Barbara Gallauner
Barbara Gallauner (* 26. September 1912[1] in Wien[2]; † 1. Januar 2011[3] in München) war eine österreichische Schauspielerin, Kabarettistin und Sprecherin.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Familie und erste Engagements
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gallauner wurde im Alsergrund, dem IX. Wiener Gemeindebezirk, in eine Schauspielerfamilie hineingeboren.[2] Ihre Eltern waren Wiener Volkssänger und Schauspieler. Gallauner stand bereits als Kind auf der Theaterbühne. Sie spielte Kindertheater und wurde mit Kinderrollen an größeren Wiener Bühnen besetzt. Mit 15 Jahren gründete sie eine Damenkapelle, mit der sie im Simmeringer Bräuhaus auftrat.[2] Gallauner wollte Schauspielerin werden, wurde jedoch an der Schauspielschule nicht angenommen.
Ihre Laufbahn als Theaterschauspielerin begann sie, somit ohne eigentliche Schauspielausbildung, an verschiedenen Provinzbühnen im Deutschen Reich. Sie hatte Theaterengagements am Stadttheater Meran, am Stadttheater Ingolstadt, am Theater Greifswald und am Stadttheater Kolberg.[2] Gallauner wurde dabei hauptsächlich im Rollenfach der „Jugendlichen Naiven“ und der „Jugendlichen Sentimentalen“ eingesetzt.[2] Während des Zweiten Weltkriegs, von 1941 bis 1944, war Gallauner gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Schauspieler Hugo Gottschlich, am Deutschen Theater im deutschbesetzten Metz engagiert.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kam Gallauner nach München, wo sie sich dauerhaft niederließ. Sie wirkte seit Ende der 1940er Jahre in vielen Programmen des Kabaretts Der bunte Würfel in München mit, wo sie auch Chansons interpretierte, die von Fred Rauch für sie geschrieben wurden. Auch trat sie als Volkssängerin auf, unter anderem mit Liedern nach Gedichten des Münchner Schriftstellers Wilhelm Albert Liebl.[4]
Theaterkarriere in München
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Laufe ihrer Karriere spielte Gallauner an zahlreichen Münchner Bühnen. Im Juni 1949 wirkte sie im Theater am Brunnenhof, dem Ausweichquartier des zerstörten Münchner Residenztheaters, anlässlich des 85. Geburtstages des Komponisten Richard Strauss in einer Festvorstellung des Schauspiels Der Bürger als Edelmann in der Rolle des Dienstmädchens Nicole mit. Im Dezember 1949 trat sie dort in der Rolle der jungen Anverwandten Kathi in der Posse Der Zerrissene auf.[5] Im Januar 1951 wirkte sie anlässlich der Wiedereröffnung des Neuen Residenztheaters als Kammermädchen Rosa in der Posse Der Verschwender mit.
Von Anfang der 1950er Jahre bis Ende der 1970er Jahre trat sie regelmäßig an den Münchner Kammerspielen auf. Zu ihren Rollen dort gehörten unter anderem die Kammerzofe Franziska in Minna von Barnhelm,[6] die im österreichischen Idiom sprechende Schauspielerin Alice Rütterbusch in Die Ratten (Spielzeit 1952/53), die Karoline in Kasimir und Karoline (Spielzeit 1952/53), Die Crescencia in der Komödie Nachsaison von Herbert Asmodi (Spielzeit 1960/61, Regie: August Everding), Lucie Schmerschneider in Affaire Blum (Spielzeit 1960/61, Regie: August Everding), die Pröpstin in Herr Puntila und sein Knecht Matti (Spielzeit 1964/65, Regie: August Everding), die Wirtin Frau Ringswandel in Landshuter Erzählungen von Martin Sperr (Spielzeit 1967/68, Regie: August Everding), die Äbtissin Veronika von der Recke in Die Wiedertäufer[7] von Friedrich Dürrenmatt (1967/68), Frau Sedlacek in Change von Wolfgang Bauer (Spielzeit 1970/71, Regie: August Everding), die Baronin in Geschichten aus dem Wiener Wald (1972), Daja in Nathan der Weise (1973, Regie: Hans Schweikart, mit Peter Lühr als Nathan), Frau Hassenreuter in Die Ratten (Spielzeit 1972/73, Regie: August Everding) und Sophie von Rappelkopf in Der Alpenkönig und der Menschenfeind (Spielzeit 1976/77).
Am Bayerischen Staatsschauspiel trat sie ebenfalls mehrfach auf, so als Melancholie in dem Zauberspiel Der confuse Zauberer (Premiere: April 1954, Residenztheater München, mit Bruno Hübner als Schmafu und Michael Heltau als Amoroso), als Vipria in dem Zauberspiel Die gefesselte Phantasie von Ferdinand Raimund (Premiere: Dezember 1954, Residenztheater München), als Marthe in dem Zauberspiel Der Alpenkönig und der Menschenfeind (Premiere: Januar 1962, Residenztheater München) und als Ánna Andréjewna Skwosník-Dmuchanówskaja in Der Revisor (Premiere: Februar 1978, Residenztheater München).[8] 1956/57 spielte sie am Residenztheater München, an der Seite von Klaus Kinski, die Rolle des Dortchen Lakenreißer in dem Historiendrama Heinrich IV. von William Shakespeare.[9]
Sie trat auch an der Kleinen Komödie[10] auf, so unter anderem in der Spielzeit 1955/56, neben Karl Ludwig Diehl und Alice Treff in dem Lustspiel Der Bestseller von Basil Thomas.[11]
Film und Fernsehen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gallauner wirkte seit Ende der 1940er Jahre in zahlreichen Kinofilmen, Fernsehfilmen und Fernsehserien mit. 1949 gab sie in Josef von Bákys Adaption des Brandner Kaspars (nach Joseph Maria Lutz) ihr Spielfilmdebüt. Es folgten Auftritte in zahlreichen weiteren Kinofilmen, oft in Heimatfilmen, Filmkomödien und Lustspielen mit oberbayerischem oder österreichischem Hintergrund. Gallauner wurde dabei häufig in komischen Rollen eingesetzt.
In dem Filmmelodram Das letzte Rezept (1952) mit O. W. Fischer übernahm sie die kleine Rolle der Frau Berger. In dem Märchenfilm Hänsel und Gretel (1954) von Walter Janssen spielte sie die Knusperhexe.[12][13] In der Operettenverfilmung Schön ist die Welt (1957) verkörperte sie die Rolle von Direktor Müllraths Sekretärin, das komisch-überdrehte Fräulein Schimmel. In der Kriminalkomödie Der Gauner und der liebe Gott war sie neben Gert Fröbe als Frl. Mauer zu sehen. In der Operettenverfilmung Der Vogelhändler (1960), von Kurt Wilhelm für das Fernsehen eingerichtet, spielte sie, an der Seite von Gerhard Riedmann, die Rolle der Elfriede, die ältere Tochter des Dorfbürgermeisters.[14]
Weitere Kinorollen hatte sie im späteren Verlauf ihrer Karriere auch in der Tragikomödie Gefundenes Fressen (1977) und als Frau Juckenack in Michael Verhoevens sozialkritischem Drama Das schreckliche Mädchen (1990).
In dem ZDF-Fernsehfilm Eine unheilige Liebe (1993) über die Liebe eines katholischen Priesters spielte sie die Rolle der Pfarrhaushälterin. Die Filmdatenbank IMDb führt diese Rolle als letzte Filmarbeit Gallauners.
Daneben hatte sie Gastauftritte in vielen Fernsehserien wie Die seltsamen Methoden des Franz Josef Wanninger (1970), Münchner Geschichten (1974), Polizeiinspektion 1 (1977), Tatort (1984) sowie Der Kommissar und Der Alte. In der ZDF-Serie Die schnelle Gerdi, mit Senta Berger in der Titelrolle, hatte Gallauner 1989 eine durchgehende Serienrolle als liebenswürdige, lebenserfahrene Nachbarin Frau Schmalzl.[15]
Gallauner lebte in München,[2] wo sie 2011 hochbetagt im Alter von 98 Jahren verstarb.
Hörfunk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Darüber hinaus präsentierte Barbara Gallauner als Moderatorin auf Südwest 3 das Magazin Musik – Gymnastik – Plauderei.
Außerdem arbeitete sie als Sprecherin für den Rundfunk und bei Hörspielen. Häufig war sie dabei in Produktionen des Bayerischen Rundfunks zu hören. Sie sprach das Dienstmädchen Zenzi in der in Bayern sehr populären, Ende der 1940er Jahre entstandenen Hörspielreihe Brummelg’schichten von Kurt Wilhelm und Ellis Kaut.[16]
1957 wirkte sie beim Bayerischen Rundfunk in der Rolle der Frau Fleissig bei einer Hörspielproduktion des Romans Der veruntreute Himmel mit.[17]
Sie lieh ihre Stimme auch Figuren aus dem Puppentrickfilm Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt (1972).
Filmografie (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1949: Die seltsame Geschichte des Brandner Kaspar
- 1950: Königskinder (Regie: Helmut Käutner)
- 1951: In München steht ein Hofbräuhaus
- 1953: Ehestreik
- 1954: Hänsel und Gretel
- 1956: Die Fischerin vom Bodensee
- 1957: Schütze Lieschen Müller
- 1957: Schön ist die Welt
- 1957: Eine Frau, die weiß, was sie will
- 1960: Der Gauner und der liebe Gott
- 1965: Ich kauf mir lieber einen Tirolerhut
- 1965: Die fromme Helene
- 1965: Sie schreiben mit – Tanz auf dem Eis (TV-Serie)
- 1966: Gewagtes Spiel (TV-Serie) – Kleine Fische
- 1970: Die seltsamen Methoden des Franz Josef Wanninger (Serie)
- 1974: Münchner Geschichten (Serie)
- 1977: Gefundenes Fressen
- 1977: Polizeiinspektion 1: Der Zamperlfänger
- 1978: Der Alte: Der schöne Alex
- 1984: Tatort: Heißer Schnee
- 1990: Das schreckliche Mädchen
- 1993: Eine unheilige Liebe
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ präzises Geburtsdatum laut Theaterarchiv Kay Weniger, bestätigt durch Wiener Melderegister
- ↑ a b c d e f Die Brummlstars Biografische Skizze über Barbara Gallauner von Regisseur Kurt Wilhelm. Die biografische Darstellung der Vita Gallauners folgt bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges weitgehend Wilhelms Darstellung.
- ↑ Sterbedatum
- ↑ Wilhelm Albert Liebl, Biografische Skizze ( vom 9. Dezember 2012 im Internet Archive)
- ↑ Birgit Pargner, W. E. Yates: Nestroy in München, S. 199 (Auszüge bei Google Books)
- ↑ Dieter Grossherr: Aufbruchzeit: München 1949–1962, S. 48 (Auszüge bei Google Books)
- ↑ Die Wiedertäufer ( vom 8. Juni 2013 im Internet Archive) Besetzung Münchner Kammerspiele 1967/68
- ↑ … dann spielten sie wieder. Das Bayerische Staatsschauspiel 1946–1986. München 1986. ISBN 3-7654-2059-X
- ↑ Heinrich IV. Besetzung Residenztheater München, Premiere: Juni 1956
- ↑ Barbara Gallauner. In: Biographisches Theaterhandbuch, 1956 (Auszüge bei Google Books)
- ↑ Kleine Komödie München: Basil Thomas: Der Bestseller. Lustspiel in 4 Bildern. Am Max II - Denkmal. Programmheft der Spielzeit 1955/56; Heft 9
- ↑ Hänsel und Gretel. In: cinema. Abgerufen am 14. April 2022.
- ↑ Hänsel und Gretel ( vom 4. März 2016 im Internet Archive) Besetzung, Produktionsdetails und Szenenfotos
- ↑ Der Vogelhändler Besetzung (Fernsehprogramm vom 26. Dezember 1960)
- ↑ Die schnelle Gerdi
- ↑ Brummlg’schichten 9: Der ehrliche Finder HÖRDAT, Die Hörspieldatenbank (Nr. 9)
- ↑ Der veruntreute Himmel. HÖRDAT, Die Hörspieldatenbank (Nr. 9)
Personendaten | |
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NAME | Gallauner, Barbara |
KURZBESCHREIBUNG | österreichische Schauspielerin |
GEBURTSDATUM | 26. September 1912 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 1. Januar 2011 |
STERBEORT | München |