Bebek
Bebek ist ein Stadtteil im Nordosten des Istanbuler Bezirks Beşiktaş mit etwa 5000 Einwohnern (2011)[1]. Der Stadtteil, der zu den wohlhabendsten Istanbuls gehört, ist durch die Promenade am Bosporus und die zahlreichen modischen Geschäfte,[2] Cafés und Restaurants geprägt.[3]
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bebek grenzt im Süden an Arnavutköy und Kültür, im Westen an Etiler und im Norden an Rumeli Hisarı in Sarıyer an. Im Osten bildet die Bucht von Bebek im Bosporus eine natürliche Grenze. Der Bosporus erreicht auf der Linie zwischen der Moschee von Bebek und dem Kap von Kandilli mit 160 m seine tiefste Stelle.[4]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bis Ende des 17. Jahrhunderts gab es um das heutige Bebek herum jahrhundertelang lediglich einige griechische Fischerdörfer. Im 18. Jahrhundert begann die osmanische Oberschicht um Bebek herum ihre Sommerresidenzen zu bauen.[5] Noch im 19. Jahrhundert war Bebek ein eigenständiges Dorf.
1840 gründete der amerikanische Missionar Cyrus Hamlin in Bebek ein englischsprachiges theologisches Seminar, aus der später das Robert College entstand, das wiederum die heutige Boğaziçi Üniversitesi hervorbrachte.[6]
Stadtbild
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bebek ist durch im 19. Jahrhundert erbaute Wohn- und Geschäftshäuser geprägt; im Süden des Viertels liegt ein kleiner Park mit angrenzender, 1913 fertiggestellter[7] Moschee, südlich davon liegt das 1902 im Jugendstil unter Abbas Hilmi II. völlig neugestalte ägyptische Konsulat,[7] das derzeit renoviert wird. Die Gebäude der Boğaziçi Üniversitesi sind im Neuenglandstil gehalten.[3] Außerdem gibt es eine griechisch-orthodoxe Kirche, Aya Haralambos.[7]
Demographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bebek ist durch großbürgerliche, meist alteingesessene Istanbuler geprägt, es bildet eine Hochburg des Kemalismus.[8] Des Weiteren leben viele Expatriates in Bebek.[9] Unter anderem dies hat zur Folge, dass die Quadratmeterpreise für Immobilien die höchsten in Istanbul sind.[10]
Infrastruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Noch bis in die 1950er Jahre war Bebek Endhaltestelle einer Straßenbahnlinie,[11] heute beschränkt sich die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln weitgehend auf sechs in Sarıyer beginnenden Buslinien nach Kabataş und Taksim in südlicher Richtung.[12] Bebek verfügt über einen Schiffsanleger mit fahrplanmäßigem Fährverkehr: Die Linie von Beykoz nach Eminönü wird je Richtung zwei Mal werktäglich bedient;[13] die Linie von Emirgan nach Çengelköy wird sieben Mal werktäglich beschifft.[14] Sonn- und feiertäglich wird die Linie von Emirgan nach Bebek neun Mal je Richtung bedient.[14]
Kultur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Leben in Bebek ist zum einen durch die Boğaziçi Üniversitesi geprägt, zum anderen durch das „rege“[7] und „schicke“[15] Nachtleben: Insbesondere auf der Promenadenstraße führen die Kinder reicher Eltern ihre Luxuskarossen vor.[16]
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aufgrund seiner Exklusivität wirkten in Bebek deutlich mehr bekannte Personen als in Orten vergleichbarer Größe. Eine Reihe von Persönlichkeiten verlegten ihre Residenz ganz nach Bebek, darunter Mehmed Emin Ali Pascha um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert[17] und die Industriellen Sakıp Sabancı und Sadberk Koç im Verlaufe des 20. Jahrhunderts.[18] Der Poet Abdülhak Hamit Tarhan wurde 1852 in Bebek geboren.[19] Der Schriftsteller Aras Ören wuchs in Bebek auf, ihn widert die in seinen Augen „degenerierte, verlogen traditionalistische“ Mittelklassekultur des Ortes an.[20] Der sich um die türkische Zahnmedizin verdient gemachte Alfred Kantorowicz wohnte ab 1933 in der Cevdet Paşa Caddesi, Sağlık Apt. Nr. 5.[21]
Popkultur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der türkisch-lokalisierten Version des Brettspiels Monopoly nimmt Bebek die Stelle der Pennsylvania Avenue (in der deutsch-lokalisierten Version: Bahnhofstraße) ein.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Verwaltung des Bezirks Beşiktaş: Bebek ( vom 24. Juli 2012 im Webarchiv archive.today)
- ↑ Orhan Pamuk: Istanbul: Memories of a City. Albert A. Knopf, New York, NY 2005, S. 300 (türkisch: İstanbul: Hatıralar ve Şehir. Übersetzt von Maureen Freely, im Original 2003 erschienen).
- ↑ a b Verity Campbell, Jean-Bernard Carillet, Dan Elridge, Frances Linzee Gordon: Turkey. 10. Auflage. Lonely Planet, Oakland, CA 2007, S. 129.
- ↑ Yusuf Mardin: Bosphorus Through the Ages. T.C. Kültür Bakanlığı, Ankara 1995, ISBN 975-17-1580-6, S. 7.
- ↑ Orhan Pamuk: Istanbul: Memories of a City. Albert A. Knopf, New York, NY 2005, S. 43 (türkisch: İstanbul: Hatıralar ve Şehir. Übersetzt von Maureen Freely, im Original 2003 erschienen).
- ↑ Bayard Dodge: American Educational and Missionary Efforts in the Nineteenth and Early Twentieth Centuries. In: Annals of the American Academy of Political and Social Science. Band 401, Mai 1972, S. 15–22, S. 19, JSTOR:1039108.
- ↑ a b c d Dominique Auzias, Jean-Paul Labourdette, Levent Ugürlu, Jan Schmidt-Whitley, Christine Turco: Le Petit Futé Istanbul. 4. Auflage. Le Petit Futé, Paris 2008, ISBN 2-7469-1794-7, S. 369.
- ↑ Susanne Güsten: Der Riss geht quer durch die Familien; Kemalisten gegen Islamisten: Die Türkei ist eine gespaltene Nation. In: Stuttgarter Zeitung. 12. Juli 2008, S. 4 (Online [abgerufen am 7. August 2008]).
- ↑ Rick Lyman: Istanbul's crosscurrents of past and future. In: International Herald Tribune. 27. September 2005, S. 24 (Online [abgerufen am 8. August 2008]).
- ↑ Marc Semo: La Turquie peu charitable avec ses chrétiens. In: Libération. 27. November 2006, S. 34 f. (Online [abgerufen am 7. August 2008]).
- ↑ Orhan Pamuk: Istanbul: Memories of a City. Albert A. Knopf, New York, NY 2005, S. 44 (türkisch: İstanbul: Hatıralar ve Şehir. Übersetzt von Maureen Freely, im Original 2003 erschienen).
- ↑ İstanbul Elektrik Tramvay ve Tünel (Hrsg.): ohne Titel. 2008 (Online [abgerufen am 8. August 2008]).
- ↑ İstanbul Deniz Otobüsleri A.Ş. (Hrsg.): Boğaz Hatti. 2008 (Online [abgerufen am 7. August 2008]). Boğaz Hatti ( vom 2. August 2008 im Internet Archive)
- ↑ a b İstanbul Deniz Otobüsleri A.Ş. (Hrsg.): Hafta İçi. 2008 (Online [abgerufen am 7. August 2008]). Hafta İçi ( vom 1. August 2008 im Internet Archive)
- ↑ Jean-Claude Guillebaud: Istanbul: A City In Search of a Continent. In: Ramesh Kumar Biswas (Hrsg.): Metropolis Now!: Urban Cultures in Global Cities. Springer, Wien 2000.
- ↑ Orhan Pamuk: Istanbul: Memories of a City. Albert A. Knopf, New York, NY 2005, S. 279 (türkisch: İstanbul: Hatıralar ve Şehir. Übersetzt von Maureen Freely, im Original 2003 erschienen).
- ↑ Roderic H. Davison: The Question of Ali Pasa's Political Testament. In: International Journal of Middle East Studies. Band 11, Nr. 2, April 1980, S. 209–225, S. 210, JSTOR:162285.
- ↑ Chris Reinewald: Stad van hüzün. In: Het Financieele Dagblad. 16. Dezember 2006, S. 40.
- ↑ F. Giese: Abd Al-Ḥakk Ḥamit. In: Martin Theodor Houtsma et al.. (Hrsg.): E.J.Brill's First Encyclopaedia of Islam, 1913-1936. Band 1. Brill, Leiden & New York 1913, S. 39.
- ↑ Moray McGowan: Istanbul, Turkey, Bosphorus. In: Andy Hollis (Hrsg.): Beyond Boundaries: Textual Representations of European Identity. Rodopi, Amsterdam & Atlanta, GA 2000, S. 52–70, S. 58 f.
- ↑ Ali Vicdani Doyum: Alfred Kantorowicz unter besonderer Berücksichtigung seines Wirkens in İstanbul (Ein Beitrag zur Geschichte der modernen Zahnheilkunde). Medizinische Dissertation, Würzburg 1985, S. 95–100.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Koordinaten: 41° 4′ 51,3″ N, 29° 2′ 38,1″ O