Benutzer:An-d/Frida Hansen
Frida Hansen (* 8. März 1855 in Stavanger, Norwegen; † 9. Mai 2021 in Oslo, Norwegen[1] war eine norwegische Textilkünstlerin und Designerin.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jugend, Heirat und wirtschaftlicher Niedergang der Familie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Frida Hansen wurde in Hetland (seit 1965 Teil der Kommune Stavanger) geboren. Ihre Eltern waren der Großhändler und Reeder Peter Sickerius Petersen und Mathilde Helliesen. In ihrer Jugend wollte sie Malerin werden und nahm Unterricht bei Kitty Kielland und dem Marinemaler Johan Bennetter.[2] Die Familie war vermögend und ermöglichte ihr Studienreisen, zum Beispiel nach Paris.[3] Die Ambitionen gab die damals 18-jährige nach der Hochzeit (1873) mit dem Kaufmann Wilhelm Severin Hansen auf. Nach dem Tod ihres Vaters im Jahr 1875 zog die Familie nach Hillevåg in das Køhlerhuset in Stavanger, wo Frida Hansen drei Kinder, zwei Töchter und einen Sohn, bekam und sich um das Haus und die Planung des Gartens kümmerte. Während der großen Depression brachen die Geschäfte ihres Mannes 1882 zusammen und das Unternehmen ging in den Konkurs.[4] Die Familie verlor ihr Zuhause und ihr Ehemann musste im Ausland Arbeit suchen. Zwei ihrer Kinder starben in dieser Zeit.
Neuanfang mit eigenem Geschäft und Studium der norwegischen Webtradition
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, eröffnete Frida Hansen ein Stickereigeschäft. Ein ihr zur Reparatur gebrachter Wandteppich weckte ihr Interesse an den traditionell gewebten Textilien und den lokalen Mustern.[5] Sie beschäftigte sich mit der Bildwirkerei, erforschte die Techniken und suchte schließlich jemanden, der ihr die traditionelle Webtechnik beibringen konnte. Dafür fand sie 1889 Kjerstina Hauglum aus Lærdal.[6] Neben der Webtechnik erarbeitete sie sich auch Kenntnisse in der auf Pflanzen basierenden Färbung des Wollgarns und gründete 1889 in Stavanger Norwegens erste Naturfärberei. Ihr erster Wandteppich “Birkebeinerne förder den jungen Haakon Hakonsson paa Skii over Fjeldet“ entstand 1888/89 nach einem Motiv von Knud Bergslien.[7] Diesen Teppich und einige Vorhänge stellte sie 1890 bei einer Husflidenausstellung in Kristiania aus und bekam dafür positive Kritik.
eigenes Atelier und Entwicklung ihres eigenen Stils
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1890 gründete sie in ihrer Heimatstadt das Webatelier „Fru Frida Hansens Atelier for haandvævde norske Tepper“ (Frau Frida Hansens Atelier für handgewebte norwegische Teppiche). 1892 zog sie nach Kristiania und richtete dort die Webschule „Atelier for national Tæppevævning“ in Tullinløkka ein. 1893 eröffnete sie auch eine Färberei für Garne. Eine mit dem norwegischen Kunsthandwerksverband abgeschlossene Kooperationsvereinbarung wurde nach mehreren Konflikten, unter anderem zum Urheberrecht, 1894 wieder beendet. Für die Teilnahme der 1884 gegründeten Norsk Kvinnesaksforening fertigte Fridas Hansen anlässlich der Weltausstellung in Chicago 1893 den Wandteppich „Løvetann“ (Löwenzahn).[8] Das Werk nutzt die Metapher des Löwenzahns für die Darstellung des immerwährende Werdens und Vergehens und der Widerstandskraft dieser Pflanze (stellvertretend für Frauen) gegen alle Widrigkeiten. Ein Teil des eingewebten Textes ist ein Zitat aus dem Werk von Henrik Wergeland:"Naar marken ligger mørk og ry med et af løvetand den trædes den urt som gror jo mer den spredes" (Wenn der Boden dunkel liegt und schwelt von Löwenzahn. Es breitet sich das Kraut aus, das wächst, je mehr es zertreten wird.)[9] Ein Großauftrag der Familie Butenschøn für das Gut Søndre Skøyen (Olav Liljekrans Zyklus) schaffte den finanziellen Spielraum für eine Studienreise.[10] Diese führte Frida Hansen 1895 zunächst nach Köln, wo sie an einer öffentlichen Zeichenschule lernte und später nach Paris, wo sie den Symbolismus und die aufkommenden Jugendstilbewegung beobachtete. Die starken Stilisierungen und dekorativen Vereinfachungen dieser Strömungen geben entscheidende Impulse für ihr weiteres Werk nach der Rückkehr nach Norwegen. 1897 gründete sie mit Frauenrechtsaktivistin Randi Blehr die „Norsk Aaklæde- og Billedtæppe-Væveri“ (Norwegische Weberei für Tagesdecken und Wandteppiche), die ab 1899 unter dem Namen „Det norske Billedvæveri A/S“ (DNB) firmierte und von Frida Hansen als Geschäftsführerin geleitet wurde. Am 2. November des gleichen Jahres erhielt Frida Hansen das Patent auf die von ihr neuentwickelte transparente Webtechnik, bei der sie zwischen dichten und durchscheinenden Teilen im Gewebe wechselte. Diese dekorative Technik bei der in einzelnen Bereichen nur die Kettfäden und keine Schussfäden sichtbar waren, konnte für Raumteiler und Vorhänge verwendet werden.[11]
Melkeveien und der internationale Durchbruch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine landesweite Ausstellung in Bergen wurde für Frida Hansen ein wichtiger Erfolg. Es wurden 26 ihrer Werke ausgestellt, unter anderem auch ihr Wandteppich "Melkeveien" (Milchstraße), der als ihr bedeutendstes Werk und eines der Hauptwerke des Jugendstils angesehen wird.[12] Der Teppich zeigt sechs junge Frauen, die gemeinsam mit ihren erhobenen rechten Armen einen mit Sternen besetzten Schleier tragen und dabei über den Nachthimmel schweben. Der Hintergrund ist dunkelblau. Auf dem schmalen oberen goldenen Rand steht „⚹ NABV 1898“ , ein Verweis auf ihre Weberei und das Herstellungsdatum. Der breitere goldfarbene Rand unten trägt die hebräische Inschrift: "וְהָי֤וּ לִמְאוֹרֹת֙ בִּרְקִ֣יעַ הַשָּׁמַ֔יִם לְהָאִ֖יר עַל־הָאָ֑רֶץ וַֽיְהִי־כֵֽן" (Sie sollen Lichter am Himmelsgewölbe sein, um über die Erde hin zu leuchten. Und so geschah es.)[13], ein Bezug auf das Buch Genesis 1.15, und die Schöpfung der Welt. In hellblau ist unten rechts auf dunklem Grund die Signatur „Frida Hansen“ eingewebt. An der Pariser Weltausstellung von 1900 beteiligte sich Frida Hansen mit den Wandteppichen „Salomes dans“ (Salomes Tanz, heute im Museum Bellerive in Zürich), „De fem kloge og de fem daarlige Jomfruer“ (Die fünf weisen und die fünf törichten Jungfrauen, verloren) und weiteren Ausstellungsstücken. Die Weberei DNB erhielt dort eine Goldmedaille für ihre gesamte Ausstellung und Frida Hansen für ihren künstlerischen Beitrag. Darüber hinaus wurde sie vom französischen Staat zum Offizier des Ordre des Palmes Académiques ernannt.[14] Während der Weltausstellung erwarb das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe den Teppich „Melkeveien“. In den Jahren nach der Pariser Ausstellung wurden Frida Hansen und die DNB zu großen Jugendstilausstellungen in Brüssel, Turin und Krefeld eingeladen. DNB fertigte unter der Leitung von Frida Hansen auch Teppiche für andere Künstler. So entstanden dort nach den Entwürfen von Gerhard Munthe die beiden Reichsteppiche (Riksteppene), die die Reise König Sigurds nach Jerusalem) und Konstantinopel thematisierten.[15] 1904 ließ sich Frida Hansen nach einem Entwurf der Architektin Lilla Hansen das „Bestumhus“ in der heutigen Tingstuveien 23 (Oslo) (59° 55′ 19,5″ N, 10° 40′ 24,7″ O ) errichten. In den folgenden Jahren realisierte sie eine Reihe von Wandteppichen, unter anderem „I Rosenhaven“ (Im Rosengarten, 1904, heute Drammen Museum) und „Semper Vadentes“ (Immer voran, 1905, heute im Stavanger Art Museum). Semper Vadentes gilt als eines ihrer Hauptwerke. In einem Interview 1907 beschreib Frida Hansen das Motiv als „ruhelose Wandern des Menschen hin zum Ozean der Ewigkeit, der in der Ferne schimmert“. Die abgebildeten vier voranschreitenden Frauen tragen jeweils symbolische Gegenstände, stellvertretend für unterschiedliche Lebensziele. Die Positionierung der Frauen entspricht nach der Interpretation der Biografin Anniken Thue dabei vermutlich der Bedeutung der Attribute für die Künstlerin und macht den Teppich damit zu einer Art Selbstportrait. Die beiden unteren Frauen tragen eine Perlenkette, symbolisch für Eitelkeit und einen Geldbeutel, der für materielles Interesse steht. Die Frau in der Mitte des Teppichs trägt eine Kerze, stellvertretend für die Liebe. De Frau in der höchsten Position, gleichzeitig aber auch hinter den anderen Frauen, trägt einen Strauß Veilchen als Symbol für die Kunst.[16][17] Der Teppich wurde 1906 in Paris ausgestellt und Frida Hansen wurde als assoziierten Mitglied in die Société nationale des beaux-arts berufen. Weitere Werke entstanden in den Folgejahren. 1914 nahm sie an der Ausstellung anlässlich des 100. Jahrestags der norwegischen Verfassung auf dem Gelände des Frognerpark teil. Beiträge von ihr waren der Teppich „Danaidernes kar“ (1914, Das Gefäß der Danaiden, heute Stavanger Kunstmuseum) und „Sommernattsdrøm“ (1914, Sommernachtstaum, heute Nasjonalmuseet in Oslo). 1915 erhielt Frida Hansen die Verdienstmedaille des Königs in Gold[18] In den Folgejahren wandelte sich der Zeitgeschmack und der Jugendstil wurde neuen Stilrichtungen verdrängt. Hansen fertigte weniger ihrer großen Wandteppiche an. Von 1926 bis ihrem Tod 1931 arbeitete sie an ihrem letzten großen Werk, dem „Olavsteppet“ (Olafsteppich, heute Stavanger Kunstmuseum), dessen Fertigstellung ihre Tochter Signe Djurhuus Levy übernahm.[19] Nach ihrem Tod in Oslo wurde sie auf dem dortigen Ullern-Friedhof beigesetzt. Nach ihrem Tod geriet Frida Hansen in Norwegen nahezu in Vergessenheit. Ihre großen Werke waren zu großen Teilen im Ausland ausgestellt. In ihrer Heimat wurde sie erst 1973 mit der Ausstellung „Frida Hansen-europeeren i norsk vevkunst“ (Frida Hansen - die Europäerin in der norwegischen Webereikunst) im Kunstindustrimuseet in Oslo „wiederentdeckt“ und später als bedeutende Person der norwegischen Kunstgeschichte anerkannt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Anniken Thue: „Frida Hansen - En Europeer I Norsk Tekstilkunst Omkring 1900“, Universitetsforlaget Oslo, 1986 ISBN 978-8-2906-4606-1
- Anniken Thue: „Frida Hansen (1855-1931) europeeren i norsk vevkunst“, Kunstindustrimuseet, Oslo, 1973
- Hanne Beate Ueland: „Frida Hansen art nouveau i full blomst“, Stavanger Kunstmuseum, Stavanger, 2015 ISBN 978-8-2900-5486-6
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Frida Hansen: A leading star in European textile art. Abgerufen am 29. November 2024 (englisch).
- ↑ erlingjensen.net: Frida Hansen, abgerufen am 1. Dezember 2024
- ↑ fridahansen.no: Frida Hansen, abgerufen am 1. Dezember 2024
- ↑ byhistoriskforening.org: Køhlerhuset, abgerufen am 1. Dezember 2024
- ↑ nasjonalmuseet.no: Frida Hansen, abgerufen am 1. Dezember 2024
- ↑ robbielafleur.com: „When Frida Hansen Sought a Tapestry Teacher“, vom 18. November 2018, abgerufen am 1. Dezember 2024
- ↑ norwegiantextileletter.com: „Norwegian Tapestry: Historical Weaving Treasures and National Romantic Impulses“, mit Foto des Wandteppichs “Birkebeinerne“, Oktober 2024, abgerufen am 1. Dezember 2024
- ↑ digitaltmuseum.no: „Løvetand (Billedvev“), abgerufen am 1. Dezember 2024
- ↑ Adine Ødegård Lexow: „Mellom blomster og blader: Masterarbeit von Hva Frida Hansen vevde inn i sine transparente portierer“ („Zwischen Blumen und Blättern: Was Frida Hansen in ihre transparenten Porträts einwebt“, Oslo 2022; abgerufen am 1. Dezember 2024
- ↑ Norsk Biografisk Leksikon: Frida Hansen, abgerufen am 1. Dezember 2024
- ↑ robbielafleur.com: „Frida Hansen Transparency Technique–Research in Pixels and Yarn“ vom 17. November 2022, abgerufen am 2. Dezember 2022
- ↑ nkl.snl.no (Große norwegische Enzyklopädie): Frida Hansen, abgerufen am 2. Dezember 2024
- ↑ die-bibel.de: Übersetzung Genesis, abgerufen am 3. Dezember 2024
- ↑ nkl.snl.no (Große norwegische Enzyklopädie): Frida Hansen, abgerufen am 2. Dezember 2024
- ↑ [ https://www.kongehuset.no/artikkel.html?tid=128609&sek=26987 kongehuset.no: Riksteppene], abgerufen am 9. Dezember 2024
- ↑ Norwegische biografische Enzyklopädie: „Frida Hansen“ Interpretation von „I Rosenhaven“, abgerufen am 8. Dezember 2024
- ↑ robbielafleur.com: „A Centerpiece of the Stavanger Art Museum Frida Hansen Collection“ , vom 18. Mai 2019, abgerufen am 8. Dezember 2024
- ↑ kongehuset.no: „Tildelinger av ordener og medaljer“, abgerufen am 8. Dezember 2024 (Verleihung von Orden und Medaillen durch das norwegische Königshaus)
- ↑ nb.no: Arbeiderbladet vom 9. März 1934 Seite 10 „Fire malerinner hos Blomqvist“, abgerufen am 10. Dezember 2024
Kategorie:Textilkünstler (Norwegen)
Kategorie:Geboren 1855
Kategorie:Person (Stavanger)
Kategorie:Gestorben 1931
Kategorie:Frau
Personendaten | |
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NAME | Hansen, Frida |
ALTERNATIVNAMEN | Hansen-Pedersen, Frida; Hansen, Frederikke Bolette |
KURZBESCHREIBUNG | norwegische Textildesignerin |
GEBURTSDATUM | 8. März 1855 |
GEBURTSORT | Stavanger |
STERBEDATUM | 12. März 1931 |
STERBEORT | Oslo |