Benutzer:Ca$e/Methodischer Rationalismus
{{Löschantragstext|tag=23|monat=März|jahr=2010|titel=Methodischer Rationalismus}}''theoriefindung'' -- [[Benutzer:Ca$e|Ca$e]] 18:59, 23. Mär. 2010 (CET) ----</noinclude> Methodischer Rationalismus’ (englisch ‚Methodological Rationalism’) bezeichnet sowohl allgemein eine ältere, aufklärend-rationale, als auch eine jüngere, hieran dezidiert methodisch anschließende Denkform der Philosophie.
Entstehung als Aufklärung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Trotz zahlreicher Gemeinsamkeiten mit der antiken Philosophie, dem cartesianischen, klassischen und theologischen Rationalismus wird der ‚Methodische Rationalismus’ im Sinne einer „alten“ Denkform und Denkrichtung generell erst den Aufklärungsphilosophen zugeschrieben (Denis Diderot, Voltaire, Jean-Jacques Rousseau, Immanuel Kant u.a.), wenn sie trotz oder gerade wegen der zunehmend enttabuisierten, irrationalen Seite des Menschen ausdrücklich vertraten, dass die Vernunft des Menschen methodisch (bzw. systematisch) gestärkt werden müsse.
An diese, viele Philosophien beeinflussende Tradition aus dem 18. Jahrhunderts mit ihren „neuen“ Gegenbegriffen im 19. Jahrhundert (statt ‚Empirismus’ u.a. ‚Irrationalismus’) schließt im Anschluss an die analytische Sprachpragmatik, an deren Verbindung mit empirischen Theorien (bei Willard Van Orman Quine u.a.) und an die gleichzeitig verbreitete Vernunftskepsis (Poststrukturalismus u.a.) eine Denkrichtung an, die am Ende des 20. und Beginn des 21. Jahrhunderts zu jener Vernunftskepsis eine Alternative formt, dabei die Terminologie ‚methodischer Rationalismus’ prägt und entsprechend „jung“ ist.
Sie wurde geschärft hauptsächlich durch die Philosophen Donald H. Davidson (pragmatisch, in Auseinandersetzung mit Willard Van Orman Quine u.a.) und Herbert Schnädelbach (kommunikativ, in Auseinandersetzung mit Karl-Otto Apel u.a.); um näher aufzuzeigen, inwiefern eine „methodische“ Rationalität und Aufklärung unter Bedingungen von Unsicherheit, Intuition und Postmoderne eine philosophie-wissenschaftliche und auch lebenspraktische Zukunftspriorität behalte.
Schwerpunkt „Methode“
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Quelle des ‚methodischen Rationalismus’ im Sinne von Davidson und Schnädelbach ist eine Schnittmenge rationalitätstheoretischer Aufsätze aus Studien in den operativen Bereichen Interpretieren, Verstehen, Erkennen und Handeln. Die philosophische Leistung, im Rahmen der älteren Denkrichtung aktualisierende und weiterführende Positionen zu vertreten, ergab unterschiedliche Schwerpunkte, so bei Davidson in der Entwicklung der Bedeutungstheorie und bei Schnädelbach in der Begründung basaler Rationalitätstypen, die aber dennoch beide ein betont methodisches Moment haben (erstere z.B. durch das „principle of charity“ und letztere durch die Typologisierung von Warum-Fragen).
Methodisch vorgehen heißt „in kontrollierbaren Schritten vorgehen, so dass ein Schritt aus dem anderen sinnvollerweise folgt und auch nachvollzogen werden kann“ (Schnädelbach). Damit wird intuitives Vorgehen in der Praxis nicht ausgeschlossen (auch nicht die Verarbeitung von Gefühlen, Leidenschaften etc.), aber dennoch besteht hier einerseits eine generelle Abgrenzung zu einem philosophischen Intuitionismus, wie er bei Friedrich Nietzsche oder Theodor W. Adorno feststellbar ist und wie er immer dort entsteht, wo Orientierungen an intuitiven, unbewussten oder nicht näher begründeten Neigungen oder Gewohnheiten auch im philosophischen Diskurs für maßgeblich gehalten werden.
Anderseits steht der methodische Rationalismus einem metaphysischen Rationalismus entgegen (Platon, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Martin Heidegger) entgegen, weil sich Orientierungen nur im jeweiligen Prozess des Denkens ergeben würden. Somit wird kein „natürliches“ Programm vorausgesetzt, festgestellt oder als Fixpunkt der Philosophie akzeptiert, so dass auch typische Prinzipien der Rationalität unter dem Vorbehalt ihrer Begründung stehen.
„Endliche“ Begründungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Praktische Begründungen und auch eine Theorie der Rationalität ergäben sich nach der methodisch-rationalen Denkweise nur in der „endlichen“ (englisch „finite“) Behandlung von Sachthemen auf pragmatisch wie kommunikativ begehbaren Wegen (praktische Diskurse, Gesprächsphilosophie etc.). Noch vor der Entstehung eines philosophischen Kommunikationsparadigmas (Ludwig Wittgenstein u.a.) hatte Kants Transzendentalphilosophie das hierbei konstitutive Element der „Endlichkeit der Vernunft“ begründet. Aus einer hieraus abgeleitenden Offenheit verbunden mit einer konsequenten Ideologiefreiheit bildete sich zum „kritischen Rationalismus“ von Karl Popper und Hans Albert), der ansonsten mehrere Ähnlichkeiten aufweist (Vernunftorientierung, Fallibilismus u.a.) ein Unterschied heraus:
Als ein Element des Kritische Rationalismus ist dessen methodischer Rationalismus einer, "der ein am Prinzip kritischer Prüfung orientiertes involviert und die Rolle der konstruktiven und kritischen Phantasie im Problemlösungsverhalten in Rechnung stellt" (Hans Albert). Hierbei bleibt Kritik das bestimmende Element, wohingegen ältere und jüngere Formen des methodischen Rationalismus, die ebenfalls Kritik integrieren, von den kritischen Programmen des Kritischen Rationalismus unabhängig sind. Zudem kann der methodische Rationalismus im Sinne eines Grundverständnisses der Aufklärung verdeutlichen, dass zwar Kritik mit Kant ein Standard philosophischer Methoden wurde, es aber wie beispielsweise in der Phänomenologie gar nicht bei jeder philosophischen Tätigkeit darum gehe, kritisch zu sein. Entscheidend ist hier, dass Kritik nicht aufgegeben, sondern um die Priorität einer offenen Methode ergänzt wird, die die eigenen kritischen Prinzipien mitbetrifft.
Ferner ist diese Denkform auch nicht wie die Philosophien von Jürgen Habermas und Karl-Otto Apel auf bestimmte normative Grundlagen festgelegt und sie kann anders als Willard Van Orman Quine (ohne ein vorherrschendes Begriffsschema) den Standpunkt einer „radikalen Interpretation“ (Davidson) einnehmen. Sie verbleibt aber mit diesen Philosophen in dem gemeinsam vollzogenen Kommunikationsparadigma, in welchem sie ihrer Konstruktionsaufgabe verpflichtet bleibt. Diese besteht also darin, in Bezug auf Begründungen von Handlungen, Theorien und die Herausbildung von ebenso begründeten Entscheidungen und Orientierungen Gedanken aus sich selbst heraus (Reflexivität der Vernunft) und in nachvollziehbaren Schritten zu vollziehen.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Donald H. Davidson (Auswahl)
- 1980 Essays on Actions and Events, Philosophical Essays, Oxford: Clarendon Press. ISBN 978-0199246274.
- 1984 Essays on Truth and Interpretation, Philosophical Essays, Oxford: Clarendon Press. ISBN 978-0199246298
- 2001 Subjective, Intersubjective, Objective, Philosophical Essays, Oxford: Clarendon Press. ISBN 978-0198237532.
- 2004a Problems of Rationality, Oxford: Clarendon Press. ISBN 978-0198237549.
- 2004b "Could there be a science of rationality?" in Davidson (2004a), S. 117–134.
- Herbert Schnädelbach (Auswahl)
- 1977 Reflexion und Diskurs. Fragen einer Logik der Philosophie, Frankfurt a. M., ISBN 978-3518064085.
- 1987 Vernunft und Geschichte, Vorträge und Abhandlungen (1), Frankfurt a. M., ISBN 978-3518282830.
- 1992 Zur Rehabilitierung des animal rationale, Vorträge und Abhandlungen 2, Frankfurt a. M., ISBN 3518286439.
- 2000 Philosophie in der modernen Kultur. Vorträge und Abhandlungen 3, Frankfurt a. M., ISBN 978-3518290651.
- 2007 Vernunft, Leipzig. ISBN 978-3150203170.
[[Kategorie:Erkenntnistheorie]] [[Kategorie:Wissenschaftstheorie]] [[Kategorie:Staatsphilosophie]] [[Kategorie:Sozialphilosophie]]