Benutzer:AVA-Weinsberg/Roxane und Alexander
Das Gemälde Roxane und Alexander des niederländischen Malers und Kunsttheoretikers Gerard de Lairesse entstand 1687. Das in Öl auf Leinwand gearbeitete Bild zeigt Alexander den Großen und seine Frau Roxane umgeben von Amoretten. Das Bild gehört der Städtischen Kunstsammlung Bamberg und wird als Leihgabe in der Staatsgalerie in der Neuen Residenz Bamberg ausgestellt.
Schmückung der Roxane |
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Gerard de Lairesse, 1687 |
Öl auf Leinwand |
166 × 192 cm |
Staatsgalerie in der Neuen Residenz, Bamberg |
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das querrechteckige Gemälde bietet mit seinen fast zwei Meter länge auch anderthalb Meter Breite eine Einsicht in ein palastartiges, dunkles Gemach. In ihn thront unter einem Baldachin eine weiß gekleidete Frau, die als Roxane identifizeirt werden kann. Hinter ihr stejt ein geflügleter Knabe. Von der linken seite nähert sich ihr ein junger Mann in Rüstung- Alexander- der von geflügelten Putten eingerahmt ist. Eine weitere Person wird größtenteils von ihm verdeckt, die Roxane einen Szepter in den Arm legt.
Im Vordergrund zeigt das Bild eine, auf einem mit einem blau-gelb gemusterten Stoff ausgeschlagenen Thron sitzende, Frau. Ihr linker Fuß ist auf einen mit einem grünem Kissen ausgepolterten Schemel gestellt, während das rechte Bein ausgetreckt ist. Sie trägt antike Sandalen und ein weiß schimmerndes, fließendes Gewand, das in reichem Faltenwurf über ihren Schoß fällt und sowohl um die Taille, als auch um die Hüfte gegürtet ist. Das Oberteil mit Puffärmeln rutscht ihr über die linke Schilter und entblößt so ihr Dekollete. Ihre Haare werden durch ein ein goldenens, mit Perlen besetzes Stirnband zurückgehalten. Ihre linke Hand ruht auf ihrem Dekollete, während ihre rechte Hand ein Szepter umfasst, welches in ihrem Arm liegt. Ihr Kopf ist leicht dem Betrachter zugeneigt. Recht neben ihr steht eine Putte mit Flügeln und rotem, faltenreichen Stoff um die Hüften, die ihre Hände in dem Haar der vor ihr sitzenden Frau vergräbt. Ihr Blick ruht auf dem Szepter, welches eine nicht klar identifizierbare Person im Hintergrund der Frau in den Arm legt. Diese Person, von der nur der Torso zu sehen ist, ist in Profilansicht dargestellt und blickt zu der Frau auf. Gekleidet ist sie in einem dunklem Gewand mit Blüten im Haar. Vor hier leuchtet schwach eine kleine Flamme. Vor dieser Person steht ein, mit einem goldenen Brustpanzer und Waffenrock bekleideter Mann. Sein linkes Bein ist auf das Thronpodest aufgestellt, sein anderes auf dem Boden. In der rechten Hand hält er einen Stab während die linke Hand anbietend auf ein Pfeilbündel weist. Um den Hals hat er ein helles Tuch geknotet, seine welligen Haare werden von einem goldenen Band gehalten und er blickt zu der neben ihm sitzenden Frau. Um seine Hüften und seinen linken Arm ist zudem ein rotes, gebauschtes Tuch geschlungen, welches von einer hinter ihm schwebenden Putte gehalten wird. Diese Putte mit ausgebreiteten Flügeln blickt auf das Pfeilbündel, welches eine weitere schwebende Putte der Frau hochreicht. Auch diese Putte ist mit einem roten, mit Goldsternen bestickten Tuch bekleidet und dem Betrachter als Rückenfigur abgewendet.
Der Hintergrund wird von einem geschnitzen, mit einer blätterumrankten Muschel und weiteren Ornamneten verzierten Thron eingenommen, der auf der rechten Seite in eine ebenfalls hölzerne, mit Schnitzerein vezierte Säule, vor der ein Bogen samt Köcher und eine silberne Vase stehen, mündet. Um die Säule ist ein dunkelgrünes Tuch geschlungen, welches sich über dem Thron in einem weiteren dunkelgrünen Tuch fortsetzt und so die Szenerie umrahmt. Auf der linken Seite it zudem eine hell getünchte, verschnitzte Vertäfelung zu sehen.
Material, Technik und Erhalt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Theoretischer Aufbau (Groet Schilderboek), Analyse von Licht, etc.
maße
Versionen & Bezeichnungsschwierigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Versionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gerard de Lairesse führt das Bildthema von Alexander und seiner Hochzeit mit Roxane mehrfach aus.
Die erste bekannte Version des Themas entstand 1664 und zeigt Alexander, der in Begleitung eines Knaben das Schlafzimmer der Roxane betritt, die ihn auf dem Bett sitzend erwartet. Im Hintergrund ist eine antikisierte Palastarchitektur zu sehen, vor der Putten in jeweiliger Interaktion mit einander sind. Sie ist heute in Kopenhagen ausgestellt. Deutlich wird bei dieser Version des Gemäldes eine mögliche Bezugnahme in Komposition und Darstellung auf das Fresko Die Hochzeit von Alexander und Roxane von 1517 des italienischen Renaissance-Malers Giovanni Antonio Bazzi, genannt Il Sodoma, in der Villa Farnesina. Eine weiter Version neben der sich in Bamberg befindenden von 1687 wurde, nach dem Kunsthistoriker Anton Pigler, 1921 bei H. Helbing in München versteigert[1]. Darüberhinaus gibt es noch eine Röthelvorzeichnung zu dem Gemälde von 1687, die sich heute in der Graphischen Sammlung des Albertina in Wien befindet[2]
Bezeichnungsschwierigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Hochzeit von Alexander und Roxane |
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Gerard de Lairesse, 1664 |
Öl auf Leinwand |
77 × 88 cm |
Statens Museum for Kunst, Kopenhagen |
Neben den genannten Versionen gibt es auch zu dem Titel des Werkes in Bamberg einige Unklarheiten. Der genaue Titel ist nicht bekannt, de Lairesse spricht in seinem Groot Schilderboek (1707) nur von dem Thema „des Alexanders und der Roxane“[3]. Die Hinweistafel in der Staatsgalerie bezeichnet das Gemälde als Schmückung der Roxane; im von der Bayerischen Gemäldesammlung herausgegebene Begleitkatalog zur Barocksammlung wird das Bild jedoch unter der Bezeichnung Entkleidung der Roxane geführt[4]. Der Lairesse-Experte Alain Roy listet das Bild in seiner Werksmonografie über Gerard de Lairesse als Les Noces d‘Alexandre et de Roxane (dt. Die Hochzeit des Alexanders und der Roxane)[3].
Ikonografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Chronisten Plutarch und Quintius Curcius Rufus berichten beide in ihren Alexander-Epen von der Begegnung mit Roxane:
Alexander nahm auf dem Feldzug gegen die aufständischen Sogdianer (im heutigen Usbekistan) die Tochter des Rebellenführes Oxyartes, Roxane, gefangen. Von ihrer Schönheit bezaubert, heiratete er Roxane nach der Niederlage ihres Vaters. Diese aus politischen Kalkül zur Friedensicherung getätigte Hochzeit wird nach Quintius Curtius Rufus zum Symbol der Vereinigung von Orient und Occident und wird als Sinnbild der Liebesheirat häufig gebraucht.[5]
Während in der ersten Version von 1664 noch deutliche Bezüge zu der Version von Il Sodoma herrschen, so weicht Lairesse in der Ausführung von 1687 deutlich von der bisher verwendeten Bildsprache ab. Die Szenerie ist ungleich intimer, der Betrachter optisch viel näher an den Figuren. Auch ist die Hierarchie in diesem Gemälde eine andere: Roxane- obwohl die Prinzessin des gerade unterworfenen Volkes- ist höher positioniert als Alexander, der auf der linken Bildseite zwischen Schatten und Umhang beinahe zu verschwinden scheint. Auch ist das Militärische in diesem Bild weitaus präsenter als noch in der Version von 1664, während der Aspekt der (Liebes-)Heirat in den Hintergrund tritt. Denn die dem Betrachter den rückenzudrehende Amorette hält ein Pfeilbündel in der Hand, auch ist ein Bogen samt Köcher in der rechten unteren Ecke zu sehen. Zudem ist Alexander selbst noch in Rüstung und nicht wie sonst in ziviler Kleidung. Die Person hinter Alexander, von.. als Hochzeitsgott Hymenäus ausgewiesen verschwindet fast im Schatten von Alexander, allerdings ist durch den Hell-Dunkel-Kontrast klar seine Hand ausgeleuchtet, die ein Szepter in Roxanes Arm legt. Auch weißt hier nur noch der silber stilisierte Krug in der rechten unteren Ecke auf das traditionelle Brautbad hin, während in de Version von 1664 noch ein Waschkessel dargestellt wurde Die Figur der Roxane selbst weißt nicht die schamhafte Unterwürfigkeit auf, die normalerweise die Beziehung zwischen ihr und Alexander kennzeichnet und die auch noch in der Version von 1664 angedeutet ist. Roxane thront über dem Bildgeschehen, durch den Lichteinfall und das helle Inkarnat beinahe leuchtend. Auch ist sie im Vergleich mehr bedekt, was ebenfalls für die neue Bildaussage spricht, die de Lairesse hier ausdrücken möchte.
Im Allgemeinen lässt sich die Szenerie ohne das Wissen um den historischen Hintergrund nicht als Hochzeitsnacht identifizieren. IN ihrer deutlichen Abweichung der sint üblichen Bildsprache für die Darstellung von Alexander und Roxane wird hier der Fokus von einer politischen Verbindung mit Alexander in der hierarchisch höheren Position auf eine eindeutig höhere Stellung der Roxane gelegt.
Provenienz (Auch Auftraggeber/Funktion)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Laut des Kunsthistorikers Alain Roy, der den Künstler selbst zitiert, war das Bild eine Auftragsarbeit für die Familie Witsen[3] und sollte dort wohl als Kaminbild in einiger Höhe angebacht werden, worauf die leichte Untersicht des Gemäldes schließen lässt[4]. Es lässt sich jedoch kein Mitglied der Familie Witsen unmittelbar als Auftraggeber zuordnen. Der österreichische Kunsthistoriker Theodor von Frimmel wiederum verweist auf Jean- Baptiste Descamps, der das Gemälde der Sammlung des Geschlechts Half-Wassenaar (Half-Wassenaer) zuordnet.[6]
1838 schenkte der Bamberger Domvater Josef Hemmerlein das Bild zusammen mit seiner gesamten Sammlung der Stadt Bamberg, die es unter dem Namen „Städtische Hemmerlein‘sche Gemälde-Gallerie“[7] ausstellte. Diese Ausstellung wurde unter dem Titel „Städtische Kunst- und Gemälde-Sammlung“ ab 1843 in einem umgebauten Flügel des Klosters Michaelsberg gezeigt[8] und zog schließlich 1933/36 in den linken Flügel der Neuen Residenz Bamberg um. 1976[9] erwarb die Bayerische Staatsgemäldesammlung das Bild als Leihgabe von der Städtischen Kunstsammlung Bamberg und stellt es seither in ihrer Zweigstelle, der Staatsgalerie in der Neuen Residenz Bamberg, aus.
Abbildungsnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Anton Pigler: Barockthemen: Eine Auswahl von Verzeichnissen zur Ikonografie des 17. und 18. Jahrhunderts. 2. Auflage. Band 2. Akademiai Kiado, Budapest 1974, S. 361.
- Alain Roy: Gerrad de Lairesse. Arthena, Paris 1992, S. 338 f.
- Sabine Poeschel: Handbuch der Ikonografie. 5. Auflage. Philipp von Zabern, Darmstadt 2014, S. 363 ff.
- Gustav Parthey: 2. L-Z, nebst Nachträgern, einem Nachweis der Quellen, einem Verzeichnisse der benannten Kopien und einem Register der Bildnisse. In: Deutscher Bildersaal. Verzeichnis der in Deutschland vorhandenen Ölbilder verstorbener Meister aller Schulen, in alphabetischer Folge zusammengestellt. Nr. 2. Nicolai, Berlin 1864.
- Gustav Friedrich Waagen: Kunstwerke und Künstler im Erzgebirge und Franken. In: Kunstwerke und Künstler in Deutschland. Band 1. Brockhaus, Leipzig 1843, S. 113.
Webnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Inventarnummer: L 1588
Inventarnummer der Museen der Stadt Bamberg: 140
- ↑ Anton Pigler: Barockthemen. Eine Auswahl von Verzeichnissen zur Ikonografie des 17. und 18. Jahrhunderts. 2. Auflage. Band 2. Akadémiai Kiadó, Budapest 1974, S. 361.
- ↑ . Abgerufen am 10. Dezember 2024.
- ↑ a b c Alain Roy: Gerard de Lairesse. Paris 1992, S. 338 f.
- ↑ a b Andreas Plackinger, Martin Schawe (Hrsg.): Barockmalerei: Staatsgalerie in der Neuen Residenz. Deutscher Kunstverlag GmbH Berlin München, Berlin 2017, S. 102 f.
- ↑ Sabine Poeschel: Handbuch der Ikonografie. 5. Auflage. Philipp von Zabern, Darmstadt 2014, S. 363 ff.
- ↑ Theodor von Frimmel: Kleine Galeriestudien 1, 1/2. Einleitung, die Gräflich Schönbor´sche Sammlung auf Schloss Weissenstein bei Pommersfeld, Gemäldesammlungen in Bamberg, die Galerie zu Wiesbaden, die Gräflich Nostitz´sche Sammlung in Prag, Galerien in Pest, wie die alten Gemälde wandern. Nr. 7. Buchner, Bamberg 1892, S. 88.
- ↑ Gustav Parthey: Deutscher Bildersaal. Verzeichnis der in Deutschland vorhandenen Ölbilder verstorbener Maler aller Schulen; in alphabetischer Folge zusammengestellt. 2, L-Z; nebst Nachträgern, einem Nachweis der Quellen, einem Verzeichnisse der benannten Kopien und einem Register der Bildnisse. Nr. 2. Nicolai, Berlin 1864.
- ↑ a b Gustav Friedrich Waagen: Kunstwerke und Künstler im Erzgebirge und Franken. In: Kunstwerke und Künstler in Deutschland. Band, Nr. 1. Brockhaus, Leipzig 1843, S. 113.
- ↑ a b Gerard de Lairesse (1641-1711) Schmückung der Roxane, 1687. Abgerufen am 29. November 2024.