Basilica Sempronia
Die Basilica Sempronia war eine antike Basilika auf dem Forum Romanum in Rom.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Basilica Sempronia wurde 169 v. Chr. als dritte der vier Basiliken aus der Zeit der römischen Republik (Basilica Porcia 184, Basilica Aemilia 179, Basilica Opimia 121 v. Chr.) erbaut. Sie wurde Titus Livius zufolge von dem Zensor Tiberius Sempronius Gracchus, der zuvor mit öffentlichen Geldern das Terrain, auf dem das Haus des Scipio Africanus stand, aufgekauft hatte, hinter einer bereits vorhandenen Ladenzeile (den sog. tabernae veteres) errichtet.[1] Über die Geschichte des Bauwerkes ist nichts weiter bekannt, aber es muss abgerissen worden sein, als auf Veranlassung Gaius Iulius Caesars 54 v. Chr. mit dem Bau der wesentlich größeren Basilica Iulia begonnen wurde.
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Basilika stand an der Südwestseite des Forum Romanum zwischen den Einmündungen des Vicus Tuscus und des Vicus Iugarius in die Via Sacra – also zwischen dem Tempel der Dioskuren im Osten und dem Tempel des Saturn im Westen –, womit sie einen symmetrischen Ausgleich zur gegenüberliegenden Basilica Aemilia mit ihren tabernae bot.
Archäologischer Befund
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der archäologische Befund lässt wenig Rückschlüsse auf Aussehen und Größe des Bauwerks zu; Reste der aufgehenden Architektur sind nicht vorhanden. Allerdings wiesen Tiefgrabungen unter dem östlichen Ende des Mittelschiffs der Basilica Iulia Fundamente aus Capellaccio-Tuff und ein Impluvium nach, die zu einem Wohnhaus republikanischer Zeit gehören, das also durchaus das von Livius erwähnte Haus des Scipio Africanus sein könnte. Zwei darüber parallel verlaufende Fundamentierungen in opus quadratum aus Tuffblöcken von Grotta Oscura mit Steinbruchmarkierungen sind die einzigen Reste der Basilica Sempronia. Mit einer Breite von 1,80 m und einem Abstand von 7,25 m lassen sie auf einen Säulenumgang von 5,45 m lichter Breite schließen. Nach Vitruvs Empfehlung für den Bau einer Basilika könnte das Mittelschiff dann eine Breite von ca. 16 m gehabt haben.[2] Weiterhin geht man von einer Gesamtfläche von 1591 Quadratmetern und einer Länge von 39,70 Metern aus[3]. Der Fußboden war aus Travertin und lag nur um 30 cm tiefer als der darüberliegende Marmorboden der Basilica Iulia.
Architektur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Oberbau ragte mit Hilfe von Substruktionen auf einer künstlichen Plattform hoch über dem Forumsplatz auf, während die gegenüberliegende Basilica Aemilia auf einem nahezu ebenerdigen und damit tieferen Niveau liegt. Da über die aufgehende Architektur, die Länge des Gebäudes oder die Anzahl und Breite der Schiffe nichts bekannt ist, muss jede Rekonstruktion hypothetisch bleiben. Analog zu besser erhaltenen republikanischen Basiliken außerhalb Roms wären geschlossene Außenwände möglich mit einem zentralen und mittels Fenstern in der Dachlaterne beleuchteten Mittelraum, den an den vier Seiten ein Säulengang umlief. Denkbar wäre auch eine durch Säulen oder Bögen gegliederte Außenfassade mit einem Obergeschoss und einem um das Mittelschiff herumlaufenden Wandelgang.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Andrea Carandini; Paolo Carafa (Hg.): The atlas of ancient Rome. Biography and portraits of the city, Bd. 1., Princeton; Oxford 2012/2017, S. 162
- Gianfilippo Carettoni, Laura Fabbrini: Esplorazione sotto la Basilica Giulia al Foro Romano. In: Rendiconti dell'Accademia Nazionale dei Lincei. Serie 8, Band 16, 1961, S. 53–60.
- Filippo Coarelli: Il Foro Romano. Periodo Repubblicano e Augusto. Rom 1985, S. 138 ff., 154–155, 201.
- Filippo Coarelli: Rome and Environs. An Archaeological Guide. University of California, Berkeley/Los Angeles/London 2007, S. 71, 73.
- Irene Iacopi: Basilica Sempronia. In: Eva Margareta Steinby (Hrsg.): Lexicon Topographicum Urbis Romae. Band 1. Quasar, Rom 1993, S. 187–188.
- Samuel Ball Platner, Thomas Ashby: A Topographical Dictionary of Ancient Rome. London 1929, S. 82 (online).
- Annette Nünnerich-Asmus: Basilika und Porticus. Die Architektur der Säulenhallen als Ausdruck gewandelter Urbanität in später Republik und früher Kaiserzeit. Köln/Weimar/Wien 1994, S. 5–24, 202f.
- Lawrence Richardson Jr.: A New Topographical Dictionary of Ancient Rome. Johns Hopkins University Press, Baltimore 1992, S. 56–58 ([1] Online-Exzerpt).
- Bernhard Steinmann: Basilica Sempronia. In: Bernhard Steinmann, Robert Nawracala, Martin Boss (Hrsg.): Im Zentrum der Macht. Das Forum Romanum im Modell. J. M. Weyh, Kemnath 2011, S. 93–95.
- Leonid Iosifovich Taruashvili: Monimenta antiquae urbis Romae ad artes elegantes pertinentia: Itinerarium Latine adumbratum. O.O. ²2008, S. 43 ([2] (PDF; 3,3 MB) Online).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Livius 44, 16, 10–11.
- ↑ Vitruv, De architectura 5, 1, 4.
- ↑ Carandini, S. 162