Benutzer:Anonymus Nr.: 217.184.25.67/Blaubärblüten
ungeordnete Ideensammlung
Die 13½ Leben des Käpt'n Blaubär
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Den begriff barock weit fassen: Das ist auch insofern gerechtfertigt, als Moers selber jemanden wie Gottfried August Bürger in seinem Sinne als barocken Autor betrachtet. Dann noch ein bisschen Jonathan Swift, Cyrano de Bergerac und Grimmelshausen... auch Francois Rabelais liegt irgendwie nahe, passt aber wieder am anderen Ende nur begrenzt in die Epoche. Egal...
Der Erzähler
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es geht um den gesamten Roman als quasi-autobiographischen Roman wie Defoes Robinson Crusoe. Wir haben einen Ich-Erzähler, der aus der Gegenwart heraus rückblickend sein gesamtes Leben in der Vergangenheitsform beschreibt. Es ist ein "unzuverlässiger" Erzähler (Lit.-wiss. Terminus, Booth), der Leser muss wachsam sein, da die Welt des Lesers eine andere ist, als die des Erzählers. Dieses wird in dem Roman inhaltlich aufgegriffen, indem unser Protagonist zum Lügengladiator herausgebildet wird, der am Ende seinem Publikum genau die Geschichten erzählt, die er vorher dem Leser erzählt hat. (Smeiks Reaktion: Lachen; Erfolg als Lügner, indem er seine Lebensgeschichte erzählt.) Die Grenzen von Wahrheit und Lüge verwischen.
Der Protagonist
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ich-Erzähler im barocken Roman ist eine seltsam bizarre Gestalt mit Zügen des auktorialen Erzählers und ohne so recht fassbare Eigenschaften. Oder wenn, wie Simplex, eher eine Type als eine Person. Und das trifft ja auf den Käpt'n zweifellos auch zu.
Nachtigallers Lexikon
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die pseudo-wissenschaftlichen Einschübe und ihre Funktion in der Geschichte: Sie scheinen erst eine kleine Spielerei zu sein. Der Leser wird durch sie immer aus dem Erzählfluss herausgerissen, wofür er jedoch teilweise dankbar ist, da er in diesen Passagen genauere Informationen zu den in ihrer Fülle doch teilweise verwirrenden Daseinsformen erhält. Das neue Wissen wird auf diese Weise für den Leser strukturiert und gebündelt. Zunehmend gewinnt dieses Lexikon doch auch eine Funktion für den Protagonisten des Buches. Er erhält es als Abschiedsgeschenk von Professor Doktor Abdul Nachtigaller. Es meldet sich in der dem Leser bereits bekannten Form nun auch im Gehirn des Blaubären. Die Einschübe, die den Leser bereits seit Beginn des Buches begleiteten und vielleicht auch etwas verwirrt haben mögen, erhalten im Laufe der Geschichte eine Erklärung. Auch sie sind ein Indiz dafür, dass der gesamte Roman eigentlich eine vom Blaubären selbst gut erzählte und womöglich gut erfundene Geschichte ist. Der Leser nimmt - am Anfang ohne es zu wissen - an dem Teil, was eigentlich im Gehirn des Blaubären geschieht.
Interpretation einzelner Episoden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Roman zeichnet sich durch Episodenhaftigkeit aus, was Moers dadurch herausstellt, dass er jede dieser Episoden als eigenes "Leben" bezeichnet. Damit kann auch jedes dieser Leben für sich neu gedeutet werden. Im folgenden soll versucht werden, dies für einige Episoden durchzuführen:
Das erste Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als erstes wird das Alte Testament aufgerufen: Der Blaubär in der Nussschale, Moses im Bastkörbchen.
Der Blaubär bei den Zwergpiraten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gullivers Reisen. (Auch im Gehirn-Labyrinth des Zyklopen?) - (Exkurs: Zyklopen bei Moers?) Michael Endes "Wilde 13".
Das 4. Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es hat unübersehbare Anklänge an Defoes Robinson Crusoe. Was ist das für ein Roman? Defoes quasi-autobiographischer Roman steht in der Tradition der "spirituellen Autobiographie" des 17. Jahrhunderts, die er zwar teilweise in Bezug auf individuellere Identitätszeichnung der Figuren und einer Chronologie des Erzählens überwindet, die aber dennoch sichtbar bleibt. Es ist der Anlehnung an Robinson Crusoe zu verdanken, dass die Episode um die Gourmetinsel entsprechende nämlich didaktisch-moralisierende Züge trägt. Die spirituelle Autobiographie verläuft nach dem Schema: Sünde, Skrupel, innere Einkehr und Läuterung. Auf dem Blaubär bezogen hieße das: Sünde der Völlerei, dann auftauchende Skrupel(?), aufgelöst im kathastrophalen-kathartischen Moment der Todesgefahr, die Rettung führt zur inneren Einkehr (und zum Fasten und zur sportlichen Betätigung). Das Schema mündet im darauffolgeneden Leben, das er als durch und durch moralischer Lebensretter führt.
G.A. Bürger: Münchhausens zwölftes Seeabenteuer: Auf der Käse-Insel. Davon leben die Bewohner. Was tags verzehrt wird, wächst in der Nacht wieder zu. Weinstöcke mit großen Trauben, die Milch geben. Korn wächst mit Ähren, in denen bereits komplett gebackene Brote liegen. Flüsse mit Milch oder Wein. Die Obstbäume tragen Pfirsiche, Aprikosen und tausend andere Sorten. Hier eine Menge Vogelnester (Der Übergang zu Mac, dem Flugsaurier hier angelegt?): Ein Eisvogelnest, fünfmal so groß wie das Dach der St. Pauls Cathedral in London. Darin lagen fünfhundert Eier. Die Jungen konnte man sehen und pfeifen hören. Ein Ei öffnen die Gefährten, woraufhin der alte Vogel den Kapitän mit seinen Klauen packt, eine Meile in die Höhe fliegt und ihn dann ins Meer fallen lässt. Er schwimmt zurück.
Das moralische Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Diese Moralität des 5. Lebens wird ad absurdum geführt, indem Moers hier das Abenteuermotiv der Rettung in letzter Sekunde nicht nur in Serie vorführt, sondern dieses sogar zu dem Beruf des Flugsauriers macht.
Die Dimensionslöcher
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]SciFi-Anklänge, die Moers in Ensel und Krete ausbaut. Wir wissen, selbst wenn Moers die einzelnen Romane klar zuordnet, der SciFi-Roman also noch kommen soll, finden sich Elemente aus allen Gattungen in allen dieser Romane. Es geht hier jedoch keinesfalls um moderne SciFi. Gemäß der Vorgabe des Barock-Romans muss man zu den Anfängen der SciFi zurückgehen: Reisen zum Mond, zum Mittelpunkt der Erde etc. Wir landen bei Cyrano de Bergerac und Jules Verne.
9. Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Frank Herberts Der Wüstenplanet hat weite Teile der Gimpel-Episode geprägt. Das Einfangen von Anagrom Ataf, mit dem Ausschauhalten, dem Lauern in den Dünen, etc. ist direkt vom Einfangen des Sandwurms durch die Fremen abgeschrieben.
Sein Leben als Lügengladiator
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Käptn Blaubär wurde durch seine (vielleicht) erfundenen Geschichten berühmt. Hier wird begründet wie es dazu kam. Desweiteren zweifellos eine Variante des Lügenbarons.
Sollte man hier versuchen, mit Bürger als Interpretationsfolie zu arbeiten? (Abgesehen vom Gladiatorenmotiv, das aber auch in den Rumo gehört.)
Das Rätsel seiner Herkunft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Rätsel von Käpt'n Blaubärs Herkunft wird im Laufe des Buches zwei Mal aufgegriffen. Zum einen macht ihn die Tatsache, dass er seine Eltern nicht kennt, psychologisch angreifbar, wenn der Lügengladiator-Herausforderer dies nennt. Der Blaubär erscheint hier wie manchmal selten aufscheinend als psychologische Figur. Damit spielt Moers jedoch nur, eine kohärente Psychologie der Figur wird nicht durchgehalten. Zum zweiten erfüllt sich sein Schicksal und er erfährt das Rätsel seiner Herkunft, wenn er sein Volk aus der Morloch errettet. Biblische Anklänge sind unübersehbar: Moses, der sein Volk errettet, mit Gott spricht. Damit schließt sich der Kreis, der in der Nussschale begann, ebenfalls auf einem Schiff - wie es auch durch seine Identität als Seebär, als Käpt'n Blaubär intendiert ist. Ansonsten ist hierbei auch an Michael Endes Jim Knopf zu denken.
Das vorerst letzte, das 1/2 Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Struktur der halben Biographie greift Moers in Ensel und Krete für Hildegunst wieder auf. Das "Happy End", das so happy ist, dass der Blaubär darüber schweigt. Wie steht das strukturell in Zusammenhang mit der Tatsache, dass er selbst das Happy End in die zamonische Literatur einführt? Auf diese Weise wird nocheinmal nahegelegt, dass wir es bei der gesamten Lebensgeschichte des Blaubären selbst nur mit Seemannsgarn zu tun haben.
Und was ist mit den Gerüchten, die Mythenmetz über den Blaubär hörte?
Man darf Bücher aus sich selbst heraus interpretieren, vor allem die ersten Werke. Moers mit Moers interpretieren darf man dann in den Nachfolgewerken ;-)--Anonymus Nr.: 217.184.25.67 22:25, 26. Nov. 2006 (CET) (Vielleicht sind Hildegnst und sein Übersetzer Moers ja auch Erfindungen des Lügengladiators Käpt'n Blaubär? --Anonymus Nr.: 217.184.25.67 22:25, 26. Nov. 2006 (CET)
Bei deinem Kleingedruckten muss ich dir widersprechen (bei großen kann ich es garnicht, weil ich es nicht kapiere). Auf Zamonien-Internet-Seite erzählt Moers er sei in der Nähe seiner Wohnung in ein Dimensionsloch gefallen und bei Mythemetz im Arbeitszimmer gelandet. Dies sei der Anfang seiner Arbeit als Übersetzer zamonischer Werke. Er kam übrigens auch aus dem gleichen Dimensionsloch in der Nähe seiner Wohnung wieder raus, nachdem er in das in Zamonien gesprungen war. Frag mich nicht, wo das auf der Seite steht, aber irgendwo hab ich das gelesen. Womit allen Spekulationen ein Ende bereitet werden und wir uns über das kleine bisschen Wahrheit, das eigentlich in jeder Blaubär-Geschichte steckt wundern. --Zamomin 10:55, 27. Nov. 2006 (CET)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Martin Löschnigg: Theoretische Prämissen einer 'narratologischen' Geschichte des autobiographischen Diskurses. In: Jörg Helbig (Hg.): Erzählen und Erzähltheorie im 20. jahrhundert. FS für W. Füger. Heidelberg 2001. S. 169-187.
Einordnung in die Welt der Fantasy-Literatur?
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Terry Pratchett
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Zamonien des Käpt'n Blaubär zeigt in mancher Hinsicht noch Bezüge zu den Scheibenwelt-Romanen von Terry Pratchett. Gelegentlich scheint Moers den britischen Kollegen sogar zu zitieren, etwa bei der Schilderung der Stadt Atlantis, die deutliche Parallelen zu Pratchetts Ankh-Morpork aufweist (so gibt es in beiden Städten eine „ethnische Minderheit“ vom Volk der Bergzwerge). Ob und inwieweit Moers Einflüsse von Pratchett aufnimmt, muss Konjektur bleiben, da Moers sich zu seiner literarischen Arbeitsweise nur sehr selten und teilweise bewusst irreführend äussert. Die strukturellen Ähnlichkeiten beider Fantasiewelten sind prinzipiell auch durch den parodistischen Umgang beider Autoren mit den Klischees der Fantasy-Literatur erklärbar.
In Mort:
- Blumenkohl als ästhetische Kategorie womöglich Vorläufer für Danzelots Gartenfreund.
- Die Idee der schlafenden Bücher, wenn Mort+Gattin in spe in Tods Archiv hinuntersteigen, um Alberts Biograpgie zu suchen...