Benutzer:AlexanderRahm/Evangelium des schmutzigen Benutzers

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Es besteht die Möglichkeit, dass manche Leser mit diesem Text nichts anzufangen wissen, wobei zuvor geklärt werden müsste, ob es diese Möglichkeit überhaupt gibt. Möglicherweise ist es unmöglich, dass es Leser gibt, die mit diesem Text nichts anzufangen wissen.


Elfter Tag

Raucherhusten ist vernehmbar. Jemand klopft an eine Glastür, ein anderer würfelt lautstark hinter verschlossener Tür. Ebenfalls hinter verschlossener Tür hört jemand Radio. Ein Windgeräusch ist vernehmbar. Mein rechtes Auge tränt, eine Person geht an mir vorbei und öffnet eine Tür.

Die Tür des Aufenthaltsraumes wird geöffnet. Jemand geht hinaus an mir vorbei. Jemand anderes geht quietschenden Schrittes an mir vorbei. Die Quietschschuhe sind so genannte Flip-Flops. Eine andere Person geht nur mit Strümpfen bekleidet an mir vorbei. Zwei Personen – jeweils mit einem roten T-Shirt bekleidet – gehen an mir vorbei, von links nach rechts, einer von den beiden zieht einen so genannten Trolley hinter sich her. Im Aufenthaltsraum, der sich zur linken Hand befindet, unterhalten sich einige Personen. Jemand sagt, dass er das Raucherzimmer zeigen wolle. Sie gehen von links nach rechts und um die Ecke ins Raucherzimmer.

Leute hocken da und spielen ein Kartenpiel. Der Fernseher läuft im Hintergrund. Links neben mir steht ein Tischfußballspiel, vor mir auf dem Tisch liegt ein halbfertiges Puzzle, ich selbst sitze auf einem dunkelblauen Sofa. Es ist Abend, die Tage werden kürzer. Vier Lampen gibt es im Raum, sie hängen von der Decke herab. In weniger als einer halben Stunde sind die Medikamente einzunehmen. Ziemlich bald danach ist man so müde, dass man relativ früh ins Bett geht, in der Regel schon vor 21:00 Uhr. Rechts neben mir befinden sich drei Fenster. Hinter den Fenstern stehen Bäume. Die Sonne ist dabei zu verschwinden, weswegen es draußen auch nicht mehr so hell ist. Ich selber habe mir gerade eben die Brille abgesetzt, um mein rechtes Auge zu reiben. Die Krankenschwester betritt wieder den Raum, der Patient neben mir hat gerade ein hicksendes Geräusch von sich gegeben. Nun wird ebenderselbe Patient gefragt, ob er wisse, wie es geht. Gemeint sind die Spielregeln des Kartenspiels. Nun hockt zu meiner Linken ein anderer Patient, der gerade Obst isst. Drei von den vier Lampen bestehen jeweils aus drei konzentrischen Kreisschalen. Sowohl die Sofas als auch die Stühle haben Holzlehnen. Der Fußboden hat, obwohl er täglich geputzt wird, Flecken. Die Heizkörper sind alt. Im Fernsehen läuft gerade eben Werbung. Ich selber hocke mit meinem Notebook auf dem Schoß auf dem Sofa und tippe diesen Text ein. Die Krankenschwester meint, dass sie schon mal anfangen sollen. Gemeint sind die Patienten, die mit dem Kartenspiel anfangen sollen. Planmäßig wird das Kartenspiel begonnen. Ein Kartenspieler schaut beiläufig Fernsehen. Eine Patientin erzeugt mit ihren auf den Boden rutschenden Schlappen ein schleifendes Geräusch, das am ehesten weißem Rauschen ähnelt. Die Krankenschwester sagt etwas über den Spielverlauf.


Zwölfter Tag

Es ist 08:00 Uhr. In meinem Patientenzimmer ist es recht still. Es sind nur die klappernden Absatzgeräusche meines Zimmergenossen außerhalb des Zimmers auf dem langen Flur vernehmbar. Von rechts dringt leiser Verkehrslärm in mein Zimmer ein.

Es ist 10:51 Uhr. Draußen ist es stark bewölkt, einige Vögel geben Töne von sich, vermutlich Tauben und Elstern, vielleicht auch Raben. Es geht ein leichter Wind. Momentan keine große Geräuschkulisse auf Station 1/1. Draußen klappert etwas. Der Mann mit den Absätzen ist wieder an der Tür des Zimmers 115 vorbeigegangen. Er geht recht langsam. Verkehrslärm aus der Ferne. In der Zimmerecke bei der Tür steht ein Abfalleimer, in dem ich heute schon etwas hineingeschmissen habe. Der Drogenabhängige läuft pfeifend an mein Zimmer vorbei, kurz davor hat er gehustet. Zwei Frauen reden miteinander, die eine ist vermutlich Ausländerin. Das kurze Gespräch ist beendet worden. Ich sitze an einem Tisch mit einer weißen Tischoberfläche. Um den Tisch herum stehen drei Stühle, die aus Holz bestehen und ein braunes Polster haben. An einer Seite steht der Tisch an der Wand mit den zwei Fenstern. Der Tisch steht im Dunklen zwischen den zwei Fenstern. Draußen geht ein Wind. Die Kirchturmuhr läutet 11 Uhr. Der Mann mit den Absätzen ist in mein Zimmer hineingekommen, die Zimmertür hat er aufgelassen, es zieht durch. Er hat sich, dem Geräusch nach zu schließen, wahrscheinlich die Haare gekämmt.

Der Mitbewohner des Patientenzimmers 115 liegt in seinem Bett und schläft. Draußen scheint die Sonne. An der mir gegenüber liegenden Tischkante bildet das reflektierende Sonnenlicht einen Schatten des Fensterrahmens ab. Direkt vor mir neben meinem Computer steht eine durchsichtige, blaue Mineralwasserflasche, links neben mir steht eine Kaffeetasse, die noch zu einem Drittel mit Instandkaffee gefüllt ist. Die Tasse ist aus Plastik und von einer kalten dunkelgrünen Farbe. In der Tasse steht ein Kaffeelöffel. Es ist 12:22 Uhr. Mein Bettnachbar hat sich ein wenig in seinem Bett bewegt. Aus dem offenen Fenster dringen Stimmen von mir unbekannten Personen ein. Im Flur ist das Niesgeräusch einer weiblichen Mitpatientin zu vernehmen. Die Wasserflasche steht noch ungeöffnet auf dem Tisch. Unten im Garten beginnen zwei Personen ein Tischtennisspiel. Nach dem oft unterbrochenen gemächlichen Klappern des Tischtennisballs ist zu schließen, dass Amateure miteinander spielen, die nicht in der Lage sind, den Ball zu treffen. Ein Vogel gibt einen Laut von sich.

Die Mineralwasserflasche, die auf dem Tisch, der sich in Zimmer 115 befindet, steht, ist geöffnet worden. Rechts neben dem Computer liegt die Verpackung von vier von mir gegessenen Schokoladenstücken. Ich habe den Geschmack von Schokolade in meinem Mund. Der polytoxikomane Mitpatient hat mich vor einer Weile zu einem Schachspiel aufgefordert. Ich bin seiner Forderung nicht nachgekommen. Vor kurzem habe ich mir zwei Strümpfe angezogen. Vor einer etwas größeren Weile habe ich mich geduscht. Ebenfalls vor kurzem habe ich mir mein grün gestreiftes Hemd zugeknöpft. Draußen scheint die Sonne und weht ein Wind.

Draußen weht ein Wind, unten im Garten unterhalten sich Leute. Mein Zimmergenosse hat sich schon wieder hingelegt, um zu schlafen – und das schon um 17:45 Uhr. Der Drogenabhängige brüllt im Gang herum. Eine türkische Patientin redet vor sich her, vermutlich telefoniert sie. Rechts neben mir steht eine dunkelgrüne Tasse. Nordöstlich von meinem Computer steht ein Grapefruitsaft im Tetrapack und eine blaue Plastikflasche, die mit Mineralwasser gefüllt ist. Diese Flasche ist mittlerweile schon zu fünfzig Prozent getrunken worden. Irgendetwas macht draußen Krach. Eine Taube gurrt vor sich hin. Die Tippgeräusche des Notebooks sind verhältnismäßig leise. Wieder dieser Krach, der sich wie ein heftiges Vogelflattern anhört. Das Bett, das nordöstlich vom Tisch in einer Zimmerecke steht, ist mit einem weißen Bettlaken zugedeckt.


Dreizehnter Tag

05:15 Uhr. Draußen dämmert es. Im Zimmer sind die Schlafgeräusche von meinen zwei Zimmergenossen zu vernehmen. Das Zimmer ist in diesem Dämmerlicht weitestgehend farblos. Ein Vogel pfeift. Auf der Verpackung des Grapefruitsafts, die auf dem Tisch rechts neben dem Computer steht, kann man im Licht der Hintergrundbeleuchtung des Computerdisplays die Worte „Durst Löscher“ entziffern, wobei das Wort Durst über dem Wort Löscher steht. Das Zudrehen des Drehverschlusses des Grapefruitsafttetrapacks hat gerade eben ein Geräusch erzeugt. Das Abstellen der eigentlich dunkelgrünen Plastiktasse, die in der Dämmerung eine schwarze Farbe hat, hat ebenfalls ein Geräusch erzeugt. Auf dem Fußboden liegen zwei Schlappen vor dem Bett, das sich nordwestlich vom Tisch befindet.

Auf dem Tisch hinter dem Notebook steht eine Plastikflasche und eine Plastiktasse. Eine Taube gurrt. Ein(ige) Vo(e)gel pieps(t/en) hin und wieder einmal. Die Sonnenstrahlen reflektieren wieder einmal auf dem Tisch mit seiner weißen Oberfläche. Sie reflektieren im Übrigen im ganzen Raum. Am hellsten ist es jedoch an der Nordseite des Tisches. Eine Semmel liegt auf dem Nachtkästchen desjenigen Mitpatienten, der mir gegenüber liegt.

Darmwinde befinden sich in meinem Bauch. Ein Geschmack ist in meinem Mund und Rotz in meiner Nase. Speichel läuft den Rachen hinunter samt den Rotz und wird vermutlich von der Speiseröhre aufgenommen, die dann das alles an den Magen weiterleitet. Man kann auf Zimmer 115 hören, dass draußen ein Kraftfahrzeug fährt. Die Kirchturmuhr schlägt vier Mal hell und zwölf Mal dunkel. In meinem Enddarm befinden sich Methangase, die ich aber nicht abgelassen habe, weil ich mich in einer zivilisierten Umgebung aufhalte. Ich bin nämlich Patient auf der Station 1/1 eines nicht näher zu bezeichnenden Bezirkskrankenhauses in Mittelfranken.


Siehe auch: Psychopathographie Adolf Hitlers, ein psychisch Kranker, der wie die Made im Speck des gesunden Volkskörpers steckte. Brauchen wir ein Speckheim für solche Leute?