Berylliumoxid

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Kristallstruktur
Struktur von Berylliumoxid
_ Be2+ 0 _ O2−
Allgemeines
Name Berylliumoxid
Andere Namen

Beryllerde

Verhältnisformel BeO
Kurzbeschreibung

weißer, geruchloser Feststoff[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 1304-56-9
EG-Nummer 215-133-1
ECHA-InfoCard 100.013.758
PubChem 14775
ChemSpider 14092
Wikidata Q422714
Eigenschaften
Molare Masse 25,01 g·mol−1
Aggregatzustand

fest[1]

Dichte

3,01 g·cm−3[1]

Schmelzpunkt

2575 °C[2]

Siedepunkt

ca. 3900 °C[1]

Löslichkeit

nahezu unlöslich in Wasser[1]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[3] ggf. erweitert[1]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 301​‐​330​‐​315​‐​317​‐​319​‐​335​‐​350i​‐​372
P: 201​‐​280​‐​301+310+330​‐​302+352​‐​304+340+310​‐​305+351+338[1]
MAK

nicht festgelegt, da cancerogen[2]

Thermodynamische Eigenschaften
ΔHf0

−609,4 kJ/mol[4]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Berylliumoxid (BeO, auch: Beryllerde) ist das Metalloxid des chemischen Elements Beryllium und ein giftiger Stoff, der unter anderem als keramisches Material eingesetzt wird.

Berylliumoxid kommt auch natürlich als Mineral vor und heißt dann Bromellit. Lagerstätten sind unter anderem in Långban, Schweden.[5]

Gewinnung und Darstellung

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Kommerziell wird Berylliumoxid seit ca. den 1950er Jahren hergestellt. Im primären industriellen Syntheseprozess wird technisch hochwertiges Berylliumhydroxid in Schwefelsäure gelöst. Die Lösung wird gefiltert, um unlösliche Oxid- und Sulfatverunreinigungen zu entfernen. Das entstehende klare Filtrat wird durch Verdampfung konzentriert und kristallisiert beim Abkühlen hochreines Berylliumsulfat. Dieses wird bei sorgfältig kontrollierten Temperaturen zwischen 1150 und 1450 °C kalziniert, die so ausgewählt wurden, dass sie den Berylliumoxidpulvern maßgeschneiderte Eigenschaften verleihen, die von den einzelnen Beryllia-Keramikherstellern gefordert werden.[6]

Alternativ kann Berylliumoxid durch Reaktion von Beryllium mit Sauerstoff hergestellt werden.

Es hat neben den oben genannten Eigenschaften eine sehr hohe Härte und weist bei relativ geringer Dichte eine sehr hohe elektrische Durchschlagsfestigkeit auf was den Einsatz als elektrischer Isolator begründet. Weiters weist das Material eine sehr hohe Wärmeleitfähigkeit von 300 W/(K·m) auf.[7]

Berylliumoxid wird besonders gut durch konzentrierte Säuren angegriffen. Es bildet, im Gegensatz zu anderen Erdalkalimetalloxiden, aufgrund der geringen Größe des Ions, eine Wurtzit-Struktur.

Berylliumoxid in Pulverform

Anwendungen sind unter anderem in Thermoelement-Schutzrohren, Schmelztiegeln, Zündkerzen, in der Elektronik wegen seiner elektrischen Isolierung und gleichzeitig der hohen Wärmeleitfähigkeit zur Ableitung von Abwärme bei Halbleiterbauelemente und weiters in der Reaktortechnik verwendet (Beryllium ist ein exzellenter Neutronenmoderator und kann in Verbindung mit einem Alphastrahler als Neutronenquelle dienen). Als stöchiometrisch zusammen mit Aluminiumoxid gezüchteter und mit Chrom dotierter Einkristall wird Berylliumoxid unter dem Namen Alexandrit als Festkörperlaser-Material in der Medizin verwendet, welcher bei einer Wellenlänge von 755 nm emittiert.[8]

Die keramischen Eigenschaften von gesintertem Berylliumoxid machen es geeignet für die Herstellung oder den Schutz von Materialien, die bei hohen Temperaturen in korrosiven Umgebungen eingesetzt werden. So wird es in Lasern und Elektronik (z. B. Transistorhalterungen, Halbleitergehäusen, mikroelektronischen Substraten, Mikrowellengeräten, Hochleistungslaserrohren), in der Luft- und Raumfahrt und militärischen Anwendungen (z. B. Gyroskope und Panzerungen), Feuerfestmaterialien (z. B. Thermoelementmanschetten und -tiegel), Kerntechnik (Reaktorbrennstoffe und Moderatoren) sowie medizinisch/zahnärztlichen Anwendungen (z. B. Keramikkronen) eingesetzt. Es wird auch als Additiv (zu Glas, Keramik und Kunststoffen) bei der Herstellung von Berylliumverbindungen und als Katalysator für organische Reaktionen verwendet.[9] In der Dosimetrie wird Berylliumoxid als Detektormaterial von OSL-Dosimetern benutzt.

Aufgrund seiner Toxizität ist die Anwendung eingeschränkt, da das Material die Lungenkrankheit Berylliose auslösen kann und in Pulverform der Verdacht besteht krebserregend zu sein.[10] In nicht pulverförmiger massiver Form ist Berylliumoxid zwar weitgehend gesundheitlich unbedenklich, es darf dabei aber keine Staubbildung, z. B. zufolge eines Abriebs, erfolgen. Auch das Recyceln von Komponenten welche Berylliumoxid enthalten, und es bei der Zerlegung zum Bruch des Materials und einer Staubbildung kommen kann, sind gefährlich. Die Verarbeitung des Materials wird daher seit den 1980er Jahren streng kontrolliert und Berylliumoxid enthaltende Bauteile und elektronische Bauelemente müssen gekennzeichnet sein. In vielen Bereichen wird es durch das ungiftige Bornitrid oder Aluminiumnitrid ersetzt, welche allerdings schlechtere Wärmeleitfähigkeiten aufweisen.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g Eintrag zu Berylliumoxid in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 20. Januar 2022. (JavaScript erforderlich)
  2. a b Datenblatt Beryllium oxide bei Alfa Aesar, abgerufen am 4. Februar 2018 (Seite nicht mehr abrufbar).
  3. Eintrag zu Beryllium oxide im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 1. Februar 2016. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
  4. David R. Lide (Hrsg.): CRC Handbook of Chemistry and Physics. 90. Auflage. (Internet-Version: 2010), CRC Press / Taylor and Francis, Boca Raton FL, Standard Thermodynamic Properties of Chemical Substances, S. 5-6.
  5. Gmelins Handbuch der Anorganischen Chemie, BERYLLIUM, System Nummer 26, Achte Auflage, Verlag Chemie GmbH Berlin 1930.
  6. Kenneth A. Walsh: Beryllium Chemistry and Processing. ASM International, 2009, ISBN 978-0-87170-721-5, S. 122 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. materion.com: CC-001 BeO Ceramics Thermal Management Solutions (Memento vom 3. Juli 2014 im Internet Archive) (PDF; 94 kB), abgerufen am 14. Juni 2013.
  8. Peter Horvath, Dirk Meyer-Rogge, Ellen Maushagen: Hypertrichose – Photoepilation mit dem Alexandrit-Laser. In: Der Deutsche Dermatologe 7, 2002. S. 458–462. (PDF; 154 kB)
  9. NCBI Bookshelf: BERYLLIUM AND BERYLLIUM COMPOUNDS – Arsenic, Metals, Fibres and Dusts, abgerufen am 25. Juli 2019.
  10. Hazardous Substance Fact Sheet. New Jersey Department of Health and Senior Services, abgerufen am 17. August 2018.