Bavory

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Bavory
Wappen von Bavory
Bavory (Tschechien)
Bavory (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Jihomoravský kraj
Bezirk: Břeclav
Fläche: 500[1] ha
Geographische Lage: 48° 50′ N, 16° 37′ OKoordinaten: 48° 50′ 5″ N, 16° 37′ 20″ O
Höhe: 230 m n.m.
Einwohner: 411 (1. Jan. 2023)[2]
Postleitzahl: 692 01
Kfz-Kennzeichen: B
Verkehr
Straße: MikulovPohořelice
Struktur
Status: Gemeinde
Ortsteile: 1
Verwaltung
Bürgermeister: Roman Studénka (Stand: 2024)
Adresse: Bavory 9
692 01 Bavory
Gemeindenummer: 584304
Website: www.bavory.cz
Blick auf Bavory

Bavory (deutsch Pardorf) ist eine Gemeinde im Okres Břeclav in Südmähren in Tschechien. Im Dorf leben 411 Einwohner (Stand 1. Januar 2023). Das Dorf liegt in den Pavlovské vrchy und gehört zum Zweckverband Region Slovácko. Der Ort ist als ein Längsangerdorf angelegt.

Die Nachbarorte sind im Norden Perná (Bergen) und Dolní Dunajovice (Untertannowitz), im Osten Klentnice (Klentnitz) und im Süden Mikulov (Nikolsburg).

Alte Postkartenansicht

Die Anlage von Pardorf sowie die bairisch-österreichische Ui-Mundart mit ihren speziellen Bairischen Kennwörtern, welche bis 1945 gesprochen wurde, weisen auf eine Besiedlung durch bayrische deutsche Stämme hin, wie sie um 1050, aber vor allem im 12/13. Jahrhundert erfolgte.[3][4] Sie rodeten das Land und führten die ertragreiche Dreifelderwirtschaft ein.

Das Dorf wurde im Jahre 1249 erstmals beurkundet und war im Besitz von Heinrichs I. von Liechtenstein.

Die Bedeutung des örtlichen Weinbaues unterstreicht eine bereits 1568 erlassene Bergrechtsordnung. Während des Dreißigjährigen Krieges wurden die Besitzungen des Kardinals Dietrichstein mehrmals geplündert. Durch Kriege und die Pest verringerte sich die Einwohnerzahl des Ortes dramatisch. Neue Siedler kamen aus Bayern und Franken. Durch diesen Zuzug blühte das Dorf wieder auf. Wälder wurden gerodet, Wasserleitungen gelegt, ein Ziegelofen wurde errichtet und ein Dorfteich angelegt. Der bis ins 18. Jahrhundert unveränderte Dorfname Pairdorf beziehungsweise „Payrdorff“ änderte sich erst 1791 in „Bardorf“, aus dem seit 1850 „Pardorf“ wurde. Ab dem Jahre 1764 ist ein Lehrer im Ort nachweisbar. Unterrichtet wurde im Gemeindehaus und später im Gemeindepresshaus. 1828 baute man ein eigens Schulgebäude.

Matriken werden seit 1625 geführt.[5] Grundbücher werden seit 1760 geführt.

In den Revolutionskriegen musste Pardorf im Jahre 1805 hohe Kontributionen an die Franzosen bezahlen und im Jahre 1809 wurde der Ort von französischen Truppen geplündert. Bis zur Aufhebung der Patrimonialherrschaft 1848 gehörte Pardorf immer zur Herrschaft Nikolsburg. Während des Deutsch-Österreichischen Krieges wurde der Ort von preußischen Truppen besetzt, die hohe Kosten verursachten, deren Hälfte später vom Staat beglichen wurde. Die Bewohner des Ortes lebten von der Landwirtschaft, wobei der seit Jahrhunderten gepflegte Weinbau eine besondere Rolle spielte. Aufgrund des guten Bodens und Klimas konnten verschiedene Sorten Wein wie Grüner Veltliner, Welschriesling, Silvaner, Grüner Portugieser, Müller-Thurgau, Blaufränkischer und Blauer Portugieser angebaut werden. Es gab auch ein florierendes Kleingewerbe und eine Sektkellerei im Ort. Eine Freiwillige Feuerwehr wurde im Jahre 1885 gegründet.

Nach dem Zerfall Österreich-Ungarns nach dem Ersten Weltkrieg wurde Bavory/Pardorf Teil der Tschechoslowakei. 1938 wurde im Münchner Abkommen die Abtretung der deutschsprachigen tschechoslowakischen Randgebiete an das Deutsche Reich bestimmt. Somit wurde der Ort ein Teil Reichsgaus Niederdonau.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, der 22 Opfer im Ort gefordert hatte, kam der Ort am 8. Mai 1945 wieder zur Tschechoslowakei. Viele deutsche Einwohner flohen über die Grenze nach Österreich oder wurden dorthin vertrieben. Dabei kam es zu acht Toten.[6] Zwischen dem 15. März und dem 17. September 1946 wurden 267 deutsche Dorfbewohner nach Westdeutschland zwangsausgesiedelt. Sechs Personen verblieben im Ort. Der Ort wurde wieder neu besiedelt.

Die in Österreich befindlichen Pardorfer wurden bis auf 48 Familien, in Übereinstimmung mit den ursprünglichen Überführungszielen[7][8] des Potsdamer Abkommens, nach Deutschland weiter transferiert.[9]

Seit dem Jahre 1583 ist ein Gemeindesiegel nachweisbar. Es zeigt ein zweigeteiltes Renaissanceschild, in dessen Hälften ein Boot und ein Rebmesser abgebildet sind. Ein gänzlich anderes Siegelbild aus dem 18. Jahrhundert beschreibt das Mährische Landesmuseum in Brünn: In einem Barockschild ragt zwischen zwei Schmuckranken ein Kirchturm empor.[10]

Bevölkerungsentwicklung

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Volkszählung Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen Andere
1793 466
1836 515
1869 472
1880 554 527 25 5
1890 532 518 14 0
1900 546 540 6 0
1910 532 532 0 0
1921 476 462 2 12
1930 451 423 15 13
1939 443
Quelle: 1793, 1836, 1850 aus: Südmähren von A–Z, Frodl, Blaschka
Sonstige: Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984

Sehenswürdigkeiten

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  • Barocke Kirche der Hl. Katharina aus dem Jahr 1742, restauriert 1852,
  • Statuen des Hl. Nepomuk (1763) und des Hl. Florian (1905), an beiden wurde 1947 die Inschrift entfernt
  • Berg Stolová hora
  • Kriegerdenkmal (1920)
  • Naturdenkmal Anenský vrch

Die Haupteinnahmequelle für die Ortschaft war seit ihren frühen Tagen der Weinbau. Der dort produzierte Weißwein wurde zunächst an die Gaststätten der Umgebung verkauft.

Persönlichkeiten

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  • Wenzel Gröll (* 2. August 1889 Pardorf; † 8. November 1969 Wien) Aquarellmaler und Radierer

Literatur und Quellen

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  • Franz Josef Schwoy: Topographie vom Markgrafthum Mähren. 1793, Pardorf, S. 290.
  • Wilhelm Szegeda: Heimatkundliches Lesebuch des Schulbezirks Nikolsburg, 1935, approbierter Lehrbehelf, Lehrerverein Pohrlitz Verlag, Pardorf S. 84
  • Ilse Tielsch-Felzmann: Südmährische Sagen. 1969, München, Verlag Heimatwerk
  • Wenzel Max: Thayaland, Volkslieder und Tänze aus Südmähren, 1984, Geislingen/Steige
  • Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren., Pardorf : S. 30; C. Maurer Verlag, Geislingen/Steige 1990, ISBN 3-927498-13-0
  • Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden., Pardorf, S. 178f, Josef Knee, Wien 1992, ISBN 3-927498-19-X
  • Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3: Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 227 (Pardorf).
  • Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreis Nikolsburg von A bis Z, Pardorf, S. 157f, Südmährischen Landschaftsrat, Geislingen/Steige 2006

Einzelnachweise

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  1. http://www.uir.cz/obec/584304/Bavory
  2. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
  3. Leopold Kleindienst: Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens, 1989, S. 9
  4. Universität Giessen (Hrsg.): Sudetendeutsches Wörterbuch Bd. 1, 1988, ISBN 978-3-486-54822-8
  5. Acta Publica (Memento des Originals vom 24. Februar 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.actapublica.eu Registrierungspflichtige Online-Recherche in den historischen Matriken des Mährischen Landesarchivs Brünn (cz,dt). Abgerufen am 27. März 2011.
  6. Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreis Nikolsburg von A-Z, Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige, 2006, S. 216.
  7. Cornelia Znoy: Die Vertreibung der Sudetendeutschen nach Österreich 1945/46, Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades der Philosophie, Geisteswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien, 1995
  8. Brunnhilde Scheuringer: 30 Jahre danach. Die Eingliederung der volksdeutschen Flüchtlinge und Vertriebenen in Österreich, Verlag: Braumüller, 1983, ISBN 3-7003-0507-9
  9. Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3: Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 227.
  10. Codex diplomaticus et episotlaris Moraviae/VI/438; Liechtenstein-Archiv Wien/Vaduz