Barbara Skarga
Barbara Skarga (* 25. Oktober 1919 in Warschau; † 18. September 2009 in Poznań) war eine polnische Philosophin.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Barbara Skarga wurde 1944 als 25-jährige Philosophiestudentin in Vilnius von der Roten Armee festgenommen.[1] Der Vorwurf lautete auf Kollaboration mit den deutschen Besatzern, obwohl sie tatsächlich Mitglied der polnischen Heimatarmee war, einer polnischen Widerstandsgruppe, die gegen die Nationalsozialisten kämpfte.[1] Skargas Verhaftung führte zu einem Jahr Gefängnis, gefolgt von zehn Jahren Haft im sowjetischen Gulag und einem weiteren Jahr Zwangsarbeit in einer sibirischen Kolchose.[2] Erst im Jahr 1956 konnte sie zurück nach Hause, doch nicht nach Vilnius, das nun sowjetisch war, sondern nach Warschau.[2][3] In Erinnerung an ihre eigenen Erfahrungen und die vieler anderer, die unter dem sowjetischen Regime litten, unterstützte sie Initiativen zur Aufarbeitung dieser Geschichte.
Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Skarga gilt als bedeutende Philosophin, die sich vor allem mit dem französischen und deutschen Positivismus beschäftigte.[1] Ihre Erfahrungen in den sowjetischen Straflagern und ihre spätere akademische Karriere führten dazu, dass sie erst drei Jahrzehnte nach ihrer Rückkehr ihre Erinnerungen aufschrieb.[2] Ihr Werk Nach der Befreiung dokumentiert ihre eigene Leidensgeschichte und zudem das Schicksal vieler weiterer politischer Gefangener im Gulag.[2] Das Buch wurde nach der politischen Wende in Polen 1989/1990 unter ihrem eigenen Namen ohne Zensur neu aufgelegt und findet bis heute Beachtung.[2] Skarga setzte sich in ihrer Arbeit kritisch mit den sowjetischen Verbrechen auseinander und wurde zu einer wichtigen Stimme in der Auseinandersetzung mit totalitären Regimen.[1] Darüber hinaus fördert eine nach ihr benannte Stiftung den philosophischen Diskurs und veranstaltet jährliche Wettbewerbe, die zu Reflexionen über Kunst und Gesellschaft anregen sollen.
Werk (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- „Nach der Befreiung“. Aufzeichnungen aus dem Gulag 1944–1956. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2024. ISBN 978-3-455-01726-7.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d Marko Martin: Buchkritik: „Nach der Befreiung“ von Barbara Skarga. In: deutschlandfunkkultur.de. 2. Mai 2024, abgerufen am 1. August 2024.
- ↑ a b c d e Gabriele Lesser: Barbara Skargas Gulag-Bericht: Zehn Jahre im Gulag. In: taz.de. 22. Juli 2024, abgerufen am 1. August 2024.
- ↑ Gabriele Lesser: Zehntausende von Polen landeten im Gulag, wo sie das Grauen erwartete. In: Neue Zürcher Zeitung. 18. August 2024, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 19. August 2024]).
Personendaten | |
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NAME | Skarga, Barbara |
KURZBESCHREIBUNG | polnische Philosophin |
GEBURTSDATUM | 25. Oktober 1919 |
GEBURTSORT | Warschau |
STERBEDATUM | 18. September 2009 |
STERBEORT | Poznań |