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Dorothea Freifrau von Ritter zu Groenesteyn-Röhr (* 1942 in Erfurt) ist eine deutsche Soziologin, Psychoanalytikerin und Organisationsberaterin.
Biographisches
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Vater von Dorothea von Ritter-Röhr war drei Monate vor ihrer Geburt im Zweiten Weltkrieg gefallen. Die Mutter leitete eine Gynäkologische Klinik in Erfurt.
Nachdem der politische Druck für Mutter und Tochter zu groß wurde, flohen beide 1959 in die BRD.
Privatleben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sie hat zwei erwachsene Kinder. Ihr Ehemann und Vater ihrer Kinder starb im August 2007.
1989 bestand sie die Pilotenprüfung zum PPL (A). Die Fliegerei übt sie bis heute aus und ist die älteste Pilotin Hessens.
Ausbildung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach dem Abitur begann Dorothea von Ritter-Röhr mit dem Studium der Soziologie und Psychologie an der Universität Frankfurt bei Prof. Dr. Theodor Adorno, wechselte nach bestandenem Vordiplom nach Marburg zu Prof. Dr. Maus und beendete das Studium 1971 bei Prof. Dr. Helge Pross in Gießen mit einer Dissertation zur „Prostitution in Frankfurt“. Dabei legte sie eine umfassende Untersuchung zu Sozialisation, Selbstverständnis und Handlungsproblemen der professionellen Prostituierten vor, die in Hinblick auf die Breite der Materialbasis und den differenzierten theoretischen Hintergrund bis heute unübertroffen ist.[1]
1980 beendete sie ihre Weiterbildung in der DPV zur Psychoanalytikerin.
Im Jahr 1984 wurde sie Gruppen-Lehranalytikerin im DAGG.
Berufliche und nebenberufliche Tätigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach der Promotion arbeitete Dorothea von Ritter-Röhr als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Prof. Dr. Dr. Horst-Eberhard Richter am Zentrum für psychosomatische Medizin der Justus-Liebig-Universität in Gießen. Im Januar 1973 wurde sie zur Dozentin ernannt. Neben ihrer Lehrtätigkeit in Gießen wurde ihr von der Universität Münster ein Lehrauftrag für medizinische Soziologie im Wintersemester 73/74 erteilt. Damals galten ihre Forschungsinteressen der Didaktik in der medizinischen Soziologie und dem Zusammenhang zwischen Krankheit und Gesellschaft.
1974 wurde Dorothea von Ritter-Röhr Mitglied in der „Sachverständigen-Kommission zur Erarbeitung der Enquete über die Lage der Psychatrie in der BRD – zur psychiatrischen und psychotherapeutischen Versorgung der Bevölkerung“ (Psychiatrie-Enquête).
1976 wurde sie vom Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit als ordentliches Mitglied in die Kommission zur Auswertung der Erfahrungen mit dem reformierten § 218 StGB berufen.
1979 wurde ihr die kommissarische Leitung der Abteilung Medizinische Soziologie am Zentrum für Psychosomatische Medizin an der Justus-Liebig-Universität Gießen übertragen.
Inzwischen waren ihre Interessen für die Gruppendynamik in Theorie und Praxis erwacht. In dieser Funktion war sie Mitglied bei der Dozenten-Fakultät am Hernstein Institut für Unternehmensführung. Sie nutzte ihre Kompetenz und bot auch an der Universität Gießen Gruppendynamik-Seminare an. Zusätzlich war sie als Supervisorin und Organisationsberaterin in Krankenhäusern tätig, ebenso in anderen Bereichen der freien Wirtschaft.
Der Zusammenhang von Individuum, Gruppe und Institution hatte sie bereits seit dem ersten Semester bei Adorno interessiert. 1999 gründete sie den ersten interdisziplinären Qualitätszirkel in Gießen.
Ritter-Röhr ist seit 1981 in eigener Praxis niedergelassen. Der Gesetzgeber hat 2004 Vorgaben zum Qualitätsmanagement im Gesundheitssystem geschaffen. Seitdem sind alle an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmenden Ärzte, Psychotherapeuten und MVZ nach §135 a Absatz 2 Nr. 2 des SGB V verpflichtet, einrichtungsintern Qualitätsmanagement einzuführen und weiterzuentwickeln. Ritter-Röhr war eine der Pionierinnen auf diesem Gebiet, das sie auch im Rahmen der medizinischen Soziologie besonders interessierte. Sie setzte sich sehr für die Einführung von Qualitätsmanagement im Gesundheitssystem ein und arbeitete als lizenzierte Trainerin der Kassenärztlichen Bundesvereinigung für Qualitätsmanagement. Für ihre Kollegen bot sie Seminare an, um diese für diese Thematik zu interessieren. Ihre Praxis wurde im Jahr 2005 als erste Gießener Psychotherapeutische Praxis nach ISO9001:2000 zertifiziert.
Weiterhin war sie Dozentin am Horst-Eberhard-Richter-Institut in Gießen.
Neben ihrer beruflichen Tätigkeit trat sie häufig in Rundfunk und Fernsehen auf. In der beliebten WDR-Sendung von Carmen Thomas „Hallo Ü-Wagen“ war sie als Psychoanalytikerin ein gern gesehener Gast.
Im hessischen Fernsehen hatte sie in den Jahren 1975/76 eine eigene Sendung mit dem Titel "Wie hätten Sie's gemacht". Dort diskutierte sie zusammen mit Edith Hancke und Reno Nonsens im Rahmen einer pädagogischen Spielshow Probleme der Erziehung.
Ausgewählte Fernsehauftritte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1971: Wissenschaftliche Beratung Film "Prostitution" von Thilo Koch
30.01.1975 - 25.11.1976 Eigene Sendung in HR3 ausgestrahlt über ARD "Wie hätten Sie's gemacht?" (mit Edith Hancke und Reno Nonsens)
29.05.1991 Auftritt Dagobert Lindlau (ARD) Talkshow "Veranda", Thema: Starke Frauen
29.02.1996 Auftritt Ilona Christen (Talkshow)
23.02.1995 und 09.03.95 Auftritt Margarethe Schreinemakers (Talkshow)
05.06.1997 Auftritt Hessenschau - Schönheitsoperationen
19.07.2013 Auftritt Hessenschau
30.05.2017 Als Beitrag Hessenschau "Hessens älteste Pilotin"
15.08.2017 Als Beitrag SAT 1 "Rote Baronin"
Ausgewählte Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Prostitution. Eine empirische Untersuchung über abweichendes Sexualverhalten und soziale Diskriminierung, Frankfurt 1972.
Soziologische Aspekte des Herzinfarktes. Ärztliche Praxis, Jg. XXV, Nr. 13, 1973.
Frauen in leitenden Positionen. Internationale Zeitschrift für Erziehung, Nr.1, Vol. XIX, 1973.
Prostitution. Postoralanthropologisches Wörterbuch, Wien: Herder 1974.
Der Arzt, sein Patient und die Gesellschaft. Frankfurt: Suhrkamp 1975.
Medizin-Soziologie. Stuttgart: Schattauer 1976.
Gruppenanalytische Exkurse. Berlin: Springer 1988.
Peter Heintel u.a. (Hrsg.): Zum Selbstbild der GruppendynamikerInnen. Gruppendynamik. Wien 1993.
D. von Ritter-Röhr u. B. Pesendorfer (Hrsg.): Der Generationenkonflikt heute. Denkstoff, B. Pesendorfer (Hrsg.), St. Gallen 1997.
Männer – Frauen – T-Gruppe. Betrifft TEAM, Peter Heintel (Hrsg.), Wiesbaden 2006.
Die Prostituierten als soziale "Outgroup". Psychosomatik im Wandel der Zeiten, Johannes Kruse u.a. (Hrsg.), Gießen 2012.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]the-johari-window-dr-dorothea-von-ritter-rohr-decisions-q3ca
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Thilo Koch, Handel mit der Liebe, http://www.zeit.de/1973/03/handel-mit-der-liebe
Hessenschau, 19.07.2013 Gießener Allgemeine (Die rote Baronesse), 25.10.2016
Hessenschau, (Hessens älteste Pilotin), 30.05.2017
Sat1, (Rote Baronin), 15.08.2017
Gießener Anzeiger (Handkuss von Adorno), 30.09.2017
http://www.dr-von-ritter-roehr.de/de/zulassung-zertifizierung/
https://www.wunschliste.de/serie/wie-haetten-sies-gemacht
- ↑ Friedrich W. Stallberg: Prostitution. In: Günter Albrecht, Axel Groenemeyer (Hrsg.): Handbuch soziale Probleme. 2. Auflage. Springer VS, Wiesbaden, ISBN 978-3-531-32117-2, S. 904–923, 910.