Bengasi-Anschlag

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Bengasi-Anschlag war ein Attentat auf das US-amerikanische Konsulat im libyschen Bengasi am 11. September 2012, bei dem u. a. der US-amerikanische Botschafter J. Christopher Stevens ums Leben kam. Hillary Clinton, die damalige US-amerikanische Außenministerin, wurde nach dem Anschlag dafür kritisiert, dass dieser gelingen konnte und nicht durch stärkere Sicherheitsvorkehrungen verhindert wurde.

Lageplan des Konsulates (Hauptgelände und Nebenanlage)

Verlauf und Folgen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ereignisse erfolgten im Rahmen von antiamerikanischen Demonstrationen am Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001; gleichzeitig war ein Teil der muslimischen Bevölkerung durch den Film Innocence of Muslims aufgebracht, einem US-Amateurfilm, der für Muslime als beleidigend empfunden wurde. Der Angriff auf das Konsulat in Bengasi selbst und später auf einen ca. 2 km entfernten Gebäudekomplex, der von der CIA genutzt wurde und in den sich das US-Personal nach den ersten Zusammenstößen zurückgezogen hatte, begann gegen 21:40 und dauerte bis in die Morgenstunden des 12. September; eine aufgebrachte Menschenmenge stürmte die Gebäude mit teils schweren Waffen und legte das Hauptgebäude in Brand, bevor das amerikanische Wachpersonal das Feuer erwiderte. Es kam zu insgesamt vier amerikanischen Todesopfern, darunter der Botschafter der Vereinigten Staaten J. Christopher Stevens.[1][2][3] In den frühen Morgenstunden konnten proamerikanische libysche Kräfte das US-Personal sicher zum Flugplatz geleiten, von wo es nach Deutschland evakuiert wurde.[4] Ob es bei den Feuerkämpfen zu libyschen Opfern kam, wurde nicht berichtet.

Einschätzungen des Vorsitzenden des Geheimdienstausschusses im US-Repräsentantenhaus Mike J. Rogers zufolge soll es sich bei dem Angriff auf das Konsulat in Bengasi um einen geplanten Terrorangriff und nicht um die spontane Äußerung von Wut und Hass gehandelt haben.[5] Diese umstrittene Einschätzung[6] wurde zum Gegenstand parteipolitischer Auseinandersetzungen[7] und durch Recherchen der New York Times Ende 2013 widersprochen.[8] Nach verschiedenen Aussagen sind jedoch die Geheimdienste heute der Auffassung, dass der Anschlag zumindest teilweise geplant war und Verbindungen zu Al-Qaida bestanden.[9]

Hillary Clinton gestand bei ihrer Abschlussrede Fehler im Bürgerkrieg in Libyen ein und übernahm die Verantwortung für die Folgen des Anschlags.[10] 2014 setzte das US-Repräsentantenhaus einen Untersuchungsausschuss ein; den Vorsitz hatte Trey Gowdy.[11]

Reaktion in der US-Medienlandschaft

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Teile der US-amerikanischen Medienlandschaft attestieren der rechten und konservativen Presse eine Bengasi-Obsession.[12][13] Der Aufregung um den Anschlag in Bengasi werden 13 Anschläge auf US-Botschaften und Konsulate während der Amtszeit des konservativen Präsidenten George W. Bush mit 60 Toten gegenübergestellt, die weder einen Untersuchungsausschuss noch ein annähernd vergleichbares Presseecho nach sich gezogen hätten.[14] In dem Artikel Ronald Reagan's Benghazi brandmarkte Jane Mayer die Doppelmoral des politischen Amerikas im Umgang mit dem Bengasi-Anschlag und mit dem Anschlag auf den US-Stützpunkt in Beirut 1983, bei dem 241 US-Soldaten starben.[15]

Die Geschehnisse wurden im Buch 13 Hours: The Inside Account of What Really Happened in Benghazi vom Autor Mitchel Zuckoff sowie im darauf basierenden Film 13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi von Regisseur Michael Bay verarbeitet.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. US ambassador to Libya 'killed in attack on Benghazi consulate'. In: The Daily Telegraph. 12. September 2012, abgerufen am 13. September 2012 (englisch).
  2. Islamisten töten US-Botschafter bei Angriff auf Konsulat. In: Stern. 12. September 2012, abgerufen am 13. September 2012.
  3. Attacke soll geplant gewesen sein. In: Süddeutsche Zeitung. 12. September 2012, abgerufen am 13. September 2012.
  4. Vox: What’s the precise timeline of the events of the night of the attack?, 22. Oktober 2015, abgerufen am 2. September 2019 (englisch)
  5. US-Geheimdienste vermuten Terrorangriff. In: Tagesschau. 13. September 2012, archiviert vom Original am 14. September 2012; abgerufen am 13. September 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/tagesschau.de
  6. Anschlag war wohl nicht geplant. In: n-tv.de. 14. September 2012, abgerufen am 17. September 2012.
  7. Al-Qaida in Anschlag auf US-Botschafter verwickelt. In: welt.de. 20. September 2012, abgerufen am 28. Dezember 2013.
  8. David D. Kirkpatrick: A Deadly Mix in Benghazi. In: The New York Times, 28. Dezember 2013.
  9. Feinstein rejects NYT on Benghazi. In: thehill.com. 14. Januar 2014, abgerufen am 26. Oktober 2016.
  10. kng/DPA: Nach Anschlag auf US-Konsulat in Libyen: Hillary Clinton gesteht Fehler in Bengasi ein. In: stern.de. 23. Januar 2013, abgerufen am 9. Februar 2015.
  11. https://archives-benghazi-republicans-oversight.house.gov/
  12. CNN (englisch)
  13. Huffington Post
  14. Politifact (englisch)
  15. Ronald Reagan's Benghazi (englisch)