Benutzer:AndySchneider71/Hinterleitner
Oskar Hinterleitner (* 10. November 1891 in Gmunden; † 1978) war ein österreichischer Wirtschaftsfunktionär und NSDAP-Gauwirtschaftsberater im Gau Oberösterreich sowie Präsident der Industrie- und Handelskammer Linz.
Leben und Funktionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach der Volksschule erlernte Hinterleitner das Hafnerhandwerk und besuchte sechs Semester einer Fachschule für Keramik. Nach einer Praxis im In- und Ausland wurde er Geschäftsführer der Ersten Linzer Tonöfenfabrik Schadler wo er auch Teilhaber wurde. Von 1915 bis 1918 diente er im Inf. Regiment 84 und wurde mehrmals ausgezeichnet. Bereits um 1930 betätigte sich Hinterleitner für die NSDAP und trat im Mai 1933 in die Partei ein. Nach dem Verbot der NSDAP im Juni 1933 war er illegal für die Partei tätig so unter anderem als Leiter der Nationalsozialistischen Handwerks-, Handels- und Gewerbeorganisationen (NS-HAGO) und war deswegen mehrfach inhaftiert.
Mit dem „Anschluss“ Österreichs wurde er als Gewerbereferent in die Landesregierung von Oberösterreich unter der Leitung von August Eigruber berufen und übernahm in der 1939 eingerichteten Landeshauptmannschaft das Ressort „Landwirtschaft, Siedlung und Umlegung, Wirtschaft und Arbeit“. Zudem wurde er im August 1938 zum NSDAP-Gauwirtschaftsberater für den Gau Oberösterreich ernannt und war zudem von 1938 bis 1944 in Personalunion Präsident der Industrie- und Handelskammer und der Wirtschaftskammer Linz. Ebenfalls 1938 trat Hinterleitner der SS bei, in der er Obersturmbannführer wurde.
Weitere Funktionen, die Hinterleitner übernommen hatte, waren die Mitgliedschaft im Verwaltungsausschuß und Vorstand der Allgemeinen Sparkasse Linz, des Direktionsrates der Oberösterreichischen Landes-Brandschaden-Versicherungsanstalt und des Aufsichtsrates der Zellwolle Lenzing AG, des Vorsitzes im Aufsichtsrat der Steyrermühl-Papierfabrik sowie das Amt des Präsidenten des Verwaltungsrates der Wolfsegg-Traunthaler Kohlenwerks AG sowie des Aufsichtsrates der Papierfabrik Pötschmühle AG in Wettern in der heutigen Tschechei. Südböhmen gehörte damals zum Gau Oberdonau.
Beteiligung an "Arisierungen"
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als NSDAP-Gauwirtschaftsberater war Hinterleitner für die Geschäfte der "Handels- und Industriegesellschaft m. b. H. Linz" verantwortlich, in der die „arisierten“ Vermögen zusammengefaßt waren.
Zusammen mit dem Gauleiter Eigruber trieb Hinterleitner die „Entjudung“ der mittelständischen Wirtschaft voran. Obwohl er in seiner Funktion als Gauwirtschaftsberater keine rechtswirksamen Entscheidungen treffen konnte, gelang es ihm, die dafür zuständigen Dienststellen des Staates mit Hilfe des Gauleiters so zu beeinflussen und ein Geflecht von Beziehungen zwischen den Stellen zu knüpfen, daß er in vielen "Arisierungsverfahren" an sein Ziel gelangte, was sich am Beispiel des Warenhause Kraus & Schober zeigen läßt, das größte und modernste Linzer Warenhaus, das schon seit 1936 von den damals noch illegalen „Österreichischen Beobachter“ systematisch als „grauslicher“ Ramschladen verunglimpft worden war.
In die „Arisierung“ des Warenhauses wurde die von Hinterleitner geführte "Handels- und Industriegesellschaft" eingeschaltet, die das Unternehmen zum viel zu niedrigen Kaufpreis von 350.000 Mark erwarb, zahlbar an die Gauleitung. Am 15. März 1938, also kurz nach dem "Anschluß" Österreichs wurde den Kunden folgende Mitteilung gemacht: „Wir geben bekannt, dass die Juden aus der Firma Kraus und Schober, Linz entfernt worden sind und der Betrieb nunmehr in eine nationalsozialistische Arbeitsgemeinschaft überführt worden ist."
Ebenso "beispielhaft" für das Vorgehen von Eigruber und dessen intelligenten und äußerst sachkundigem Gauwirtschaftsberater Hintergruber war die Fusion der Steyrermühl Papierfabrik mit der „arisierten“ Papierfabrik Pötschmühle AG. Während Hinterleitner als Verhandlungsleiter für den Gau die Besitzer so weit einschüchterte, dass sie ihre Aktien an die Wolfsegg-Traunthaler Kohlenwerks AG unter dem Marktwert verkauften, verhandelte Eigruber erfolgreich mit den eigentlich zuständigen staatlichen Dienststellen. Durch die Übernahme von Posten als Vorstand bzw. Aufsichtsratsvorsitzender durch Hinterleitner übernahm die NSDAP-Gauleitung die die Kontrolle über die entsprechenden Unternehmen.
Hinterleitner hat bei den "Arisierungsverfahren" viel Zeit und Mühe aufgewendet, um diese als Ausführung "gesetzmäßig" darzustellen. Er und seine Mittäter führten dies nach dem Ende der NS-Herrschaft zu ihrer Verteidigung an.
Nach 1945
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hinterleitner wurde im Juli 1945 in Grieskirchen verhaftet und war bis Mitte 1947 Häftling im Internierungslager Glasenbach, einem Lager für höhere Parteifunktionäre der NSDAP und anschließend in Untersuchungshaft in Linz. Ein Volksgerichtsverfahren wegen seiner Beteiligung an der „Arisierung“ der Pötschmühle wurde 1948 eingestellt. 1950 wurde eine Bitte Hinterleitners um Nachsicht der Sühnefolgen bewilligt. Zwischen 1950 und 1963 war er wieder in der Kammer der gewerblichen Wirtschaft und im Industriellenverein angestellt. Außerdem war er Vorstandsmitglied des Verbandes der Vereinigung österreichischer Industrieller in Oberösterreich, Vorsitzender des oberösterreichischen Heimatwerkes und Ehrenbürger von Oberneukirchen.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Tweraser, Kurt: Wirtschaftspolitik zwischen „Führerstaat“ und „Gaupartikularismus“ Eigruber und Hinterleitner: Der „Gaufürst“ und sein Wirtschaftsberater. In: Historisches Jahrbuch der Stadt Linz. 499-514. Linz 2004. [1]
- Ellmauer, Daniela; John, Michael & Thumser, Regina (Hg.): „Arisierungen“, beschlagnahmte Vermögen, Rückstellungen und Entschädigungen in Oberösterreich. Veröffentlichungen der Österreichischen Historikerkommission. Vermögensentzug während der NS-Zeit sowie Rückstellungen und Entschädigungen seit 1945 in Österreich, 17/1. Wien, München 2004.
Weblink
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- [2] Schreiben des Staatskommissars in der Privatwirtschaft und Tiroler Gauwirtschaftsberater Dr. Hans Georg Bilgeri an Oskar Hinterleitner von 14. Jänner 1939. In einem Briefwechsel mit Bilgeri bemühte sich Hinterleitner um die Genehmigung zum Erwerb von Anteilen an der „arisierten“ Papierfabrik Steyrermühl.
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