „mit hoher politischer Priorität“ umgesetzt werden sollen.[14][15]
Streckenbeschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von Weiden führt die Strecke an Wald- und Fichtelnaab entlang über Neustadt an der Waldnaab, Windischeschenbach, Reuth bei Erbendorf nach Wiesau, umfährt den Steinwald auf seiner Ostseite und mündet zusammen mit der Bahnstrecke von Nürnberg von Westen her im Bahnhof von Marktredwitz. Zwischen Weiden und Marktredwitz zweigten von der Strecke vier Nebenbahnen ab: im Keilbahnhof von Neustadt die Strecke nach Eslarn, in Reuth die Strecke nach Erbendorf und in Wiesau die Strecken von Bärnau und nach Eger über Waldsassen. In Reuth begann zudem eine Feldbahnstrecke mit einer Spurweite von 600 mm, die zum ca. sechs Kilometer entfernten Ort Friedenfels führte (siehe Bahnstrecke Reuth–Friedenfels).[16]
Von Marktredwitz aus zweigt die Strecke von jener nach Schirnding und Eger ab und führt über die Orte Holenbrunn, Röslau sowie Marktleuthen gen Norden und durchquert auf dem weiteren Weg nach Hof den östlichen Ausläufer des Fichtelgebirges. Ab Fattigau verläuft die Strecke parallel zur Saale und zur Bahnstrecke von Bamberg und mündet im Bahnhof Oberkotzau in diese ein.
Verkehr und Fahrzeugeinsatz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges war die Strecke Teil der bedeutendsten Fernverbindung im Süden Deutschlands zwischen München, Dresden und Breslau. Im Sommerfahrplan 1939 verkehrten insgesamt elf Schnellzüge über die Strecke. Neben Schnellzügen in der Relation von München nach Dresden, Breslau und weiter ins oberschlesische Beuthen verkehrten auch Fernzüge in den Relationen Wien–Leipzig–Hamburg, Berchtesgaden–Berlin/Dresden und Rom–München–Leipzig–Berlin.[17]
Die Regionalbahn-Leistungen auf der Gesamtstrecke wurden von der Oberpfalzbahn der Vogtlandbahn mit Dieseltriebwagen vom Typ Desiro erbracht. Die Regionalbahn-Leistungen auf dem Streckenabschnitt Marktredwitz–Hof wurden als Teil des von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft am 8. Februar 2008 ausgeschriebenen „Dieselnetz Oberfranken“ neu vergeben.
Im Dezember 2012 übernahm die agilis den Regionalverkehr. Es sollte ein verbessertes Betriebsangebot, u. a. eine durchgehende RB-Linie Hof–Marktredwitz geben.[18]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Manfred Bräunlein: Die Ostbahnen. Lorenz Spindler, Nürnberg 2000, ISBN 3-88929-078-7.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ DB Netze – Infrastrukturregister
- ↑ Eisenbahnatlas Deutschland. 9. Auflage. Schweers+Wall, Aachen 2014, ISBN 978-3-89494-145-1.
- ↑ Fünfundzwanzigste Nachweisung über den Betrieb der Königlich Bayerischen Verkehrsanstalten für das Etatsjahr 1876. München 1887, S. 414 (digitale-sammlungen.de [abgerufen am 6. Januar 2024]).
- ↑ Bayerische Correspondenz. In: Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen. Nr. 66, 24. August 1877, S. 892 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ Offizielle Anzeigen: Verkehrs-Eröffnungen. In: Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen. Nr. 38, 17. Mai 1878, S. 517 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ Offizielle Anzeigen: Eröffnungen etc. In: Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen. Nr. 40, 26. Mai 1882, S. 551 (digitale-sammlungen.de [abgerufen am 4. Januar 2024]).
- ↑ Michael Ernstberger, op. cit., S. 96 ff.
- ↑ feuerwehr-marktredwitz.de
- ↑ drehscheibe-online.de
- ↑ Bundesschienenwegeausbaugesetz
- ↑ Projektinformationssystem (PRINS) zum Bundesverkehrswegeplan 2030, Stand August 2016
- ↑ Bundesverkehrswegeplan 2030, Stand März 2016
- ↑ Bahnausbau Nordostbayern. Abgerufen am 8. Mai 2024.
- ↑ Mehr Fortschritt wagen: Bündnis für Freiheit, Gerechtigkeit, und Nachhaltigkeit. (PDF) Koalitionsvertrag 2021 – 2025 zwischen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN und den Freien Demokraten (FDP). SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP, November 2021, S. 13, abgerufen am 30. Dezember 2021.
- ↑ Ostkorridor Süd. In: Bahnausbau Nordostbayern. Abgerufen am 14. September 2023.
- ↑ Michael Ernstberger: Nordbayerische Feld- und Grubenbahnen und die Geschichte ihrer Betriebe. 1. Auflage. 2005, S. 9.
- ↑ Sommerfahrplan 1939 der Kursbuchstrecke 425 Regensburg–Hof
- ↑ Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie: Freistaat Bayern schreibt Diesel-Zugleistungen auf dem Schienennetz in Nordostbayern aus ( vom 24. Juli 2011 im Internet Archive). Pressemitteilung vom 11. Februar 2008.